So, ich wollte auch eine Oktobersache machen. Und ich dachte, ich benutze die Inktoberliste. Allerdings ist es kein Inktober, denn ich benutze keine Tinte. Ich zeichne nicht einmal. Ich schreib zu jedem Stichwort ne Kleinigkeit und hoffe, dass das am Ende irgendwie einen Sinn ergibt. Kann noch nichts versprechen.
Wer Lust hat, kann mitmachen.
Erstmal für den ersten, am Abend schnell hingeschrieben und sieht auch so aus:
Kapitel Eins: Am Anfang war der Fisch
Es war ein verdammt großer und hässlicher Fisch. Und natürlich dachte er gar nicht daran, da zu bleiben, wo Fische eigentlich hingehörten, nämlich im Wasser. Nein, dieser Fisch war einfach aus dem See gekrochen und robbte nun durch die Straßen von Niansstadt.
Und natürlich jagte er Leute.
„Was ist das?“, fragte Squire Soul. „Der ist nicht besessen, oder?“
Sie war eine Polarfüchsin, vielleicht zwischen achtzehn und zwanzig Jahre alt. Sie trug ein knappes Hemd mit einem goldenen, pink gerahmten Kragen und einer ebensolchen Knopfleiste, einen kurzen Rock mit goldenem, pink gerahmten Saum, ein goldenes Diadem mit einem Diamanten, weiße Handschuhen und so etwas wie Ballettschuhe.
Alles in allem sah sie nicht wie jemand aus, der sich einem alles fressenden Riesenfisch in den Weg stellen sollte.
„Nein“, bestätigte Squire Cups, die den Squire-Computer auf das Monster richtete. „Es ist auch kein Roboter. Nur ein sehr großer und hässlicher Eisschollenkarpfen. Vielleicht genmanipuliert? Nein, warte – da ist etwas magisches ganz tief drin. Vielleicht im Magen.“
Cups ähnelte Soul in vielerlei Hinsicht, wie Alter, Spezies, Geschlecht und auch Kleidung – allerdings waren die Akzente bei ihr blau, nicht golden, und auch nicht gerahmt. Und sie trug weder Handschuhe noch Schuhe oder ein Diadem.
Sie ließ den blauen Laptop verschwinden und hielt stattdessen in jeder Hand einen silbernen Kelch.
„Locken wir es her.“
Es, also der Fisch, war gerade damit beschäftigt, nach einem Eisbären zu schnappen, der sich auf die hohe Ampel an der Kreuzung geflüchtet hatte.
„He, du!“, rief Squire Soul lauter, als man ihr zugetraut hätte. „He! Schau gefälligst her!“
Der Fisch unterbrach kurz seine Tätigkeit um zu sehen, woher die laute Stimme kam. Er fand die Antwort aber wohl nicht sehr interessant.
„Für Vergangenheit und Zukunft aber vor allem die Gegenwart, die Strahlende Wächterin – Squire Soul!“
Squire Soul zog ein Bein hoch und begann, sich auf einem Fuß zu drehen. Plötzlich hielt sie auch etwas in den Händen. Das Seelenzepter, einen goldenen Stab, auf dessen Spitze ein Herz aus rotem Glas oder Kristall saß.
Ein roter Strahl schoss daraus in den Himmel.
Das fand der Fisch interessant.
„Der kommt aber schnell“, fand Squire Cups.
In der Tat legte der Karpfen die sechzig bis siebzig Meter innerhalb weniger Sekunden zurück. Er hätte die sich immer noch drehende Squire Soul mit einem Biss verschlugen, hätte Cups ihn nicht mit einer Peitsche aus Wasser, die aus dem linken Kelch wuchs, schmerzhaft abgelenkt.
Etwas Wasser hielt ihn nicht davon ab, nach Cups zu schnappen. Er verfehlte sie nur deshalb knapp, weil sich eine goldene Kette um seine Schwanzflosse geschlungen hatte.
„Sorry, bin etwas spät dran!“, rief Squire Coins. Gelbe Akzente, Ballettschuhe und Handschuhe wie Soul, auch eine Polarfüchsin. Sie hielt das andere Ende der Kette und zog an dem Fischmonster mit einer Kraft, die es offensichtlich überraschte.
Was ihr natürlich fehlte, war das entsprechende Gewicht. Und so musste der Fisch nur plötzlich mit dem Schwanz schlagen um seine Gegnerin durch die Luft zuschlagen.
Ein plötzlicher Windstoß verhalf Coins zu einer weichen Landung und so trat Squire Swords, grüne Akzente, keine Handschuhe, Sportschuhe, in die imaginäre Arena. Ein Schwert erschien in jeder ihrer Hände.
„Gibt's Sushi?“
Ein Schlag mit einem brennenden Kampfstab (der eigentlich aus zwei Schlagstöcken zusammengesetzt war) hielt den Fisch davon ab, Squire Cups beim zweiten Versuch zu erwischen.
„Nein, es gibt gegrillten Fisch“, sagte Squire Batons. Sie trug keine Handschuhe und ihre Schuhe hatten hohe Absätze.
Der Fisch war weiterhin unbeeindruckt. Er öffnete sein Maul und – eine Fangzunge schoss daraus hervor und blieb an Batons kleben.
„Welcher Fisch hat denn sowas?“, fragte sie.
Ihr Kampfstab wurde länger und verhinderte, dass sie ins Maul des Fisches passte. Der brennende Stab verkokelte das Tier etwas, ließ es aber nicht aufgeben.
Auch als Sword ihm ihre Schwerter in die Seite schlug, Coins erneut an der Schwanzflosse zerrte und Cups zwei kräftige Wasserstrahlen direkt auf seine Augen richtete, blieb er standhaft.
„Was immer ihn mutiert, es ist damit noch nicht fertig. Aus dem Vieh könnte noch etwas viel Schlimmeres werden“, erklärte Squire Cups.
In der Tat wuchsen aus den Brustflossen des Tieres nun lange Stacheln, mit denen es nach Swords schlug.
Endlich hörte Squire Soul auf, sich zu drehen. Das Zepter war voll aufgeladen.
„Aus dem Weg!“, rief sie, als sie es auf den Fisch richtete.
„Wie denn?“, fragte Batons zurück.
Das Problem leuchtete Soul ein. Mit einem gewaltigen Sprung positionierte sie sich an der freien Seite des Fisches und zielte erneut.
„Seelenstoß!“
Ein goldener Strahl traf den Fisch in die Flanke und kippte ihn um – direkt auf Swords.
„Ups. Aäh – Lebenswelle!“
Transparente pinke Wellen brandeten über den Fisch hinweg. Er verlor die Stacheln und auch die Zunge schrumpfte und war offensichtlich nicht mehr klebrig, denn Batons konnte sich lösen.
„Schieß ins Maul!“, rief Cups.
Soul machte noch einen Sprung und richtete das Zepter auf das nun freie Maul des Monsters.
„Seelenstoß!“
Dieser Strahl warf den Fisch nicht nur ein Stück zurück und damit auch von Swords herunter, sondern bereitete ihm auch einiges Unbehagen. Das Tier verkrampfte sich und würgte etwas aus.
Dann blieb es einfach nur liegen.
Squire Cups ließ wieder den Laptop erscheinen und klappte ihn auf.
„Ja. Das ist die Magiequelle. Der Fisch sollte nun wieder atmen müssen und … oh, er verblutet sowieso, weil Swords ihn nach der Lebenwelle nochmal verletzt hat.“
„Och“, machte Soul. „Ich hatte gehofft, wir fangen mal eins lebend.“
„Ich weine dem jedenfalls keine Träne nach“, urteilte Swords.
„Die Medien rücken an“, meldete Coins.
„Dann mal weg hier.“
Und in fünf verschiedene Richtungen machten sich die Minor Arcana aus dem Staub.
Die Behörden stellten kurz darauf den toten Fisch sicher. Und ein geheimnisvolles und definitiv magisches rote Objekt.