[2023-04] Die Mückenhäuser des Südens*
Brunnenwasser soll sauber sein. Brunnen werden darum gerne von Brunnenhäusern geschützt. Und im Süden der Träne sind diese besonders prächtig. Denn hier waren sie einst lebenswichtig. Die heute ausgestorbene rötliche Brunnenmücke, von der eine Verwandtschaft zur Arsenmücke angenommen wird, pflegte ihre Eier in Wasserlöchern und Brunnen abzulegen und deren Überreste vergifteten das Wasser. Die dagegen errichteten Brunnenhäuser schützten nicht nur das Wasser, sondern trugen auch zum Aussterben der Mücken bei und sind wie diese im Südland, in der Südhälfte des Westlands und im südlichsten Teil des Hochlands verbreitet.
Mitunter sind die Brunnenhäuser immer noch mit stilisierten Mücken und Eiern geschmückt oder es findet sich an mehr oder weniger auffallender Stelle eine entsprechende Darstellung. Das berühmte Brunnenhäuschen des Naturkundlichen Instituts von Kallimare ist mit der vergrößerten realistischen Darstellung verschiedener Mücken- und Insektenarten bedeckt und die berühmte Darstellung des Mückenwasseranschlags aus dem Märchen vom Mückenröschen am Brunnenhaus von Ciendaport wurde durch zahllose kitschige Kopien auch zu einer häufigen Verzierung an Brunnenhäusern des Südens. Natürlich gibt es auch Verzierungen ohne Bezug zu Mücken sowie ganz schlichte Brunnenhäuser.
Bevor wir zu den lokalen Stilen kommen, sei kurz erwähnt, dass natürlich auch die über die ganze Träne verbreiteten Stile bei den Mückenhäusern zur Anwendung kamen und es immer noch reine Zweckbauten, teils sogar ganz unansehnliche Bretterbuden gibt. Aber selbst bei abgelegenen Wasserlöchern ist das Fehlen von Mückenhäusern eine Seltenheit. Die Quelleinfassungen und Quellhäuser dieses Teils der Träne werden Brunnenhäuser oder -häuschen genannt. In Fließgewässern waren Brunnenmücken, die fließendes Wasser zur Eiablage mieden, schließlich kein Problem. Abgesehen vom Fehlen der Abbildungen von Mücken, gilt für sie das zu den Mückenhäusern gesagte sinngemäß.
Als Beispiele für den Zuckerbäckerstil müssen der Muffin mit Erdbeere auf dem Knickmarkt von Ciendaport und das Kirschtörtchen von Mediafori erwähnt. Der Angebissene Glasierte Apfel von Compsagasuter stellt ein berühmtes Mückenhaus aus der Phase der Kritik am Zuckerbäckerstil dar.
Klassizistisch sind einige Mückenhäuser in Form von Rundtempel mit Säulengängen oder Pfeilervorlagen. Die durch diese Gestaltung entstehenden Felder sind häufig für Werke der bildenden Kunst genutzt. Neben Helden und Herrschern, Symbolen und Allegorien werden hier auch Wasser, Quellen und natürlich Mücken thematisiert. Berühmt unter diesen ist das Haus des Lebensquell in Vimonte, an dem - vom berühmten Künstler Bernado da Linci - die Phasen des menschlichen Lebens dargestellt wurden. Schlachtszenen verzierten das zerstörte Mückenhaus auf dem Campo Hadu, wo heute inmitten der Trümmer ein sehr kleines, schlichtes Mückenhäuschen aus einigen Trümmern und Feldsteinen steht, während vor den Toren von Castell d'Aqua immer noch Wasser aus dem "Schlachthaus" geholt werden kann.
Das Zwergenhaus auf dem Marktfeld wiederum ist ein Zeugnis zwergischer Kunst und zeigt berühmte Zwerge. Auch das schwarze Mückenhaus aus dunklem Gestein soll von Zwergen errichtet sein. Das Mückenrelief aus weißem Marmor wurde später ergänzt.
Elfenkunst sind einige der hölzernen Mückenhäuser des Nordost-Südens, auch wenn die Anfertigung durch Elfen bei einigen Schnitzereien nicht belegt werden kann, es sich wohl oft nur um Nachahmungen lokaler Volkskünstler handelt. Eindeutig elfischer Herkunft sind drei Mückenhäuschen aus lebenden Bäumen, aus Eiche, Linde und Buche, sowie eines aus Haselsträuchern, die als dichtes Flechtwerk gewachsen sind.
Singulär ist das nördlichste Mückenhaus. Das manchmal Orkenhaus genannte Bauwerk stellt ein typisch orkisches Häuptlingszelt samt verzierender Spitzen und Stoßzähnen dar. Seine Entstehung ist unbekannt. Es wirkt zu filigran für eine Steinmetzarbeit, eher wie ein versteinertes Zelt.
Als singulär gilt auch der seltsam verdrehte Turm von Quetorr, der so wirkt, als sei einer der noch zu erwähnenden Türme lebendig geworden, nur um wieder zu erstarren.
Der Turm von Quetorr zählt schon zu den typischen Stilen des Südens, wo einst in kriegerischen Zeiten einige Mückenhäuser als kleine Wehrtürme ausgebaut waren. Hieraus entwickelten sich die Mückentürme. Einige nahmen andere Stile auf, doch typisch sind urtümliche, einfache und fensterlose, sich nach oben verjüngende Bauten mit gemauerten Spitzen oder Kuppeln als Abschluss und selten nur richtigen Dächern. Oft mussten Strebepfeiler ergänzt werden, um diese Bauten zu stabilisieren. Andere wurden sofort mit Strebepfeilern gebaut. Schließlich entstanden auch Bauten mit rundbogigen Fenstern, bevor sich die Architekten mit gewagten, durch dünne Strebepfeiler gesicherte sehr hohe Bauten mit großen, meist spitzbogigen Fenstern Denkmäler setzten. Obwohl die Entwicklung offensichtlich erscheint, konnten diese Mückentürme bisher nicht in eine klare und eindeutige Chronologie eingeordnet werden.
Beispiel für Mückentürme als Wehrturm sei der Turm von Campo Limesi. Original ist der untere Teil, während die leicht vorkragende Turmstube samt Zinnen eine moderne, der Ästhetik verpflichtete Ergänzung ist. Bei keinem dieser Wehrmückentürme ist der obere Teil erhalten, nur einige sind nicht romantisierend, sondern, wie vor den Mauern von Pudotat als Wehrturm ergänzt, andere dienten sogar als Gefängnis, wie in der Burg Prämonti. Ein Teil ist auch nur als hohler Zahn, nicht immer mit Notdach erhalten. Demgegenüber sind die so urtümlich wirkenden Urmückentürme in der Regel gut erhalten. Bei einigen wenigen stehen mit gräßlichen Fratzen, Ungeheuern und seltsam weichen Glyphen verzierte, in der Regel etwa mannhohe Steine. Die Drei Nebelgleichen als nördlichste Mückentürme im Westland und die Sieben Brunnen, ganz im Süden des Orklands geben jeweils nah beieinander gleich mehrere gute Beispiele. Für die auch als Himmelstürme bezeichneten eleganten, hochstrebenden Mückentürme gilt der Turm bei Aqville als besonders schönes Beispiel, allerdings im Gegensatz zur Regel mit rätselhafter Bildersprache. Der höchste dieser Türme soll auch am höchsten stehen: Er ist auf einem Vorgebirge über einer funktionslosen Zisterne funktionslos erbaut und verdankt sein Dasein dem Ehrgeiz von Bauherrn und Architekt.
Weit verbreitet sind auch die niedrigeren, acht- oder rechteckigen, selten auch unregelmäßigen oder dreieckigen Mückenhäuser aus Steinquadern oder Ziegelsteinen, die sich im Rahmen der regionalen Architektur weiterentwickelten. Zur Küste hin und im Südteil des Südens stellen Ziegel den typischen regionalen Stil dar. Ziegelbauten sind oft mit vorwiegend blauen oder grünen Zierziegeln verkleidet. Typisch bei Stein und Ziegel ist auch heller Putz und Darstellungen in hellen Farben, wie beim südlichsten Mückenhaus bei Waldstrand, dessen Brunnen seit Jahrzehnten nur Salzwasser enthält und das nur noch seiner Schönheit zuliebe erhalten bleibt. Typische Beispiele sind weit verbreitet, das Mückenhaus von Frontital gilt als besonders gelungen.
Ganz im Süden fehlend und an der Küste selten sind Mückenhäuser aus Fachwerk. Sie entsprechen im Stil dem südlichen Fachwerkquartier, mit eher enger Setzung der Ständer. Lediglich in der Mitte des Westlands gibt es nördlichere Varianten. Ihre Konstruktion ist höchst individuell, wie der Brunnenstern von Kallimare zeigt. Sie können Türmen oder kleinen Häusern gleichen, prächtig oder funktional gestaltet sein. Während Fachwerkhäuser im Süden gegenüber den Stein- und Ziegelbauten selten sind und diese Konstruktion oft unter einem Putz verborgen wird, dient diese Konstruktion, auch im Verein mit Stein durchaus als Gestaltungselement. Als Turm in Taniano, verwinkeltem Bau in Foro Grado und geometrischen Körpern in Archimed dienen auch diese als Wahrzeichen.
Für den zum Süden zählenden besiedelten Teil des Gebirges sind Holzbauten typisch. Die Mückenhäuser folgen im Stil den Wohnhäusern. Mit den Mückenstabhäusern wie in Montwardi gibt es aber auch einige, heute seltene, aufwendigere Bauten. Während im Westen Bemalung als Verzierung dominiert, sind im Osten Schnitzereien üblich. Mit farbig gefassten Schnitzereien überschneiden sich diese Möglichkeiten in der Mitte, wobei sich das Gebiet der Überschneidung allmählich vergrößert. Nicht zur Volkskunst zählen nur wenige Bauten wie das Mückenhaus des Paro Badar bei der Hütte am Halbwald. Oft sind die Wände in Tafeln aufgeteilt, die jeweils von einem Künstler oder einer Familie gestaltet werden.
Beispiele
* Es wurde beo den Namen ausführlicher Gebrauch von Stadthaltern gemacht. Nachdem ich meine Unterlagen zum Süden der Götterträne wiedergefunden, aber noch nicht gesichtet habe, will ich da erstmal nichts setzen, was ich dann evt. schnell wieder ändern muss. Bilder bekomme ich heute nicht hochgeladen, vielleicht folgen aber noch welche.