[2b] Bestiarium von Kainomaz

  • Wirklich viel über Kainomaz gibt es erst, wenn die WBO ganz vorbei ist, aber eine Sache, die in einer Aufgabe am Rande erwähnt wird, will ich jetzt schon ausarbeiten.


    Der Drachenwaran


    Drachenwarane sind eine große Waranart, normalerweise zwei bis drei Meter lang, selten dreieinhalb, die auf Kainomaz und diversen Inseln des Lebenden Ozeans vorkommt. Sie sind eng verwandt mit dem Dreiaugenwaran, aber im Gegensatz zu diesem Vierbeiner, nciht zivilisert und mit nur einem rudimentären dritten Auge ausgestattet. Als ausgezeichneter Fährtenleser und dank giftigem Speichel kann ein Drachenwaran auch allein Beute erlegen, die größer ist als er selbst, wie etwa Rinder oder Hirsche oder (kürzere aber immer noch massigere) Wildschweine. Er ist aber nicht wählerisch und frisst auch kleinere Beute, Eier oder Aas. Während der Drachenwaran früher an der Küste Grachandans häufig war, ging sein Bestand durch Bejagung - hauptsächlich durch Viehbauern, die durch ihn merkliche Verluste erlitten - stark zurück. Heutzutage findet man an den Küsten Grachadans nur noch wenige Exemplare, die unter Naturschutz stehen. Da sie aufrechtgehende Wesen eher als Bedrohung als als Beute sehen, gelten sie als weitestgehend ungefährlich.


    Etwas länger hielt sich der Drachenwaran im Wald der Götter, wo die Zkeiih, menschengroße aufrechtgehende Katzen mit braunem Fell, Nester plünderten um die Jungtiere aufzuziehen und zur Jagd abzurichten. Das funktionierte ganz gut, die Nachzucht gelang aber selten und letztlich erwies sich dieses Vorgehen als eher nachteilig für die Population.

    Heute leben noch einige Drachenwarane an der Nordseite des Waldes in den Mangroven und ein einziger im Landesinneren.


    Niemand weiß genau, wie der Große Waran so groß werden konnte, aber er misst inzwischen über sieben Meter und wächst weiter. Er ist auch definitiv über hundert Jahre alt, einige Aufzeichnungen sagen über zweihundert, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er in absehbarer Zeit an Altersschwäche sterben wird (falls Drachenwarane das überhaupt tun, alle beobachteten Fälle starben durch Verletzung oder Krankheit).

    Der Große Waran verlässt den Wald nie und meidet Siedlungen. Er ist aber gefürchtet bei Jägern, denen er dank seiner enormen Größe und dicken Schuppenhaut leicht ihre Beute abringen kann. Tatsächlich ist die Beute kleinerer Raubtiere offenbar inzwischen seine Hauptnahrungsquelle, kann er sich doch schwerlich lautlos an Beutetiere anschleichen.

    Der Große Waran gilt als einer der Lebenden Götter des Waldes und hat diverse Anhänger, vor allem unter Zkeiih und Reptii. Während die Zkeiih, denen er die Beute streitig macht, ihn fürchten und ihn durch Geschenke zu besänftigen versuchen, sehen die Reptii ihn als Beschützer. Aufgrund ihrer geringen Größe fallen die aufrechtgehenden Eidechsen nicht ins Beuteschema des Warans und schätzen es, dass er andere Raubtiere, wie Wölfe und vor allem Wildschweine, fern hält. Während sie sich ihm relativ gefahrlos nähern können, sollten aber auch Reptii nicht direkt vor das Maul des Großen Warans laufen.


    Meist hält sich der Große Waran auf einer Lichtung auf, wo er auf einem umgestürzten Menhir der Zkeiih in der Sonne liegt, gerne nimmt er auch ein Bad in einem nahen namenlosen Waldbach. Zur Nahrungssuche verlässt er aber regelmäßig sein angestammtes Revier in das sich, wie schon erwähnt, kaum ein größeres Tier wagt. Begegnungen gehen meist friedlich aus - man sollte sich nur nicht zwischen den Großen Waran und sein Futter stellen.

  • Welche Eurer Tierchen stechen gerne mal zu?


    Die Marmorwespe


    Obwohl sie zu den Kurzkopfwespen gehört, wird die Marmorwespe größer als die meisten Hornissen. Sie ist überall auf Kainomaz verbreitet und vor allem an warmen Tagen unterwegs. Die Marmorwespe ist eusozial und baut ihre Nester gern in Höhlungen in Gestein, wobei sie keinen Unterschied zwischen natürlichen Felsen und künstlichem Mauerwerk macht. Sie mischt gerne Gesteinsmehl in den zum Nestbau verwendeten Holzbrei und erzeugt damit etwas, das beinahe als Keramik durchgeht.

    Den Namen Marmorwespe hat die Art aufgrund ihres auffälligen Äußeren erhalten. Größtenteils weiß mit einigen schwarzen Elementen (darunter Streifen auf dem Hinterleib) und einem auffälligen Glanz, sieht sie wirklich aus wie aus Marmor gemeißelt (und gründlich poliert).

    Obwohl ein schöner Anblick, sind Marmorwespen nicht sehr beliebt, zeigen sie sich auf der Nahrungssuche doch furchtlos und gut organisiert. Wie andere Wespen ernähren sich die erwachsenen Tiere hauptsächlich von Kohlehydraten, die Larven aber von Eiweiß. (Eine Ausnahme ist die Königin, die Eiweiß zur Bildung von Eiern braucht.) Zu diesem Zweck sammeln sie zwar Fruchtsaft und jagen kleinere Insekten, nehmen aber dankbar jede einfacher zu beschaffende Nahrung an. Raffinierter Zucker als Lieferant von Kohlehydraten ist besonders beliebt. Findet eine Wespe eine Quelle, dann sind sehr schnell genug Marmorwespen da, um die gesamte Nahrung abzutransportieren. Bei gutem Wetter kann es auf Kainomaz schon vorkommen, dass man ganze Kuchenstücke durch die Luft davonfliegen sieht.

    Marmorwespen bei der Nahrungssuche zu stören ist übrigens nicht zu empfehlen. Die Marmorwespe besitzt einen glatten, weißen Giftstachel ohne irgendwelche Unebenheiten oder gar Widerhaken und kann auch großen Säugetieren mühelos schmerzhaft anschwellende Stiche versetzen, ohne dabei in Gefahr zu laufen, stecken zu bleiben. Die meisten Leute entfernen daher das ganze Nest während die Wespen sich im Kälteschlaf befinden. An warmen Orten, an denen das nicht möglich ist, wie etwa in der Schwarzsteinstadt, die eine auffällig hohe Dichte an Marmorwespennestern aufweist, versucht man oft, die Wespen zu vergiften oder auszuräuchern, was nur halbwegs funktioniert, da sie eine Gefahrenquelle schnell erkennen und angreifen.

    Viele Reptii der Schwarzsteinstadt verdienen ihr Geld durch die Bekämpfung von Marmorwespen. Aufgrund ihrer geringen Größe sind sie bestens geeignet für einen sehr direkten Ansatz mit Schwertern und Speeren und manchmal kleinen Mengen von alchemistischem Sprengstoff. Vorausgesetzt sie sind ausreichend gerüstet.

  • Der Klettertroll


    Der Klettertroll ist eine der wenigen Trollarten, die von Natur aus nicht kulturschaffend (oder auch nur intelligent genug dafür) sind. Klettertrolle haben lange Gliedmaßen und auffällig große Krallen, die zum Klettern an Berghängen oder Bäumen dienen. Sie sind Allesfresser, jagen aber kaum sondern plündern Nester, sammeln Insektenlarven oder begnügen sich mit Aas wenn es sie nach Fleisch verlangt und leben ansonsten von Blättern, Wurzeln und Bast, seltener von Früchten. Man findet den Klettertroll auf Kainomaz hauptsächlich in den Teufelsbergen, im Gegensatz zu anderen Trollen in allen Höhenlagen. Er ist der einzige Troll, der selbst die höchsten Gipfel bewohnt.

    Der Klettertroll hat rötlich braunes Fell, das vor allem den Rücken und die Außenseiten der Gliedmaßen, sowie den Kopf bedeckt. Bei den höher lebenden Exemplaren ist das Fell generell etwas dichter. Er ist im Schnitt etwas kleiner als ein Mensch (es gibt aber auch einzelne sehr große Exemplare) und verfügt über die trolltypischen Hauer im Unterkiefer. Wie die meisten Trolle ist er vorwiegend nachtaktiv.

    Höhlentrolle halten Klettertrolle gerne als Haustiere, weil sie schnell lernen und opponierbare Daumen besitzen. Sie werden hauptsächlich für einfache Arbeiten eingesetzt, doch manche lernen auch komplexe Tätigkeiten wie Kochen oder Holzarbeiten. Das ist nicht ganz ungefährlich, kann ein aufgebrachter Klettertroll doch durchaus einen Höhlentroll töten, dieses Risiko gehen die Höhlentrolle aber bewusst ein. Manche Höhlentrollstämme richten Klettertrolle sogar für den Krieg ab, da sie besonders nützlich sind um Mauern oder Palisaden zu überwinden.

    Natürlich hat es im Laufe der Zeit auch Magier gegeben, die Klettertrolle als Familiare nutzten und absichtlich oder zufällig magisch veränderten. Aus diesem Grund gibt es vereinzelte Familien zivilisierter Klettertrolle, die hauptsächlich unter Höhlentrollen leben.

  • Die Trichromauster


    An den südkainomazischen Inseln, wo das Eismeer, eines der Meere des Neunzehnmeerozeans, auf den deutlich wärmeren Lebenden Ozean trifft, entsteht das perfekte Klima für die Trichromauster. Auf den ersten Blick nur eine große Flügelmuschel (keine echte Auster), ist die Trichromauster vor allem an ihrem leichten, farbigen Schimmer zu erkennen. In großen Kolonien im nicht zu tiefen Meer bedecken diese Muscheln ganze Sandbänke, die bei niedrigem Wasserstand wie schimmernde kleine Inseln aussehen.

    Die genaue Farbe variiert dabei zwischen rot, gelb und blau.

    Das wirklich Besondere an der Trichromauster ist aber, dass auch ihre Perlen diese Farben haben - in diesem Fall ist es aber kein leichter Schimmer sondern eine kräftige Färbung. Die Farbe hängt hierbei von der Muschel selbst ab, nicht vom Objekt, dass die Erzeugung angeregt hat. Jede Trichromauster produziert nur Perlen in einer der drei Farben.

    Selten gibt es Mutanten, die Perlen in orange, grün oder violett produzieren, diese Mutation setzt sich aber nie durch und alle Nachkommen sind wieder auf die üblichen drei Farben beschränkt.

    Wie man sich denkt sind die Perlen als Schmucksteine beliebt und es gibt auf den Inseln professionelle Perlentaucher, die sie sammeln.


    Nahezu gänzlich von Trichromaustern überwuchert sind die versunkenen Zahnlarvenpaläste von Alt-Sliket, der untergegangenen otakazischen Insel nach der die heutige Insel Sliket benannt ist.


    Außer in Kainomaz gibt es die Trichromauster auch an der südlichen Nordmeerküste, etwa an den Inseln vor Süddoofland, wo sie irgendwann eingeschleppt wurden.

  • Die Krappmöwe


    Diese kainomazische Möwenart ist ein obligater Kulturfolger und nicht mehr in der Lage, dauerhaft in der Wildnis zu überleben. Sie ernährt sich von Essensresten kulturschaffender Wesen, baut ihre Nester an und in deren Behausungen und schützt sich vor Feinden durch die bloße Nähe zu dem, was wilde Tiere meist fürchten. Außerdem ist sie sozialer als andere Möwen und überhaupt die meisten Vögel, so bleiben nicht nur Paare (nicht unbedingt lebenslang aber lange) zusammen, auch ihre Nachkommen begleiten sie für Jahre, auch nachdem sie ausgewachsen sind.

    Für Langstreckenflüge ist die Krappmöwe nicht gebaut, außerdem ist sie durch ihre hellgraue bis weiße Färbung für Beutegreifer über nahezu jedem Untergrund leicht zu entdecken.

    Auch anderweitig sind Krappmöwen an das Zusammenleben mit kulturschaffenden Wesen angepasst, sie merken sich Worte oder Phrasen, deren Bedeutung sich als wichtig erweist, verstehen Rhythmus (und wippen manchmal sogar zu Musik, wie es auch einige Papageien tun) und wissen genau, dass sie Leute ärgern können, indem sie ihnen Dinge stehlen.

    Als Haustiere eignen sie sich gar nicht, denn wenn Krappmöwen mit einer Sache gar nicht umgehen können, sind es Vorschriften. Sämtliche Abrichtungsversuche sind daher gescheitert.

    Seltsamerweise zeigen einige Krappmöwen besonders im Sommer ein bizarres Verhalten. Sie fliegen in ohne Not in Gebiete, an die sie nicht im geringsten angepasst sind nur um dann ohne erkennbaren Gewinn wieder in ihre Heimat zurückzukehren.

    So wurde beobachtet, wie Krappmöwen versuchen, das Innenmeer zu überqueren, die Teufelsberge zu überfliegen, dem starken Wind und beständigen Schnee des Eismeeres zu trotzen oder in heißen und hungrigen Dschungeln von Deinos zu überleben. Nicht allen gelingt das.

    Besonders auffällig ist, dass sich hier die enge Familienstruktur der Krappmöwe als nachteilig erweist, da es gewöhnlich die Elterntiere sind, die die nächste Generation zu diesem Verhalten drängen. Jungtiere, die dem ausgesetzt sind, wiederholen die Tradition meist nicht, die nächste Generation ist aber oft wieder betroffen.

    Da sich die Krappmöwen in den Städten aber gut vermehren, sind sie trotz dieser gefährlichen Angewohnheit nicht vom Aussterben bedroht.

  • Welche Tiere werden oft oder gerne abgebildet und warum?

    Der Schwarze Hammerhai


    Der Schwarze Hammerhai ist mit bis zu fünf Metern nicht die größte Hammerhai-Art aber schon groß genug um theoretisch gefährlich zu sein. Da er einzelgängerisch lebt und sich in erster Linie von kleineren Fischen ernährt, lassen sich Konflikte aber leicht vermeiden. Selbst die Reptii und die Kaperziner, die von der Größe her durchaus als seine Beute infrage kämen, fürchten ihn nicht, da er praktisch nie an der Oberfläche jagt.


    Er lebt vor allem im Innenmeer, kommt aber auch im Lebenden Ozean vor. Im Goldenen Meer lebt eine Variante. Sein Rücken hat ein sehr dunkles Grau, mit dem er sich von oben betrachtet nur wenig vom schwarzen Meeresboden des Innenmeeres abhebt, sein Bauch ist weiß, um wiederum von unten mit der hellen Wasseroberfläche zu verschmelzen. Die im Goldenen Meer heimische Variante hat dazu ein gelbes Muster auf dem Rücken. Er besitzt einen ausgeprägten Hammer, auf dem seine Augen sitzen, und die typische asymmetrische Schwanzflosse.


    Das wirklich Besondere am Schwarzen Hammerhai ist seine häufige bildliche Darstellung. Die geht natürlich zurück auf den Hammerhai, jenen Propheten, der den Untergang von Otakaz wenige Jahre zuvor vorhergesagt haben soll und noch heute überall auf Kainomaz verehrt wird.

    Der Hammerhai war natürlich kein Schwarzer Hammerhai oder überhaupt ein Fisch, sondern ein H’ai, ein humanoider Landbewohner mit einem haiähnlichen Kopf. Da die H’ai nach dem Untergang aber sehr selten wurden, hatten bald viele nie einen gesehen. Als sich die Kirche des Hammerhais ausbreitete, verwendeten viele Priester den Schwarzen Hammerhai in ihrer Ikonographie, weil es der einzige war, den sie schon einmal gesehen hatten.


    Aus diesem Grund findet man den Schwarzen Hammerhai heute in Illustrationen heiliger Texte, Kirchenfenstern und Schnitzereien, als Anhänger an Ketten und manchmal als Lampe.


    Der echte Schwarze Hammerhai profitiert davon ohne es zu ahnen, steht er doch nur deshalb in vielen Ländern Kainomaz’ unter Naturschutz.

  • Der Fleckenbär


    Der Wald der Götter ist die Heimat vieler großer und gefährlicher Raubtiere. Bären gehören nicht dazu. Zwar gibt es einige und sind Allesfresser, die auch ab und an jagen, aber als groß kann man sie nicht gerade bezeichnen. Der Fleckenbär, so genannt wegen seines wilden Fleckenmusters aus verschiedenen Brauntönen, ist ein Stück kleiner als ein Wolf (aber gewöhnlich ein bisschen schwerer) und muss sich vor Wildschweinen und Rankenkatzen in Acht nehmen.

    Die meisten Völker des Waldes der Götter ignorieren ihn, für die Zkeiih ist er eine gern gesehen Beute und die Reptii passen zwar in sein Beuteschema, können sich aber ganz gut gegen ihn verteidigen.

    Der Fleckenbär ruht im Winter an einem geschützten Ort, etwa in einer Höhle oder in einem hohlen Baum. Beim ersten Schnee wechselt er erstaunlich schnell sein Fell und hat nun ein eher grau-weißes Muster. Er frisst Früchte, Blätter, Nagetiere, Eidechsen, Fische, Vögel (und vor allem deren Eier) und diverse Insekten. Jeder junge Fleckenbär versucht auch, Honig zu erbeuten, das aber in der Regel nur einmal – mit seinem Fell ist er zwar im Laub gut getarnt, aber nicht so gut vor Bienenstichen geschützt wie größere Bären.

    Einen Fleckenbär zu zähmen ist schwierig, denn er ist Einzelgänger. Es ist aber schon einige Male gelungen.

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