{Forschungsauftrag] Festungen

  • Der Name dieser historischen Feste ist mir leider entfallen, ich glaube jedoch, sie lag irgendwo im nahen Osten - wie dem auch sei.


    Die Festung lag auf einer Bergzinne und hatte nur einen einzigen Zugang: einen Serpentinenweg die Klippe hinauf. Auf dem Plateau darüber erstreckten sich die Festungsmauern. Es gab praktisch keine Möglichkeit, heraufzukommen, da man sich über den schmalen Serpentinenpfad hätte hocharbeiten müssen - leicht abzuwehren. Leitern reichen keine 100 Meter hoch und für Wurfmaschinen war die Festung schon sehr hoch gelegen.
    Innen gab es einen Brunnen und große Vorratslager, die mehrere hundert Menschen über Monate versorgen konnten.


    Die Festung wurde allerdings doch erstürmt: ein Gegner schüttete einfach eine kilometerlange Rampe bis zum Tor auf und rammte es nach bewährter Manier mit einem Rammbock ein. Aufgrund des eigentlich mangelnden Platzes hatte man das Tor nur relativ leicht befestigt.


    Nie erstürmte Festungen verdanken ihre Unangetastetheit oft der Tatsache, daß der Aufwand der Erstürmung in keinem Verhältnis zum Nutzen stand. Das ist keine Regel, aber häufig der Fall. Im Prinzip läßt sich jede Festung nehmen, mit dem entsprechenden Aufwand.


    Eine gute Variante der sicheren Festung wird in Poe's 'Arthur Gordon Pym': der einzige Zugang liegt hinter einen tiefen Schlucht aus teilweise überhängenden Felswänden. Jeder Gegner muß hier hinudurch und wird im Bedarfsfalle schlicht von oben per Steinschlag erledigt.


    Eine Festung ist dann schwer einnehmbar, wenn der Gegner sie nicht mit ausreichender Gewalt erreichen kann. Kriegsmaschinen benötigen (neben Nachschub) ausreichend Platz, um aufgestellt und bedient zu werden. Eine Tribok wiegt mehr als 20 Tonnen, benötigt daher sehr stabilen Untergrund. Zieht man um seine Festung einen Bereich von mindestens 300m, in denen eine sichere Aufstellung solcher Geräte nicht möglich ist, ist man vor den verheerendsten Belagerungswaffen quasi sicher. Placiert man zB die Festung in einem ca 700m durchmessenen See oder besser einer Schlucht, benötigt man nur einen engen Zugangsweg, den man stellenweise unterbrechen kann, wird es jeder Gegner schwer haben. Baut man zudem das Tor in eine nach dem Festungsinneren gerichteten Einbuchtung, kann man alle Angreifer, die versuchen, das Tor aufzubrechen von mehreren Seiten unter Feuer nehmen.

    - "To make an apple pie from scratch you must first invent the universe." Carl Sagan

    - "Mehr pseudo als Mary geht nicht."

  • Der Name dieser historischen Feste ist mir leider entfallen, ich glaube jedoch, sie lag irgendwo im nahen Osten - wie dem auch sei.


    Die Festung lag auf einer Bergzinne und hatte nur einen einzigen Zugang: einen Serpentinenweg die Klippe hinauf. Auf dem Plateau darüber erstreckten sich die Festungsmauern. Es gab praktisch keine Möglichkeit, heraufzukommen, da man sich über den schmalen Serpentinenpfad hätte hocharbeiten müssen - leicht abzuwehren. Leitern reichen keine 100 Meter hoch und für Wurfmaschinen war die Festung schon sehr hoch gelegen.
    Innen gab es einen Brunnen und große Vorratslager, die mehrere hundert Menschen über Monate versorgen konnten.


    Die Festung wurde allerdings doch erstürmt: ein Gegner schüttete einfach eine kilometerlange Rampe bis zum Tor auf und rammte es nach bewährter Manier mit einem Rammbock ein. Aufgrund des eigentlich mangelnden Platzes hatte man das Tor nur relativ leicht befestigt.

    Klingt nach Masada und dem jüdischen Aufstand gegen Rom!? Oder meinst du eine andere, von der ich dann wohl noch nie gehört habe?



    Ich denke die allermeisten Burgen wurden ohnehin durch Aushungerung, oder durch einen Verräter der von innen die Tore öffnet besiegt. Der beste Schutz einer Burg dürfte daher auch die möglichst rasch und zahlreich heranrückende Entsatzarmee gewesen sein... außer sie hätte einen offenen Versorgungsweg z. B. übers Meer, wie Konstantinopel.
    In dem Fall (und wenn der Angreifer diesen Weg nicht dicht machen kann) zwingt man ihn quasi anzugreifen, oder weiter zu ziehen.

  • Generell ist es schwieriger mit Rammböcken Tore zu nehmen die nur um die Kurve erreichbar sind und bei denen entweder der gerade Anlauf nicht klappt oder keine langen Böcke eingesetzt werden können.


    Hauptthema war dabei nicht der Rammbock. Da wir von Festungen reden, gibts schon Kanonen. Das Problem ist bei denen, die schießen einfach aufs Tor. Wenn dann alle Tore in gerader Linie hinternander sind, ist es ziemlich blöd.
    Daher hat man dann lieber Festungen gebaut, wo die Torhäuser selber schon einen Knick haben, sodass man von draußen nicht die Torflügel zerballern kann.
    Hab selber mal so ne Festung besichtigt, mir fällt der Name leider nicht mehr ein. Der Erbauer war einer von den ganz großen Festungsbaumeistern aus Frankreich.

    Weil Inspiration von oben kommt und Arbeit von unten.
    -Elk (20.10.18, 23:02)



    Plan. Act. Reflect. Repeat 'til finish.

  • Eine Festung, die im Kampf nie eingenommen wurde ist die Festung in Salzburg, kannst dich ja mal darüber informieren wenn du willst.
    Ist schon länger her, seitdem ich da war, aber sie steht auf einem hohem Berg, in dem es ein unterirdisches riesengroßes Wasserreservoir gibt, sie hat eine Vorburg. Was man an der Burg schön sehen kann sind die unterschiedlichen "Ringe", die der Tatsache geschuldet sind, dass ein jeder der Salzburger Bischöfe die Burg immer wieder ausgebaut hat. Somit kam es mehr oder weniger unfreiwillig zu einer Vielzahl von Etappen, die es zu erobern galt.


    Hier ein paar Bilder: http://www.salzburg-burgen.at/de/hohensalzburg/index.htm


    Auch die Burg in Burghausen als längste Burg Europas könnte hilfreiche Infos bieten.

  • Vor einigen Jahren hab' ich für meine Welt einige Burgen konstruieren müssen. Schnell wurde realisiert: reale Beispiele, Lehrbücher, Beschreibungen und die eigene Phantasie lassen das ganze ausufern. Eine schnellere Methode mußte her. Folgendes diente mir als Grundlage, ich habe nur Beispiele ergänzt, damit jeder sieht: das ist nicht von Disney ;), und ein gaaanz klein wenig gekürzt, selten umformuliert und verbessert.


    Die Grundlegende Gestalt und die notwendige Raffinesse der Anlage erigibt sich aus deren Zweck:


    • Zwingburgen um ganze Landstriche unter Kontrolle zu bringen oder zu halten. (Cäsars Verteilung der Winterlager in Gallien, Englische Burgen in Wales, die Burgen des deutschen Ordens im Baltikum, Stationen oder Forts der neuzeitlichen Kolonialmächte)
    • Truppenlager (röm. Legionslager, Burgen von Ritterorden)
    • Nachschubbasen (röm. Lager Anreppen an der Lippe, Hauptburgen des deutschen Ordens, Festungen Friedrichs des Großen)
    • Sperrung von Engpässen, oftmals nur zur Erleichterung der Zollerhebung
    • befestigte Wachposten (Wachtürme am Limes, Landwehrtürme des Mittelalters)
    • Sichere Unterkunft wichtiger Personen, als Tresor oder Gefängnis (Burgen des Herodes, Burg Trifels, Fort Knox)
    • Stadtbefestigungen (Rom, Jerusalem, die meisten europäischen Städte)
    • Fluchtburgen
    • Manche Befestigungen dienten nur als Statussymbol des Besitzers oder gar
    • der staatlichen Repräsentation oder
    • der Verwaltung. (Viele Amtshäuser waren befestigt.)
    • Auch die Tradition mag dazu verpflichten z.B. einen Familiensitz zu befestigen.


    Allein aus dieser Festlegung ergeben sich die ersten Notwendigkeiten: Wenn in einem großen Truppenlager Herrschaftsinsignien untergebracht werden sollen, muß hierfür eine besondere Zitadelle in der Befestigung angelegt werden, da gerade im Krieg die Truppen abwesend sind und die Festung leicht erobert werden kann. Zollhäuser und Wachtürme werden nicht riesig und müssen, da ihre Lage nicht variabel ist dem Gelände angepasst werden. Die repräsentative Burg eines großen Herrschers wiederum wird sicher mehrere Funktionen zu erfüllen haben, z.B. oftmals in eine Stadtbefestigung integriert sein und sicherlich zusätzlich zu den Verteidigern die Leibwache beherbergen. Eine reiche Handelsstadt hat eine Belagerung eher zu fürchten, als ein kleiner, ärmlicher Adelssitz oder der Herrschaftssitz, zu dessen Entsatz das Heer herangeführt würde.


    Bevor man nun bei jeder Burg alle Register des technischen Können zieht, sollte Berücksichtigt werden, was die Befestigung leisten muß. Benachbarte Barbaren ohne Belagerungsgerät (Dschinghis Khan soll mit der Einnahme von Städten am Anfang echte Probleme gehabt haben.) oder Räuberbanden erfordern hohe Mauern und Annäherungshindernisse im Vorfeld. anrückende röm. Legionen, zwergische Ingenieure und Drachen wiederum erfordern wesentlich ausgeklügeltere Systeme, und für die Flugabwehr gegen Drachen gibt es keine historischen Vorbilder.


    Ein Weltenbauer hat nun mit der Geographie etwas weniger Probleme als der reale Festungsbaumeister. Aber wer will schon eine liebevoll gestaltete Ebene mit lauter Vulkankegeln verschandeln.


    Bei den anschließende technischen Planungen berücksichtige ich auch die eigene Anschauung historischer Wehrbauten. Die entsprechende theoretische Literatur ist ja meist nicht sehr unterhaltsam und wenig anschaulich. Doch gibt es sehr lebendige und interessante Schilderungen von Zeitgenossen. Die Belagerungen von Jopatata und Jerusalem im jüdischen Aufstand des Josephus sei genannt. Und im Bürgerkrieg haben Cäsars Truppen vor Marseille einen beweglichen Belagerungsturm teilweise aus Mauerwerk erichtet, wodurch der trockene Bericht plötzlich sehr interessant war. Ja, das war sogar der erste Teil der Antwort auf die Frage, wie man Städte gegen Drachen befestigt. Dummerweise kamen die Drachen, als die Anlage noch im Bau war.

  • Ich weiß, schon ein altes Buch der Topic, aber nach einer Google-Suche zu Festungen stieß ich auf diese Seite, also landet hier mein Gedanke ;)


    Ich denke bei Festungen in etwas größeren Maßstäben. Die Menschen haben sich schon immer höchst geschickte Dinge ausgedacht um ihre Festungen sicherer und tödlicher zu machen, aber dies sind alles nur Verzögerungen, wenn die Festung strukturell angreifbar ist.


    Um eine perfekte Festung zu erschaffen bedarf es lediglich der Erfüllung einer Anforderung: Sie muss über unbegrenzte Zeit uneinnehmbar bleiben.


    Um diese Anforderung zu erfüllen bedarf es wiederrum nur dreier Bedingungen: Der von der Festung verteidigte Bereich hat Zugang zu frischem Wasser und die Möglichkeit genug Nahrung für alle Festungsbewohner herzustellen, ferner müssen ihre Verteidigungsanlagen so unüberwindbar sein, dass man die Feste eigentlich belagern würde. Und weil das nicht geht zieht man sich dann zurück.


    Meines Ermessens nach gibt es nur zwei Möglichkeiten eine solche Festung zu bauen.


    1. Das Dreieck
    Hierfür benötigt man eine zum einen eine Region eines gemäßigten bzw. fruchtbaren Klimas, ein Gebirge, sowie ein Fluß welcher aus diesem Gebirge hinusfließt. Die besondere Anforderung an dieses Gebirge ist, dass es ein verzweigtes Tal gibt, welches nur einen Eingang aus dem Gebirge hinaus besitzt, und das der Fluß aus diesem Eingang fließt.


    Man stelle sich nun ein eher enges Tal vor, durch welches dieser Fluß fliest. Dort erbaut man seine Stadt, mit großer hoher Mauer welche das Tal völlig abschließt. Die Stadt verschließt nun dem Angreifer den Weg zum dahinterliegenden Tal. Dieses kann nun in Terassenbauweise nutzbar gemacht werden um die Nahrung für die Stadt zu erwirtschaften.


    Mit genügend Einsatz und Zeit kann man die Stadtmauer zu irrwitziger Mächtigkeit aufbauen, warum nicht immer höher und breiter bauen, da gibt es keine vernünftige Grenze, außer dass der Fluß ja noch durch muß ganz unten. Das Baumaterial kommt aus dem Tal dahinter und den Terassen. So wird die Stadt uneinnehmbar, als auch nicht belagerbar.


    (Warum das Dreieck? Wenn ich mir vorstelle welches Symbol sich solch eine Stadt vollabstrakt geben könnte, sehe ich ein Dreieck bzw. einen Keil, und ein Spitze ist die Stadt)



    2.Der Kreis
    Das schöne an einem Kreis ist, dass das Verhältnis von Umfang zu Fläche mit wachsender Fläche kleiner wird. Ein doppelt so großer Kreis hat nicht einen doppelt so großen Umfang, sondern viel weniger.
    Dieses Prinzip kann man sich zu Nutze machen.
    Man benötigt hier nur knapp 1 Millionen Einwohner, einen Fluß für Wasser, ein fruchtbares Klima und eine Menge Steine.


    Man stelle sich nun eine Stadt in der Mitte vor, und darum das Ackerland der Stadt, und um das Ackerland dann eine Mauer.


    Ich hab irgendwo mal gelesen, dass in der Antike 12 Menschen, 2 Schweine und 1 Esel durch einen Hektar Land (100m²) ernährt werden konnen.


    Dem zur Folge benötigt eine Stadt mit 120.000 Einwohnern, 20.000 Schweinen und 10.000 Eseln zusammen 10.000 Hektar Land, also 10.000.000m². Dies ergibt einen Kreis mit einem Durchmesser von ca. 11,3km und einem Umfang von 35,45km. Es sind also für jeden Meter Stadtmauer 3,48 Einwohner verfügbar. Bei 50% Frauen, 1/3 Kindern und 1/3 Älteren sind dann knapp 1/6 wehrfähige Soldaten, also 0,6 Soldaten je Meter Stadtmauer.


    Bei einer Stadt aber mit 1.200.000 Einwohnern (und 200.000 Schweinen und 100.000 Eseln) sieht das ganze schon viel besser aus:
    Man benötigt 100.000 Hektar bzw. 1.000.000.000m² Ackerfläche, das macht einen Kreis mit 35km Durchmesser, und einem Umfang von 112,1km. Nun aber hat man für die 112km Stadtmauer aber 1,8 Soldaten für jeden Meter.
    Klar, man braucht für 112km Stadtmauer irgendwie einen mittleren Berg als Baumaterial, aber das dauert höchstens 100 Jahre zu bauen, durchaus vorstellbar.


    Aber 1,8 Soldaten für jeden Meter. Das sind ne Menge Soldaten, die kann man Schulter an Schulter stellen und hat noch 80.000 Mann falls der Angreifer seine Truppen irgendwo konzentriert - wenn jemand denn überhaupt so eine Stadt belagern würde.


    Man ist versucht die Stadt entlang der Mauer zu bauen, da im Zentrum das liegt was wirklich wichtig ist: Das Ackerland.
    Wer aber ganz geschickt sein möchte, der baut an der Mauer entlang die Wohngebäude der Landwirte sowie Militär und im Zentrum nur den Verwaltungsapparat und Handwerksbetriebe. Ersteres damit man an der Mauer immer jemanden stationiert hat, weil man Wohngebäude auch als zusätzliche Verteidigungseinrichtung bauen kann (z.B. zweiter Verteidigungsring, Schutzstand gegen Beschuss, Pseudomauer bevor man die echte Stadtmauer gebaut hat...), Zweiteres weil dann die Kommunikations- und Transportwege kürzer werden für alle.




    Die einzige Alternative die ich sehe ist, eine Insel komplett zu ummauern, dürfte sogar noch sicherer sein, aber es läuft letztlich auf den Kreis hinaus. Eine Mauer ist immer nur so stark wie die Männer die sie verteidigen, sagen schon die Mongolen.


    Natürlich könnte man auch behaupten, die perfekte Festung ist diejenige die niemals angegriffen wird, und man fängt dann an mit seiner Armee präventiv seine Nachbarn zu unterjochen, aber das ist eine andere Überlegung...

  • Schön das du den Weg hier her gefunden hast, Damarow. Und das du dieses Thema neu belebst.


    1. Das Dreieck
    Hierfür benötigt man eine zum einen eine Region eines gemäßigten bzw. fruchtbaren Klimas, ein Gebirge, sowie ein Fluß welcher aus diesem Gebirge hinusfließt. Die besondere Anforderung an dieses Gebirge ist, dass es ein verzweigtes Tal gibt, welches nur einen Eingang aus dem Gebirge hinaus besitzt, und das der Fluß aus diesem Eingang fließt.

    Als Angreifer würde ich sicherlich versuchen nicht frontal, sondern durch das Gebirge einen Weg zu finden. Denn Gebirge bieten eigentlich immer irgend wie geartete Pässe o.ä. Und spätestens wenn "die Stadtmauer zu irrwitziger Mächtigkeit" angewachsen ist, klopfe ich jeden Pfad und Höhle ab, da sich mit zunehmender Wahrscheinlichkeit dort eher eine Schwachstelle offenbart, als an der wachsenden Hauptmauer.



    2.Der Kreis
    Das schöne an einem Kreis ist, dass das Verhältnis von Umfang zu Fläche mit wachsender Fläche kleiner wird. Ein doppelt so großer Kreis hat nicht einen doppelt so großen Umfang, sondern viel weniger.

    Das stimmt so weit. Nachteilig wäre aber, dass ein Soldat einen zunehmend breiteren Winkel alleine verteidigen muss. Natürlich wird dieser Nachteil immer kleiner, je größer der Kreis wird. Doch nicht ohne Grund wurden viele Festungen mit vorstehenden Türmen errichtet, weil diese den Verteidigern die Möglichkeit gaben Angreifer von den Flanken unter Beschuss zu nehmen.



    Bei einer Stadt aber mit 1.200.000 Einwohnern (und 200.000 Schweinen und 100.000 Eseln) sieht das ganze schon viel besser aus:
    Man benötigt 100.000 Hektar bzw. 1.000.000.000m² Ackerfläche, das macht einen Kreis mit 35km Durchmesser, und einem Umfang von 112,1km. Nun aber hat man für die 112km Stadtmauer aber 1,8 Soldaten für jeden Meter.

    Diese 1,8 Soldaten können aber schlecht permanent die Mauer bemannen. Auch sie benötigen Pause während einer Belagerung. Und viele Kräfte werden benötigt für Materialnachschub (Geschosse, Verpflegung, Frischwasser, Baustoff für Ausbesserungen am Verteidigungswall, ...).
    Weitere Nachteile eines solch gigantischen Ringes sind die weiten Wege innerhalb. An erster Stelle die Nachrichtenübermittlung von diversen Mauerabschnitten zu einer zentralen 'Leitstelle', dann die Wegzeiten um Truppen innerhalb der Befestigung zu verschieben. Aber auch so etwas Simples wie die medizinische Versorgung wird stark erschwert, wenn die Heiler entweder 17 km entfernt im Zentrum arbeiten, oder aber sich über verschiedene Abschnitte verteilen müssen.
    Als Angreifer würde sich dementsprechend ein gestaffelter Angriff von zwei oder besser noch drei Seiten anbieten. 1. Scheinangriff um interne Truppen hier her zu locken. 2. Scheinangriff 90° versetzt (vom Stadtmittelpunkt aus gesehen), um potentielle Reservetruppen hinzulocken und evtl. gar einen Teil der Haupttruppen von Angriff 1, was Letztere wegen des Gewaltmarsches ermüdet. Zu guter Letzt Hauptangriff an der entgegen gesetzten Seite der ersten beiden Angriffe. Fast alle Reserven des Verteidigers sind sehr weit weg. Ohne Pferde brauchen die einen Tag um zur anderen Seite der Stadtmauer zu gelangen. :faint:



    Die einzige Alternative die ich sehe ist, eine Insel komplett zu ummauern, dürfte sogar noch sicherer sein, aber es läuft letztlich auf den Kreis hinaus. Eine Mauer ist immer nur so stark wie die Männer die sie verteidigen, sagen schon die Mongolen.

    Die befestigte Insel ist imho eine von zwei möglichen Alternativen, wobei die Insel den gravierenden Vorteil bietet, dass keine schweren Katapulte nutzbar wären. Die Schiffe der Angreifer laufen zudem Gefahr zum Spielball von Wind und Wellen zu werden.
    Eine andere Möglichkeit wäre ein fruchtbares Hochplateau oder ein großflächiger Tafelberg. Doch wie Masada zeigte, hindert das einen Feind mit genügend Truppen + Nachschub nicht, irgend wann auch dieses natürliche Hindernis zu überwinden. Andere schöne Beispiele sind die Meteora-Klöster Metamórphosis und das aus einem alten James-Bond Film bekannte Agia Triada Kloster.



    Allgemein zu Festungsmauern möchte ich auf die wohl zehn Jahrhunderte lang unbezwungene Landmauern von Konstantinopel hinweisen, mit ihrer zu ihrer Epoche einmaligem Aufbau. Dieser dreiteilige Verteidigungswall erstreckte sich über insgesamt 60 Metern Breite und bestand aus:
    - einem 20m breiten Graben (flutbar) mit Brustwehr
    - gefolgt von einer 8m hohen Vormauer, mit einem Laufgang von ca. 15m Breite. Alle 50-100 Meter unterbrochen von Türmen.
    - gefolgt von der eigentlichen Hauptmauer (12m Höhe und noch breiterem Umgang). Ergänzt wurde diese 6km lange Mauer durch 96 vorstehende imposante Türme (weitere 2m höher und gut 10x10m Fläche an den Turmspitzen).

  • Auf Kreta lag die Festungstadt Candia, die Belagerung dauerte 3 Jahre.
    Ein Krieg zwischen dem osmanischem Großreich und dem Stadtstaat Vendig. Gelang es der venezianischen Flotte in einem Jahr die Dardanellen zu blockieren und ausreichend Truppen auf Kreta zu landen, wurden die Türken zurückgedrängt. Kamen die türkischen Schiffe aber nach Kreta durch, und waren Geld und Söldner in Venedig wieder einmal knapp, wurde dagegen Candia belagert. Beide Seiten hatten schwere Verluste und mußten ständig für Nachschub an Menschen und Material sorgen.


    Da begannen die Türken 1666 mit dem Großangriff auf Candia. Candia war eine eindrucksvolle Festung und wurde von sieben Hauptforts, einem Labyrinth an gedeckten Gängen, unterirdischen Galerien, Kasematten, Gräben, Kontereskarpen und zahllosen Schanzen, Wällen, Hornwerken, Bastionen und Ravelins geschützt. Bei vergeblichen Sturmangriffen verloren die Türken allein bis zum Herbst an die 20.000 Mann. Doch nach und nach machte sich der Einsatz des Riesenheeres von Sklaven und Schanzarbeitern bemerkbar. Hinter aufgeworfenen Hügeln wälzten sich Batterien auf die Wälle zu, Sappen wurden vorgetrieben und Minenstollen gegraben. Angesichts der gewaltigen Befestigungsanlagen verlagerte sich der Kampf immer mehr unter die Erde.
    Der Minenkrieg erreichte bis dahin unbekannte Dimensionen. Die Belagerten gruben Stollen als Horchposten, Gegenminen und Gänge zu abgeschnittenen Vorposten. Ständig wühlten sich tausende von Arbeitern und Sklaven immer tiefer in die Erde. Eindringendes Grundwasser mußte abgepumpt werden und riesige Blasebälge dienten zu Belüftung der tiefen Schächte. In den Labyrinth fanden sich die Ingenieure nur noch mit dem Kompaß zurecht. Die Minenarbeiter starben wie die Fliegen. Bei den Verteidigern trieb man die Einwohner Candias in die Stollen und schließlich Galeerensklaven. Minensprengungen mit 50-170 Tonnen Pulver brachten ganze Mauerabschnitte und Bastionen zum Einsturz. Als Gegenmaßnahme versuchte man die Minen anzugraben und das Pulver auszuräumen, die feindlichen Stollen zu sprengen oder unter Wasser zu setzen. Die meisten Forts waren unterirdisch verbunden. In den bedrohten Abschnitten war das System der Gänge, Galerien und Kasematten mehrstöckig. Immer wieder kam es in der Tiefe zu Gefechten und viele fanden einen grauenhaften Tod, erstickten in abgeschnittenen Stollen, wurden verschüttet, zerquetscht, verbrannten oder ertranken. Immer neue Angriffsmethoden und Gegenmittel wurden ersonnen und machten diesen Krieg der Maulwürfe zu einem Höhepunkt der abendländischen Militäringenieurskunst.
    Aber auch an der Oberfläche erreichten die Kämpfe neue Ausmaße. Zahlreiche verschiedene Geländeminen, Sprengkästen, Wurfbomben, Handgranaten, Brand- und Sprengfässer wurden entwickelt oder verbessert. Oft waren die türkischen Sappen bis auf Pistolenschußweite an die zerschossenen und gesprengten Wälle herangerückt. Die zerwühlte Trümmerlandschaft war von schwefeldampfenden Kratern zerrissen.


    Das Ende kam erst, als die Minengräber meuterten, und die Söldner auf den Schanzen drohten ihre Offiziere zu erschlagen, wenn nicht kapituliert würde. Die erschöpften Verteidiger erhielten freien Abzug. In den drei Jahren der Belagerung waren über 60 Sturmangriffe, 90 Ausfälle, 5000 Minensprengungen und 45 größere unterirdische Gefechte gemacht worden; 30.000 Christen und 120.000 Türken waren gefallen.

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