Handarbeit vs "AI"-Tools

Hinweis: Dieser Artikel ist nicht mit einem Sprachmodell wie ChatGPT erstellt worden


Auch der künstlerisch unbegabteste Mensch kann mittlerweile unter Zuhilfenahme von Tools wie beispielsweise Midjourney, Dall-E oder Stable Diffusion visuell beeindruckende Grafiken produzieren. Aus Texten werden Bilder. Oder man kann mit Tools wie GPT Texte erstellen, anstatt sie mühsam selbst zu formulieren. Für uns Weltenbastler sind Generatoren ja grundsätzlich nichts Neues - wir nutzen schon lange reale oder virtuelle Würfel und andere Zufallsgeneratoren, um uns zu inspirieren.


Ist es nun eine gute Idee, so genannte AI*-Tools für den Weltenbau einzusetzen?

(*eigentlich sind es Large Language Models, kurz LLM, und keine "echte" AI oder KI)


Kommt drauf an. Natürlich ist es reizvoll, wenn man meint, man könne nicht gut genug zeichnen und hätte nicht genug Geld, um eine:n Zeichner:in zu beauftragen, die Welt zu illustrieren. Es gibt ja auch noch soviel anderes, was man an der Welt noch zu beschreiben hat, dass an allen Ecken und Enden die Zeit zu fehlen scheint, alles selbst zu machen. Und manchmal generiert eine AI Bilder, auf die man selbst nie gekommen wäre, die aber so gut zur eigenen Welt zu passen scheinen. Und ganz ehrlich: Sich von den Ergebnissen der Generierung überraschen zu lassen, macht Spaß (manche sagen, es mache sogar süchtig).


Allerdings: Bilder, die du mit AI Tools generiert hast, gehören dir nicht.


Jeder kann und darf die von dir generierten Bilder nehmen und die eigene Welt oder andere Werke damit ebenfalls illustrieren. Das kann dazu führen, dass deine Welt nur eine von vielen ist, die mit diesen Bildern visualisiert wird. Das macht die Illustrationen nichtssagender, weniger persönlich und weniger individuell. Ob das für dich ein Problem ist, musst du selbst entscheiden. Es ist ja für viele auch okay, Elfen, Orks oder Pferde in der eigenen Welt zu haben, die es in anderen Welten auch gibt.


Es ist allerdings auch eine Frage der Ethik:

Was Midjourney und Konsorten generieren, basiert auf Millionen von Werken menschlicher Künstler, welche die Stilvorgaben und Ästhetiken geschaffen haben und nicht zugestimmt haben, dass die AI-Datenbanken überhaupt damit gefüttert werden dürfen. Von AI-Befürwortern wird damit argumentiert, dass natürlich Künstler immer schon selbst von anderen Künstlern gelernt haben. Und natürlich gibt es auch Künstler wie Banksy, der sinngemäß sagte "Stehle nicht von einem, stehle von allen". Aber menschliche Künstler investieren immer noch ihre eigene begrenzte Lebenszeit, um etwas zu lernen und das dann auch umzusetzen (was für ein einzelnes Bild auch Stunden, Wochen oder Jahre ihres Lebens kostet).


Mit den verfügbaren AI-Tools verliert die Leistung dieser Menschen an Wert. Künstler werden bei lebendigem Leibe unter einer Schwemme von Bildern begraben, die dank "painted by" Prompts in ihrem eigenen Stil generiert wurden und von Nichtkennern kaum noch von den Originalen zu unterscheiden sind.


Berufskünstler hatten es ohnehin nie leicht, überhaupt von ihrer Arbeit existieren zu können. Nun wird es noch schwieriger, weil jeder alles möglichst billig und schnell haben möchte.

Das betrifft nicht nur Bilder, sondern auch Texte. Soziale Netzwerke werden mittlerweile von AI-generiertem Content überflutet, weil jeder das jetzt nutzen kann und stolz seine mit AI erstellten Werke präsentieren möchte. Aber wer will das alles lesen und sehen? Ein solches Werk zu betrachten oder zu lesen kann den Leser mehr Zeit kosten, als die Erstellung. Und was soll man dazu dann kommentieren? "Was will uns der Künstler damit sagen?" Oder "Warum hast du das so formuliert? Welche tieferen Gedanken stecken dahinter?"


Das Risiko, dass Künstler oder Autoren beispielsweise in Wettbewerben gegen womöglich nicht mal als solche gekennzeichnete AI-Produkte antreten müssen (was schon passiert ist), schafft Misstrauen und Frust. Menschen verlieren die Freude am kreativen Schaffen selbst. Und damit sind nicht bloß zeitlich begrenzte Wettbewerbe gemeint, bei denen es darum geht, einen Preis zu gewinnen. Jeder Künstler, der davon lebt, dass potentielle Auftraggeber seine Onlinepräsenz finden, steht nun im Wettbewerb zu allen, die aus Spaß AI-generierte Bilder ins Netz pumpen.


Ist das überhaupt noch meine Welt?


Und dann stellt sich auch die Frage: Wenn ich mir Texte und Bilder für meine Weltbeschreibungen generieren lasse - ist das überhaupt noch von mir? All diese "tollen Ideen", auf die man selbst "nie" gekommen wäre - passen die überhaupt zu dem, wo ich mit meiner Welt hinwollte? Oder haben die zusammengemixten Ideen die Idee, die ich eigentlich mal hatte, längst überschrieben?


Selbstgemachte Zeitverschwendung?


Auch diesen Artikel hätte ich innerhalb von Sekunden von einer AI (bzw. Sprachmodell) generieren lassen können. Ich hätte mir Zeit gespart. Warum habe ich ihn trotzdem selbst verfasst?


Mir liegt die Gemeinschaft der Weltenbastler am Herzen. Wenn ich etwas zeichne oder schreibe, was ich dieser Community vorstellen möchte, dann nehme ich mir - bzw. gebe ich diese Zeit gerne. Das ist es mir wert. Für mich ist es eine Frage des Respekts und gegenseitiger Wertschätzung.


Mir geht es beim Zeichnen oder beim Schreiben von Inhalten zu meiner persönlichen Welt nie darum, möglichst effizient möglichst viel Masse zu generieren. Wozu? Ich selbst betrachte lieber ein unperfektes Bild, was jemand selbst gezeichnet hat, der meint, er könne ja gar nicht zeichnen - als ein detailliertes, episches und oberflächlich beeindruckendes Bild, was jemand mit einer AI generiert und es sich damit leicht gemacht hat.


Warum sollte ich meine Zeit mit etwas verbringen, womit der "Erschaffer" selbst keine Zeit verbringen wollte?


Wie sehr muss ich das Weltenbasteln hassen, wenn ich es lieber automatisiere, um weniger Zeit damit verbringen zu müssen?


Mich erinnert das an Momo und die grauen Herren. Möglichst effizient sein, Zeit sparen ...


Betrachtet es als eine Bitte:

Vergesst bei all den technischen Möglichkeiten, die wir heutzutage haben nicht, zu lieben, was ihr tut.


Disclaimer: Ja, dieser Artikel ist hochgradig subjektiv gefärbt. Ihr findet fundiertere Artikel und Videos zum Thema mit Hilfe der üblichen Suchmaschinen. Aber da das Thema gerade so eine Relevanz und Aktualität hat, wollte ich dazu gerade jetzt mal ein paar Worte im Weltenbastler-Kontext loswerden. Ich hoffe, ihr könnt daraus etwas Konstruktives mitnehmen.


Das Ganze ist eine Momentaufnahme vom Mai 2023. Vielleicht sehe ich selbst das in einem Jahr schon wieder ganz anders. Keiner kann heute sagen, wie sich all das noch entwickeln wird und in welchem Umfang Menschen, die in kreativen Berufen arbeiten, zukünftig ohnehin gezwungen sein werden, entsprechende Werkzeuge zu nutzen. Auch wenn ich die genannten Werkzeuge selbst auch schon probiert habe, weil ich neugierig war - meine Welt bleibt fürs erste AI-frei.

Yrda


Wenn ihr zu diesem Thema auch ein paar Worte loswerden möchtet, schaut doch mal ins Forum und beteiligt euch an der Diskussion:

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