Limyaael's Fantasy Rants übersetzt

  • Was meine Recherchen so hergeben:


    Menschen können als Zweibeiner schnellen/spurten und kommen zügiger in einen Laufrhythmus, deshalb sind sie auf den ersten Metern schneller als Pferde.
    Sind die Pferde erst einmal im Tritt, ziehen sie am Menschen vorbei.
    Das kippt nach einer Weile wieder, weil Menschen eine viel schnellere Wärmeregulation haben und ihre Gangart viel flexibler wechseln können. Sie müssen auch viel weniger Masse in Bewegung halten, was entscheidend ist, wenn man sich nicht geradlinig-gleichförmig fortbewegen kann.
    Und das wiederum führt dazu, dass das Gelände eine große Rolle spielt. Auf glatter Ebene und gerader Linie kann ein Pferd sehr gut beschleunigen und mit einem Wechsel aus Trab und Galopp jeden Menschen in so ziemlich jeder Zeiteinheit überrunden. Ist die Ebene steinig, ändert sich die Bedingungen komplett.
    Und, ganz wichtig: Pferde liefern sich Wettrennen mit Menschen nicht nach eigenen Ermessen. Sie tragen Reiter, die eine Last sind und deren Kontrolle nicht unbedingt dem entspricht, wie das Pferd sich seine Kräfte selbst einteilen würde.


    Bei Kämpfen in (nicht nur) Fantasy-Romanen werden Kampfsituationen zumeist bunt durcheinander gemischt.
    Nehmen wir zum Beispiel den tödlichen Herztreffer: der ist für einen geübten Kämpfer sogar sehr leicht zu erzielen. Von hinten. Es ist ein Irrglaube, dass sich Massenschlachten ein Getümmel von Zweikämpfen sind. Das Ziel eines Soldaten ist es, die Zahl und Kampfkraft des Gegners zu verringern. Wenn er nicht gerade selbst beschäftigt ist und sieht, dass ein Kamerad gerade mit einem Gegner plänkelt, wird er sich nicht nach einem (neuen) eigenen Gegner umsehen, sondern den abgelenkten Gegner möglichst hinterrücks niederstrecken. Ist die eigene Waffe eine Stichwaffe oder kann gefahrlos der Dolch gezogen werden, garantiert ist ein Stich von hinten unter den Schulterblättern, irgendwelche lebenswichtigen Organe zu treffen: Herze, Lunge, Leber, Milz, Nieren. Alles unbedingt tödlich. Eventuell nicht sofort, aber dieser Gegner kämpft nicht weiter und man hat einen Kameraden freigemacht, der nun seinerseits einen selbst decken und unterstützen kann.
    Dies gesagt: Kämpfe mit Hieb- und Stichwaffen sind, abseits von Duellen unter Beisein von bestellten Zeugen (und häufig selbst dann) grundsätzlich schmutzig, egal ob im Schlachtgetümmel oder Mann gegen Mann. Jede verwundbare Stelle, die sich trotz Parade, Schild und/oder Rüstung auftut, wird auch ausgenutzt, um Verletzungen beizubringen. Die häufigsten Todesursache abseits einer Infektion, der man nach der Schlacht erliegt, sind Verbluten - oft aus vielen kleine Wunden statt einer großen - oder die Folgen stumpfer Gewalteinwirkung.
    Es war nicht unüblich, nach Ende der Schlacht das Feld abzugehen und nach den Verwundeten zu sehen, die nicht aus eigener Kraft da Feld verlassen konnten. Verwundete Feinde wurden üblicherweise getötet, wenn es nicht gerade "verwertbare" Persönlichkeiten waren. Die Grausamkeit wird etwas dadurch gemildert, dass häufig mit eigenen Schwerverwundeten ebenso verfahren wurde. Der sogenannte Gnadenstoß ist unter dürftigen medizinischen Kompetenzen und/oder Kapazitäten sogar eine Erlösung und wurde von allen Beteiligten als Akt der Barmherzigkeit verstanden.


    Die Waffe der Wahl für ungeschulte oder eher rudimentär ausgebildete Kämpfer ist ein vergleichsweise kurzer Spieß. Er hat nur ein spitzes Ende, auf dessen sinnvollen Einsatz sich der Kämpfer konzentrieren kann, eine gute Reichweite und ist gegen jede Art Infanterie einsetzbar. Für alle anderen Waffen ist deutlich mehr Übung erforderlich und ein Schwert aufzulesen dürfte dem zu Höherem bestimmten Bauernburschen nicht weiterhelfen. Dieser sollte, auch wenn es weniger Glamour hat, für die erste heroische Tat bei Ackerwerkzeugen oder diesen zumindest ähnlichen Waffen bleiben. Einmal abgesehen davon, dass es auch heroischer sein kann, einem geschulten Kontrahenten erfolgreich mit Mistgabel oder Sense zu Leibe gerückt zu sein.


    Apropos kurze Spieße. Auch die sind Kavallerie einsetzbar - wobei man schon erhebliche Disziplin bracht, um in einem ordentlichen Spießwall gegen heranstürmende Kavallerie nicht die Nerven zu verlieren. Dafür bieten sich dann auch deutlich längere Spieße an, für deren Führung man dann aber auch wieder mehr Kraft und Übung braucht. Nicht zuletzt deshalb, weil der Spieß nach erfolgreicher Abwehr eines Reiterangriffs üblicherweise in einem Pferd oder einem Reiter steckt und/oder zerbrochen ist. Und selbst wenn nicht, ist er aufgrund seiner Länge gänzlich ungeeignet, um es mit etwaig abgesessener Reiterei oder nachrückender Infanterie aufzunehmen. "Spießbürger" und Pikeniere sind nicht dasselbe; erstere sind mehr oder weniger gut ausgebildete Milizen, letztere gehören zur damaligen Elite.


    Und auch wenn das immer wieder ein Reizthema ist: Fantasy kann und soll historische Rollenbilder abwandeln und auch außen vor lassen. Das bedeutet, dass auch die Damenwelt sich ins Schlachtgetümmel stürzen kann, darf und soll. Allerdings sollten angehende Autor*inn*en den Körperbau der Reckinnen auch entsprechend anpassen.
    Kurz gesagt, wer Rollenbilder modifizieren will, muss das auch mit Schönheitsidealen tun. Wenn nicht gerade magische Verstärker am wirken sind, braucht die kämpfende Dame Muskeln und Sehnen und einen entsprechenden Knochenbau, den man nur erwerben kann, wenn die Protagonistin historische und auch heutige Rollenbilder unserer Welt ins frühester Jugend verlassen hat. Das bedeutet nicht (!), das die streitbare Protagonistin nicht "schön" sein darf. Aber man muss das Schönheitsideal der Fantasy-Welt (und davor ggf. erst einmal das eigene) entsprechend anpassen.
    Amazonen gerne, von Glamazons ist bitte zur Wahrung der Plausibilität abzusehen.

    La locura nunca tuvo maestro / Para los que vamos a bogar sin rumbo perpetuo.
    La muerte será un adorno / Que pondré al regalo de mi vida.
    (Heroes del Silencio: Avalancha)

  • Magie, Teil 1


    Deine geschmeidigen Hände ziehen mich, dein Gesicht brennt durch mich,
    Ich bin schnell daran, Dir zu folgen, erpicht zu sehen;
    Doch der Liebe fehlt’s an Gewalt, mich zu erlösen oder aufzulösen;
    Wie ich gewesen bin, weiß ich, werde ich gewiss sein;


    "Was sollen solche Gesellen wie ich tun?" Indes
    Meine Rolle wär übler, wenn ich mich mitzuspielen entschiede;
    Denn das Schlimmste ist letztlich immer; kennten sie mich,
    Keine Seele auf Erden hätte Mitleid um mich.


    Und ich spiele nicht um das Mitleid dieser; Aber du
    Wenn du mit deiner Seele sahst, was Mensch ich bin,
    Du würdest mich zumindest loben, dass meine Seele sich
    Bahnte durch dich, die Leben hassend, welche lügen;


    Die Seelen und Lippen, die gekauft und verkauft werden,
    Das Lächeln aus Silber und die Küsse aus Gold,
    Der Schoßhund liebt das jammern, während er kaut,
    Die kleinen Liebenden, die fluchen und weinen.


    1. Wenn Magie sich auf körperlicher Stärke gründet, sollte das Auswirkungen haben.


    Einer der häufigsten magischen Varianten- mit dem Vorteil, einfach handhabbar zu sein - ist Magie die sich von Ausdauer (und Körperkraft) nährt. Wenn diese Magiequelle nicht begrenzt ist und der Protagonist immer mehr Kraft finden kann, gibt es aber Schwierigkeiten. Und weil viel Fantasy dazu neigt, Fragen zu ignorieren, etwa wann die Charaktere zuletzt Essen oder schlafen konnten, um sich auf das "wichtige Zeug" zu konzentrieren.


    Ein Magier der hundemüde ist, in Tagen nicht gut gegessen hat und riesigen Durst hat und für Magie auf Körperkraft angewiesen ist, hat ein Problem. Hinzu kommt die Schwierigkeit an etwas anderes, egal was, zu denken, nur nicht die volle Blase. Und da mindestens einmal in jedem Fantasy-Buch eine Verfolgungsjagd durch Feinde passiert, müssen solche Helden einiges durchmachen. Manchmal wird flüchtig erwähnt, wie die Charaktere nichts anderes als Beeren zum Essen finden können, aber da ist der Magier, der so stark ist wie eh und je und den Verfolgern Feuerbolzen entgegenschleudert.


    Dies könnte zu einer breiten Regel verallgemeinert werden - die Regeln eines magischen Systems sollten eingehalten werden - aber in diesem konkreten Fall heißt das, wenn der Magier kurz davor ist, umzufallen, dann sollte auch seine Magie umfallen.


    2. Um die Regeln zu brechen braucht es einen ausgezeichneten Grund.


    Ein Beispiel sind Geschichten, die nur drei Wünsche zulassen, wo die Hauptfigur am Ende einen vierten Wunsch bekommt. Meistens scheint dies auf die Vergesslichkeit der Autorin zurückzuführen zu sein, aber ein paar Mal habe ich Rechtfertigungen dieser Art gesehen: "Nun, Syrenna ist die Heldin, also bekommt sie natürlich einen anderen Wunsch!"


    Autoren steht es vollkommen frei, Magie nach willkürlichen Regeln zu konstruieren, die mit – sagen wir – den Gesetzen der Physik nichts gemein haben. Eine Art von Magie ist nur bei Frauen möglich? Großartig. Nur Kinder können blaue Flammen erzeugen, und alle anderen sind auf Rot beschränkt? Feine Sache.


    Aber bitte nicht in der Mitte der Geschichte die Meinung dazu ändern. Die größte kreative Freiheit kommt mit dem groben Entwurf der Geschichte, am Anfang. Später, wenn Deine Meinung sich ändern sollte, solltest Du über alle möglichen Konsequenzen nachdenken - wenn es ein Paar magischer Regeln gibt, die voneinander abhängen, wo das Ändern der einen die anderen verändert – dann muss der ganze Text nochmal durchforstet werden, um die Änderung überall einzusetzen.


    3. Die mächtigste Magie an die Guten zu geben ist keine gute Idee.


    Wenn es den Anschein hat, als wären die bösen Feinde inkompetent und überhaupt nicht mächtig, was ist dann der Sinn, sie zu bekämpfen? Der Leser wird höchstwahrscheinlich gähnen und ein Schläfchen machen, während die spannungsfreie Geschichte weiterläuft. Es wird auch sehr seltsam erscheinen, dass die Guten nicht einfach die magische Abkürzung nehmen und den Krieg beenden können. Der Autor stellt den Helden in der Regel wirklich lächerliche Hindernisse in den Weg, um das ebenso lächerliche Ungleichgewicht zu rechtfertigen.


    Fazit: Wenn der gute Typ die Gedanken der Leute lesen, Feuerbolzen verschleudern und die Toten auferstehen lassen kann, sollte der böse Kerl zumindest in der Lage sein, eine Seuche zu senden.


    4. Schlupflöcher sollten unsichtbar bleiben.


    Ein beliebter Trick der Fantasy ist es, den ewigen Verlierer gewinnen zu lassen, darum gibt es ein Schlupfloch für magische Zauber oder einen Eid, damit der Held die Nachteile umgehen kann. Allerdings gibt es zahlreiche amateurhafte Versuche die Schlupflöcher zu verbergen, die daneben gehen. Gibt es in der Geschichte ein magisches Objekt, dass der Held aufhebt und neben ihm verkündet der alte Weise ihm feierlich, er solle auf dieses Objekt aufpassen? Den meisten Lesern wird sofort klar, dass dieses Objekt wie Chekhov’s Gewehr funktioniert und später dem Helden ein Schlupfloch / Ausweg bietet.


    Das muss nicht sein. Alternativ kann es echten Zufall und echtes Risiko geben: der Held verwendet das magische Amulett mehrmals und ein paar Mal lässt es in im Stich, also kann er nicht sicher wissen, dass das Amulett hilft. Oder die Schurkenseite kann das Artefakt wunderbar benutzen und unser Hauptcharakter muss sich stets sorgen machen, dass es ihm gestohlen und gegen ihn eingesetzt wird. Oder ein nicht ganz treuer Charakter ist zuständig dafür und da der Held die Handlungen des anderen Charakters nicht kontrollieren kann, weiß er nicht, ob ihm diese Person helfen wird.


    Wenn nichts anderes funktioniert, kann der Einsatz eines solchen Amuletts wahre Opfer erfordern. Wenn der Held es benutzt, dann rettet er die Welt, aber er zerstört seine wahre Liebe. So etwas mag als billiges Melodram rüberkommen, kann aber auch dazu führen, dass deine Charaktere zu echten moralischen Entscheidungen gezwungen werden und es nach einem pyrrhischen Sieg aussieht, was viel bessere Aussichten sind als ein gemütlicher Spaziergang durch den Zuckerwatte-Berg.


    5. Keine Unschuldsklischees.


    Dies ist ein weiteres dieser Stilmittel, die ich speziell aussuche, weil ich sie hasse. Ein Unschuldsklischee ist ein Fall, in dem die böse Seite ein bestimmtes Stück Magie oder ein bestimmtes Gerät nicht verwenden kann, weil es nur von "einem wahren Unschuldigen", "der Seite des Guten" oder "dem reinen Herzen" verwendet werden kann. Was für eine faule Ausrede. Da werden Charaktere zu schwarz-weiße Pappausschnitten, es gibt keinen Zweifel daran, wer gut und wer böse ist und nimmt die ganze Spannung weg. Außerdem, welcher smarte böse Kerl, der sein Geld wert ist würde einfach die Magie oder das Gerät in Ruhe lassen, anstatt zu versuchen, es zu zerstören?


    Viel geeigneter ist so ein Objekt in den Händen eines moralisch zweideutigen Charakters. Das sorgt wenigsten für Verwirrung. Oder auf das Stilmittel verzichten, das geht auch.


    6. Wenn Magie auf Seiten des Guten zerstörerische Aspekte hat, sollten sie nicht übergangen werden.


    Der Einsatz schrecklicher Magie durch die Mächte der Finsternis wird oft in allen grausigen Details beschrieben - der Darm rutscht heraus, Leute werden bei lebendigem Leib geröstet, wir bekommen die Schreie mit usw. Wenn dann die gute Seite zum zerstörerischen Gegenschlag ausholt gibt es keine Schreie und kaum mehr als Leichen mit leichten Brandgeruch der keinerlei Übelkeit hervorzurufen scheint. Manchmal wird die Magie der guten Seite sogar als "Säuberung" des Ortes bezeichnet, an dem die bösen Mächte standen, ohne Bezug darauf, dass die Guten gerade eine ganze Menge Lebewesen zerstört haben.


    7. Magie braucht realistische Grenzen.


    Was im Magiesystem von Harry Potter funktioniert (obwohl es manchmal zu einfach scheint) ist wie leicht es ist, einem Zauberer / einer Hexe den Wind aus den Segeln zu nehmen. Auf das blosse Brechen eines Zauberstabs folgt vollkommene Hilflosigkeit, es sei denn, er ist einer der ganz wenigen und spezialisierten mächtigen Menschen (wie ein Animagus). In einer Welt wo Magie durch subtile Gesten mit den Händen oder von arkanen Worten abhängt, kann ein Knebel ein sehr machtvolles Werkzeug sein.


    Doch das scheint vielen Feinden, die mit solchen Magiern konfrontiert sind, nicht aufzufallen. Sie sitzen und gaffen, während der Magier ihre Reihen verwüstet.


    Fazit: Eure Magier sollten niemals allmächtig sein, und sie sollten nicht auf wundersame Weise einen Ausweg aus jeder Situation finden, in der sie schwach sein könnten. Auch wenn Magie von etwas außerhalb des Magiers abhängt, sollte das keine Entschuldigung dafür sein, dass er Berge auf jeden fallen lässt, der sich ihm widersetzt. Zum Beispiel, was sind die physischen Einschränkungen auf der Stromquelle? Wäre der Magier nicht bei größerer Distanz zur Machtquelle schwächer? Es wäre zu hoffen, aber oft (z.B. bei Mercedes Lackey) wird das Problem von vornherein gelöst: wenn in Lackey’s Universum ein Knoten der Macht aufgebraucht wird, kommt oft sofort ein frischer Knoten der Macht daher...


    Magie sollte immer eine gewisse Schwäche haben, sei es eine komplizierte arkane Theorie oder etwas so Einfaches wie das alte Verbot von kaltem Eisen und Salz für Feenzauber.

  • Was meine Recherchen so hergeben:

    Um Himmels willen! Der Waschbär kann sprechen! :aah: :)

    Kurz gesagt, wer Rollenbilder modifizieren will, muss das auch mit Schönheitsidealen tun. Wenn nicht gerade magische Verstärker am wirken sind, braucht die kämpfende Dame Muskeln und Sehnen und einen entsprechenden Knochenbau, den man nur erwerben kann, wenn die Protagonistin historische und auch heutige Rollenbilder unserer Welt ins frühester Jugend verlassen hat. Das bedeutet nicht (!), das die streitbare Protagonistin nicht "schön" sein darf. Aber man muss das Schönheitsideal der Fantasy-Welt (und davor ggf. erst einmal das eigene) entsprechend anpassen.

    Hm, wenn wir Limyaael's Standards auf Geschichten anwenden ist das sicherlich wahr. Aber in der Praxis sind Geschichten keine Simulationen einer alternativen Realität. Daher ist es nicht notwendig, irgendjemandem in einem Roman Muskeln und Sehnen zu verpassen, nur damit die Figur anderen Leuten im Kampf eins überziehen kann. Eine Geschichte darf ruhig unplausible Machtphantasie sein oder sich auf ganz andere Dinge konzentrieren als die Muskel-Physik/Chemie/Biologie. :)


    Ich bin zwar total dabei, der Protagonistin auf der einsamen Insel das Recht einzuräumen, unsere Schönheitsideale hinter sich zu lassen... aber das wäre imho einfach passende, wirkungsvolle Charakterisierung (und etwas das ich sehen will und was mutig wäre), nicht etwas das in jeder Geschichte unbedingt zwanghaft sein "muss".

  • Magie, Teil 2


    Wo sollen wir anlanden, Süße?
    Auf Wald und Feld befremdender Männerfüße,
    Oder Felder nah der Heimstatt?
    Oder wo die Feuerblumen wehen,
    Oder bei Blumen des Schnees
    Oder Schaumblumen?
    Wir sind heute in Liebe’s Hand.


    Landet mich an, sagt sie, wo die Liebe
    Zeigt nur einen Strahl, eine Taube,
    Ein Herz, eine Hand.
    Ein solches Ufer, meine Liebe,
    Liegt, wohin kein Mensch steuern wird,
    Kein Jungfernland.


    -Auszug aus Swinburne‘s "Liebe auf See"


    1) Wir sollten einige der häufigen Geschichtselemente überdenken, die eigentlich keinen Zweck haben.


    In vielen Geschichten haben Magier Krimskrams wie Kristallkugeln, Schädel und Familiare hatten, ohne je davon Gebrauch zu machen. Dies gilt auch für professionelle Literatur: In HP liefern Eulen die Post, aber Katzen, Ratten und Kröten, obwohl sie als Vertraute erlaubt sind, scheinen ihren Besitzern nicht wirklich zu helfen, Magie zu studieren. Warum sind sie denn da? Wahrscheinlich, um der Welt ein "magisches" Gefühl zu geben. Aber wenn sie in Deiner Geschichte nicht benötigt werden, wäre es wahrscheinlich am besten, diese Sachen zu vergessen. Viele Amateur-Fantasy-Autoren reduzieren sie auf die Ebene des Klischees ohne Bedeutung.


    2) Wissen kann auf innovative Art vermittelt werden!


    Der übliche Weg ist eine Akademie oder Schulstruktur, in der die Schüler von Lehrern und Büchern lernen. Aber das ist nicht der einzige Weg, wie Menschen Wissen erwerben, vor allem in einer mittelalterlichen Gesellschaft, in der viele Menschen nicht lesen können und wahrscheinlich nicht jeder nur wenige Gehminuten von der Akademie entfernt geboren wird. Und wie haben die allerersten Magier, die die Bücher geschrieben haben und keine Lehrer hatten, von denen sie lernen können, ihr Wissen erhalten?


    Möglicherweise können einige junge Magier autodidaktisch Kontrolle erlangen oder sammeln Tipps von einem Elternteil, Verwandten oder Freunden, die auch zufällig Magie oder die Theorie davon haben. Natürlich setzt dies voraus, dass Magie etwas relativ Seltenes ist. Das muss nicht der Fall sein. Wenn Magie üblich ist, wären formale Akademien unnötig, denn Kinder würden Magie so lernen, wie sie andere Dinge gelernt haben (Spracherwerb bei Kindern oder vielleicht Nähen wären analog), und wahrscheinlich wäre Magie nicht von den meisten anderen Teilen ihres Lebens zu unterscheiden.


    Damit komme ich zu meinem dritten Punkt.


    3) Wenn Magie üblich ist, sollte sie auch für alltägliche Zwecke verwendet werden.


    Es gibt nur wenige Menschen, die nicht den Weg des geringsten Widerstands suchen. Selbst wenn es auf Welt XY komplizierte theoretische Traktate gibt, die erklären, warum wir eigentlich mit Magie kein Feuer machen dürfen wenn wir zu faul sind um aus unserem Stuhl aufzustehen, muss es doch ab und an Regelbrecher geben (auf dieselbe Art, wie hierzulande Leute auch mal bei Rot über die Strasse gehen). Das wird gerade dann besonders wahr sein, wenn Menschen in eurer Welt genug Geld und Zeit haben, um über dem Existenzminimum zu leben und über Wege nachdenken, um ihr Leben noch besser zu machen. In den meisten mittelalterlichen Gesellschaften werden die Adligen zumindest in dieser Lage sein, und wenn die Gesellschaft eher um die Renaissance als um frühmittelalterliche Muster strukturiert ist, kann es auch eine Mittelschicht geben.


    Es gibt keinen Grund, warum gewöhnliche Magie, die relativ billig ist - entweder sind die arkanen Materialien leicht zu haben oder die Kräfte einer Hexe lassen sich simpel durch essen und schlafen wiederauffüllen - nicht die Technologie einer Welt sein sollte. Wenn es einen Magier gibt, der Kopien von Briefen, die er betrachtet, dazu bringen kann, auf einer anderen Seite zu erscheinen, gibt es keinen Grund, Zeit mit dem Kopieren von Manuskripten zu verschwenden oder eine Druckmaschine zu entwickeln. Natürlich könnte dieses besondere Talent selten sein und sich auf diejenigen beschränken, die es sich leisten können, was bedeuten würde, dass andere einen dringenden Grund haben, sich der Technologie zuzuwenden. Aber es gibt keinen besonderen Grund, warum dieses Talent einzigartig bleiben sollte, oder warum der Magier seine Fähigkeiten nicht an den Meistbietenden verkaufen sollte. Wenn ein Adliger ihn sich nicht leisten kann, warum nicht zu einem anderen übergehen?


    Sicherlich kann Magie in eurer Welt etwas seltenes, außerordentliches, sogar heiliges sein und das mit großem Erfolg (Martins Lied von Eis und Feuer hat in den ersten Büchern kaum Magie und doch kommen die Menschen in Westeros sehr gut ohne sie aus). Aber wenn Magie eben häufig und nicht selten ist, warum ihr dann diesen Sonderstatus einräumen? Abhängig von der Technologie staunen die meisten von uns nicht jedes Mal, wenn ein Fernseher eingeschaltet wird, und es gäbe keinen Grund für einen Bauern, jemanden anzugaffen, der Wasser bergauf fließen lassen kann, wenn er das jeden Tag sieht. Er würde viel eher versuchen, herauszufinden, ob das Konkurrenz für seine Mühle ist.


    4) Überdenken Sie die geschlechtergeteilte Magie.


    Das liegt nicht daran, dass es an sich notwendigerweise eine schlechte Idee ist, sondern weil mit ihr immer sehr wenig Neues gemacht wird. Frauen neigen dazu, heilende und defensive Magie zu bekommen, und Männer die gewalttätige Magie, auch wenn die Gesellschaft nicht in traditionelle Geschlechterrollen unterteilt ist. Manchmal wird dies damit erklärt, dass es mit Frauen zu tun hat, die Leben tragen und daher von Gewalt oder so etwas unbefleckt bleiben müssen.


    Die Leute, die dieses Argument vorbringen, haben offensichtlich noch nie eine Löwin, einen Mutterbären oder irgendein anderes weibliches Tier gesehen, das seine Jungtiere verteidigt. Gewalt scheint nichts mit der Fähigkeit zu tun zu haben, Jungtiere auszutragen, und alles, was mit der menschlichen Wahrnehmung zu tun hat, dass es für Frauen irgendwie weniger in Ordnung ist, gewalttätig zu sein.


    Wenn eure Welt geschlechtergeteilte Magie haben, ist es total in Ordnung, Frauen die Möglichkeit zu geben, Feuerbolzen herumzuschleudern, wenn Sie wollen. Es ist in Ordnung, den Männern Magie in Bezug auf das Backen von Brot und Nähen zu geben. Natürlich könnte dies eine völlig geschlechtsspezifische Gesellschaft erfordern, die leicht so langweilig sein könnte wie umgekehrt. So oder so, wenn geschlechtsspezifische Magie vorkommt, ist es besser wenn sie die Rollen in den Gesellschaften widerspiegelt, die diese Magie praktizieren. Warum sollte sich eine Frau, die kein großes Interesse an der Pflege der Kranken zeigt, auf heilende Magie beschränken? Warum sollte ein Mann, der ein Feigling im Kampf ist, Berge auf Menschen fallen lassen müssen? Es könnte interessant sein, diese Fragen aufzustellen und sie zu behandeln, anstatt einfach davon auszugehen, dass alle in diesen Gesellschaften gleich sein müssen.


    5) Wenn Magie in eurer Welt stirbt, gebt ihr einen verdammt guten Grund.


    In Tolkiens Welt gilt: die Elben sind dazu verdammt, vor den Menschen zu vergehen, und ihre "Magie" ist in erster Linie die Reflexion ihres langen Lebens, ihres Wissens und ihrer Fähigkeit, sich auf eine Weise mit der Welt um sie herum in Verbindung zu setzen, die die Menschen nicht verstehen. Wenn die Elben verschwinden, schwindet die Magie auch. Dennoch habe ich von einer Fantasywelt nach der anderen gelesen, in der sie hauptsächlich aus Gründen der Bequemlichkeit stirbt, nicht wegen eines inhärenten Grundes in der Welt selbst.


    Wenn der Plot das erfordert, versucht es zu rechtfertigen. Angenommen eine Geschichte handelt von einem Helden, dessen magischen Kräfte in seiner eigenen Zeit selten sind aber einst, als Magier die Welt regierten, oft vorkamen. Aber was ist der Grund dafür? Es sollte nicht nur da sein, um den Helden als besonders zu kennzeichnen. Ist er der Auserwählte eines Gottes, und warum hat der Gott jetzt die Magie in die Welt zurückgebracht? Braucht er diese Kräfte, um einem mächtigen Feind gegenüberzustehen, der ein Magier ist? Und so weiter.


    6) Schreibt nicht immer im Schatten eines größeren magischen Imperiums.


    Die meisten Fantasywelten haben eine Zeit, in der Magie häufiger und größer war als heute, und die Moderne stolpert herum und versucht, die Artefakte und Wege der Alten zu verstehen. Doch es wird nie (oder zumindest selten) erklärt, warum die Magie verblasst ist und warum alle anderen in den Generationen anscheinend so stumm waren, dass keines der Artefakte zuverlässig verwendet werden kann.


    Warum das? Warum nicht auf dem Höhepunkt des magischen Imperiums schreiben? Warum nicht einen Protagonisten schreiben, der es schafft, herauszufinden, was mit der antiken Welt passiert ist, oder es schafft, das damalige Wissen wiederherzustellen?


    So wie geschlechtergeteilte Magie oder sterbende Magie, kann diese Idee vom alten Imperium gut funktionieren, die Autoren aber machen sich selten die Mühe machen, das zu erklären. Es gab ein mächtiges magisches Imperium. Sie waren böse. Sie zerstörten sich selbst. Was hat sie so viel böser gemacht als der moderne Mensch? Was geschah mit ihrer Magie? Woher wissen wir, dass sie sich selbst zerstört haben? Auf die die Antwort zu sein scheint: Fragen Sie nicht.


    7) Es ist den Versuch wert, Magie eine metaphysische Basis zu geben.


    Das bedeutet nicht, dass Magie immer so sauber erklärt werden kann, wie Gesetze der Physik (kurzer Einwurf: von einer Akademie langlebiger Magier haben, die nichts als Forschung gewidmet sind, würde ich durchaus Forschung in diese Richtung erwarten). Aber eine Erklärung der Magie, wenn auch nicht immer ein Grund, ist oft schön, auch wenn sie falsch ist.


    Was ist der Unterschied zwischen einer Erklärung und einem Grund? Ich würde einen Grund, warum Magie in der Welt ist, beschreiben als "Die Welt würde ohne sie sterben" oder "Die Götter haben es gesagt." So ein Grund beantwortet das Warum. Eine Erklärung wäre: "Nun, Magie funktioniert so und kommt daraus, aber wir wissen nicht wirklich, warum es in der Welt ist. Warum gibt es Bäume auf der Welt? Warum haben Pferde die Form von Pferden und keine Tanzflecken der Energie? Warum haben sich die Götter dafür entschieden, uns Menschen und nicht Elfen zu erschaffen? Du sagst es mir."


    Eine Erklärung könnte tatsächlich besser als ein Grund funktionieren, denn wenn Magie ein natürlicher Teil der Welt ist, und vor allem, wenn sie üblich ist, warum sollte dann jeder daran klaffen und versuchen, sie mehr zu erklären, als sie versuchen, Bäume und Blumen zu erklären?






  • Hm, wenn wir Limyaael's Standards auf Geschichten anwenden ist das sicherlich wahr. Aber in der Praxis sind Geschichten keine Simulationen einer alternativen Realität. Daher ist es nicht notwendig, irgendjemandem in einem Roman Muskeln und Sehnen zu verpassen, nur damit die Figur anderen Leuten im Kampf eins überziehen kann. Eine Geschichte darf ruhig unplausible Machtphantasie sein oder sich auf ganz andere Dinge konzentrieren als die Muskel-Physik/Chemie/Biologie. :)
    Ich bin zwar total dabei, der Protagonistin auf der einsamen Insel das Recht einzuräumen, unsere Schönheitsideale hinter sich zu lassen... aber das wäre imho einfach passende, wirkungsvolle Charakterisierung (und etwas das ich sehen will und was mutig wäre), nicht etwas das in jeder Geschichte unbedingt zwanghaft sein "muss".

    Das sehe ich anders. Denn, wie du so wunderschön oben zu den Regel der Magie darlegst, muss die innere Logik erhalten bleiben. Wenn die designierten Helden mit körperlich offensichtlich überlegenen Gegnern jonglieren, dann ist die zentrale Frage weniger, warum sie das können, sondern vielmehr, warum genau *die* das können, während die drölfzigtausend anderen Bauernburschen/-mädels, ausgesetzten Königskinder etc. froh sein können, wenn sie mit dem Leben davonkommen oder in entsprechend dramatisch-tragischen Szenen abgemurkst werden, weil sie sich der Gefahr nicht erwehren können, obwohl sie sich - soweit es die Erzählung hergibt - durch nichts von den Protagonisten unterscheiden.
    Sonst müsste man sich analog ja auch nicht die Frage stellen, warum der Magier,der seine Zauberkraft aus Körperkraft bezieht, diese unbegrenzt anwenden kann, obwohl er körperlich geschwächt ist. Die Überlegenheit ist entweder - because of reasons - einfach da, oder eben nicht. Und wenn nicht, dann braucht es einen Hintergrund.


    Und wie ich ja schon schrieb, ist es gerade in Fantasy eine valide Erklärung, dass sie auserwählt, gesegnet oder mit entsprechendem magischen Equipment bedacht wurden, meinetwegen das Qi anzapfen oder in ihrer Ahnenreihe Drachen und ähnlich potentes Getier zu suchen ist. Die einzig nicht akzeptable Erklärung für die herausragenden Fähigkeiten von Protagonisten ist gar keine Erklärung. Zumindest ein paar Andeutungen sollte man also im Laufe der Geschichte einflechten, damit plausibel wird, warum Hänsel oder Gretel nicht nur die Zauberin austricksen und in den Ofen schubsen, sondern auch ihre explizit als ungemein stark beschriebenen und für physische Auseinandersetzungen vorgesehenen Handlanger vermöppeln können. ;)


    Gerade in bei beginnenden Autor*inn*en bemerke ich das oft. Sie sind erklärlicherweise davon beeindruckt, wie bei ihren literarischen Vorbildern selbst in einzelnen Kampfsituationen das vermeintlich schwache Gute über das vermeintlich starke Böse triumphiert, übersehen jedoch, wodurch das bei den Profis plausibel gemacht wird. Selbst die sehr abstrakt gehaltene "Reinheit des Herzens"aus dem traditionellen Märchen ist immer noch besser, als einfach vorauszusetzen, dass Informatiker-John und Next-Topmodel-Jane (oder vice versa) das einfach hinbekommen, weil es gerade so schön ist. Denn es impliziert immerhin, dass es eine höhere Macht gibt, der diese Reinheit wohlgefällt und daher Stärke und Schutz verleiht.

    La locura nunca tuvo maestro / Para los que vamos a bogar sin rumbo perpetuo.
    La muerte será un adorno / Que pondré al regalo de mi vida.
    (Heroes del Silencio: Avalancha)

  • Noch ein kleiner Nachtrag zur Sprache:
    Bei den Namen scheint sich Limyaael nicht grundsätzlich an unterschiedlichen Namenstypen in einem Setting zu stören, sonst hätte sie wohl auch etwas dagegen, wenn sich ein Jon und eine Daenerys die Geschichte teilen. ;)
    Es soll eben irgendwie begründet sein und Sinn ergeben, was ich durchaus auch wünschenswert finde. Für mich hängen es jetzt nicht davon ab, ob ich ein Setting mag, aber fehlende Mühe bei den Namen findet sich dann häufig auch anderswo wieder.
    Die Sache mit der bösen Sprache ist für mich dagegen etwas, was zu Tolkiens Weltenbau passt, in andere, moderne Settings aber eher nicht. Ob man eine Sprache als wohlklingend empfindet hängt doch sehr von der eigenen Prägung ab und bei mir haben die Sprachbeispiele aus dem Herrn der Ringe ihre Wirkung auch nicht so erzeugt. Interessanterweise hatte für mich die Elfensprache etwas Keltisch-Britisches, während die Ork-Sprache eher nach anderen Quellen klang, die Tolkien vielleicht als unschön, ich als Süddeutsch geprägte Sprecherin aber eher nicht.
    Überhaupt wird ja Deutsch (und Russisch) aus englischsprachiger Perspektive gerne ein böser Klang zugeschrieben und außereuropäische Sprachen entsprechen öfter nicht unseren Vorstellungen von Wohlklang, was den Sprechenden sicherlich völlig anders geht.


    Aber jetzt noch zu meinem Lieblingsthema, Magie.
    Beim ersten Teil stimme ich ihr grundsätzlich zu. Das sind alles ganz sinnvolle Tipps, die helfen zu vermeiden, dass sich Leser über nervige Entwicklungen ärgern müssen. Ehrlich gesagt fällt mir auf Anhieb aber kein Fantasybuch ein, wo die Guten die einzigen mit mächtiger Magie sind. Dass das nicht zur Spannung beiträgt, finde ich ziemlich offensichtlich.
    Die „Unschuldsklischees“ stören mich jetzt nicht grundsätzlich, wenn es gut gemacht ist. Das ist aber auch ein Element, das in letzter Zeit eher aus der Mode gekommen zu sein scheint.
    Den zweiten Teil sehe ich kritischer.
    Punkt 1: Ich finde durchaus, dass die Ästhetik dieser Dinge einen Wert an sich für die Geschichte haben kann, liegt aber vielleicht auch daran, dass ich ein großer Freund von Kristallen bin, wenn auch vielleicht anders als Limyaael sich das vorstellt. Magische Haustiere ohne besondere Plotbedeutung stören mich aber auch nicht und bei HP hatten sie die ja soger,
    Punkt 2 ist für mich okay und Punkt 3 stimme ich auch zu, Punkt 4 soweit auch. Wobei ich sowieso ein Fan von männlichen Heilern mit nichts ganz blütenreiner Weste bin. Ich verstehe sowieso nicht, warum die in der Fantasy so oft als gut, langweilig und hilflos dargestellt werden, dazu gibt es aber noch einen eigenen, ganz netten Rant.
    Ich selber habe ja teilweise auch geschlechtsspezifische Magieklischees, die aber eine Folge der Rollenklischees sind und keine objektiven Wahrheiten.
    Punkt 5 stimme ich auch soweit zu, wobei ich sterbende Magie sowieso nicht mag, aber bei 6 bin ich anderer Meinung. Natürlich muss man nicht immer ein untergegangenes magisches Imperium haben, aber ich finde, dass es eine sehr nützliche Idee sein kann, mit der man viel machen kann. Im Vergleich zum bestehenden magischen Imperium hat das den Vorteil, dass der Leser mit dem Prota zusammen Neues über die Magie lernen kann, was zumindest für mich immer zu den reizvollsten Elementen von Fantasygeschichten gehört.

  • Das bedeutet, dass auch die Damenwelt sich ins Schlachtgetümmel stürzen kann, darf und soll. Allerdings sollten angehende Autor*inn*en den Körperbau der Reckinnen auch entsprechend anpassen.
    Kurz gesagt, wer Rollenbilder modifizieren will, muss das auch mit Schönheitsidealen tun.

    Ich störe mich am "muss" hier, denn beim Basteln gibt es grundsätzlich die Freiheit, sich um solche Dinge nicht zu kümmern. Wie Gwen auch schon meinte, begrüße ich coole muskulöse Frauen, ja bitte, und Schönheitsideale hinterfragen auch, da gibt es so viel zu dekonstruieren. Ich vermute aber, dass die Diskussion um realistische Muskeln, wenn es um männliche Krieger geht, gar nicht erst aufkommt. Die Forderung nach Realismus wird unverhältnismäßig oft gestellt, wenn es darum geht, Frauen stark zu machen, während sonstwo gewohnheitsmäßig Augen zugedrückt werden. Das ist, denke ich, gut, im Hinterkopf zu behalten. :)

    Amazonen gerne, von Glamazons ist bitte zur Wahrung der Plausibilität abzusehen.

    Plausibilität ist nur ein möglicher Maßstab beim Basteln, und nicht allgemeingültig. Für viele ist die Rule of Cool wichtiger, oder eben sich persönlich auszudrücken, und das ist genauso legitim. :)

  • Das sehe ich anders. Denn, wie du so wunderschön oben zu den Regel der Magie darlegst, muss die innere Logik erhalten bleiben. Wenn die designierten Helden mit körperlich offensichtlich überlegenen Gegnern jonglieren, dann ist die zentrale Frage weniger, warum sie das können, sondern vielmehr, warum genau *die* das können, während die drölfzigtausend anderen Bauernburschen/-mädels, ausgesetzten Königskinder etc. froh sein können, wenn sie mit dem Leben davonkommen oder in entsprechend dramatisch-tragischen Szenen abgemurkst werden, weil sie sich der Gefahr nicht erwehren können, obwohl sie sich - soweit es die Erzählung hergibt - durch nichts von den Protagonisten unterscheiden.

    Ah, das kommt darauf an, was du mit "offensichtlich überlegenen Gegnern" meinst. Wenn der Text suggeriert, dass die Gegner richtig stark sind und dann jonglieren die Helden mit ihnen und es wirkt so, als habe jemand vergessen, dass die Gegner als richtig stark beschrieben wurden, dann untergräbt das unser Vertrauen in den Autoren. Es wirkt, als sei das Erzählte inhaltlich vollkommen austauschbar und jede Erwartungshaltung an den Text sinnlos. Also bringt es nichts, auf irgendetwas zu hoffen.


    Du kannst Logik verwenden, um dieses Problem zu finden, aber das Problem ist in sich durch Logik nicht zufriedenstellend erklärt.
    Es ist doch absolut denkbar, dass eine Figur sich einen Namen macht, weil sie superstark ist, obwohl es keinen logischen Grund gibt, dem die Schuld gegeben wird. Dann unterscheiden sich die Dorfburschen und Mädels nicht offensichtlich vom Helden, ausser das der Held durch seine Taten bekannt wird und irgendwie besser ist als sie. Das braucht keinen Grund. :)




    Sonst müsste man sich analog ja auch nicht die Frage stellen, warum der Magier,der seine Zauberkraft aus Körperkraft bezieht, diese unbegrenzt anwenden kann, obwohl er körperlich geschwächt ist.

    Ok. Wenn du Konflikt als Simulation bezeichnest, hast du Recht. Ein Magier hat eine bestimmte Zauberkraft und muss mit ihr haushalten und dieses hin und her ist ein simples Konfliktmodell, das lässt sich literarisch simulieren. Aber das ist keine Simulation einer alternativen Realität, sondern eine Simulation von Spannung (eine sTimulation von Spannung im Leser :pfeif: jaja, is ja gut, schlechtes Wortspiel, sorry :pfeif: ).
    Die Aspekte der Lore / des Weltenbaus sind in dieser Simulation nicht entscheidend / nicht notwendig, sondern sind nur der Anlass, um den Spannungshahn aufzudrehen oder die Spannung runterzuschrauben.
    Beim Weltenbasteln ist es schwer in Ordnung, Dinge simulieren zu wollen und sich z.B. mit Umlaufbahnen von Planeten zu beschäftigen. Das liegt daran, dass beim Weltenbasteln genau diese Aspekte der Welt Detail verleihen und ein Indikator für Aufwand und Arbeitsmühe sind. Beim Geschichtenschreiben ist das zwar auch eine gute Sache (Recherche-Aufwand und Themenverständnis ist idR beeindruckend) aber z.B. Lesefluss und oft auch dramatischer Aufbau sind entscheidender.




    Die einzig nicht akzeptable Erklärung für die herausragenden Fähigkeiten von Protagonisten ist gar keine Erklärung. Zumindest ein paar Andeutungen sollte man also im Laufe der Geschichte einflechten, damit plausibel wird, warum Hänsel oder Gretel nicht nur die Zauberin austricksen und in den Ofen schubsen, sondern auch ihre explizit als ungemein stark beschriebenen und für physische Auseinandersetzungen vorgesehenen Handlanger vermöppeln können.

    Wie gesagt, wenn die Charakterisierung der Gegner ein Hindernis suggeriert und die Helden das Hindernis einfach ignorieren, dann ist das ein schlecht geschriebener Konflikt, weil unsere Aufmerksamkeit auf ein aus der realen Welt entlehntes Element gelenkt wird (die Kraft der Handlanger) und dieses Element dargestellt wird, als sei es wichtig (es muss Impakt haben, eine Schwierigkeit darstellen) und wenn dann die Auseinandersetzung komplett unproblematisch läuft kann es zwar kontextuell gerechtfertigt sein (vielleicht lesen wir eine Parodie? vielleicht dient die Leichtigkeit, mit der die Handlanger verdroschen werden irgendeiner Lektion, die die Geschichte vermittelt?) aber wenn am Ende gar nichts kommt, haben wir den Eindruck, dass unser Interesse missbraucht wurde, weil ein interessanter Konflikt "versprochen" wurde und wir dann nie diesen Konflikt zu sehen bekommen haben. "Ich schwöre, das sind harte Gegner" wirkt nicht besonders einleuchtend, wenn die Gegner sofort platt am Boden liegen.


    Aber wie gesagt, das ist etwas, das auf einer Gefühlsebene im Leser passiert. Dir wurde versprochen, dass es hier hart auf hart kommt, dass Gretel und Hänsel mächtig aus der Puste kommen weil die Schurken Superkräfte haben. Und dann wurden die Schurken zur Seite geschubst und die Gefahr hat sich als Nicht-Gefahr entpuppt.


    Das liegt nicht an der mangelnden Erklärung. Der Autor kann dir das haarklein und superlogisch erkären. Wärst du denn zufriedener, wenn im Text auf einmal unvermittelt der Satz steht "und an diesem Tag waren magische Kreaturen schwach, also verloren die Diener der Hexe sofort den Kampf gegen die Kinder". Hm, ich glaube wenn das alles wäre, was da steht, wär das ein bisschen antiklimaktisch. Der Autor macht die Niederlage absolut plausibel, aber er macht es den Kindern nicht schwer genug. Das ist kein verdienter Sieg.


  • Ich störe mich am "muss" hier, denn beim Basteln gibt es grundsätzlich die Freiheit, sich um solche Dinge nicht zu kümmern.

    Du hast recht, das war unglücklich ausgedrückt. Was ich eigentlich meinte: Wenn man das Fass aufmacht, dass [in der fiktionalen Welt] Kampftauglichkeit (und ggf. auch Zauberei) mit der Physis der Charaktere zusammenhängen/skalieren, sollte man auch den Becher drunterhalten, so lange was rausläuft.


    Klar, man kann dann immer noch den bösen Antagonisten als Hünen beschreiben, der aufgrund seiner Stärke bis dato unbesiegbar geblieben ist, bis ihm ein halbverhungerter Bauernbursche - um mal kurz wieder von Rollenmodellen wegzukommen, es darf aber auch ein Bauernmädel sein - im Vorbeigehen den Hals umdreht. Das Topos ist nun wirklich nicht neu; David gegen Goliath erzählt man sich ja beispielsweise nicht erst seit gestern. Aber David hatte Gott und eine Steinschleuder auf seiner Seite, und Goliath war überheblich und ahnungslos. Die Geschichte wäre auch ohne diese Details erzähbar, aber sie wird mit diesen Details doch deutlich besser. :)


    Du kannst Logik verwenden, um dieses Problem zu finden, aber das Problem ist in sich durch Logik nicht zufriedenstellend erklärt.Es ist doch absolut denkbar, dass eine Figur sich einen Namen macht, weil sie superstark ist, obwohl es keinen logischen Grund gibt, dem die Schuld gegeben wird. Dann unterscheiden sich die Dorfburschen und Mädels nicht offensichtlich vom Helden, ausser das der Held durch seine Taten bekannt wird und irgendwie besser ist als sie. Das braucht keinen Grund. :)

    Nur weil ich wie ein sprechender Waschbär aussehe, weiß ich doch nix von Logik. Kann man die essen? :lol:


    Spaß beiseite, selbstverständlich gibt auch noch den allseits akzeptierten Zufall. Beispielsweise erklimmen zwei gleichermaßen erfahrene Bergsteiger einen Gipfel, aber nur einer kommt lebend zurück. Alles schon vorgekommen, daher wird es akzeptiert. Und zwar genau so lange, wie man es berichtet; die Leerstelle ist dann Bestandteil, man darf spekulieren und niemand ist böse, wenn Details nie ans Licht kommen. Sowohl in der Geschichte als auch unter deren Lesern kann sich jeder die eigene Geschichte spinnen.


    Wenn man jedoch den Weg der beiden Bergsteiger detailliert vor den Lesern ausbreitet und einer ist zwischen Frühstück und Pinkelpause plötzlich weg und wird nie wieder erwähnt, dann wird der gemeine Leser stutzig und blättert zurück, ob er was überlesen hat oder ob Seiten fehlen.

    La locura nunca tuvo maestro / Para los que vamos a bogar sin rumbo perpetuo.
    La muerte será un adorno / Que pondré al regalo de mi vida.
    (Heroes del Silencio: Avalancha)

  • Tiere


    Dieser Rant ist ein wenig spezialisierter als die anderen, und wir stöbern nicht durch allgemeine Fehler, sondern durchstöbern das Tierreich nach einzelnen Arten. Ich denke, dass Tiere viel häufiger in der Fantasy verwendet werden könnten, aber ich gehe jetzt nur das Häufigste durch, nicht alle Tiere der Welt.


    1. Katzen sind fast nirgends Haustiere.


    Das liegt daran, dass sich die meisten Menschen in mittelalterlich geprägten Gesellschaften keine Tiere leisten können, die nichts tun, um ihren Unterhalt zu verdienen. Adelige sind wahrscheinlich in der Lage, verwöhnte Haustierkatzen und die Dienerschaft zu füttern, aber das Volk der unteren Klassen kann nicht ohne Anlass Essen an ein süßes kleines Streuner-Kätzchen verschenken. Katzen im irdischen Mittelalter waren in der Regel Rattenfänger (und oft als Familiare der Hexen gefürchtet, gefoltert und verbrannt). Wenn ein Haus oder Geschäft kein Problem mit Ratten, Mäusen oder Vögeln hat, warum würden sie dann eine Katze tolerieren, die herumhängt und Nahrung nimmt?


    Genauso ist es unwahrscheinlich, dass Katzen absolut zahm sind, es sei denn, sie sind diese verwöhnten Haustiere. Katzen sind keine Packtiere und können selten für Tricks trainiert werden. Und falls in der Geschichte einer Fantasywelt unsere eigene Geschichte widerhallt, dann werden Katzen seit Kürzerem domestiziert sein als Hunde (etwa 5000 Jahre für Katzen der Erde, verglichen mit 12000 oder mehr für Hunde). All dies führt dazu, dass Katzen in der Fantasy realistischerweise (Anm. d. Übs: ;)) viel schroffer, weniger zahm und nur aus praktischen Zwecke toleriert werden.


    2. Hunde haben weniger Vielfalt als bei uns


    Es mag offensichtlich scheinen, aber kleine japsende Teppichratten, die einer ekelhaften adligen Dame gehören, gehören mittlerweile zum Standard-Inventar der Fantasy. Aber wie sind sie dorthin gekommen? Es braucht Generationen selektiver Zucht, um Hunderassen zu diversifizieren, und während Menschen einer anderen Welt als unserer durchaus an solchen Dingen interessiert sein könnten, damit Hunde und Herdenhunde besser Vieh und Gut bewachen, scheinen die Prinzipien, die involviert sind, die meiste Zeit unbekannt zu sein. Japsige kleine Hunde sollten entweder Teil einer adeligen Gesellschaft sein sollten, die sich seit Langem etabliert hat, in der die Menschen die Zeit hätten, über solche Luxusgüter nachzudenken, oder Importe aus einem Land, das sich die Zucht leisten kann. Was für Hunde gilt, ist auch bei Katzen und den meisten Haustieren so: Wenn sie ihren Besitzern keinen praktischen Nutzen bieten und es keine Erklärung gibt, sollten sie nicht da sein.


    3. Die Realitäten, mit denen Pferde in Städten zu kämpfen haben.


    Ich habe viel über Pferde im Todes- und Kampfrausch gesagt, was ich hier nicht wiederholen werde. Aber eine Sache, die ich vergessen habe zu erwähnen, war die Unterbringung von Pferden in Städten. Was passiert mit all den Pferdeäpfeln, zum einen? Gibt es Leute, die herumgehen, um das aufzuräumen oder reiten deine Helden die erstaunlichen mechanischen Pferde, die weder essen noch sich vermehren?


    Zum anderen sind Städte nicht die ideale Umgebung für Pferde. Fantasy-Geschichten, in denen Reiter einfach ihre Pferde durch jede Gasse oder Nebenstraße galoppieren bringen mich zum Lachen. Wie können sie zwischen Gebäude passen und so viele scharfe Wendungen machen? Wie halten die Pferde ihr Gleichgewicht in den Exkrementen und Müll, der sich wahrscheinlich in so vielen Gassen ansammelt? Wie kommt es, dass die Pferde nie von der Verfolgungsjagd erschöpft sind? Es mag amüsant sein, über Helden zu lesen, die tatsächlich mit den Folgen solcher Dinge zurecht kommen müssen, wie zum Beispiel, wenn sie versuchen, ihre Pferde zwischen Gebäuden zu galoppieren.


    Schließlich werden Pferde in einigen Städten Schwierigkeiten haben, auf ihren Hufen zu bleiben. Verpackte Feldwege sind in Ordnung. Schlamm ist schwieriger. Kopfsteinpflaster kann sehr knifflig sein, und Eis und Schnee noch schwieriger. Was richtet es mit den Füßen eines Pferdes an, wenn Helden sie durch ein solches Gelände reiten. Schmiede existieren nicht nur, um königliche Helden zu adoptieren; sie haben in einer Gesellschaft, die so sehr von Pferden abhängt, echte Arbeit zu leisten.


    4. Brieftauben machen Fehler.


    Dies gilt auch für andere Vögel, die Botschaften tragen, egal ob es sich um Eulen oder Raben handelt.


    Zumindest einige dieser Nachrichten schaffen es nicht an ihre Ziele. Dies gilt insbesondere für eine Stadt im Krieg, wo der Feind wohl fröhlich die Vögel erschießen wird, die sie über die Mauern flattern sehen. Im besten Fall fangen sie die Nachrichten der anderen Seite ab. Im schlimmsten Fall gibt es ein Festmahl mit Taubenfleisch. Und wenn deine Helden Vögel wie Tauben benutzen, die die natürliche Beute anderer Tiere sind, dann werden zumindest einige von ihnen ihre Botschaften nicht übermitteln. Kein Nachrichtensystem, das von Vögeln abhängt, sollte narrensicher sein.


    5. Eure Helden kennen nicht alle Tiere eurer Welt.


    Das mag auch offensichtlich erscheinen, aber wie oft lese ich Sachen wie "Er hatte einen Hals, so lang wie eine Giraffe" als Beobachtung von einem Helden, der in der gemäßigten Wald-und-Feld-Umgebung lebt, die von den meisten Fantasy-Werken so geliebt wird. Woher weiß Ihr Held über Giraffen? Er könnte vielleicht eine in einem Wanderzirkus gesehen haben, wenn deine Welt solche Dinge hat, oder in einem Zoo, wenn diese Gesellschaft reich genug ist, sich einen zu leisten. Außerhalb dieser Umstände ist es jedoch am besten, die Vertrautheit von jemandem mit Tieren auf das zu beschränken, was sie vernünftigerweise wissen würden, wenn sie ihr ganzes Leben lang in ihrem Heimatdorf gelebt haben (die Situation vieler Helden und Heldinnen in der Fantasy).


    6. Wölfe sind keine wild wütenden Kreaturen. Auch Pumas und Bären sind das nicht.


    Werwölfe oder schwarzmagisch kontrollierte Tiere sind vielleicht anders, aber im Allgemeinen sind diese Raubtiere scheu und meiden Menschen. Die einzigen Ausnahmen sind:


    • an mageren Wintern, wenn der Hunger seinen Höhepunkt erreicht – und selbst dann greifen sie lieber Vieh an als Menschen.
    • Wenn die Tiere provoziert wurden, wie ein Puma, der von einem Jäger verwundet wurde, oder ein Mutterwolf, der seine Jungen verteidigt.
    • Wenn deine Hauptfiguren Teil einer bäuerlichen Gemeinschaft sind und Wölfe wegen der Geschichten fürchten, die ihnen erzählt wurden, wäre das nach der Handlung sinnvoll. Es wäre für Wölfe nicht sinnvoll, deinen Charakter anzugreifen, der im Sommer unbescholten durch den Wald reist, nur weil du eine spannende Begegnung willst. Das Höchste der Gefühle bei solchen Tieren wäre, wenn sie kommen um das Feuer zu inspizieren.


    7. Als Kehrseite der Medaille ist es verdammt schwer, wilde Tiere zu zähmen.


    Zu viele Amateur-Fantasy-Autoren haben offenbar zu oft "Androcles and the Lion" gelesen und denken, dass, wenn ihr Charakter einem wilden Tier einen Dorn herauszieht und dann das Tier wieder sieht, das Tier ihnen wie ein Hund folgt. Falsch. Das Tier wird viel wahrscheinlicher weglaufen. Selbst wilde Tiere, die Jahrzehnte in Gefangenschaft verbracht haben oder dort geboren wurden, können ihre Trainer attackieren, wenn sie hungrig, wütend oder schmerzgeplagt sind oder wenn die Menschen einen Fehler machen. Wilde Tiere in Gefangenschaft sind tatsächlich gefährlicher als gewöhnliche Tiere in der Wildnis, weil sie ihre natürliche Angst vor Menschen verloren haben.


    Wenn du wirklich willst, dass dein Charakter einen zahmen Wolf hat, dann müsste er oder sie sich der Aufgabe widmen und idealerweise einen Welpen aus einer Höhle nehmen, bevor seine Augen offen sind. Der Wolf wird dann viel wahrscheinlicher den Charakter als das Alpha seines Rudels akzeptieren. Erwachsene Wölfe sollten nie leicht zu zähmen und wahrscheinlich nie ganz zahm sein.


    8. Beutetiere haben schärfere Klang- und Geruchssinne als ihre menschlichen Jäger.


    Es gibt keine Möglichkeit, dass jemand einfach auf ein Reh marschieren und es erschießen kann, vor allem, wenn er oder sie es noch nie zuvor getan hat. Hirsche, Kaninchen und dergleichen sind immer auf Dienst und in einer Gruppe wird es eine Wache geben. Ein Jäger muss Geruch und Geräusche sowie Sicht berücksichtigen und versuchen, sich leise zu nähern und, dass der Wind seinen Duft nicht auf die Tiere bläst. Die besten Möglichkeiten, dies zu tun, sind, irgendwo eine Jalousie einzurichten, wo die Beutetiere regelmäßig hindurchgehen und stundenlang regungslos dort bleiben – was Zeit braucht – oder sich zu nähern, wenn sich das Tier in einer gefährdeten Position befindet, z. B. durch einen Strom. (Der Klang des Wassers bedeckt die Bewegungen des Jägers, wenn es laut genug ist, und der Duft des Wassers hilft, das trinkende Tier zu verwirren). Auch das kann verdorben werden, wenn sich der Wind verschiebt.


    Mit anderen Worten: Die Jagd sollte nicht mühelos sein.


    Wenn man bedenkt, wie viele Fantasygesellschaften auf mittelalterlichen gemustert sind und wie viele Tiere ein integraler Bestandteil der mittelalterlichen Welt waren, ist es erstaunlich, wie wenig Aufmerksamkeit ihnen geschenkt wird.

  • Justiz & Rechtssystem


    Folgende Zeilen aus "Satia Te Sanguine" von Swinburne passen perfekt:


    Deine Hände nagelten Amor an den Baum,
    Du stahlst ihm die Kleider, geißeltest ihn mit Stangen,
    Und ertränktest ihn tief im Meer
    Das verbirgt die Toten und deren Götter.


    Und trotz all dem, sterben wird er nicht;
    Um ihn sieht ihn niemand, außer ich;
    Du kamst, gingst fort und hast ihn vergessen;
    Ich hoffe, ihm kommt eines Tages Frieden.


    Wusste ich’s doch, dass unser Lehrer uns das aus gutem Grund nicht im Unterricht lesen ließ. Da wären viel mehr Leute ausgeflippt als zu Swinburne’s Zeiten. *grins*


    Wieder muss ich ein Bias zugeben, wenn auch in etwas entgegengesetzte Richtung als zuvor: Ich liebe Schurken als Helden. Meine Kritik in diesem Essay gilt eher Amateurautoren, die ihren Schurken ein Rechtssystem entgegenstellen, dass nichts zu sagen hat oder kein Problem darstellt.


    Es gibt viele solcher unwirksamer archetypischer Figuren des Rechtssystems. Dazu gehören: der unfähige Gardist, der lüsterne Gardist, der endlos bestechliche Richter und der sadistische Wach-Captain. Es kann Leute im Rechtssystem geben, die unfähig, lüstern, bestechlich und sadistisch sind, aber es ist viel, viel zu simpel, wenn der Antiheld nur diesen Figuren begegnet. So täuscht er die Wächter, indem er sich als Frau verkleidet oder andere simple Tricks ausführt, lernt triumphierend, dass der Richter, der ihn verurteilen will, korrupt ist, und kann den Captain der Wache ohne Gewissensbiss töten.


    Irgendwo im Schlamassel verlor sich die Idee, dass der Schurke Verbrechen begangen hat, und wahrscheinlich nicht ganz unschuldig an vielen der gleichen "Sünden" ist, die der Autor den Stereotypen des Rechtsstaats unterschiebt. Die Idee, dass solch offene Korruption bemerkt und verhindert wird geht in diesem Schlamassel unter: Vielleicht wären die Leute, die die Offen Korrupten ersetzen, genauso korrupt, aber besser darin, das zu verstecken.


    Das geht zurück auf den Essay zu Nebencharakteren. Macht sie nicht dumm, damit die Helden im Vergleich glänzen. Eine nette Wendung könnte der Held sein, der sich selbstbewusst als Frau verkleidet, um sich an einem Wächter vorbeizuschleichen, den er für dumm hält, nur um von dem mit einem Tritt in die Leistengegend unschädlich gemacht zu werden und im Knast zu landen, während der Wachtmann erklärt, dass das bereits zwei Leute gestern versucht haben.


    Weitere Probleme bereitet mir der juristische Prozess: Richter und Jurys sind eine recht neue Erfindung, was reale Justizsysteme angeht; ebenso die Vorstellung, dass ein Angeklagter unschuldig ist, bis seine Schuld bewiesen wird; dass er ein Recht auf rechtliche Vertretung hat, und viele, viele andere Dinge. Die Miranda-Rechte in den Vereinigten Staaten etwa sind erst in den 1960er Jahren zweifelsfrei etabliert worden. Es ist unwahrscheinlich, dass eure Fantasywelt, insbesondere auf niedrigem technologischen oder magischen Niveau (wo der Lebensstandard nicht weit über dem Existenzminimum liegt), das gleiche Konzept der Menschenrechte haben würde wie unsere Welt.


    Zu viele Amateur-Fantasy-Werke haben Jurys und Richter, die unparteiisch sein sollen, auch wenn sie die Anzahl der Juroren variieren. Andere Male haben sie Helden, die empört sind, dass es solche Dinge nicht gibt, zum Beispiel, dass der Richter nicht unparteiisch ist, auch wenn die Systeme ihrer Welten sehr klar anders aufgestellt sind.


    Wenn es keinen guten Grund dafür gibt (etwa ein Held aus der modernen Welt), dann sollten moderne Gefühle und Bräuche nicht im Rechtssystem einer Fantasywelt auftauchen. Die mittelalterliche Welt umfasste viele Bräuche, die wir unfair finden würden, wie z. B. die Prüfung durch Folter, aber wenn "unfair" besser zu eurer Fantasywelt passt, dann nehmt sie an oder kommt mit etwas, das eurer Welt entspricht. Zwingt nicht moderne juristische Ideen in eine Welt, wo sie wie eine zweite Nase hervorstechen, nur weil die Empfindlichkeiten der Leser nicht schockiert werden sollen.


    Und dann sind da die Zellen im Kerker: Zellen sollten nicht so leicht zu entkommen sein! Egal wie gut Wächter ihre Zellen bauen, scheinen diese vermaledeiten liebenswerten Schurken immer ohne Weiteres zu entkommen.


    Es sollte nicht so einfach sein. Bedenkt: Der stereotype Fantasykerker hat auf drei Seiten eine Steinmauer, mit Eisenstangen entlang der vierten. Er ist am Boden von übel riechendem Stroh bedeckt. Die Zelle hat einen Nachttopf und vielleicht ein Gitterbett. Es gibt Ratten. Bestimmt auch Spinnen. Die Wachen lassen Essen und Wasser einmal täglich bringen. Der Gefangene hat keine Schlüssel.


    Doch die Leute schaffen es, die ganze Zeit dort herauszuspazieren.


    Die meisten der Tricks, die sie benutzen, sind transparent und hängen von der Unvorsicht und Einfalt der Wächter ab. Sie tun so, als sei jemand in der Zelle krank und bringen die Wachen dazu, allein hereinzukommen. Sie warten, bis Nahrung und Wasser geliefert werden, und greifen dann an. Sie werfen den Nachttopf und entkommen, während die Wächter das kleine Desaster handhaben. In den extremsten Fällen schaffen sie es irgendwie, sich durch festen Stein zu hacken oder die Schlösser mit Waffen oder Dietrichen zu öffnen, die die Wächter irgendwie übersehen haben.


    In einem Szenario, das entfernt der Realität ähnelt, ist es unwahrscheinlich, dass dies funktionieren würde. Wächter sollten es besser wissen, als jemanden allein reinzuschicken, wenn sie das Essen bringen. Der Nachttopf wird wahrscheinlich nicht als Waffe zur Verfügung stehen, und selbst wenn dem so wäre, gibt es keine Garantie, dass ein vom Schurken geblendeter Wachmann, der auf die Gefangenen einschlägt, jedes Mal danebenschlagen würde. Erfahrene Wächter hätten keinen Grund, einen Gefangenen nicht nackt auszuziehen und ihn sorgfältig nach Waffen zu durchsuchen.


    Vor allem, wenn die Helden verwundet sind, sollte Flucht nicht so einfach sein. Wir sollten annehmen, dass die Wächter zumindest das Mindestmaß an Intelligenz haben. Denn ohne dieses Mindestmaß würde der Kerker dichtmachen, weil alle Insassen inzwischen über alle Berge sind.


    Wie sehen die Menschen im Rechtssystem die Helden?


    Wenn die Hauptfigur ein Schurke ist und eine große Menge an Dingen gestohlen hat, werden die Wächterkapitäne und Richter wohl kaum an seinen Selbstbeweihräucherungen teilhaben. Versetzen wir uns in deren Schuhe und denken einen Moment nach. Wie würdet ihr reagieren, wenn in euer Haus eingebrochen wird, oder wenn ihr für den Schutz von Häusern verantwortlich seid, in die eingebrochen wurde? Wut und Hilflosigkeit sind verständliche Reaktionen, nicht dumme und das gilt auch für den Wunsch, sich dagegen zu wehren, den Schurken als Helden zu feiern.


    Wenn deine Helden keine Schurken sind, nur wandernde Abenteurer, versuche auch zu überlegen, wie ein Wachkapitän auf diese gefährlichen, sorglosen, verantwortungslosen Menschen reagieren würde, die durch eine Stadt laufen, die er verpflichtet ist zu schützen.


    Ich finde auch, die Helden sollten nicht die einzigen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten sein. Wächter in der Fantasy scheinen fast ausschließlich aus waffentragenden, hart trinkenden Männern zu bestehen, die mit ihren Schwertern nicht sehr vertraut sind. Wenn ihre Waffen keine Schwerter sind, sind sie Piken oder Speere, und sie wissen nicht, wie sie diese verwenden sollen. Aber irgendwie haben sie es geschafft, effektiv gegen alle Feinde vorzugehen, bis die Helden kommen.


    Warum nicht gelegentlich Bogenschützen auftauchen lassen? Oder gute Schwertkämpfer? Oder ehemalige Diebe, die den Helden auf Dächern folgen und ihren Fallen ausweichen könnten? Magier wären interessant. So würden Frauen oder Wächter anderer Rassen, wie Elfen, die Fähigkeiten haben, die die Helden nur für sich besitzen. All dies hätte einen gewissen Anspruch auf Effektivität und würde den Helden eine Herausforderung geben, so wie intelligente Gefängniswärter es tun würden.


    Dann müssten die Helden doppelt so hart arbeiten, um sie zu besiegen. Wenn wenn sie trotzdem siegen würden, würden sie viel besser aussehen, als wenn sie nur die üblichen Jungs erobern würden, die sich beeilen, um wie Idioten zu Tode gehackt zu werden.


    Wachkapitäne und Richter haben wahrscheinlich Ressourcen.


    Zumindest werden sie in ihren Heimatstädten bessere Verbindungen haben als wandernde Helden. Das bedeutet, dass sie wahrscheinlich jemanden bezahlen könnten, um die Helden im Auge zu behalten, oder Berichte über ungewöhnliche Fremde von Städtern aufgreifen, die sie bereits kennen. Sie können sogar über ein vollwertiges Spionagenetzwerk verfügen. Es wirkt seltsam, wenn ein Held, der noch nie in einer Stadt gewesen ist, einem Wach-Captain unbemerkt vor die Augen treten und dann einfach verschwinden kann, obwohl dieser seit zwanzig Jahren die gleichen Wachen in derselben Stadt kommandiert.


    Auch das Oberhaupt der Wache und Richter werden die Stadt besser kennen als Neuankömmlinge. Sie werden die besten Verstecke kennen, die besten Kontakte in der kriminellen Unterwelt an die sich die Helden wahrscheinlich um Hilfe wenden würden, sie kennen sicherlich auch die berüchtigten Diebe. Die Autoritäten werden nicht einfach warten und nicht nach einem Dieb zu suchen, nur damit der Dieb schön Zeit hat um ein Haus auszurauben.


    Noch ein letzter Punkt: All diese feisten Helden sollten zumindest einen Teil der Zeit niedergeschlagen werden.


    Dies ist ein weiteres sehr häufiges Element in Geschichten: ein gewitzter heldenhafter Schurke, dessen jedes Wort die Wächter still werden lässt oder dumm aussehen lässt, wenn sie versuchen zu reagieren. Wenn dies wirklich in eurer Geschichte aus Plottgründen geschehen muss, werden die für Gewalt ausgebildeten Wachen zu Gewalt greifen, wenn schon nichts anderes. Dieser feiste Schurkenheld kann wahrscheinlich mit mindestens ein paar Prellungen und schlechter Behandlung in den Zellen rechnen, inklusive besonders spät gelieferter Kerkernahrung und einem Wassernapf, in den die Wächter aus Dankbarkeit für die cleveren Bemerkungen gepinkelt haben.


    Es könnte noch interessanter sein, einen feisten Wächter zu haben, der dreist antworten kann, oder jemanden, wahrscheinlich das Oberhaupt der Wache, die das alles schon einmal gesehen hat. Als gutes Beispiel dafür (und viele andere Möglichkeiten, die Stereotype über Wachen zu brechen), empfehle ich Terry Pratchetts Stadtwachengeschichten. Dort wird das ganze Theater aus der Sicht der Wachen beschrieben, vor allem ihres Kommandanten Sam Vimes, und die Verbrecher, die von ihrer eigenen Brillanz überzeugt sind, können aus Sicht der gegenüberliegenden Seite genauso töricht erscheinen.


    Von fiesen Eltern abgesehen scheinen Wächter die Zielscheibe der Wahl in der Fantasy zu sein. Ich weiß nicht wirklich warum, wenn man bedenkt, wie groß Probleme wie Diebstahl und Gewalt in unserer Welt sind. Vielleicht finden Autoren es einfacher, einen Schurkenhelden vom Schreibtisch-Sessel aus zu bejubeln, statt darüber nachzudenken, was es bedeuten würde, eine wohl eher unangenehme Begegnung mit solchen Leuten zu machen.

  • Sorry das ich so lange mit der Realismus-Diskussion verbracht habe, statt neue Essays von Limyaael für euch zu übersetzen. :)


  • Wenn es keinen guten Grund dafür gibt (etwa ein Held aus der modernen Welt), dann sollten moderne Gefühle und Bräuche nicht im Rechtssystem einer Fantasywelt auftauchen. Die mittelalterliche Welt umfasste viele Bräuche, die wir unfair finden würden, wie z. B. die Prüfung durch Folter, aber wenn "unfair" besser zu eurer Fantasywelt passt, dann nehmt sie an oder kommt mit etwas, das eurer Welt entspricht. Zwingt nicht moderne juristische Ideen in eine Welt, wo sie wie eine zweite Nase hervorstechen, nur weil die Empfindlichkeiten der Leser nicht schockiert werden sollen.

    Ein Euro in den Die-Fantasywelt-muss-Mittelalterlich-sein-Topf. Da ist schon ziemlich viel Geld drin.


    Ich bevorzuge ja allgemein unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist. Ich finde, das ist die weitaus vernünftigere Alternative, auch für nichtmoderne Welten. Also, ausser man braucht für irgendwas ganz dringend einen Sündenbock, aber dann haben moderne Welten auch nicht unbedingt überaus viele Skrupel ... %-)

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • @Gwen Du verwendest übrigens das Wort "feist" falsch. Das deutsche Wort "feist" bedeutet soviel wie "dick". Ich vermute, im Original steht "feisty", das bedeutet "entschlossen" oder auch "lebhaft".


    Zitat


    Von fiesen Eltern abgesehen scheinen Wächter die Zielscheibe der Wahl in der Fantasy zu sein. Ich weiß nicht wirklich warum, wenn man bedenkt, wie groß Probleme wie Diebstahl und Gewalt in unserer Welt sind.

    Dieser Teil ist nicht gut gealtert.


    Was mich auch verwirrt ist, dass der schurkische Held offenbar grundsätzlich männlich ist. Und die Wache auch.

  • Du verwendest übrigens das Wort "feist" falsch. Das deutsche Wort "feist" bedeutet soviel wie "dick". Ich vermute, im Original steht "feisty", das bedeutet "entschlossen" oder auch "lebhaft".

    Oh, gut zu wissen. Danke. :D


    Dieser Teil ist nicht gut gealtert.

    Ach, das war glaube ich auch damals eine total schlechte Idee. ;D


    Zumindest aus dem amerikanischen Kontext kenne ich viele Leute, die glauben, das bei diesem Thema erstmal wichtig ist, dass Verbrechen schlimm und Verbrechensbekämpfung edel ist...und die von den Biographien und Lebensumständen der Verbrecher nichts wissen wollen und vom Machtmissbrauch durch "Verbrechensbekämpfer" erst recht nichts.


    Allerdings habe ich Lim diese Beschwerde nicht angekreidet, weil ich finde, dass es grundsätzlich in Ordnung ist, Diebstahl und Gewalt als Probleme zu thematisieren, es kommt nur eben darauf an, wie. Und so ist es auch bei gutherzigen Wachleuten: es gibt sie und es ist nicht (per se) falsch, dass sie in Geschichten vorkommen. Sicherlich ist es aber absurd, dass ausgerechnet Limyaael, die immer mittelalterliche Gesellschaften dunkel, brutal und voller Tod und Gewalt will, hier händeringend nach friedfertigen Stadtwachen sucht. :lol: Ich meine, in der Weltgeschichte waren Stadtwachen nicht alle die Wächter des einfachen Volkes, Behüter der Armen und Schwachen...sondern mehr so wie die indische Polizei, wo Folter Teil jeder Investigativ-Routine ist oder wie die amerikanische Polizei, wo die "Stadtwache" einen Haufen Sadisten beinhaltet, denen nichts lieber ist als "Zivilisten" zu piesacken.

    Was mich auch verwirrt ist, dass der schurkische Held offenbar grundsätzlich männlich ist. Und die Wache auch.

    Limyaael benutzt, genau wie ich, gerne das generische Maskulinum. ...und bei ihr hat das auch damit zu tun, dass sie (in einigen Kontexten die mit dem Schreiben zu tun haben) auf Frauen herabsieht, glaub ich. Ich hingegen bin perfekt und mache nie Fehler. :P ;)

  • Limyaael benutzt, genau wie ich, gerne das generische Maskulinum. ...und bei ihr hat das auch damit zu tun, dass sie (in einigen Kontexten die mit dem Schreiben zu tun haben) auf Frauen herabsieht, glaub ich. Ich hingegen bin perfekt und mache nie Fehler. :P ;)

    Ich bezog mich da auch weniger auf den Genus und mehr auf den Kontext. Dass der Held sich offensichtlich als Frau verkleiden könnte, ist wohl das deutlichste Beispiel.

  • Ich bezog mich da auch weniger auf den Genus und mehr auf den Kontext. Dass der Held sich offensichtlich als Frau verkleiden könnte, ist wohl das deutlichste Beispiel.

    Dieser Gedanke "der Mann verkleidet sich als Frau, um unbemerkt von A nach B zu gelangen" findet sich in fiktiven Werken dauernd, von der Furry-Variante in Video-Spielen bis zum Comedy-Blockbuster Baywatch. Bei Frauen, die sich als Mann verkleiden kenne ich eher das Szenario "die Frau ist die ganze Zeit als Mann verkleidet und lebt als Mann".



    Limyaael richtet ihre Kritik durchaus auf die Werke, die sie liest. Sie sagt uns selten, was sie da gerade eigentlich liest...aber das ist ihr Fokus. Und wenn Limyaael viele Geschichten vom Mann im Frauenkleid liest aber kaum Geschichten von der Frau im Manneskleid (oder der Manneshose) dann ist es doch ok, das sie dieses Element genau benennt und beschreibt, oder?


    Aber vielleicht sind da andere Beispiele, die mir jetzt nicht aufgefallen sind? Gut denkbar. :)

  • Drachen


    Meine Stimmung ist im Moment ziemlich seltsam. Ich lese sowohl Stephen Donaldsons Der Spiegel Ihrer Träume als auch Stephen Kings Wolfsmond und sie vermischen sich auf seltsame Weise.


    Also einige ziemlich seltsame Zeilen aus "Madonna Mia", einem von Swinburnes seltsameren Gedichten:


    Niemand weiß, niemand versteht,


    Welche Blumen ihren Händen gleichen;


    Obwohl du danach suchst in allen Reichen


    In denen Zeit wächst,


    Welchen Arten von Schnee gleichen ihre Füße,


    Obwohl seine Augen vor Hitze brennen,


    Durch den Blick auf meine Süße,


    Doch davon weiß niemand.


    Und nun...


    Anders als Prophezeihungen ärgern Drachen mich nicht an und für sich. Aber falsche Verwendungen von Drachen schaffen es ganz nach oben auf meine Liste.


    1) Klischees sollten begründet sein.


    Drachen in der Fantasy neigen dazu, auf Goldhorten zu schlafen und Ritter zu hassen. Aber Schauplatz ist meist nicht unsere Erde, mit ihrem Komplex an Drachenlegenden, die solche Dinge verantworten. Meistens wird keine Erklärung angeboten; es heisst einfach "Nun, das ist ein Drache, und das tun sie nunmal."


    Viel Spaß kann man haben, wenn man versucht, mit Begründungen zu kommen oder die Drachen vom Üblichen wegzudrehen. Aus welchem Grund müsste ein Drache auf einem so harten, kalten Bett aus Metall schlafen, wenn er ein Reptil ist? Hält sein eigenes Feuer das Gold warm? Vielleicht hortet Ihr Drache warme Decken statt Gold...oder wenigstens Silber statt Gold. Was machen Drachen mit den Jungfrauen, die sie wegtragen? Was würde passieren, wenn ein Drache friedlich mit einem Ritter sprechen könnte? (Roger Zelazny schrieb eine sehr lustige Kurzgeschichte über eine Zusammenarbeit zwischen einem Ritter und einem Drachen, die ihre Freundinnen beeindrucken wollen; leider erinnere ich mich nicht an den Titel) (Anm.d.Übs.: „The George Business“). Oder vielleicht sind deine Drachen ganz anders, und horten überhaupt keinen Schatz. Es ist immer besser, ein wenig Gedanken in Ideen wie diese zu setzen, anstatt sie einfach zu übernehmen.


    2) Drachen müssen weder böse noch wohlwollend sein.


    Viele Amateur-Fantasy-Werke neigen zu dem einen oder anderen Extrem; die Drachen sind böse, reißende Monster, oder Kreaturen von mächtiger Magie und hoher Zivilisation so wie die Elfen in anderen Fantasy-Werken, die Menschen helfen wollen, das gleiche Niveau zu erreichen. Doch dies ignoriert einige grundlegende Wahrheiten, die tiefste ist, warum Drachen sich überhaupt mit Menschen beschäftigen würden. Sie haben nicht viel mit ihnen gemein; sie haben nicht die gleiche Größe (die meiste Zeit), die gleiche Form, oder die gleichen Kuriositäten und Antriebe (wieder, die meiste Zeit). Es braucht ein wirklich zwingendes Motiv, um Drachen und Menschen zusammenzubringen, Antriebe und Motivationen oder sollten es nicht und die meiste Zeit wird dieses Motiv nicht erforscht. Die Drachen haben den gleichen Mangel an Motivation, die andere böse Charaktere in der Fantasy ruiniert, oder sie wollen mit Menschen sprechen, ohne Grund. Ein goldenes Sprichwort dazu: "Das sicherste Zeichen dafür, dass es ein anderes intelligentes Leben im Universum gibt, ist, dass noch nichts davon uns kontaktiert hat."


    Reduziert Drachen im Grunde nicht auf Satelliten, die um die menschliche Sonne kreisen. Gebt ihnen eigene Motivationen; Motivationen, die erkennbar auf ihrer Psychologie und Körperlichkeit basieren und sich von den Beweggründen von Goblins oder Elfen unterscheiden. Ansonsten werden Drachen nicht voll ausgelastet. Sie könnten wunderbar einzigartig sein, wenn man bedenkt, wie verschieden sie von den meisten anderen Kreaturen in der Fantasy sind, aber das passiert selten.


    3) Geht nicht davon aus, dass Drachen ein Analogon für alles haben würden, was Menschen tun.


    Ich habe ein paar Amateur-Fantasy-Werke gelesen, in denen Drachen in Häusern lebten, ihre eigene Kleidung hatten und Stühle benutzten.


    Aber warum? Wie ich oben schrieb haben Drachen nicht die gleichen Formen wie Menschen und können nicht bequem in die meisten menschlichen Häuser oder Möbel passen. Sie sind nicht einmal humanoid, und so haben sie nicht die Ausrede von Elfen und Zwergen einfach mit menschlichen Besitztümern zu leben, die stilistisch nur anmutiger oder rauer sind. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie sich selber zufrieden stellen würden, statt die Menschen sklavisch zu kopieren.


    Jetzt hätten Drachen ihre eigene Form von Deckung vor dem Wetter: Orte zum bequemen Ausruhen und Häuser. Sie konnten Kunst betreiben und musizieren. Aber humanoide Vorstellungen ins Leben der Drachen zu verpflanzen macht eigentlich keinen Sinn. Um nur ein Beispiel zu nennen: Warum sollte ein Drache Hemd und Hose statt einer Ganzkörper-Abdeckung haben, mit Löchern für die Flügel, falls diese Drachen Flügel haben? Warum haben unterschiedliche Kleidung für das Männchen und das Weibchen, wenn die Weibchen wahrscheinlich nicht viele äußere Eigenschaften haben, um sie von den Männchen zu unterscheiden? Warum Drachen an einen Standard anpassen, der zu unserem eigenen passt, anstatt etwas, das sinnvoller wäre?


    Ich nehme an, das könnte für jede intelligente Fantasy-Spezies gelten: Versucht, darüber nachzudenken, was für sie sinnvoll wäre, anstatt nur für die Menschen, die sie besuchen.


    4) Die Drachen brauchen etwas, um sich den ganzen Tag lang zu beschäftigen.


    Dies ist ein Problem, das auch andere Fantasy-Rassen mit langen Leben, einem "hohen" Niveau der Zivilisation, und anscheinend keinem besseren Zeitvertreib, als herumhängen und Menschen helfen oder sie irgendwann stören. Was machen die Feen in ihren eigenen Gerichten? Was tun die Elfen, wenn sie nicht den Tod ihres Landes beklagen oder den Menschen kalt die Hilfe verweigern? Und was machen Drachen, außer jagen und schlafen?


    Es scheint bemerkenswert wenig Sinn für Drachen als Gesellschaft zu geben, auch wenn gesagt wird, dass sie eine Gesellschaft bilden. Ich habe nur sehr wenige Bücher mit Drachen gelesen, die Kunst geschaffen haben, die sangen, erforschten, die all jene interessanten Dinge taten, die Menschen zu denken scheinen, dass wir dazu in der Lage wären, wenn wir nur ein längeres Leben hätten. Denkt nur: Drachen sind in der Regel große Reptilien, und große Reptilien müssen nicht so oft essen. Sie schlemmen, wenn sie müssen, dann lassen Sie es in ihren Bäuchen verdauen. Und sicher würden intelligente und zivilisierte Drachen den Rest ihrer Tage nicht schlafen. Was tun sie? Und wenn sie Menschen unter sich aufnehmen, könnt ihr diesen Figuren zeigen, dass die Drachen etwas tun?


    Natürlich können Drachen nur Tiere in eurer Welt sein, oder die kleinen Partner von Menschen. Aber wenn sie es nicht sind, wenn sie allein intelligent und autark sind, dann hilft es nicht, das zu sagen und sie dann nur beim Essen und Schlafen zu zeigen. Wer bringt Drachenmüll heraus? (Anm.d.Übs.: Es ist eigentlich liebenswert, das Limyaael solche Fragen stellt. Ein bisschen wie die Frage von Werner Herzog in einem seiner Dokumentarfilme, als er einen Robo-Techniker fragt, ob sein Team den Roboter liebt. Die Frage kommt aus dem Nichts und die meisten Leute...denken einfach nicht in so eine Richtung. Wir können es Limyaael übel nehmen, dass sie unbedingt die Herkunft von Drachenmüll wissen will. Es ist leicht, sich darüber lustig zu machen—es ist witzig. Aber diese Frage sehr ernst zu stellen ist eigentlich ungewöhnlich und ich finde, wir sollten uns alle mal mit Drachenmüll befassen, sogar auf Welten ohne Drachen.)


    5) Es sollte nicht so einfach sein, einen Drachen zu töten.


    In Fantasy-Werken, in denen Drachen böse sind, ist es aber oft so. Einige davon werden als Ergebnis verzauberter Waffen und der Hilfe des Schicksals erklärt, wie Tolkien die Drachenmorde in seiner Welt behandelte. Aber sonst gehen die Leute herum, um diese mächtigen Bestien links und rechts abzustechen, und zu Recht gefürchtete Gegner werden auf das Niveau anderer "böser" Gefahren in der Fantasywelt reduziert.


    Wenn wir einen "Standard"-Fantasy-Drachen mit vier Beinen und zwei Flügeln vor uns haben, halten wir einen Moment inne und denken nach, wie viele Waffen dieses Tier hat, auch wenn es nur fünfundzwanzig oder dreißig Fuß lang ist. Zunächst einmal wird es enorm stark sein, viel stärker als jeder einzelne Mensch oder jedes Pferd. Wenn wir einen Drachen mit einem peitschenartigen Hals und Schwanz verwenden, kann es beide als Rammbock verwenden. Der Schlag eines Krokodilschwanzes kann einen Menschen töten. Was würde der Schwanz eines Drachen tun? Wahrscheinlich keine leichten Wunden verursachen.


    Es gibt natürlich die Klauen und Zähne, und wenn unsere Drachen schlangenartiger oder eidechsenartiger sind, sollten sie schnell genug sein, um sie zu benutzen, und zumindest einige Zeit wirkungsvoll zuzuschlagen. Versucht, die Fluchten eurer Helden wie Geschick statt Glück oder Wundersame Mächte des Ausweichens aussehen zu lassen. Die Flügel halten Drachen wahrscheinlich in der Nähe des Körpers gefaltet, da das Flügelleder in der Regel als ziemlich dünn und anfällig für Speere und Pfeile dargestellt wird, und nicht weit ausgebreitet, nur um ein einfaches Ziel zu bieten. Wenn jedoch die Flügel auseinander gerissen werden, dann haben eure Helden den Drachen nicht entmutigt; Wahrscheinlicher ist, dass sie gerade einen sehr wütenden Drachen zu Boden gebracht haben, wo er aus nächster Nähe zuschlagen kann. Wenn euer Drache Hörner und Spikes auf dem Kopf oder Schwanz hat, sollte er die Chance bekommen, sie auch zu benutzen, und er könnte auch mit seinen Pfoten stampfen.


    Schließlich gibt es den Atem, in der Regel ein Feuerodem. Entscheidet, ob es ein dünnes, konzentriertes Kielwasser der Zerstörung oder eine breite Explosion handelt. Einer Linie aus Feuer kann leichter ausgewichen werden ist wahrscheinlich eine deutlich heißere Flamme, und wer davon getroffen wird, geht wohl in Flammen auf, die sehr schwer zu löschen sind oder verdampft mit Haut und Haaren, wenn die Hitze stark genug ist. Es könnte am besten sein, tatsächlich eine ungefähre Temperatur für den Atem zu schätzen, so dass es keine Ungereimtheiten gibt, wie das die Flammen schmelzen Felsen im Umfeld schmelzen, dem Helden aber nur die Jacke schwelen.


    Als Schutz wird der Drache auch seine Schuppen haben. Wenn sie dünn und flexibel sind, dann kann sich der Drache als anfällig für Schwerter und Pfeile erweisen, aber er wird sich auch schneller bewegen als ein Drache mit dicken und schweren Schuppen. Ein Drache könnte mit zu dicken Schuppen unbeweglich sein, aber deine Helden werden es schwerer haben, ihn ohne Magie zu bekämpfen. Für jeden Vorteil gibt es einen Kompromiss, oder so sollte es sein.


    Und das passiert wenn du Magie schleudernde Drachen, intelligenzbegabte Drachen oder Drachen mit beiden Qualitäten hast. Offensichtlich sollte ein Drache kein einfacher Gegner sein, wenn es ans Kämpfen geht.


    6) Drachen ohne Hände sind nicht hilflos.


    Viele Male leben sogar Drachen mit einem hohen Zivilisationsniveau in rauen Höhlen, mit ihrem schlecht gestalteten Abklatsch menschlicher Gegenstände, die um sie herum verstreut sind. Schuld daran sind angeblich ihre fehlenden menschlichen Hände.


    Auch hier, vor allem, wenn die Drachen als hoch und anspruchsvoll präsentiert werden: denkt wie ein Drache. Es gibt viele Vorteile für Finger, aber es gibt auch Nachteile. Zum einen kann der Mensch ohne die Hilfe von Spezialwerkzeugen keinen Stein schnitzen, und selbst dann nicht leicht. Hier helfen Zähne und Klauen. Der Feueratem schnitzt bewohnbare Tunnel, vor allem, wenn er heiß genug ist, um Gestein zu schmelzen. Feuer, das stark ist, würde nicht viel nützen bei der Jagd, da es das Tier über die Essbarkeit hinaus verkohlen könnte, und Drachen würden nicht die ganze Zeit angegriffen werden. Denkt euch etwas auch. Wenn es euch gelingt, dann sind die Drachen wie Verkörperungen von sich selbst, anstatt Schatten der Menschen. (Dies ist das Problem mit vielen nicht-menschlichen Rassen in der Fantasy; sie werden bloss als Möglichkeiten dargestellt, die menschliche Gesellschaft zu kommentieren, positiv oder negativ, aber nicht als Menschen an sich).


    Um nur einen weiteren Nachteil der Hände zu erwähnen: Sie sind leicht geprellt oder gebrochen. Wenn die menschliche Magie in eurer Welt von Handgesten abhängt, was passiert dann mit einem Magier, der sich die Finger bricht? Wenn Drachen auch Gesten verwenden, hätten sie hier einen Vorteil gegenüber menschlichen Magiern. Ihre Gesten mögen ungeschickter, langsamer oder breiter sein, aber es wäre eine Höllenarbeit, ihre Klauen zu brechen oder zu binden.


    Der Rant war jetzt persönlicher als einige der bisherigen, aber Menschen, die Drachen als Schwertfutter oder Ersatzelfen benutzen, irritieren mich.

  • Astronomie


    Dies ist eher eine Liste einfacher Fehler die Autoren unterlaufen und nicht so sehr eine Liste der Dinge, die meiner Meinung nach vorhanden sein sollten. Ich habe nichts gegen Welten mit ungewöhnlichen Zahlen von Monden (oder Sonnen) oder ordentlichen Sternenmustern. Aber da die Astronomie in vielen Büchern anscheinend der der Erde ähnlich sein soll, irritiert es mich, wenn diese Dinge geschehen.


    1. Stellt sicher, dass ihr den Überblick über die Mondphasen behaltet.


    Ich habe mehrere Bücher gelesen, in denen der Vollmond scheinbar Monate oder sogar Jahre andauerte. Man würde denken, jemand würde irgendwann bemerken und daraufhin anfangen, das Ende der Welt zu verkünden, aber offenbar ist es nicht weiter wichtig.


    Wenn ihr nicht sicher seid, wie ihr die Mondphasen berechnen sollt, solltet ihr sie euch aus einem Erdkalender ausleihen. (So berechnete Tolkien die Mondphasen in LOTR, indem er den Kalender für die Jahre benutzte, von denen sein erster Entwurf handelte). Und dann vorsichtig die Zeit im Auge behalten. Wenn euer Buch an einem Vollmondtag beginnt und das nächste Mal, wenn ihr den Mond erwähnt, eine Woche später ist, sollte da der Mond weder voll noch neu sein, es sei denn, ihr habet bereits festgestellt, dass eure Welt nach anderen astronomischen Regeln läuft. Wenn ihr die genaue Zeit nicht nennt, aber sicher davon auszugehen ist, dass mehrere Tage vergangen sind, dann werden beschreibende Phrasen wie "die Sichel des Mondes" euch sicher in eine gute Richtung geleiten. Da die Mondphasen so weithin bekannt sind, ist dies nicht nur ein weiteres Loch, durch das die Realität eurer Fantasywelt gießen kann, wenn ihr das zulasst; es ist mehr wie eine klaffende Wunde. (Anm.d.Übs.: Ist wirklich jeder Fehler beim Bauen einer Welt so ein grosses Drama? Ich habe den Eindruck, dass in ziemlich vielen Rants bisher zahlreiche Probleme so beschrieben werden, als ginge durch konkret dieses Problem die gesamte Welt kaputt. Fast als wetteiferten all diese Probleme miteinander, welches Problem das allerschlimmste in einer Welt sei.)


    2. Wenn ihr mehrere Monde habt, sollten ihre Phasen die gleichen sein – es sei denn, ihr habt auch mehrere Sonnen.


    Also: eine Welt mit zwei (2) Monden. Damit ein Mond voll ist und sich im ersten Quartal befindet, müsste er das Licht von verschiedenen Sonnen reflektieren. Das kann möglich sein, aber dann müsste man die Welt fest aus den astronomischen Regeln der Erde herausbewegen und in Richtung einer völlig anderen Gruppe von Regeln und dem Bemessen die meisten Autoren keine Bedeutung. Wenn diese Monde in der gleichen Phase sind, dann sind immer noch viele verschiedene Dinge denkbar -- Monde mit anderen Farben als Weiß, was in unserem eigenen Sonnensystem möglich ist, ohne die Suspension of Disbelief zu opfern.


    3. Geht nicht davon aus, dass der Mond jede Nacht zur gleichen Zeit aufgeht.


    Tut er nicht. Der Vollmond steigt oft kurz vor Sonnenuntergang in unserer eigenen Welt auf und der Neumond gegen Mitternacht. Dies muss nicht in eurer Welt passiert, gerade wenn ihr einen Grund habt, den Mond zu verschiedenen Zeiten aufsteigen zu lassen, oder wenn ihr mehrere Mondaufgänge haben wollt. Sobald es jedoch einen Zeitplan gibt, bleibt dabei. Insbesondere eine Fantasywerk (Amateurfantasy), das ich las, liess den Mond jedes Mal um Mitternacht aufsteigen, unabhängig von Jahreszeit oder Mondphase. Das schien in erster Linie der Bequemlichkeit der Helden zu helfen, die die Tageszeit schnell wissen wollten.


    Dies ist wieder so ein Fall wo ich daran erinnern will, dass Teile der Fantasy-Welt außerhalb eurer Helden existieren. Wenn ihr weder magische Regeln noch Naturgesetze für eure Helden schrumpfen würdet denken bitte daran, das auch nicht mit Astronomie zu tun.


    4. Behaltet den Überblick über das Wetter.


    Es mag ziemlich offensichtlich erscheinen, aber ohne den Überblick zu behalten, ist es erstaunlich einfach, in einem Absatz zu sagen, dass es bewölkt und regnerisch ist und ein paar Zeilen darauf, dass die Helden irgendwie die Monde und Sterne sehen können. (Ich weiß wovon ich rede. Ich habe das selbst auch verbrochen). Wenn es regnet, hagelt oder stürmt, sollte die erste Sorge der Helden sein, Deckung zu finden. Sie werden in dieser Nacht keine erstaunlichen astronomischen Phänomene beobachten und sie haben auch allen Grund, sich mit etwas anderem zu beschäftigen.


    Wenn ein Kometen, eine Mondfinsternis oder etwas anderes von großer Bedeutung eintritt, sollte das in einer klaren Nacht auftreten. (Anm.d.Übs.: Nein! Das ist unrealistisch und immersionsbrechend! Viel zu viele Amateur-Fantasy, die ich nie gelesen habe, handelt von Kometen, die gut sichtbar am Himmel sind! Sucht euch eine bewölkte Nacht, wo die Helden am Himmel nix erkennen und lasst an so einer Nacht den unglaublich plotrelevanten Kometen über den Himmel streifen!) Und wenn es etwas ist, das sich wiederholen wird, wie ein Komet, der über einen Zeitraum von mehreren Tagen oder Monaten am Himmel sichtbar ist, dann denkt daran, dass eure Helden, auch wenn sie oft danach suchen, sie nicht die ganze Zeit sehen können (es sei denn, sie leben zufällig in einer Wüste).


    5. Sonnenwende und Tagundnachtgleiche sind nicht nur da, um Feiern zu markieren; sie markieren auch die höchsten, niedrigsten und gleichen Punkte des Sonnenlichts.


    Keine langen Tage im Winter und keine kurzen Tage im Sommer. Natürlich könnten eure Charaktere in eurer südlichen Hemisphäre leben, aber solange ihr immer noch Regeln befolgt, die in etwa denen der Erde entsprechen, entschuldigt das sie nicht davon, immer noch eine Prozession von Jahreszeiten und Variationen des Sonnenlichts zu haben. Näher am Äquator ist der Wechsel der Jahreszeiten weniger spürbar und das Wetter konstanter, aber wenn es eine Sonnenwende ist sollten Tag und Nacht immer noch nicht gleich lang sein.


    Dies ist dann beachtenswert, wenn eine Jahreszeit, in der die Handlung stattfindet, entschieden ist. Oft lese ich Geschichten, die in einer anderen Jahreszeit genauso gut hätten funktionieren können, oder solche, in denen ich denke, dass der Autor die Jahreszeit in erster Linie für den malerischen Effekt gewählt hat. Versucht, die Saison zu einem integralen Bestandteil eurer Geschichte zu machen, und überlegt, was es wirklich bedeutet, dass sie da ist. Wenn ihr im Winter aufbrecht, könnt ihr all den schönen Schnee haben, der herumwirbelt, aber es bedeutet auch kälteres Wetter, extrem kurze und blasse Tage und lange kalte Nächte.


    6. Behaltet die Zeitzonen im Auge.


    Ein Charakter, der nicht weit vom Nordpol eurer Welt lebt, wird nicht zur selben Zeit die Sonne aufgehen sehen wie ein Charakter, der mitten auf der südlichen Hemisphäre eurer Welt lebt. (Anm.d.Übs.: Oh Gott, ich will eine Vampirromanze, wo die Geliebte des Vampirs gleichzeitig mit ihm aufwacht und die Sonne aufgehen sieht und der Vampir geniesst die Sonne (die Sonne! Der Vampir!) in den USA und seine Geliebte ist in Australien, wo im selben Moment die Sonne aufgeht. Das ist ein romantischer Moment!) Im Falle einer Fantasy, bei der die Handlung auf Geschwindigkeit beruht, könnte es verlockend sein, zwei Gruppen von Charakteren an zwei wild unterschiedlichen Orten gegen die Uhr zu fahren, aber wenn sie wirklich den gleichen Punkt zur gleichen Zeit erreichen müssen, muss man eine Frist haben, die ein paar Stunden vor oder hinter der anderen liegt. Wenn beide Zaubersprüche bei Sonnenaufgang ausführen müssen, dann hat die Gruppe, die hinter der anderen steht, etwas länger als die erste Gruppe.


    Natürlich muss dies nicht so sein, wenn eure Welt keine exakte Kopie der Erde ist und ein anderes Umlaufmuster für die Sonne hat, eine andere Größe oder keinen 24-Stunden-Tag. Aber auch hier muss frühzeitig festgestellt und der Überblick behalten werden. Steven Brust, dessen Welt Draegara dreißig Stunden an einem Tag und 289 Tage im Jahr hat, erwähnt das immer wieder, damit seine Leser es nicht vergessen und anfangen zu denken, dass dies die Erde ist. Wenn Sie ein anderes System erstellen, erwarten Sie nicht, dass Ihre Leser es intuitiv verstehen, oder entschuldigen Sie alles, was aus diesem Grund ein Fehler zu sein scheint.


    7. Verwende keine vertrauten Konstellationen, es sei denn, deine Welt ist wirklich die Erde.


    Tolkien konnte damit durchkommen, denn Mittelerde ist angeblich irgendwann in der fernen Vergangenheit unsere eigene Welt. Alternative Geschichten oder alternative Zukünfte können dasselbe erreichen. Aber manchmal nehmen Fantastiker einfach Konstellationen wie Ursa Major, Namen wie Polaris oder Legenden wie die von Andromeda an, obwohl ihre Welten definitiv nicht die Erde sind.


    Dies scheint einfach zu sein, um den Hintergrund auszufüllen, ohne sich die Zeit zu nehmen, einen völlig separaten Hintergrund richtig zu erstellen. Eure Welt kann immer noch Konstellationen haben, aber versucht, mit einzigartigen Namen, Formationen und Legenden zu kommen, um sie zu erklären. Wenn ihr die vertrauten verwendet, werden eure Leser oft anfangen, nach Verbindungen mit der Erde zu suchen, die ihr vielleicht nicht vorschlagen möchtet, vor allem, wenn eure Welt in einem völlig separaten Universum sein soll.


    Alternativ kann eure Welt sehr wenige sichtbare Sterne am Himmel haben, aus welchem Grund auch immer, oder Konstellationen könnten viele verschiedene Namen an vielen verschiedenen Orten haben, ohne ein vertrautes und gut etabliertes System. Oder vielleicht schenken die Leute den Sternen einfach nicht viel Aufmerksamkeit. Wenn ihr keine Lust habt, ein Konstellationssystem zu erstellen, könnte dies der beste Kurs sein. Besser, das zu tun, als sorgfältig eine Welt zu erschaffen, die auf sich allein gestellt sein kann, und dann den kleinen Wagen in euren Himmel zwingen.


    8. Überlegt, wie die Himmelskörper euren Kalender beeinflussen.


    Wenn euer Kalender streng lunar ist, wäre es sinnvoll, die Phasen des Mondes zu feiern, aber es hat keinen Sinn, noch zwölf Monate zu haben, wenn es dreizehn Umdrehungen des Mondes in einem Jahr gibt. Wenn euer Kalender streng solar ist, wäre es sinnvoll, die Zeit von einem denkwürdigen Ereignis der Sonne zu zählen – vielleicht Tage von Sonnenaufgang bis Sonnenaufgang –, aber es hat keinen Sinn, einen Monat daraufhin danach festzustellen, wann der Mond voll wird. Wenn du einen Kalender willst, der die Zeit auf der Grundlage einer Methode zählt und dennoch Feiern der anderen Art hat, oder sogar eine andere Methode, die Zeit zu zählen, sollte dies durch die Geschichte deiner Welt gerechtfertigt sein. Es könnte sogar Spaß machen, mehrere Arten zu haben, die Zeit zu zählen, und zu zeigen, wie die beiden verschiedenen Völker, die sie benutzen, verwirrt werden, wenn sie in Konflikt geraten.


    Denkt auch daran, dass das Zählen der Zeit nicht so präzise sein wird wie in unserer modernen Welt (es sei denn, ihr habt eine hochmathematische Gesellschaft, wie die Mayas in unserer eigenen Welt). Da das Tempo des Lebens wahrscheinlich auch langsamer ist, müssen sich eure Leute nicht so viele Sorgen machen. "Nächster Vollmond" wird wahrscheinlich für viele Menschen eine praktischere Zeit sein als "die sechste Stunde nach Sonnenaufgang am zweiten Tag des Monats", vor allem, wenn Leute die Zeit nicht nach Stunden zählen oder Monate nach einem Mondkalender haben.


    Nun, das wurde länger, als ich dachte. Es ist irritierend zu sehen, dass Fakten ignoriert werden, um etwas Schönes zu machen, obwohl, oder sogar, um Autoren zu haben, die sich selbst widersprechen. Das, wie gesagt, macht einen Einstich in die Fantasywelt.

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