Ökologische Handarbeit

  • Ich denke über eine Welt nach, welche ohne industrielle Fertigung und vollkommen ökologisch funktioniert. An Wissenschaft und Technik kann alles vorkommen, was es heute gibt, nur soll es nichts geben, was unökologisch oder Massenproduktion ist. Die Frage ist für mich nun, was dadurch alles wegfällt. Ein modernes Fahrrad kann man zum Beispiel wohl in Handarbeit herstellen, aber gilt das auch für die Rohstoffe Stahl, Aluminium, Gummi ? Bekomme ich Schienen für eine Bahnverbindung? Was geht an Kommunikationstechnik - ist ein Mobilfunknetz denkbar? Scheiden Computer aufgrund der Chipfertigung aus?


    Bin gespannt auf eure Ideen zu dem Thema.


    Mod-Edit: Das hat im Allerwelts-Forum nun wirklich nichts verloren, weil es sich um eine rein theoretische Frage handelt. *verschieb* - Ehana

  • Definiere Ökologisch.


    Gummi und Kautschuk sind in ihrer Urform bereits Baumsäfte. Eine ganze Reihe Kunststoffe ließen sich durch Harze ersetzen.
    Wie weit Du allerdings metallverarbeitend gehst, musst Du selbst wissen. Ich hörte mal von einem afrikanischen Stamm, die in Hochöfen aus Lehm in Handarbeit Eisen schmolzen. (Also die Öfen in Handarbeit errichteten.) Damit müssten dan zumindest eine Reihe Gussstähle machbar sein.
    Das mir bekannte Verfahren zum ziehen von Siliziommonokristallen scheidet allerdings wohl aus. Und selbst, wenn Du einen Weg dafür findest, stellt Dich die Dotierung erneut vor einen ganz anderen Satz Probleme.
    Viele Metalle können ebenfalls nur hochindustriell gefertigt werden. Z.B. Aluminium.


    Ein einfaches Funknetz hingegen halte ich für möglich. Wenn Du es fertig bringst, irgend eine Metallfolie (Goldfolie?) herzustellen, und damit Transistoren bastelst. Spulen sind bloß aufgewickelter Draht (Isoliert -> Harz), und eine Antenne ebenfalls nur ein Draht. Generatoren bekommst Du mit Spule und Magneten, Mikrophon mit Kohlenstoff und Membran, oder du schaffst es, mit irgendeinem Harz einen Piezoeffekt zu erzeugen.
    Ebenso möglich sind Batterien, wenn die Elektrizität erstmal bekannt ist. Das ist nichts anderes, als zwei unterschiedliche Metalle, gegeneinander isoliert, und Säure drauf.

  • Zitat

    Original von Hans
    Ich hörte mal von einem afrikanischen Stamm, die in Hochöfen aus Lehm in Handarbeit Eisen schmolzen. (Also die Öfen in Handarbeit errichteten.) Damit müssten dan zumindest eine Reihe Gussstähle machbar sein.


    Klingt logisch - schliesslich werden sie auch in der Eisenzeit in Europa keine maschinengefertigten Hochleistungshochoefen gehabt haben ;)


    Davon abgesehen schaetze ich, dass es alle eine Frage der Masse bzw. des oekologischen Gleichgewichts ist. Sprich: Es werden zur Energiegewinnung seit Jahrtausenden Dinge verbrannt, aber erst seit der industriellen Revolution wird das zum CO2-Problem...


    Zitat


    Das mir bekannte Verfahren zum ziehen von Siliziommonokristallen scheidet allerdings wohl aus. Und selbst, wenn Du einen Weg dafür findest, stellt Dich die Dotierung erneut vor einen ganz anderen Satz Probleme.


    Ja, ich stell mir das auch schwierig vor - aber wenn man sagt "alles oekologisch", dann wird die technische Entwicklung sowieso voellig anders verlaufen, imho... Es werden einfach nicht so viele Dinge gebaut werden "weil man es kann", ohne Ruecksicht auf menschliche oder oekologische Verluste. Insofern koennte sich da eine ganz andere Technik entwicklen.
    (Und man koennte ja "Computer" auch mit irgendwelchen anderen Mitteln bauen, es muss ja nicht Silizium sein. Jetzt fragt mich nicht "Was?", wenn ich das wuesste, dann wuerd ich hier nicht sitzen ;))

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Kann mich Hans nur anschließen: Definiere ökologisch. Theoretisch kannst du auch eine ökologisch korrekte Kleinindustrie aufbauen. Bei uns würde sich das nicht rechnen (gelinde gesagt), aber es ist ja vermutlich nicht "bei uns" ;)
    Zum Computerbau: Da gabs ja beispielsweise die Differenzmaschine von Babbage und Lochkartenmaschinen, eigentlich primitive Rechner. Aber noch viel cooler finde ich die Idee der Seelen in der großen Maschine von Sean McMullen, nen organischen Computer, den andere Menschen benutzen.


    Wenn SF möglich oder gewünscht ist, bleibt dir die Biotech. Genetisch maßgeschneiderte Pflanzen/Bakterien/Tiere erzeugen Produkte für die gewünschten Maßnahmen/Projekte.
    Oder du gehst gleich einen (SF)Schritt weiter und benutzt Nanotech-Assembler, "Füllhörner", die bei Zufuhr von Rohmasse programmierte Artikel herstellen. Können ja Artefakte sein.
    Aber ich dene, dir schwebt eher eine "ganz normale" (grüne) Welt vor :)

    "Ist nur ein Messer im Latissimum dorsi. Geht ihm gut. Sag ihm ein paar aufmunternde Worte. Sag ihm, er soll ihr den Kopf abhacken."

  • Zum Thema Ökologisch haben meine Vorredner ja schon einiges gesagt.
    Nur noch soviel: Ist es für dich ökologisch einen Baum abzuholzen? Ist es für dich ökologisch einen ganzen Urwald abzuholzen?


    Ökologisch ist keine diskrete Ja-Nein Sache.
    Im Prinzip schädigt fast jede Produktion die restliche Umwelt. Man kann nur sagen, diese Arbeit ist ökologischer als die andere. (Das heißt, sie schädigt die Umwelt nicht ganz so stark wie die andere.)


    Und das gleiche zur Handarbeit:
    - Zählen Manufakturen für dich bereits zur Handarbeit? Oder sind sie schon industriel?
    - Ist es Handarbeit, wenn die Sektreträrin einen Brief auf Computer schreibt und ihn dann ausdruckt? (Oder muss man den Ausdruck auch per Handarbeit machen.)
    - Ist es Handarbeit, wenn sie eine Kettenmail herumschicktund diese dann an mehreren Rechnern gleichzeitig ausgedruckt werden?


    Das wird vor allem für Minichips wichtig: Mit der bloßen Hand bin ich nicht genau genug, um diese Sachen herzistellen. Wenn ich aber einen Computer benutzen darf, der das ganze für mich ausführt, dann ist das wieder möglich.


    Theoretisch kann man alles, was in Massenproduktion hergestellt wird auch in Einzelproduktion herstellen. - Es wird bloß dementsprechend teurer (und seltener).

  • Die Welt soll mit bekannter Wissenschaft und Technik auskommen, kein SF, dementsprechend auch nicht Bio- oder Nano-Technologie als Lösung. Ich möchte ein realistisches Bild einer Welt zeigen, wie sie ohne Kapitalismus und Industrialisierung sein könnte.


    Was ist dabei für mich ökologisch? Ich meine dabei "im Einklang mit der Natur", man könnte auch nachhaltig sagen. Ich darf also Bäume abholzen, wenn ich auch entsprechend wieder anpflanze. Energiegewinnung aus Verbrennung von Gas oder Öl müßte etwas in der CO2-Bilanz gegengestellt werden, das macht es schwer. Es soll auch kein durchdachtes "gegeinander Aufrechnen" sein, sondern wirklich ein Leben mit Respekt gegenüber der Natur. Solar, Wind und Wasserkraft macht es da einfacher.


    Zitat

    Theoretisch kann man alles, was in Massenproduktion hergestellt wird auch in Einzelproduktion herstellen. - Es wird bloß dementsprechend teurer (und seltener).


    Ist das so? Brauchen bestimmte Ereugungsverfahren nicht eine gewisse Größe, damit sie funktionieren? Kann ich Computer, inklusive ICs, Monitor usw. mit ein paar Leuten "von Hand" herstellen?


    Ich will eine rein handwerkliche Produktion. Die Manufaktur als simple Fabrik scheidet da schon aus, wenn sie auch unqualifizierte Tätigkeiten beinhaltet. Ein Handwerklicher Zusammenschluß für sehr komplexe Sachen kommt aber durchaus in Frage. Letzendlich möchte ich nur "erfüllende" Arbeit haben. Es soll ein echtes Utopia sein.

  • Also mein Utopia wäre das ja nicht...von morgens früh bis abends spät aufm Feld stehen, sich ohne jegliche technische Hilfe abzuracken...da bin ich schon ganz glücklich das es sowas "unökologisches" gibt.


    Im Endeffekt wirst du zur Produktion fortgeschrittener Technologie immer in gewissem Maße unökologisch vorgehen müssen. zB Wind- oder Solarenergie, oder überhaupt Elektrizität halte ich ohne dahinter stehende Industrie und "Umweltverschmutzung" in Form von Fabriken oder Bergwerken für ziemlich unmöglich.


    Genauso Computer...eine Differenzmaschine braucht erstrmal das Metall aus dem sie besteht, und wenn du die auf Computerleistung bringen möchtest musst du sie auch irgendwie antreiben. Strom scheidet wohl aus (alleine das Kupfer für die Leitungen), Dampf ebenso (Kohle verbrennen? Im großen Stil garnicht gut).


    Was versteht du unter qualifiziert/unqualifiziert ? Massenproduktion von zB Elektrokabeln kannst du ohne letzteres wohl nicht haben.


    Und der BEgriff "ökologisch" ist mir auch noch nicht so ganz klar geworden...einerseits Hightech andererseits alles handwerklich fertigen? Worum geht es dir? Um mystisch verbrämte "Einheit mit Gaia" oder wirklich nur rein nachhaltiges wirtschaften? Da könntest du dann genauso gut die heutige Gesellschaft auf Sparflamme (Alternativenergie, demotorisiert, usw.) nehmen. Es gäbe zwar Umweltverschmutzung aber bei weitem nicht so viel, und der Lebenstandard wäre je nach Aufteilung nur wenig geringer.
    Die Crux ist dann aber letztendlich nicht das Verfahren sondern das Wirtschaftssystem...

  • Zitat

    von morgens früh bis abends spät aufm Feld stehen, sich ohne jegliche technische Hilfe abzuracken...


    Davon war nirgendwo die Rede.


    Zitat

    Und der BEgriff "ökologisch" ist mir auch noch nicht so ganz klar geworden...einerseits Hightech andererseits alles handwerklich fertigen? Worum geht es dir?


    Um zwei Sachen:
    1.) ein nachhaltiges Leben im Einklang mit der Natur
    2.) eine angenehme, ansprechende Arbeitswelt


    Zitat

    Die Crux ist dann aber letztendlich nicht das Verfahren sondern das Wirtschaftssystem...


    Sicher richtig. Nur dass ich dazu schon Vorstellungen habe und deshalb nicht danach gefragt habe. ;)

  • Zitat

    Original von Xiang
    Energiegewinnung aus Verbrennung von Gas oder Öl müßte etwas in der CO2-Bilanz gegengestellt werden, das macht es schwer.


    Das heißt, das abendliche Lagerfeuer hat sich schonmal erledigt, da sehr unökologisch.
    Damit haben sich auch die Bäckereien und restlichen Nahrungsmittelproduktionen erledigt, da hier auch CO2 ausgestoßen wird.


    Zitat

    sondern wirklich ein Leben mit Respekt gegenüber der Natur. Solar, Wind und Wasserkraft macht es da einfacher.


    Du meinst, so wie die Mörder ihre Opfer respektieren, wie der Jäger seine Beute respektiert?


    Ich habe Respekt vor dir, kleiner lieber Hase. Trotzdem werde ich dir gleich einen Pfeil durch die Kehle jagen und zusehen, wie du elendlich verreckst, während ich auf dich zukomme und mit meinem Messer deine Haut aufschlitze und die Gedärme entferne.


    Was ich damit sagen will: Eine Handlung hat nichts damit zu tun, ob ich die Natur respektiere oder nicht.
    Ich kann tausend Hasen töten und trotzdem noch jeden einzelnen respektieren.
    Oder ich kann einen einzelnen Hasen töten, ohne irgendeinen Respekt vor ihm zu haben.


    Das gleiche gilt für maschinelle Produktion: Ich kann auch Industrieproduktion betreiben und dabei Respekt vor der Natur haben. Oder ich kann auf meiner einsamen Insel alles einzeln herstellen, ohne die Natur zu respektieren.


    Zitat

    Ist das so? Brauchen bestimmte Ereugungsverfahren nicht eine gewisse Größe, damit sie funktionieren? Kann ich Computer, inklusive ICs, Monitor usw. mit ein paar Leuten "von Hand" herstellen?


    Ich sagte nicht Handproduktion, sondern Einzelproduktion.


    Es kann zwar einzeln produziert werden, aber nicht unbedingt von Hand. (Einzelproduktionen sind evtl. zwar ökologisch, aber häufig unökonomisch.)


    Zitat

    Ich will eine rein handwerkliche Produktion. Die Manufaktur als simple Fabrik scheidet da schon aus, wenn sie auch unqualifizierte Tätigkeiten beinhaltet.
    [...]
    Letzendlich möchte ich nur "erfüllende" Arbeit haben.


    Uh, die Aufgaben sollen also nicht nur ökologisch und per Hand ausgeführt werden; nein, es dürfen auch nur Tätigkeiten ausgeführt werden, die erfüllend sind bzw. für die man eine Ausbildung benötigt. (Also ein drittes Kriterium.)


    Damit fallen dann also schonmal alle Reinigungskräfte (Putzfrau, Müllabfuhr) weg. Maler, Stallknecht, Sekretär, Fahrkartenkontrolleur etc, würden auch wegfallen.


    Zitat

    Letzendlich möchte ich nur "erfüllende" Arbeit haben. Es soll ein echtes Utopia sein.


    Es ist dein Utopia. Mein Utopia sähe genau andersrum aus: Niemand müsste mehr arbeiten, weil alles vollautomatisch läuft. (Menschliche Arbeit wäre sozusagen nur noch ein Hobby, dem sich einige Leute widmen.)


    Aber in diesem Thread soll es ja auch nicht darum gehen, was eine Utopie ist. (Aber falls es dich interessiert, hier ein Thread, in dem die Frage diskutiert wird: Ein Utopia?)

  • Zitat

    Original von KeyKeeper


    Klingt logisch - schliesslich werden sie auch in der Eisenzeit in Europa keine maschinengefertigten Hochleistungshochoefen gehabt haben ;)


    Bitte korrigier mich, wenn ich da falsch liege, aber meines Wissens wurde in der Eisenzeit recht wenig Eisen geschmolzen. Deshalb gab es ja diese ganzen gefalteten und gewalzten Stähle, um Legierungen zu emulieren.

  • Zitat

    Damit fallen dann also schonmal alle Reinigungskräfte (Putzfrau, Müllabfuhr) weg. Maler, Stallknecht, Sekretär, Fahrkartenkontrolleur etc, würden auch wegfallen.


    Warum? Glaubst du nicht, daß es Stallknechte und Maler (Übrigens ein Ausbildungsberuf) gibt, die eine gewisse Erfüllung in ihrer Arbeit finden? Ausserdem ist es fragwürdig, daß diese Berufe in der uns geläufigen Form in einem solchen grünen Utopia überhaupt existieren. Allein die Putzfrau könnte gleichzeitig hochqualifizierte Kammerjägerin sein und umfangreiches Wissen über die biologische Abbaubarkeit von Polituren und WC-Reinigern haben :)


    Ökos mit einer auf Handwerk basierenden Produktion. Ich find die Idee cool, schwierig wirds jedoch wenn du eine zu zu große Bevölkerungszahl hast.

    "Ist nur ein Messer im Latissimum dorsi. Geht ihm gut. Sag ihm ein paar aufmunternde Worte. Sag ihm, er soll ihr den Kopf abhacken."

  • Zitat

    Original von Ronin
    Warum? Glaubst du nicht, daß es Stallknechte und Maler (Übrigens ein Ausbildungsberuf) gibt, die eine gewisse Erfüllung in ihrer Arbeit finden?


    Einige wenige wird es geben.
    Es gibt sicherlich auch Manufaktur-Arbeiter, die in ihrem Job aufgegangen sind.


    Aber ich denke mal, die meisten Maler werde es so sehen, wie ein Manufaktur-Arbeiter.


    BTW:
    Natürlich mkann ich eine Ausbildung zum Maler machen. Ich kann auch eine Ausbildung zum Manufaktur-Arbeiter machen, um noch effizienter zu arbeiten. - Aber die brauche ich nicht. - Ich schaffe es auch ohne Ausbildung, ein Haus zu streichen.


    Zitat

    Allein die Putzfrau könnte gleichzeitig hochqualifizierte Kammerjägerin sein und umfangreiches Wissen über die biologische Abbaubarkeit von Polituren und WC-Reinigern haben :)


    Ja, dann wäre sie eine hochqualifizierte Chemikerin/Produzentin von WC-Reinigern. Evtl. wäre sie sogar eine qualifizierte Verkäuferin.


    Aber wieso sollte so eine Frau nochmal Putzen gehen?


    Zitat

    Ich find die Idee cool, schwierig wirds jedoch wenn du eine zu zu große Bevölkerungszahl hast.


    Ach, möglich ist eigentlich alles.
    Das einzige, was man braucht, ist die Nahrungsmittelversorgung. Alles andere ist optional. Vielleicht schafft man es bloß, 100 000 Hosen herzustellen, obwohl in der Stadt 1 Mio Leute wohnen: Egal, dann trägt ebend nur jeder 10. eine Hose. Das hat in der DDR mit den Trabbis schließlich auch geklappt.

  • Also wenn du Maschinen zulässt, kannst du bestimmt alles, was heute hergestellt wird, auch im Rahmen eines Handwerksbetriebs hergestellen. Nur bei Computern bin ich mir nich so sicher.


    Ich schätze nur das dann so teuer wird, das es keiner mehr bezahlen kann. Und das du einige Dinge nicht in der Menge bekommen kannst, in der du sie benötigst.

  • Zitat

    Natürlich mkann ich eine Ausbildung zum Maler machen. Ich kann auch eine Ausbildung zum Manufaktur-Arbeiter machen, um noch effizienter zu arbeiten. - Aber die brauche ich nicht. - Ich schaffe es auch ohne Ausbildung, ein Haus zu streichen.


    %-) Also stellst du dich mit deinen Kenntnissen was das angeht auf die gleiche Stelle wie ein gelernter Maler, dessen Ausbildung immerhin AFAIK 3 Lehrjahre umfasst, bis er sich (in Deutschland) Maler und Lackierer nennen darf? Du scheinst ja eine sehr hohe Meinung (und Ahnung) vom Handwerk zu haben.


    Zitat

    Ja, dann wäre sie eine hochqualifizierte Chemikerin/Produzentin von WC-Reinigern. Evtl. wäre sie sogar eine qualifizierte Verkäuferin.
    Aber wieso sollte so eine Frau nochmal Putzen gehen?


    Weil sie es will? Weil in diesem besonderen System vielleicht keine Einteilung in "hohe" und "niedere" Berufe existiert? Weil sie keine Lust hat, Sachen zu verkaufen? Weil sie es stressig findet, Dinge zu produzieren noch dazu eventuell ökologisch schädliche? Weil sie einen Putzwahn hat?


    Zitat

    Das einzige, was man braucht, ist die Nahrungsmittelversorgung. Alles andere ist optional. Vielleicht schafft man es bloß, 100 000 Hosen herzustellen, obwohl in der Stadt 1 Mio Leute wohnen: Egal, dann trägt ebend nur jeder 10. eine Hose. Das hat in der DDR mit den Trabbis schließlich auch geklappt.


    Das setzt voraus, daß die Bevölkerung schneller wuchs als der Bedarf befriedigt werden konnte. Was ich in einem Öko-Utopia für mehr als fragwürdig halte.

    "Ist nur ein Messer im Latissimum dorsi. Geht ihm gut. Sag ihm ein paar aufmunternde Worte. Sag ihm, er soll ihr den Kopf abhacken."

  • Zitat

    Original von Ronin
    Das setzt voraus, daß die Bevölkerung schneller wuchs als der Bedarf befriedigt werden konnte. Was ich in einem Öko-Utopia für mehr als fragwürdig halte.


    Naja, ist halt die Frage, ob man Gummis oder Hormonpraeparate in Handarbeit herstellen kann ;)
    Die Sache mit der Schweinsblase ist nicht so 100%ig, afaik ;)

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Die machens halt einfach nicht bzw. diskutieren vorher die ökologischen Risiken, bis es beiden vergeht ;)

    "Ist nur ein Messer im Latissimum dorsi. Geht ihm gut. Sag ihm ein paar aufmunternde Worte. Sag ihm, er soll ihr den Kopf abhacken."

  • Zitat

    Original von Ronin
    Die machens halt einfach nicht bzw. diskutieren vorher die ökologischen Risiken, bis es beiden vergeht ;)


    Das glaubst du ja selber nicht ;)

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Zitat

    Sicher richtig. Nur dass ich dazu schon Vorstellungen habe und deshalb nicht danach gefragt habe.


    Würde mich dennoch interessieren, weil ohne zu wissen wieviel und für wen produziert, und wie verteilt wird sind Produktionsmethoden evtl nicht so leicht zu finden. Spielt halt alles zusammen. Wenn du zB Vorstellungen hättest wieviele Leute du ernähren musst, wie zB der allgemeine Wohlstand aussehen soll, wie mobil sie sein sollen etc. wäre das hier um einiges einfacher.



    Zitat

    Die machens halt einfach nicht bzw. diskutieren vorher die ökologischen Risiken, bis es beiden vergeht


    Überschüssige Kids und vor allem Behinderte die ganz unökologisch und unnatürlich durchgefüttert werden müssten werden halt einfach ausgesetzt :diablo:


    Das ist zumindest die Idee von einigen total hirnverbrannten, selbsternannten "Radikalökologen"...wer zurück auf die Bäume will muss halt Opfer bringen %-)


    Hier einer meiner Lieblingsartikel zu dem Thema. Um meine Abneigung gegen "Ökozentrismus" zu verstehen reicht es aber schon sich das sehr krasse Fazit am Schluss durchzulesen.
    Aber darum solls hier zum Glück ja nicht gehen...Technologie ist ja mit inbegriffen.
    Seht es als einfach als meinen letzten Beitrag zum unten angeschnittenen Thema "Des einen Utopie ist des anderen Hölle"...
    Die Frage ist halt nur ab wann diese Technologie als nicht mehr "umweltverträglich" gilt.
    Und um klar zu haben wie es möglich ist den Bewohnern trotzdem nen angenehmen Alltag zu gewährleisten wärs halt ganz gut zu wissen

  • Zitat

    Original von Ronin
    Also stellst du dich mit deinen Kenntnissen was das angeht auf die gleiche Stelle wie ein gelernter Maler, dessen Ausbildung immerhin AFAIK 3 Lehrjahre umfasst, bis er sich (in Deutschland) Maler und Lackierer nennen darf?


    Nein, das tue ich nicht.
    Ich sage, dass meine Kenntnis ausgereicht hat, um ein Haus zu verputzen und innen zu streichen: Wir wollten nach dem Hausbau das Geld für den Maler sparen. Wir haben uns ein "Do it Yourself" Video angeschaut und danach dann selbstständig das Haus verputzt und gestrichen.


    Klar waren wir nicht perfekt: Wenn man in die Nähe des Hause geht und sich die Wände etwas genauer anschaut, dann stellt man fest, dass keine Profis, sondern Hobby-Maler am Werk waren. Aber das ist egal. Wir haben das Haus schließllich nicht für Repräsentationszwecke, sondern um darin zu leben. (Und den letzten Winter hat der Putz auch überstanden. - Das war bis dahin unsere größte Sorge.)


    Ein professioneller Maler hätte das sicherlich noch schöner hinbekommen. Aber die professionelle Ausbildung ist nicht notwendig. Man bekommt es auch ohne hin. (Ebenso, wie man es schafft, ein Brot ohne professionelle Ausbildung zu backen, ohne professionelle Ausbildung zu kochen und ohne professionelle Ausbildung einen Flur zu schrubben. - Auch wenn es mit professioneller Ausbildung natürlich besser geht.)


    Zitat

    Weil sie es will? Weil in diesem besonderen System vielleicht keine Einteilung in "hohe" und "niedere" Berufe existiert?


    1) Ja klar, gibt es einige Leute, die gerne puztzen. Es gibt auch einige Leute, die gerne in Manufakturen arbeiten.


    2) Die Leute, die gerne putzen sind genau so in der Minderheit, wie die Leute, die gerne in der Manufaktur arbeiten.


    3) Ich habe nie behauptet, dass es höhrere und niedere Jobs gibt. Du hast behauptet, dass ein Putzjob erfüllender ist als ein Fließbandjob. In meinen Augen ist beides die gleiche stupide Arbeit.


    Du behauptest, dass ein Putzjob interessanter als ein Fließbandjob (bzw. ein Manufakturjob) ist.


    Zitat

    Weil sie es stressig findet, Dinge zu produzieren noch dazu eventuell ökologisch schädliche?


    Ein Grund mehr, in der Produktion tätig zu werden und darauf zu achten, dass nur ökologische Stoffe hergestellt werden.


    Was nutzt es einer Putzfrau, dass sie weiß, wie man theoretisch einen ökologischen Stoff herstellen könnte, wenn praktisch nur unökologische Stoffe hergestellt werden? Also arbeitet man in der Produktion und achtet darauf, dass die Stoffe auch wirklich ökologisch hergestellt werden.


    Zitat

    Das setzt voraus, daß die Bevölkerung schneller wuchs als der Bedarf befriedigt werden konnte. Was ich in einem Öko-Utopia für mehr als fragwürdig halte.


    Jain.
    1) Ich bin davon ausgegangen, dass du von der aktuellen Bevölkerung in Deutschland (bzw. West- und Mitteleuropa) ausgehst. Wenn du andere demographische Daten verwendest, kann das natürlich anders aussehen. (Was ja auch völlig legitim ist.)
    2) Es kommt eigentlich nicht wirklich auf die Bevölkerungszahl oder die Bevölkerungsdichte an. Auf was es ankommt, ist wirklich die Nahrungsmittelproduktion. Wenn es ein Bauer mit nichtindustriellen Methoden schafft, 50 Leute zu ernähren, und wenn der Bauer 3 Gehilfen braucht, dann würde das bedeuten: 8% der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig.
    Weiterhin: 2 Mechaniker schaffen es in einem Monat, 1 Auto herzustellen, wenn sie sich nur auf die Autoproduktion und nicht auf die reparatur beschränken. Das heißt, sie können innerhalb eines Jahres 12 Autos herstellen. - Damit innerhalb einer Gruppe alle Mitglieder innerhalb eines Jahres ein Auto bekommen, muss mindestens 1/6 der Gruppe ein Automechaniker sein. Das sind ca 16,5%.)
    Weiterhin sollten 5% der Bevölkerungsgruppe Arzt und 2,5% Feuerwehr sein.
    etc.


    Worauf ich hinaus will:
    a) Es kommt nur auf die relativen Zahlen an. Die absoluten Zahlen sind (abgesehen von der nutzbaren Agrarfläche) irrelevant. Grund: Eine Stadt, die doppelt so viele Einwohner hat, wie ein Dorf, hat natürlich den doppelten Bedarf. Andererseits produziert sie auch doppelt so viel.
    b) Der Industrialisierung verdanken wir es, dass wir eine Überproduktion haben. (Wir brauchen nur ca. 75% der Bevölkerung, um den Bedarf von 100% der Bevölkerung zu decken.)
    Vor der Industrialiserung hatten wir aber eine Unterproduktion. (Das heißt, wir bräuchten vielleicht 125% der Bevölkerung, um den Bedarf von 100% der Bevölkerung zu decken. Da wir naturgemäß aber nicht 125% der Bevölkerung zur Verfügung haben, wird das ganze nach unten kompensiert. Das heißt: Wenn 100% der Bevölkerung arbeiten, reicht das aus, um 80% des Bedarfes zu decken.)


    Dabei ist es egal, ob du ein Dorf mit 100, mit 1000 oder mit 1 Mio Einwohnern nimmst. (Da Bedarf und Menge an Produktion proportional zueinander sind.)


    Die einzige Populationsschranke ist die Menge der nutzbaren Agrarfläche, die bestimmt, wieviel Nahrung man maximal produzieren kann. Aber es ist irrelevant, ob dieses Maximum erreicht wird oder wie weit es unterschritten wird.


    bzgl. Produktionsmethoden
    Jedes Produkt, dass in einer Manufaktur hergestellt werden kann, kann auch von einem einzelnen Menschen hergestellt werden. (Er braucht halt nur länger, da er nicht parallel arbeiten kann.)


    Bei Sachen, die industriel hergestellt werden, muss man halt sehen:
    1) Einige Sachen werden chemisch hergestellt. Da ist es inwichtig, ob nun eine Maschine die Enzyme und Bakterien in die Lösung kippt oder ob das ein mensch von hand aus macht. (Wobei hier halt wieder die Frage ist, wie erfüllend es ist, regelmäßig irgendwelche Flüssigkeiten zusammen zuschütten.)
    2) Bei anderen Dingen wird die maschinelle Kraft benötigt. (z.B. um einen Träger zu heben.) Hier ist halt die Frage, ob du es als industriell ansiehst, wenn die Maschine nicht von einem Computer, sondern von einem Menschen gesteuert wird.
    Alternativ kann man auch 50 Menschen damit beschäftigen, den Stahlträger hochzuheben. (Ob das eine erfüllende Arbeit ist, und wie effektiv es ist, 50 Leute mit einer Arbeit zu beauftragen, für die man normalerweise 0 Menschen bräuchte, ist wieder eine andere Sache.)
    3) Präzisionsarbeit. Vor allem bei Mikrochips ist es wichtig, dass die Arbeit Mikrometer genau abläuft. Ein Mensch kann gar nicht so feinmotorisch arbeiten. Hier köännte man als nicht-industrielle Möglichkeit sehen: Die Tätigkeit wird immer noch von einer Maschien ausgeführt. Allerdings wird die Maschine nicht vom Computer, sondern von einem Menschen über ein Terminal gesteuert. (Der Mensch tippt z.B. ein: 5,30 cm weiter nach rechts, dann 2,21 cm nach unten und dann 0,16 cm nach links.)


    Allerdings müsste man sich auch hier wieder überlegen, ob einem die Arbeit nicht auch irgendwann langweilt. (Vor allem, da man ja jedesmal exakt die gleichen Zahlen eingeben muss. - Aber beim Putzen führe ich ja auch jedesmal die gleiche Tätigkeiot durch und es gibt angeblich Leute, denen Putzen Spaß macht. Vielleicht gibt es dann ja auch Leute, denen es Spaß macht, jedesmal die gleichen Zahlen in das Terminal einzugeben, ohne eine Programmroutine zu schreiben.)

  • Danke für die vielen Anregungen. Inzwischen denke ich auch, dass wohl die meisten Sachen auch von Hand herzustellen sind. In wie weit das Ätzen von Platinen aber noch ökologisch vertreten werden kann, ist eine andere Frage, die wohl für meine Welt wesentlich wichtiger wird.


    Ich habe mich für eine deutlich geringere Bevölkerungszahl als heute in Deutschland entschieden, ich denke das ist auch notwendig um ohne Industrie auszukommen.


    Interessant ist auch die Frage der Automatisierung: Sobald etwas stupide wird, versucht der intelligente Mensch, es zu automatisieren. Das dürfe auch auf einer Welt passiere. Oder wird dies dadurch verhindert, dass niemand zu einer speziellen Arbeit gezwungen wird? Dann könnte es aber in der Tat leicht passieren, dass manche Sachen unerledigt bleiben. Darüber muss ich nochmal nachdenken.

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