So, weil jetzt das Interview mit Taranis Batraal bald vor der Tür steht, hier ein Beitrag über Haagest, dem Ort, wo besagter Herr wohnt. Was Karten und Wappen und so betrifft, der kann hier nachschauen. Und ich kann noch eine Karte mit allen Städten (auch den Kleinstädte) reinstellen und den Wappen von diesen (nur von den großen Städten), aber nur, wenn es wirklich jemanden interessiert. Sehr viel mehr als auf den anderen Karten ist da nämlich auch nicht drauf, nur halt etwas mehr beschriftete Punkte und ein paar Wappen mehr.
Nach all dem, was ich so über Haagest gehört habe, erwies sich diese schwarze Insel überhaupt nicht so schrecklich, wie ich befürchtet habe. Trotzdem würde ich es dort nicht lange aushalten und ich bewundere all jene, die dort ständig leben müssen. Und ja, schwarz ist diese Insel tatsächlich, und zwar alles dort, die Berge, die Häuser, der Sand am Strand, ja sogar das Wasser, obwohl man mir ständig versichert hat, dass es sauber wäre. Nun, die Haagester kennen schließlich nichts anderes. Mir war auf alle Fälle schon ganz mulmig, als unser Schiff in den Hafen von Belhork einlief. Kam mir so vor, als ob ich einen riesigen Nordarontempel betreten würde und ich rechnete schon fest damit, dem alten Raben bald persönlich gegenüber zu stehen. Die Hafenwächter haben uns zwar lange ausgefragt, was wir in Haagest vorhätten, wo wir uns aufhalten würden und mit welchen Sachen in handeln wollte, aber sie sind - davon können sich unsere Wächter etwas abschneiden - die ganze Zeit höflich geblieben, haben sich brav alles aufgeschrieben - ja die können wirklich schreiben, das können übrigens die meisten Haagester - und haben uns dann erklärt, dass sie nur deshalb so vorsichtig sind, weil schon einige Anschläge auf ihren Batraal verübt worden wären. Batraal hin, Batraal her - die Haagester scheinen ihren Herrscher richtig zu lieben, aber ich glaube, das müssen sie, sonst verschwinden sie in irgendwelche Kerker.
Nun, die Wächter ließen mich ohne Probleme nach Belhork und damit war ich zwar in Haagest, aber noch lange nicht am Ziel meiner Reise. Dieser Geizkragen hat mich nämlich nach Nadarost geschickt, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie dankbar ich darüber gewesen bin, und um genau zu sein, es war das Einzige, wofür ich Dereman dankbar gewesen bin. Belhork ist zwar recht beeindruckend, riesig und voller Leben, aber bleib eine Woche in der Stadt und du weißt, warum Taranis Batraal nicht dieses Schlangennest zur Hauptstadt gemacht hat. Jedes Mal, wenn du den Mund auf machst, verschluckst du gleich ein Dutzend Mücken, und die haben alle lange Stacheln, mit denen sie dir zu Leibe rücken. Am Ycive soll es sogar noch schlimmer sein, da sterben die Menschen wie die Fliegen, wenn sie von den Mücken gestochen werden, zumindest hat mir das mein Führer Akramin erzählt und mich ausdrücklich davor gewarnt die Städte Ycive oder gar das heruntergekommen Mückstadt zu besuchen, als ob ich das je vorgehabt hätte. Dreimal darfst du raten, woher Mückstadt ihren Namen hat. Damit die Auir nicht ganz von den Biestern gefressen werden, schmieren sie sich so eine stinkende Paste in die Haare, und dann riechen sie nicht besser als diese Geierbiester, die hier überall herumlungern und dich aus ihren großen Augen anglotzen, als ob du der ersten Mensch wärst. Aber zu den Garudas später noch mehr, denn die hab ich erst in Nadarost so richtig kennen gelernt.
Also, nach drei Tagen hab ich genug gehabt von Mückensuppe, Mückenbrot und Mückenkonzert mitten in der Nacht, wenn jeder vernünftige Mensch schlafen will, und daher hab ich mich nach einer Reisegelegenheit nach Nadarost umgesehen. Du musst nämlich wissen, dass keine Schiffe von Belhork nach Nadarost fahren, obwohl beide am selben Fluss liegen, denn der Okadici ist ein gefährliche Ungeheuer und stromaufwärts praktisch nicht zu befahren, zumindest nicht für Leute mit einem gesunden Menschenverstand. Außerdem gibt es im Fluss Krokodile, richtige Krokodile. Aber die Straßen sind ganz passabel, haben ja schließlich auch wir gebaut, und Batraal hat dafür gesorgt, dass sie in Ordnung bleiben. Dieser Akramin und ich liehen uns also Pferde und ritten eine gute Woche lang dem Okadici entlang, an Curnamfeldern vorbei und ja, auch ich hab dieses Curnam kennen gelernt. Wächst dort praktisch überall und jeder isst Curnam. Sie backen Fladenbort oder Kuchen daraus, kochen es im Stück, backen es, grillen es, essen es roh und füttern damit ihr Vieh. Es gibt keine Mahlzeit, bei der nicht irgendwie Curnam dabei ist, und nach zwei Wochen hängt dir der Fraß aus dem Hals heraus. Aber die Leute dort sind recht gastfreundlich, besonders die Auir und um eine Herberge hab ich mich auf der Reise praktisch nicht kümmern müssen. Das hat mich schon ein wenig verwundert, nach all den Geschichten, die man so über Haagest hört. Ich glaube mittlerweile ohnehin, dass davon nur sehr wenig bis gar nichts stimmt. Oder kannst du dir vorstellen, dass dieser Batraal einen Krokodilkopf haben soll? Also auf Haagest glaubt das zumindest niemand, auch wenn auf einer ihrer Münzen er genau so dargestellt ist.
Nadarost war auf alle Fälle eine Augenweide, natürlich nichts im Vergleich zu Gent oder Falen und sogar kleiner als Belhork, aber die Stadt wirkte nach dem Moloch Belhork irgendwie sauber und, wie soll ich es sagen, gepflegt und auch die Mücken machen sich hier rar, wahrscheinlich wegen der höheren Lage. Hier hat mich aber schließlich das Pünktchenfiebe ereilt, sozusagen eine Volkskrankheit, die mich drei Tage ans Bett gefesselt hat und von der ich immer noch einige weiße Flecken auf dem Rücken zurückbehalten habe. Akramin hat mir erklärt, dass so gut wie jeder diese Krankheit irgendwann einmal bekommt, und gelegentlich stirbt sogar einer daran, vor allem Fremdländer wie ich. Zum Glück hat er mir das erst gesagt, als ich mich schon auf dem Weg zur Besserung befunden habe.
Kaum konnte ich mein Bett verlassen, hab ich mir die Stadt richtig angeschaut. Wie gesagt, Nadarost wirkte auf mich irgendwie sauber und rein, sogar im Haufen und in der Weichen Stadt, beides Stadtteile, in denen nur die Ärmsten der Armen hausen. Aber trotzdem lief dort alles recht zivilisiert ab, was vielleicht an den Suppenküchen liegt, in denen jeder einen Teller Suppe und einen Laib Curnambrot bekommt, eigentlich alles Sachen, die man wenn überhaupt nur von einem Tempel erwarten würde, aber die gibt es ja nicht mehr in Haagest. Doch in die Armenviertel hab ich ohnehin nur einen Blick geworfen, schließlich sollte ich ja Geschäfte mit diesem Meister Murnemar abwickeln. Dieser Tuchhändler war eindeutig ein Tanibeder, das hat er mir sogar gesagt, und mir auf meine Nachfrage lachend erzählt, dass Batraal 1212 nicht alle Tanibeder gerädert habe, ja sogar, dass er überhaupt niemanden gerädert hätte. Ich will ihm diese historische Unkorrektheit verzeihen, schließlich lebt er in Haagest und wer weiß, was Batraal mit ihm anstellt, wenn er ihn irgendwie kritisiert, und einer seiner Spitzel erfährt das. Meister Murnemar erwies sich auf alle Fälle als kompetenterer Reiseführer als Akamin, und er zeigte mir die Steinstadt mit dem Palast von Taranis Batraal - wir konnte ihn natürlich nur von außen ansehen, schließlich residiert Batraal hier drinnen, aber so beeindruckend ist das Gebäude trotz des Wassergrabens mit den Krokodilen auch nicht - das Parlament, das Hohe Gericht, einige der Ministerien, eines davon ist einmal ein Sorastempel gewesen, wie ich sofort erkennen konnte, und auch die riesige Universität, obwohl die schon nicht mehr in der eigentlichen Steinstadt liegt.
Das Garudaviertel, die sogenannte Geierstadt, hab ich schließlich auf eigener Faust erkundet, zumindest so weit man dieses Viertel ohne Flügel erkunden kann, denn die Häuser kleben wie Schwalbennester an den steilen Hängen eines Vulkankegels und nur zu den wenigsten führen Straßen beziehungsweise Leitern, Gerüste, Brücken und ähnliche Aufstiegshilfen. Ein etwas neugieriger Garuda, der offenbar merkte, dass ich ein Fremder war, hat sich schließlich meiner erbarmt und mich ein wenig herumgeführt und mir dabei eine Schauergeschichte nach der anderen über sein Volk erzählt. Also nach den Aussagen von Kuurkur - so hieß der Herr oder die Dame, das kann man als Nichtgaruda unmöglich erkennen - werfen sie behinderte Kinder, Schwerverletzte und alle, die in ihren Augen zu viel gelebt haben, einfach in den Vulkankrater. Wenn sie dabei nicht sterben, dürfen sie weiterleben, wenn nicht... Nun, dann können sie es mit einem neuen Leben noch einmal probieren. Diese irregeleiteten Wesen glauben nämlich daran, dass sie immer wieder geboren werden und Götter fürchten sie genauso wie unsereins Dämonen. Ihre Religion soll irgendetwas mit Zahlen zu tun haben, aber so richtig hab ich das nicht verstanden, und um genau zu sein, mit solchen ketzerischen Ideen wollte ich mich gar nicht näher beschäftigen.
Auf jeden Fall hatte ich bei meinen Verhandlungen mit Meister Murnemar Erfolg. Der war zwar ein richtig schlauer Fuchs und harter Verhandlungspartner, aber ich glaube doch, dass ich für das Haagester Linnen einen vorzeigbaren Preis herausgeschlagen habe...
Nerlen Gaenos, Handelreisender