Ich glaube, das Thema passt hier am besten rein, auch wenn es mit dem Schreiben nur indirekt zu tun hat.
Würfelplotting ist ein etwas seltsamer Zeitvertreib, den ich vor ein paar Jahren mal für mich entdeckt habe, und in den letzten Tagen grade mal wieder ausgegraben. Man benötigt dafür nur 1 Würfel und eine Menge Fragen und/oder kranker Phantasie.
Momentan verwende ich einen 20-seitigen Würfel, wobei 1-9 "nein" heißt, 11-20 "ja", und 10 "jein". Früher hatte ich für "jein" einen größeren Bereich, aber das hatte zu Kopfzerbrechen und paradoxen Halbwidersprüchen geführt, darum jetzt nur 1/20.
Man geht einfach von einer Hauptperson aus, einem Protagonisten - das muss aber nicht notwendigerweise der Protagonist sein, im Prinzip kann man von jeder belieben Anzahl von Nebenfiguren oder so ausgehen.
Dann stellt man Fragen. Z.B. "ist die Person männlich?" "ist sie älter als 20?", usw. Von den Fragen hängt sehr viel ab (mehr als vom Würfel), daher ist es gut, wenn man eine ungefähre Anfangsvorstellung hat, die man erst einmal abfragt.
Wenn man z.B. mehrere Personen um die 20 möchte, fragt man etwa:
Ist die Person älter als 20?
wenn nein: Ist die Person mehr als ein Jahr jünger als 21?
wenn ja: mehr als zwei Jahre?
wenn ja: mehr als drei Jahre?
usw.
Spannend wird es, wenn mehrere Personen in ein Netz aus Beziehungen und Zusammenhängen gestellt werden. Vorgestern hatte ich per Zufall eine Situation, bei der 7 erwürfelte Personen sich an einem Nachmittag im Park trafen, wobei ich schon wusste, dass zwei davon sich hassten, und dass weiters eine der Personen zufällig dort war, die anderen absichtlich, aber aus verschiedenen Gründen.
Wie man daran sieht, kann durchaus auch schon etwas kriminalistischer Spürsinn gefragt sein. Denn natürlich lassen sich aus mehreren Fragen, die man schon an den Würfel gestellt hat, per Logik manchmal auch noch zusätzliche Information erschließen.
Zu drastische Fragen machen es allerdings sehr schnell völlig irre. Ich erinnere mich an einen Versuch, schon etwas länger her, bei der ich bei jeder neu dazugekommen Person im Plotting als erstes gefragt hatte, ob sie einen Mord begangen hatte, und dann wenn ja, ob die ermordete Person schon auf meiner Liste stand. Das Ergebnis war sehr wirr.
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Warum macht man also sowas?
Es macht Spaß; durch den Würfel wird man relativ schnell dazu gezwungen, in Bahnen zu denken, auf die man normalerweise nicht kommt. Soziale Geflechte werden sehr komplex (und sehr schnell unübersichtlich), aber diese Komplexität hat durchaus was realistisches. Einen gewissen Suchtfaktor hat es auch, zumindest, wenn man gerade dabei zusieht, wie sich eine komplizierte Geschichte entwirrt (oder eher verwirrt, was häufiger ist).
Und wenn man nicht aufpasst, kann man sich von seinen eigenen Fragen irreführen lassen und landet am Ende bei was ganz absurden. Wehe dem "Jein", es hat schon so manche wohl durchdachte Frage über den Haufen geworfen.
Mein allererster Würfelplottingversuch vor einigen Jahren führte zu einem Mädchen mit Glatze (ich hatte davor gefühlte zwanzig Haarfarben durchgefragt, aber die wollte der Würfel alle nicht) - die Glatze hat sie sich freiwillig geschoren, und zwar nicht aus speziellen Gründen, sondern aus Jux - mit einer sprechenden Schlange als Haustier. Ich suche seitdem nach einer Welt, auf der ich sie unterbringen kann, aber so richtig passt sie nirgendwohin.
(Ihren Namen hatte ich damals übrigens mit Kwegbalze generiert. Mittlerweile hab ich aber Namenslisten, wo die typischen issoyanischen Vornamen nach Häufigkeit sortiert sind. Sehr praktisch.)