[2018-07] Das Erbe von Chton's'chr

  • Chton's'chr ist, wie einige wissen, der Ort von Zr'ton, den ich am besten kenne. Eine Stadt, die am Rande der Zivilisation in einen Felsen gegraben wurde und ein neues, teilweise sehr fortschrittliches, aber auch sehr bürokratisches System entwarf und für mehrere Jahrzehnte damit durchaus erfolgreich war. Mit dem Erfolg begannen sich auch andere Städte für Chton's'chr zu interessieren und Einfluss zu nehmen, allen voran Rtho'rnr'sts'th, das ich im Oktober und November beim Slowbasteln bearbeitet habe. Nachdem die wirtschaftliche Kontrolle irgendwann nicht mehr genug war, wurde mit einigen Mordanschlägen auch politische Kontrolle hergestellt, so dass das eigentliche System von Chton's'chr nur noch pro forma existierte. Einige junge Trch'zon verschworen sich gegen die neuen Machthaber und in einer beispiellosen Aktion sprengten sie einen großen Trakt der Stadt und töteten dabei einen Großteil der Oberen Ratsmitglieder. Dann wiesen sie alle Bewohner an, die Stadt zu verlassen und versiegelten sie. In diesem Text habe ich darüber Genaueres geschrieben.


    Jetzt ist die Frage: Was bleibt von Chton's'chr? Wie werden die Ideen, die dort erstmals angedacht wurden, weiter verfolgt? Wie wird Chton's'chr nun von den anderen Städten wahrgenommen? Wasfür ein Bild werden die Überlebenden von der Stadt zeichnen?


    Ein Detail bei der Versiegelung der Stadt war, dass das Große Archiv, in dem die Protokolle aller jemals abgehaltenen Ratssitzungen und weitere Zeitzeugnisse aufbewahrt wurden, beim Anschlag unversehrt gelassen wurde. Ein Trch'zon, der damalige Vorstand der Schreiberkaste blieb als Einziges nach der Versiegelung in der Stadt und wacht seitdem über das Archiv (Nahrung lässt sich im Felsen noch immer genug finden). Es studiert die Texte und wurde beauftragt, sich beizeiten einen Nachfolger zu suchen und Rat zu geben, sollte ein Trch'zon die Texte begutachten wollen. Die Verschwörer haben hierfür eine Frist von neun Zyklen festgesetzt, vorher muss jedes Trch'zon abgewiesen werden. Einige Verschwörer bewahren dieses Geheimnis und ein paar davon dürften sogar hoffen, dass es dann noch einmal ein zweites Chton's'chr geben wird. Ob es tatsächlich so kommt, wird sich zeigen.


    Die wichtigsten Texte, die für die Ideen von Chton's'chr stehen, sind wohl das Gründermanifest, in dem die wichtigsten Ideen festgehalten sind, und die Memoiren des Tor'stn sn Roch'z, in dem dieses einen großen Teil der Stadtgeschichte festgehalten hat (nicht ohne seine eigene Bewertung einfließen zu lassen). Ersteres wurde in der Blütezeit der Stadt schon in die anderen Zch'rt-Städte verbreitet, es existieren mittlerweile wohl Dutzende vollständige Exemplare und Hunderte Fragmente. Die Ideen darin sind für viele Trch'zon durchaus radikal, Abkehr von Familie, Verantwortung der Gesellschaft für den Einzelnen, Berufswahlfreiheit und Förderung von wissenschaftlicher Forschung sind nichts, was in der Gegend selbstverständlich sind. In jeder Stadt fanden sich auch als die Stadt noch existierte Anhänger der Philosophie, doch bisher wurde nicht wirklich viel umgesetzt. Mit dem Exodus der Chton's'chr-Bevölkerung könnte sich dies aber bald ändern.


    Die Memioren des Tor'stn sn Roch'z sind erst kurz vor der Versiegelung der Stadt fertig geworden. Roch'z starb unmittelbar vor diesem Anschlag, was durchaus kein Zufall war. Das einzige vollständige Exemplar steht im Archiv, der Archivhüter verbringt Zeit damit, es zu vervielfältigen. In ferner Zukunft wird es das wichtigste Werk über die Geschichte der Stadt werden, auch weil es sehr gefällig zu lesen ist. Einige Ungenauigkeiten darin werden sich in den Köpfen der Trch'zon festsetzen, beispielsweise wird die Bevölkerungszahl der Stadt von künftigen Generationen weit überschätzt werden.


    Das reicht mal für heute :zzz: Über Kommentare und Anregungen freu ich mich immer.

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


    Unterschätzen Sie niemals das dramaturgische Potential eines Kopfbahnhofes!

  • Teilt sich die Ex-Chton's'chrsche Bevölkerung in verschiedene Gruppen auf, einerseits geographisch, andererseits bezüglich Deutungshoheit über was denn nun die richtige Lehre ist?


    Mich würde noch interessieren, wie das Familienbild der übrigen Trch'zon aussieht, sodass es mit dem von Chton's'chr aneinanderclasht, bzw. wie dieser Clash sich ausgestaltet.

    Ein Trch'zon, der damalige Vorstand der Schreiberkaste blieb als Einziges nach der Versiegelung in der Stadt und wacht seitdem über das Archiv (Nahrung lässt sich im Felsen noch immer genug finden)

    Uaah, ich würde nach 2 Wochen nen Einsamkeitskoller kriegen und wahnsinnig werden. Wie hält dieses Trch'zon sich denn bei Gesundheit? Und das gilt eigentlich auch für physische Erkrankungen - ist ja niemand da, der pflegen kann.

  • Teilt sich die Ex-Chton's'chrsche Bevölkerung in verschiedene Gruppen auf, einerseits geographisch, andererseits bezüglich Deutungshoheit über was denn nun die richtige Lehre ist?


    Mich würde noch interessieren, wie das Familienbild der übrigen Trch'zon aussieht, sodass es mit dem von Chton's'chr aneinanderclasht, bzw. wie dieser Clash sich ausgestaltet.

    Uaah, ich würde nach 2 Wochen nen Einsamkeitskoller kriegen und wahnsinnig werden. Wie hält dieses Trch'zon sich denn bei Gesundheit? Und das gilt eigentlich auch für physische Erkrankungen - ist ja niemand da, der pflegen kann.


    Ich schätze, dass gut 2000 Trch'zon Teil des Exodus waren. Beim Anschlag auf den Ratstrakt hatte vielleicht 150 Opfer und ein paar 100 waren ohnehin im Bootsbauerdorf Thon'ch'thon's ansäßig. Dieses Dorf, das tatsächlich auch älter ist als Chton's'chr selbst, wird weiterhin bestehen bleiben. Einige Handwerker aus der Stadt, zum Beispiel die Steinmetze siedeln sich nach dem Exodus dort an, ich würde schätzen ungefähr ein Drittel der Geflüchteten.


    Die gebildeteren Trch'zon, die nicht zu den Verschwörern zählten, zum Beispiel Schreiber und Rechenmeister haben wohl in Rtho'rnr'sts'th die besten Chancen. Viele werden sich um Anstellung bei einer der reichen Familien dort bemühen. Auch Händler dürften dort und in den umliegenden Städten gut zurcht kommen. Hier könnte ich mir auch vorstellen, dass sich Chton's'chr-Gemeinschaften bilden und die Ideen politische Relevanz gewinnen.


    Die Verschwörer (etwa 50) haben lange über ihre zukünftigen Aufenthaltsorte diskutiert und sich darauf geeinigt, nicht als Gruppe zusammen zu bleiben. In jede der Städte werden ein paar geschickt und sie versuchen, vor allem eine Rückbesetzung der Stadt zu verhindern. Sie erzählen Geschichten von Verfluchung und übertreiben die Zerstörung der Stadt. Ein Kommunikationsnetzwerk zwischen ihnen bleibt bestehen, je nach Lage sind sie auch in die lokale Chton's'chr-Gemeinschaft integriert. Sie sehen sich als die geheimen Träger des Erbes und zählen beispielsweise auch im (ohne Existenz der Stadt völlig obsoleten) Chton's'chr-Kalender weiter. Nach der gesetzten Neunzyklenfrist ist eine Versammlung, vermutlich am Tunneleingang bei Thon'ch'thon's anberaumt, wo entschieden wird, ob es noch eine Neubesiedelung geben wird.


    Das traditionelle Familienbild in den Zch'rt-Städten dürfte sich aus einer Clanstruktur gebildet haben, in dem die Zugehörigkeit zu einem Familiennetzwerk das soziale Leben bestimmt. Diese Netzwerke sind in ihrer reinsten Form autark, auch wenn sich öfters ein paar im selben Gebiet aufhalten. Heiraten außerhalb des Clans sind zwar normal, aber wenn jeder der Partner seine Kinder bekommen hat (Trch'zon sind meist Zwitter), kehrt es in der Regel mit den entstandenen Kindern in den eigenen Clan zurück. Durch das Bevölkerungswachstum und das Aufkommen von Städten haben sich diese Strukturen durchaus ein wenig aufgeweicht und z.B. in der Unterstadt von Rtho'rnr'sts'th haben sich andere Strukturen gebildet. Die Machthabenden in den Städten sind allerdings immer noch aus der Clanstruktur heraus legitimiert und in den ländlichen Gebieten beherrschen diese immer noch die sozialen Strukturen. Das wird es für Chton's'chr-Angehörige schwer machen, sich dort einzugliedern, zumal Chton's'chr auch als Ausbrechen aus dieser Struktur gesehen und gegründet wurde, deswegen hat die Stadt da natürlich einen ganz schlechten Ruf. Deswegen werden die meisten Exil-Chton's'chr-Trch'zon in die Städte gehen.


    Der Arcivhüter ist nicht komplett zur Isolation gezwungen, es geht mit Sicherheit mehrmals im Jahr in besiedelte Gebiete, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Es hütet das Geheimis, wie trch noch in die Stadt kommen kann und benutzt diesen Eingang. An sich wird es ohnehin ein eher eigenbrötlerisches Trch'zon gewesen sein, das die Einsamkeit schätzt. Aber die fehlende Versorgungsmöglichkeit bei physischen Verletzungen ist natürlich ein wirkliches Problem. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es die neun Zyklen nicht überleben wird, aber das ist natürlich auch Glückssache.


    Ich dachte, Chton's'chr wäre eine Person!

    Ein bisschen Recht hast du auch damit. Für mich fühlt sich Chton's'chr durchaus wie ein Charakter an.

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  • Also du bist bastelzeitlich gerade in diesen neun Zyklen, ja?


    Dass die Verschwörer ausgerechnet den Kalender der Stadt benutzen, gegen die sie verschworen haben, ist etwas seltsam, aber macht auch irgendwie Sinn.^^


    Die Clanstruktur interessiert mich auch weiter - so weit ich das verstanden habe, ist das ja ein sehr stark in sich geschlossenes System. Die durch Teilung entstandenen Kinder tragen ja sogar noch die Körper ihres Clans weiter. Wird unter "Heirat" also eher eine kurzfristige Partnerschaft verstanden, mit einem klaren Ablaufdatum? Wie sieht es mit der Erziehung der Kinder aus - gehen die Partner bereits davor wieder auseinander (sodass die Erziehung dann vermutlich in den Händen von älteren Trch'zon eines Clans liegt) oder gibt es da noch eine Miterziehung durch den anderen Elternteil?


    Gibt es eine Hierarchie, wer zu welchem Clan wechselt für die Dauer der Heirat? Also z.B. von kleinerem Clan zu größerem, oder irgendein System, das Einfluss darauf hat - ne politische Sache vllt?


    Wie sehr ist Thon'ch'thon's von Chton's'chr beeinflusst worden?


  • Mein "Jetzt" befindet sich gerade in diesen neun Zyklen, richtig. Ziemlich am Anfang davon würde ich sagen, vielleicht 50 Tage nach dem Anschlag. Aber je mehr ich hier schreibe, desto mehr entwickle ich die Geschichte natürlich weiter.


    Die Verschwörer sehen sich ja als die, die den "wahren" Geist von Chton's'chr in sich tragen und dazu gehört auch das Benutzen des Kalenders. Ich weiß gar nicht, wie genau die Kalender im restlichen Zch'rt-Gebiet sind, vermutlich sind es relativ ungenaue Sonnenkalender.



    Ich denke, die Heirat als befirstete Zweckgemeinschaft ist auf jeden Fall ein verbreitetes Modell. Verpflichtend ist dabei, dass jeder Partner sich einmal teilt, es können aber auch mehr Nachkommen vereinbart werden. Wenn dies erledigt ist, kann die Partnerschaft aufgelöst werden, die Kinder stehen dann der "Mutter", also dem Trch'zon, das sich geteilt hat, zu. Gemeinsame Erziehung dürfte dort verbreitet sein, wo die Partner ohnehin in der selben Gegend leben. Aber die Federführung hat immer der Clan der "Mutter". Sozial gibt es also einen klaren Unterschied zwischen Vollgeschwistern und Kreuzgeschwistern (ich glaub, so nenn ich die...). Für die Dauer der Heirat leben die Partner abwechselnd bei den Clans, die erste Teilung muss traditionell immer im Heimatclan stattfinden.


    Traditionell dürfte es so sein, dass Partnerschaften zwischen Clans hauptsächlich auf gleicher Ebene geschlossen werden, vor allem in Zeiten, in denen das wirtschaftliche System noch nicht so ausgebildet ist. In einer typsichen ländlichen Gegend gibt es vielleicht sechs, sieben Clans, die lokal infrage kommen. Natürlich werden sie größer und kleiner mit der Zeit, aber so richtig mächtige Clans haben sich nur dort gebildet, wo dann später eine Stadt entstand. Hier werden die Clans so groß, dass sogar Heiraten untereinander möglich werden, ohne das es zurückverfolgbare Familienneziehungen zwischen den Partnern gibt. Ich glaube nicht, dass allzu exakt über die Verbindungen Protokoll geführt wird, zumindest nicht bei den kleinen Clans. Clanvereinigungen gab es hin und wieder mal, wenn ein Clan zu klein wurde, um noch autark zu funktionieren und so sein Weiterbestehen im System gesichert hat. Clanteilung kann bei großen Konflikten auch vorkommen, wird aber eher als unschicklich gesehen


    Bei den mächtigen Familien, zum Beispiel in Rtho'rnr'sts'th, werden die alten Traditionen teilweise nicht mehr so ernst genommen und die Heirat wird als Machtinstrument eingesetzt. Angestellte und Diener werden nicht mehr als Teil des eigenen Clans betrachtet, das Kozept der Autarkie wird zugunsten von Machtspielen fallen gelassen. Trotzdem sehen sich die jeweiligen Anführer noch voll in der Tradition ihres Clans und halten ihren natürlich für den Besten.


    Das war jetzt weniger über Chton's'chr, aber hey, jetzt hab ich hierzu immerhin auch mal etwas mehr ausgebastelt. Und ich hab jetzt richtig Lust auf alte Clanlegenden, vielleicht kann ich bei der WBO ja was dazu fabrizieren.


    Thon'ch'thon's ist wie gesagt älter als Chton's'chr und war zur Ereluchtung eine Basis der Gründer, von der aus sie die Stadt bevölkerten. Damals gab es durchaus einige, die die Idee nicht so ernst genommen haben und sich sogar gegen die Eingliederung wehrten. Letztendlich konnte trch sich doch einigen und der Bootsbauerkaste wurden ein paar Freiheiten eingräumt, die andere Kasten nicht haben. Und dieses "Lasst diese Idioten mal machen, wir bauen halt unsere Boote" ist in den folgenden Generationen nie so ganz verschwunden, die Bootsbauer dürften die Kaste mit den durchgehendsten Familientraditionen sein, auch wenn das die Philosophen immer etwas gestört hat. Und jetzt nach dem Untergang gib es durchaus ein paar, die meinen "Haben wir doch gesagt, dass das nicht lang gut geht". Klar müssen sie jetzt ihre Infrastruktur neu aufbauen und die Neuankömmlinge aus der Stadt müssen auch aufgenommen werden. Aber letztendlich ändert sich für sie gar nicht so viel. Aber als Clans sehen sie sich trotzdem nicht, dieses Konzept abzuschaffen, war für die Gründer von Chton's'chr dann doch zu wichtig und 80 Jahre sind auch eine lange Zeit.

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


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