Neunundsiebzigstes Speedbasteln am 26. Januar 2019: Bahnbrechende Erfindungen

  • Bahnbruch!


    Merian Kozta war ein Ausnahmetalent. Er spielte Runka, wie kaum ein anderer, obwohl er erst 17 Jahre alt war.
    Runka ist eigentlich recht simpel. Der Spieler hat zehn Bälle, die er über eine Bahn aus parabolisch gebogenem Blech (oder entsprechend geformten anderen Materialien) von einer Seite zur anderen in eine Rinne befördern muss. Jetzt könnte man die Bälle natürlich einfach in die Rinne werfen, aber das ist natürlich nicht erlaubt: der Ball muss mindestens einmal auf der Bahn aufprallen, öfter gibt aber mehr Punkte. Das Ziel ist auch nicht nur, die Bälle in der Rinne zu platzieren, sondern, sie möglichst nah aneinander zu platzieren. Größere Abstände geben Punktabzüge.
    Merian Kozta war, wie gesagt, ein Ausnahmetalent. Er erfand eine Wurftechnik, die es in sich hatte. Acht oder neun mal prallten seine Würfe auf der Bahn auf, so viel Schwung hatten sie. Einmal, als er auf einer etwas älteren, leicht maroden Runka-Bahn spielte, hatten die Zeitungen Bahnbrechendes zu vermelden: Die Bahn brach an einer angerosteten Stelle schlicht durch.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • * * * * * * * * * * ** * * * *

    "Hallo, und Herzlich Willkommen bei Jugend macht Neues! Mein Name ist Josakim Mander und ich bin heute Ihr Gastgeber. Heißen Sie auch heute wieder die erfinderische Jugend willkommen, mit ihren Vertretern Tillia Nanto, Carona Mateia, Xon Finon und Sigil Wemadon!"


    Applaus.


    "Der heutige Abend beginnt mit Xon Finon, einem jungen, enthusiastischen Entwickler, der uns zu dieser Stunde eine Errungenschaft vorstellen möchte, die er bisher noch niemandem gezeigt hat! Begrüßen Sie mit mir: Xon Finon!"


    Applaus. Ein Kind geht auf die Bühne.


    "Lieber Xon, als erster Gast des heutigen Abends hast du als einziger die Möglichkeit, den dreifachen Gewinn für deine Erfindung zu bekommen. Ist jemand im Publikum, den du kennst?"


    "Meine Eltern."


    "Und schaut jemand zuhause zu?"


    "Meine Freunde."


    "Ich hoffe, du kannst sie stolz machen! Bist du bereit?"


    Xon nickt.


    "Dann leg mal los. Du hast drei Minuten - ab jetzt!"


    Die Zeit läuft.


    "Also, ich habe dieses Gerät entwickelt, dass es allen Menschen ermöglicht, Dinge zu sehen, die ihren Augen eigentlich verborgen bleiben."


    Es wird auf den Gegenstand gezoomt. Es scheint eine kleine Box zu sein, nicht großer als eine Streichholzschachtel.


    "Man braucht aber eine spezielle Brille dafür."


    Er packt eine Brille aus, und setzt sie auf. Es wird auf sein Gesicht gezoomt.


    "Und wenn ich das jetzt einschalte, kann ich sehen, wie es Ihnen geht. Ob Sie glücklich sind, traurig, interessiert oder gelangweilt, auch ob Sie die Wahrheit sagen oder lügen. Das Gerät gibt mir alle Informationen, die ich brauche."


    Die Jury meldet sich. Die Zeit liegt bei dreiundzwanzig Sekunden.


    "Darf ich das ausprobieren?"


    Xon gibt dem Juror das Gerät und die Brille. Dieser testet es für sich.


    "Das kann ich aber auch mit anderen Sachen kombinieren. So kann ich auch hören oder riechen, was Sie jetzt sehen."


    Der Juror gibt die Erfindung zurück.


    "Und Wie hast du dieses Wunderwerk gebaut?"


    "Das ist nicht so einfach. Meine Eltern haben gesagt, dass ich eine Begabung dafür habe."


    Ein Buzzer wird gedrückt. Die Zeit ist bei vierunddreißig Sekunden.


    "Ich habe erst alles zusammengebaut, und es dann aktiviert."


    Ein Buzzer wird gedrückt. Die Zeit ist bei Vierzig Sekunden.


    "Ich fand, dass es vielen Menschen helfen könnte, einander zu verstehen. Weil es doch Menschen gibt, die andere Menschen nicht mögen, nur weil sie Dinge können, die anderen nicht können."


    Ein Buzzer wird gedrückt. Die Zeit ist bei neunundvierzig Sekunden. Die Scheinwerfer strahlen rotes Licht auf die Bühne. Der Moderator erscheint im Bild.


    "Mein lieber Xon, es tut mir Leid, dass deine Erfindung nicht angenommen wurde! Verabschieden wir uns von unserem ersten Kandidaten!"


    Stille.


    "... und begrüßen Sie unseren zweiten Erfinder, Sigil Wemadon!"


    Applaus.


    * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *


    °'°'°'°'°'°'°'°'°'°'
    Backstage:


    "Nimms nicht so hart, Xon! Magier sind hier nicht gerne gesehen. Sag beim nächsten Mal einfach, die Herstellung wär dein Geheimnis. Und versuchs woanders."


    Xon verabschiedete sich dankend beim Backstage-Assistenten und ging traurig zur Garderobe, wo er auf seine Eltern warten würde.

  • Der Computer - Grundpfeiler der Zivilisation
    von Ilian Aritias, Gründer von KatAtrome*, zum 75. Jahrestag der "Erfindung des Computer" (21.09.1978)


    Seit der Magischen Revolution des 14. Jahrhunderts genießen wir den Luxus massenhaft reproduzierbarer Zaubermittel, der sich bis heute weiterentwickelt hat. Mussten die Menschen des 15. Jahrhunderts für ein kaltes Getränk an einem heißen Sommertag noch in ihre Kühltruhe greifen, greifen wir heute einfach zur selbstkühlende Flasche aus dem Supermarktregal, die das Getränk innerhalb weniger Momente auf die perfekte Temperatur herunterkühlt, die der Hersteller empfiehlt.
    Erfolgte die Expansionistische Revolution des 15. Jahrhunderts noch durch Selbstbewegende Schiffe und Fahrzeuge, lassen wir uns heute von Selbstfahrenden Fahrzeugen durch unsere Städte transportieren oder genießen den Luxus eines Internationalen Transportportals, um einen kleinen Ausflug in ferne Städte zu unternehmen.


    Die meisten dieser modernen Errungenschaften fußt auf der GEV – der Großen Einheitlichen Verzerrungstheorie. Nur dank der GEV kann Magie heute exakt kalkuliert werden und eingesetzt werden, ohne schädliche Verzerrungen hervorzurufen. Doch die Zauberberechnung nach den Prinzipien der GEV ist zeit- und vor allem rechenintensiv. Die logischen Kalkulatoren, die auch „Computer“ genannt werden, machten sie erst praktikabel.


    Während unsere Großväter noch unter der steten Vernichtungsdrohung durch Massenverderbniswaffen standen, können wir und unsere Kinder uns heute der Sicherheit unter den computer-berechneten Schutzschilden erfreuen, das perfekte Wetter genießen und jeder Zeit mit weit entfernten Orten kommunizieren – unsere Welt ist kleiner, einheitlicher geworden. Fragen Sie doch ihre Auxa! Ja, auch die Haushalts-AE verdanken sie computer-berechneten Zaubern.


    Der Computer erlaubt heute Hobbymagiologen ihre eigenen, sicheren Zauber zu berechnen, was einst selbst den Koryphäen der Zauberkunst unmöglich schien.


    Der Computer und durch ihn die computer-gestützte Zauberei sind zum Grundpfeiler unserer Zivilisation geworden – ohne ihn würden wir im Chaos versinken und bei aller Zauberei, die unseren Alltag heute durchdringt, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sich etwas den antiken Verderbnissen Vergleichbares ereignen würde.


    Stellen Sie sich bitte vor, welche Möglichkeiten der Computer uns ermöglicht: Durch Schutz- und Luftzauber werden wir bald die Weiten des Alls erkunden können! Um Nekides‘ Zitat, abgewandelt, zu bemühen: „Ich bin der festen Meinung, dass unsere *Zukunft* zwischen den Sternen liegt!“



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    *KatAtrome ("Katei Atrome" Pfad in den Weltraum) ist ein privates Raumfahrtunternehmen, welches die Erforschung und Besiedlung von Galia, dem Nachbarplaneten der Toraja, verfolgt

  • Ektosolidus - Ende einer Ära


    Viele Jahrtausende lang war Magie allein die Domäne der Magier – man erkennt es ja schon am Namen. Magie zu formen und zu kontrollieren machte Menschen, die diese Fähigkeiten besitzen zu etwas Besonderem, in vielen Fällen errangen die Magier auch große weltliche Macht, was sie nicht unbedingt beliebter machte. Entsprechend haben die meisten ihre Macht eher gehortet, als damit die Welt zu verbessern.


    Die Kristallforschung gab ihnen zunächst die Gelegenheit, noch mächtiger zu werden – durch die Kristalle entfällt die Notwendigkeit, die Magie zu formen, der Magier muss nur noch die Energie zur Verfügung stellen und kann dann mit dem richtigen Kristall einen beliebigen Effekt erzeugen. Das gab den oft hochspezialisierten Magiern die Möglichkeit, auch Effekte zu bewirken, die ihnen sonst oft verschlossen geblieben waren.


    Kristalle kommen in der Natur jedoch nur selten vor und für gewöhnlich findet man an einem Ort nur ähnliche Sorten. Die Lagerstätten befinden sich oft auch an unwirtlichen Orten und sind nur mit großem Aufwand auszubeuten. Es entstand also schnell eine Knappheit, die zu Streitereien führte, die leider nicht nur Magier in Mitleidenschaft zogen.


    Zum ersten Mal seit Jahrtausenden erlebte die Welt wieder einen richtigen Magierkrieg. Die Auswirkungen sind an manchen Orten sogar noch Jahrhunderte später spürbar.


    Als es Te Tivo Velaton zum ersten Mal gelang, einen künstlichen Kristall zu erzeugen, fasste die ganze Welt Hoffnung, dass es mit den Kristallkriegen endlich vorbei wäre. Denn der Ektosoliduskristall ließ sich ganz beliebig formen und erlaubte es damit, einen Kristall für ganz beliebige Effekte zu erschaffen. Der Ektosolidus war sogar erschwinglich, wodurch es nicht nur egal wurde, woher die Kristalle kamen, es lohnte schlicht nicht mehr, darum Kriege zu führen.


    Wenig später gelang Te Tivo eine noch viel bahnbrechendere Erfindung: der Ektosolidus erlaubte nicht nur beliebige Effekte, sondern auch noch die Speicherung von Energie! Damit war es nicht einmal mehr nötig, dass der Magier selbst anwesend war – sie war im Stande, jedem gewöhnlichen Menschen einen geladenen Ektosolidus in die Hand zu drücken, mit dem dieser dann Magie wirken konnte.


    Der Krieg endete nach dieser Entdeckung recht schnell. Nicht nur, dass der Grund nicht mehr vorhanden war, eine ganze Armee von magiefähigen Soldaten war auch für die mächtigste Gilde zu viel.


    Während Te Tivo von den mundanen Menschen für ihre Entdeckung bewundert wurde, waren die restlichen Magier alles andere als begeistert. Ihnen wurde schnell klar, dass sie mit dieser Erfindung zu gewöhnlichen Dienstleistern degradiert wurden, die nur für das Aufladen der Kristalle gebraucht wurden.


    Obwohl die Magier stark an politischer Bedeutung verloren, profitierte die Welt enorm vom Ektosolidus. Es wurde möglich, schwer Verletzte dadurch lange genug am Leben zu halten, bis ein arkaner Heiler gerufen werden konnte. Autonome Lichtzauber sind aus unseren Straßen nicht mehr wegzudenken. Wir brauchen sehr viel weniger Brennmaterial, seit wir arkane Heizungen haben. Und wer möchte in diesen Tagen schon auf seinen Kältespender verzichten?

  • Als die Amnúrer nach Aren zurückkamen, waren sie überaus erfolgreich in ihren Kämpfen gegen die Atamerer und Stämme auf dem Gebiet des heutigen Thyoniens und Kalenards. Viele führen dies auf »gutes Blut« zurück; sie meinen, die Amnúrer wären anderen Menschen in jeglicher Hinsicht überlegen und sie führen diese Überlegenheit auf die Vermischung von Menschen mit Elben zurück. Tatsächlich führte die Vermischung von Elben und Menschen zu einigen Vorteilen wie größere Widerstandsfähigkeiten Krankheiten gegenüber oder auch ein etwas längeres Leben als es anderen Menschen beschieden ist, doch stimmt es eindeutig nicht, dass sie aufgrund ihrer Herkunft bessere Kämpfer als andere wären; schließlich sind auch Elbenkrieger keine besseren Kämpfer, weil sie eben Elben sind, sondern weil sie wesentlich mehr Zeit in ihrem Leben haben, um Waffenübungen zu machen.


    Das, was für die Amnúrer jedoch ein wahrer Vorteil war, ist ein kleines Teil, das heute völlig selbstverständlich von den meisten bekannten Völkern der Welt verwendet wird: Der Steigbügel. Sie waren von unschätzbarem Wert für die amnúrischen Ritter, deren Kampfesweise durch sie erst ermöglicht wurde.


    Ironischerweise übernahmen gerade die Nemerer, die als die größten Reiter der Welt gelten, den Steigbügel erst recht spät. Der Grund hierfür mag vor allem darin begründet liegen, dass sie in ihrem Stolz nicht akzeptieren wollten, dass ein anderes Volk ihnen einmal in ihrer Königsdisziplin voraus war. Durch die engen Beziehungen zum amnúrischen Kalenard sprangen die Nemerer auch irgendwann über ihren Schatten, nutzten den Steigbügel und wurden so noch wesentlich tödlichere Reiter als je zuvor.

  • Und hier kommen sie, die Lobsbeeren:


    @Veria Also so eine Art Curling mit Aufdotzen?
    @Chrontheon Der arme Kleine. Er wollte doch nur helfen! Aber cool, dass du Magie mit einer uns ähnlichen Welt verknüpfst.
    @Nharun Sehr cool! Das ist die Art von Welt, die Eya irgendwann in der Zukunft auch mal sein wird! Aber ohne Auxa. Die ist mir unheimlich.
    @Elatan Das finde ich wirklich cool, du hast etwas ausgewählt, was es tatsächlich auch in der Realität gibt und es in deiner Welt verewigt. Das ist dir sehr gut gelungen!

  • @Veria: Uh, die arme Bahn, hätte man sie mal lieber besser in Schuss gehalten.
    @Chrontheon: Och Mensch, Xon hatte doch so eine gute Erfindung. :-/ Wer hat denn mit was in dieser Show jetzt am Ende gewonnen?
    @Nharun: Mein Computer kann sowas nicht. :( Aber ich finde es sehr cool, wie du Technik und Magie in deiner Welt passend miteinander verbindest!
    @Teja: Also ich würde jetzt schon auf einen magischen Kältespender verzichten, aber im Sommer sieht es sicherlich dann wieder ganz anders aus ... Eine sehr praktische Erfindung ist das ohne Zweifel!

  • Oh nein, es ging diesmal zu einer anderen Uhrzeit los? Ich habs extra in den Kalender geschrieben :heul: Mal sehen, vielleicht reiche ich morgen was nach. Bin jetzt zu deprimiert.


    Edit: Erfahrt ihr halt nicht, was es für bahnbrechende Erfindungen in der Dûn-à-M'ur gibt :-X ;)

  • *Riesenladung Panna Cotta mit Lobsbeerensauce auftisch*



    Chrontheon: Talentshow auf magisch, tja.


    Nharun: Sehr interessant, das, was du andernorts nur andeutest, hier zusammengefasst zu lesen.


    Teja: Das Ende eines Monopols. Ich hoffe, die Magier werden trotzdem noch für ihre Fähigkeiten geachtet. Sehr schön geschrieben.


    @Elatan: Der Steigbügel ist schon eine tolle Erfindung, ja.


    ---


    Teja: Ja, könnte man so sehen.


    @Elatan: So ist das halt. Bevor jemand mit spezieller Wurftechnik kommt, denken sich die Betreiber halt, die Bahn geht doch noch.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Entschuldigung, meine Lobsbeeren gibt es erst jetzt, ich war gestern abend und heute beschäftigt. Aber sie sind dennoch frisch ;)


    @Veria Dein Beitrag könnte eine Anekdote sein, die in irgendeiner von Pratchetts Scheibenweltgeschichten erzählt wird; irgendwie skurril, weil das Thema ziemlich banal ist, aber in der Art wie du es erklärst, erlangt es dennoch eine Sinnhaftigkeit, die das ganze nicht ins Lächerliche sondern ins Künstlerische treibt :thumbup:


    @Chrontheon Den Duktus einer TV-Show hast du verdammt gut getroffen, von dem übertrieben gut gelaunten Moderator, bis hin zur überkritischen Jury und den freundlichen Helfern hinter den Kulissen, die zwar nichts zu sagen haben, aber es doch irgendwie gut meinen - verdammt realistisch! :thumbup:


    @Teja Ein schöner Beitrag, der die Möglichkeiten neuer Entwicklungen aufzeigt, auch wenn die alten Eliten durch diese nivelliert werden; allerdings können die alten Eliten sich freuen, sie sind ja nicht überflüssig, wer einen Dienst leisten muss, wird ja immer noch gebraucht :thumbup:


    @Elatan Hier kann ich Teja eigentlich nur zustimmen: Sehr cool, wie du etwas Reales genommen und dir zu eigen gemacht hast; dein Bericht wirkt in sich schlüssig, plausibel und stimmig. Dass du nebenbei noch darauf hinweist, dass eigentlich niemand von Geburt her besser oder schlechter als andere ist, ist ein schönes moralisches Sahnehäubchen :thumbup:

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