[2020-06][Ngiana] Gottheiten, Konzepte, Religion, Jenseits

  • Der Juni hat vor kurzem angefangen, hab ich gehört. ;)


    Vorrede


    Wer in letzter Zeit mit mir geredet hat, weiß, dass ich mit meinem Basteln unzufrieden bin und seit Monaten nach Wegen suche, mich diesbezüglich weiterzuentwickeln. Gerade Ngiana fühlt sich enorm überfordernd an - es ist halt wirklich eine riesige Welt, ein erdgroßer Planet, der für mein Gefühl halt auch ungefähr dessen Zahl an - naja, Kulturen, Ethnien, Religionen, Geschichten, Geschichte, und so weiter - haben sollte. Das ist natürlich vollkommen unmöglich. Ich denke daher darüber nach, worum es mir wirklich geht, und das ist in erster Linie das Gefühl, dass diese Fülle da ist, aber nicht tatsächlich die Information. Ich habe kein Bedürfnis, mein Leben lang eine schier unendliche Zahl an Informationen zu sammeln und zu katalogisieren... vielmehr will ich ja eigentlich lieber kleine Teilaspekte herausgreifen. Top-Down-Sicht ist dafür nützlich, weil etwas, das überall gleichermaßen gilt, in gewisser Sicht "kleiner" ist, als z.B. etwas wie Religion, von der es Abertausende ( :zitter: ) gibt.


    Auch habe ich darüber nachgedacht, warum ich mich so gerne Ropidts Welt zugewandt habe. Einerseits ist diese Welt natürlich kleiner (es gibt ne abzählbare Menge an Siedlungen...) aber daran liegt es glaub ich nicht. Es ist vielmehr so, dass der Würfel potentiell auf jede Frage eine Antwort gibt, und das Gefühl von "es ist was da" ganz von selber entsteht. Der Druck, selbst Unmengen an Information generieren zu müssen, fehlt komplett, es ist ja quasi auf Würfelwurf verfügbar.


    Dieses Gefühl in eine nichtgewürfelte Welt hinüberzuholen wäre eigentlich für mich ein Ziel. Der Möglichkeiten sind:


    - Herausfassen von Allgemeingültigen (Fluchwesen, Spezies, Uneigentliche Wesen, Gottheiten (auf abstrakter Ebene), ... theoretisch auch sowas wie Physik, Chemie, Biologie, Magie, aber da will ich mich nicht darin verlieren.


    - Breites Verteilen von Eigenschaften (ich habs die "Age-of-Empires-Methode" genannt: dabei hat ja jedes spielbare Volk großteils die selben Features, aber bei jedem fehlen einige, und es gibt vereinzelt zusätzliche Stärken, die aber durchaus auch mehrere treffen können.) Es geht also nicht darum, eine einzelne Entität für sich zu definieren, sondern jede Eigenschaft wird einer Gruppe von Entitäten zugewiesen, und eine Entität kann ihre Einzigartigkeit maximal aus einer Schnittmenge von allgemeinen Eigenschaften beziehen.


    - Perspektive. Aus der Sicht einer Weltbewohner:in existiert die Welt ja, auch wenn sie nichts darüber weiß. Ich hab ja auch keine Ahnung von der zehntgrößten Stadt Simbabwes, aber das Land existiert trotzdem für mich, auch ohne dass ich diese Information nachschlagen müsste. (Hab ja auch keine Verwendung dafür.) - Aus irgendeinem Grund kenne ich in Ngiana einfach keine Bewohner:innen, deswegen fällt dieser Ansatz für mich flach. Wann immer ich versuche, einzelne Personen zu basteln, fühlt es sich an, als würde ich versuchen, über ein mir absolut fremdes Leben wild zu spekulieren.


    Also: - Reduktion. Ich muss mir eingestehen: Fünftausend Jahre Geschichte basteln, das kriege ich weder hin noch macht es mir auch nur ansatzweise Spaß, mir beim dabei Scheitern über die Schulter zu gucken. Also brauche ich Schlüsselmomente. Uuund da kommen wir endlich in die Nähe des Themas dieses Threads. :pfeif:


    Theogenese


    Gottheiten sind zwar über die ganze Welt gültig, aber verändern sich im Laufe der Zeit. Bekannt ist mir während des von Geschichtsschreibung erfassten Zeit nur eine einzige neue Gottheit, die aber von großer Bedeutung ist. Eine zeitlang hatte ich Spaß damit, total wenig darüber zu wissen, quasi aus Quellenfetzen wie heutige Bibelforscher irgendwas schließen zu müssen. Aber hey, ich bin die Bastler:in. Klar weiß ich nicht alles, aber es ist mein Job, es mir auszudenken. ;D


    Also. Balianas. Bhāļ. Baelince. Und, naja ... Peyling?



    Jetzt hab ich jahrelang "Balianas" als die Hauptform des Namens verwendet. Damit schwingt bereits eine Kultur mit, nämlich das antike Datelia. Es wäre also etwa so, als würde ich über die verbreitetste Gottheit unserer Gegend immer nur als "Iēsous Christos" schreiben oder sowas. Eher unüblich. Aber es bietet mir einen Ansatzpunkt, eine Perspektive.


    Balianas ist ein seltsamer Fall von Theogenese, denn es gab eine historische Person, die gelebt hat, und um die sich unzählige einander widersprechende Erzählungen gebildet haben, und schließlich ein Haufen Religionen. Der Vergleich mit Jesus kommt nicht von ungefähr. Das erste Problem, das sich mir stellt, ist: Wie eigentlich? Habe ich in Ngiana einen Mechanismus, wie Gottheiten entstehen, eine Art physikalischen Apotheoseprozess? :D


    Ursprünglich war mein Gedanke, dass von allen Lebewesen nach ihrem Tod etwas ins Jenseits wandert. Also erstmal ganz klassisch ein Konzept mit "Seelen" (mit dem ich philosophisch viiiele Probleme habe). Im Jenseits gibt es einen Prozess X, der dazu führt, dass sich Gottheiten bilden und bestehen bleiben. Im Falle der Orks ist der ganze Ablauf viel strukturierter, hier bleiben Verstorbene bis zu einem gewissen Grad erreichbar, mit anderen Worten, die jeweiligen Götter sind die Urgroßeltern...


    Konzepte, die ich unbedingt umschiffen will: 1. "Gottheiten profitieren davon, angebetet zu werden" Just no. 2. "Gottheiten werden von ihren Gläubigen beeinflusst." Will ich auch nicht. Kenne ich - teilweise richtig gut umgesetzt - aus diversen Fantasysettings, aber das ist nicht Ngiana. 3. "Gottheiten sprechen mit ihren Gläubigen auf verständliche Weise" - mag ich auch nicht haben, greift mir zu stark in die Welt ein.


    Damit fällt "Seelen wandern nach dem Tod zu ihren jeweiligen Gottheiten und stärken diese" eigentlich weg. Obwohl das bei den Orks ja genau so zu sein scheint. Also zwei unterschiedliche Mechanismen? Unelegant. :meh: Das heißt... ich muss mich eigentlich mal um die Orks kümmern, mit ihren Gottheiten. Sind das überhaupt Gottheiten?


    Bisheriges Konzept: Tote Ork-Atach sterben und knüpfen sich im Jenseits an ihre jeweilige Ahnenlinie. Dadurch bleibt diese erhalten, die Entität ist quasi ein Amalgam aus allen Vorfahren dieser Linie, wobei immer die zuletzt gestorbene im Vordergrund steht. Diese interagiert mit ihren jeweiligen Nachfahren direkt, teilweise sogar verbal (im Kleinstkindalter, während der Phase, wo Sprache gerade erst mal gelernt wird) Aus dieser Interaktion ergibt sich eine kulturübergreifende Sprachverwandtschaft, die weltweit wirkt.


    Das steht alles im krassen Widerspruch zu dem, was ich oben geschrieben habe. :pfeif: Also irgendein Konzept muss gehen. Also entweder a) funktionieren Orks komplett anders, b) schmeiße ich alle genannten Konzeptvorhaben um, oder c) sind Ork-Ahnenlinien keine Gottheiten. Ich denke c) ist die einzige Option, die ich mir gerade vorstellen kann, anzunehmen. Das passt auch zum Grundkonzept von Ngianas Magie, dass "Magic A is NOT Magic B and none of its rules apply" oder so.


    Dann aber konsequent. Zwei komplett separate Kategorien von Jenseits. Kategorien heißt, sie existieren nicht nebeneinander, also nicht 2 Reiche oder 2 Dimensionen, sondern es ist etwas anderes, auf die selbe Weise in der Nässe etwas anderes ist als ein Meer. Das muss ich mal eben in meinen Kopf reinhämmern. *hau* *hämmer* Au.


    Damit kippt meine Idee "alle Gottheiten der Menschen waren früher mal Personen die gelebt haben" eigentlich, denn das würde zu sehr an die andere Idee herankuscheln. Und damit fällt eigentlich auch die Apotheose des Balianas. Also irgendetwas an der Geschichte ist faul.


    Wenn aber nicht der Mensch zum Gotte kommt, muss der Gott zum Menschen kommen. ;) Dann wären wir bei... Avataren. D.h. eine Gottheit, die so stark mit einer lebenden Person verknüpft ist (egal ob durch eine Identitätsrelation oder eine andere) dass die Umgebung die Gottheit damit identifiziert. Wiederum gibt es Konzepte, die ich umschiffen möchte: 1. "Gottheit geht unter die Menschen, um ein Ziel zu erfüllen", und damit eng verbunden 2. "Person weiß, dass sie eigentlich eine Gottheit ist".


    Das führt zu anderen Problemen. Wenn die Avatar:in nichts von ihrer Gottheit weiß, wissen das andere ja auch nicht. Es sei denn, es wird erst im Tode offenbar... Ja, das kommt hin. Aber was wissen Sterbliche überhaupt von Gottheiten? Welche Art an Information ist zugänglich, und wie konkret? Ich möchte, dass das Jenseits eine Aura von Unbegreiflichkeit hat, als ob ein Fisch versuchen würde, die Relativitätstheorie zu verstehen, ein Gefühl von "Ich habe nicht einmal die Begriffe, um auszudrücken, was ich gerade ahne, nicht zu verstehen ??? ". Mindestens. Ein weiterer guter Grund, die Orks von den Gottheiten abzutrennen.


    Über Balianas weiß ich momentan mal:


    - unbekannte Herkunft (In Boot an die Küste geschwemmt)
    - mehrere magische Talente in ungekanntem Ausmaß, darunter Metallmagie und sagen wir mal mindestens 2 komplett separate Magieformen
    - wird zu Lebzeiten mindestens als Gesandter der Götter verstanden, und zwar bereits als Kind/Jugendlicher
    - interagiert mit mehreren Kulten seiner Zeit
    - kämpft aktiv in mindestens einem Krieg gegen die Orks von Krwk/Mrwz'ha
    - wird von einem seiner Anhänger umgebracht (ja, soviel Anlehnung an Christentum muss sein.^^)
    - nach seinem Tod existiert die Gottheit Balianas
    - nach seinem Tod entstehen sofort mindestens 2 verfeindete Religionen, die seinen Tod komplett anders interpretieren


    So, ich muss weg.^^

  • Ich denke gerade über den Kontext nach, und kann ja mal eine Abschweifung einbauen.


    Also, die Zeit in der Balianas als Mensch gelebt hat, nenne ich die datelianische Antike. Frühantike, genauer gesagt. Wir befinden uns irgendwo zwischen zwei Zeitaltern; es gab davor schon einmal ein weit nach Westen gespanntes "Reich", das weniger politisch als kulturell eine Einheit war, mit einer gemeinsamen Handels- und Wissenschaftssprache. Mathematik wurde betrieben, erstmals mit Stellenwertsystem, Astronomie, alle möglichen Kulturtechniken, ganz besonders aber die Eisenverarbeitung, damit die Metallmagie, und damit Waffen, die es möglich machten, sich durchzusetzen, ohne massiv in Krieg zu investieren - aber primär mit einem Fokus auf "Handelrouten aufbauen" und nicht "Erobern"... Das Hinzutreten einer neuen Gottheit Balianas ist ein so einschneidendes Ereignis, dass ich sagen würde, es bildet die Grenze zwischen datelianischer Frühantike und datelianischer Hochantike.


    Wie sieht es aus in der Gegend rund ums Feurmeer? Ein buntes Gemisch aus Ethnien, zusammengewürfelt übers Land verteilt, aber meist jeweils in ihren eigenen Dörfern. An der Küste überwiegen feurenische Dörfer, im Landesinneren kommen tortinische Dörfer dazu, und in den Städten wird datelianisch gesprochen - drei komplett verschiedene Sprachen. Balianas wächst nun in einer datelianischen Handelsstadt mit indigener feurenischer Bevölkerung, die politisch in tortinischer Hand ist, auf. :D


    Unterschiedliche Gottheiten werden bei den unterschiedlichen Völkern jeweils anders bewertet. Mines und Sadines etwa sind in Datelia Götter der (männlichen) Homosexualität, aber auch der Jugend. Bei Datelianern gilt Homosexualität daher als etwas unreif, quasi eine Jugendsünde; bei den Feurenern haben sie einen höheren Stellenwert und sind viel geschlechtsneutraler; die "älteren" Gottheiten werden eher mit der herrschenden datelianischen Kultur (und deren Priesterschaft) assoziiert.


    In dieses Gemisch kommt Bäliän dazu. (Ja, ich wechsel ständig die Schreibweisen.^^) Als magisch begabtes Kind wird er erst einmal mit dem Mines-Sadines-Kult assoziiert. Als er dann politische Bedeutung bekommt, kommt die Priesterschaft Datelias, und sagt "Moment, Balianas ist aber der Sohn von diesen und diesen alten Hauptgöttern" (auch wenn sie sich massiv uneinig waren, von welchen^^). Bäliän hat die Unterstützung durch die ältere Religion mal genutzt, mal nicht.


    Weiter der politische Kontext: Die gesamte Südküste des Feurmeeres war zu dieser Zeit de facto Protektorat der Orks von Krwk/Mrwz'ha weiter im Süden. Die Städte selber sind tortinisch, wiederum mit datelianischer Gelehrtenkaste, und mit feurenischer Bevölkerung, also... it's a mess. Von Balianas erhoffte sich der Süden eine militärische Befreiung von den bösen bösen Orks - die im Nachhinein noch viel mehr villifiziert wurden, aber tatsächlich relativ übel; Mrwz'ha war eine rein militärische Nation, die in ihren Kriegen Sklaven holten und diese ihren südlichen Nachbarn, den "zivilisierten" Orks verkauften. Die Situation der Städte am Feurmeer wird also noch dadurch verkompliziert, dass das orkische Handelsimperium Interesse an dem Meerzugang hat, und dafür Mrwz'ha quasi als Söldner nutzt.


    Bäliän wird mit seiner magischen Begabung vermutlich erstmal nach Datelia gebracht und dort der Priesterschaft vorgesetzt und vermutlich mit klassischer Bildung beworfen, die angesichts dessen, dass er unliebsame Lehrpersonen einfach mit Feuerbällen beschießen kann, möglicherweise nicht so hängenbleibt. ;D


    Irgendwo in der Mitte seiner Lebenszeit ließ sich Bäliän also von den tortinischen Fürst:innen dazu gewinnen, ihnen den Krieg gegen Krwk zu führen. Und mit ordentlich magischer Unterstützung werden die Orks in die Wüste zurückgedrängt, und an der Südküste liegen plötzlich ein paar tortinisch-feurenische Städte, die um ihren Befreier einen Kult bilden. Inklusive den Orks, die dort geblieben sind und einen Kult um Bäliän anfingen.


    Cut. Bäliän geht wieder nach Norden, seine Jünger:innen/Soldat:innen folgen ihm, und er lässt sich selber zum König krönen von dem Gebiet, das in der Gegenwart noch seinen Namen trägt. Die Hauptstadt ist ... Sirena. Das passt nun weder den tortinischen Fürst:innen noch der datelianischen Priesterschaft / Adelskaste. Aber die hassen sich gegenseitig mehr (und die Feurener noch mehr), also ist es eher ein Tauziehen um die Gunst Bäliäns und seiner Anhänger:innen, um die jeweils anderen auszustechen.


    Tja, und dann...?


    Bäliäns engste Vertraute sind allesamt Metallmagier:innen. Zu seinen ungewöhnlichen (göttlichen?) Fähigkeiten gehört wohl auch, Magie auszuteilen. Irgendjemand hatte dann wohl die Idee, dass es eine gute Idee wäre, die Quelle umzubringen, weil dann ja vielleicht diese ganzen Fähigkeiten auf eins überschwappen... hinterrücks ermorden klappt aber nicht, also kommt es zu einem magischen Duell, in dem wohl noch irgendwelche anderen Gottheiten dazwischenfunken (?), jedenfalls ist Bäliän am Ende tot. Und der Herausforderer ist schwer zu identifizieren, weswegen es gleich mal ne Spaltung in zig neue Kulte gibt, mit jeweils unterschiedlichen Versionen davon, was eigentlich passiert ist. Und Balianas ist anscheinend ein Gott jetzt. Ups.


    ~


    So, die Historiker:innenperspektive sagt jetzt mal: Okay, die Orks wurden in der Zeit offensichtlich zurückgedrängt, und die Hauptrolle dabei spielte die neue "Technologie" Metallmagie, welche von Orks nicht kopiert werden konnte, da es eine menschliche Magieform ist. Da wird ein einzelner Protogott jetzt nicht die Hauptrolle gespielt haben ... oder doch?


    Nach dem Tod Bäliäns wird sein Name zur politischen Legitimation genutzt; Die Überlieferung über Balianas´s Leben wird auf datelianisch niedergeschrieben, weil das die Sprache der Gelehrten ist, ungeachtet dessen, dass die meisten Anhänger:innen feurenisch oder tortinisch sprechen. Bodunas, Fürst von der befreiten Südküstenstadt Bolava behauptet von sich, der Bruder Bäliäns zu sein und daher dessen Erbe; er kommt aus einer tortinisch-datelianischen Adelskaste; die einfache Bevölkerung ist feurisch - also guter Zug, um da anzukommen. Die bodnische Kirche entsteht, und da an der Südküste quasi alle noch unmittelbar dankbar für die Befreiung von den Orks sind, drängt das dort die anderen Gottheiten erstmal total in den Hintergrund - außer Mines und Sadines, die bei den Feurenern ungebrochen beliebt sind; und die Feurener claimen ihrerseits Bäliän als einen der ihren, und machen einen Konkurrenzkult. Der im bodnischen Gebiet erstmal unterdrückt wird, weiter im Norden aber floriert, nämlich in Sirena, das mitten im feurenischen Hauptsiedlungsgebiet liegt, aber dessen Bevölkerung (da ja u.a. aus Soldat:innen von überallher zusammengesetzt) wild durchgemischt ist, und um das sich Datelia und Tortinien streiten dürfen.


    Alles klar? :lol:


    ~


    Das war also mal die Geschichte - jetzt stellt sich aber wieder die Frage: Was geht da eigentlich genau vor?


    Option 1) Wenn neue Gottheiten entstehen, passiert das abrupt und mit unerwarteten Nebeneffekten. In diesem Fall ist der Nebeneffekt eine von der neuen Gottheit durchtränkte hypermagische Einzelperson. Vielleicht auch mehrere, vielleicht gab es auf der anderen Seite der Welt einen Gegenpapst einen Zwillingsbalianas. :D


    Option 2) Balianas ist eine Laune der Natur; magische Begabungen, die normalerweise nicht zusammen auftreten, kommen zusammen und BÄM verstärken sich gegenseitig auf unvorhergesehene Weise. Parallel zu dieser Magie-Ballung entsteht im Jenseits eine Art Reflektion davon; es kommt zu einer Wechselwirkung, und es schaukelt sich hoch, und ... ups, instant godhood.


    Wirklich widersprechen tun sich die Optionen eh nicht...


    Im Zuge des Schreibens ist mir aufgefallen, dass Balianas als Gott dann wohl mit Magie assoziiert wird. Die Assoziation mit "Rebellion" ist etwas vage - über die Stadt Sirena heißt es halt, es wäre die Stadt der Freien, jede Tyrann:in würde von der Macht des Bäliän früher oder später gestürzt. Aber stark ist diese Interpretation halt bei Feurener:innen, denn die stellen doch über viele Jahrhunderte die Unterschicht, und werden in den meisten Gegenden rundum überhaupt völlig assimiliert; feurenische Sprachen gibt's in der Gegenwart an der Küste fast nirgends mehr.


    So... now what? Das Problem bei allen anderen Gottheiten ist, dass ich sie nicht geographisch und zeitlich fassen kann, weil sie halt seit Unzeiten überall existiert haben. Vielleicht ist es sinnvoll, ganz explizit einen bestimmten Zeitpunkt - sagen wir, das Ableben von Bäliän - herzunehmen, und zu schauen, was anderswo da gerade ist.

  • Die Beziehung zwischen Gottheiten und Menschen muss verbessert werden!



    Was ich zuletzt gebastelt habe, das Weihe-Mirakel, bei dem einzelne Personen plötzlich Visionen von Gottheiten haben, passt mir nicht mehr. Es ist einfach zu wenig, es reicht nicht aus, um dazu zu führen, dass es einen weltweit ähnlichen Pantheon gibt... vor allem: Was haben Leute überhaupt davon? Aus welchen Grund würden sie sich von diesen Personen ihr Weltbild erklären lassen? Naja, ich kann gerade schwer in Worte fassen, was das Problem im Ganzen ist.


    Jedenfalls ist hier meine Alternative, die ich jetzt noch durchdenken muss:


    Es gibt so etwas wie einen "Gottheitensinn", Menschen haben also eine auf Gottheiten abgestimmte Wahrnehmung, vergleichbar mit Farbwahrnehmung. Alle Gottheiten, die es gibt, sind quasi wie ein differenzierbarer Farbton (es ist kein Spektrum!) und es ist daher etwas, das im Hintergrund der Menschen einfach mal existiert, ohne, dass sie groß darüber nachdenken müssten. Dieser Sinn ist synästhetisch mit Konzepten verknüpft. Diese Verknüpfungen sind genauso wenig hardcoded wie es Konzepte bei Menschen nunmal sind, aber wenn ein Konzept innerhalb einer Kultur klar ist und gemeinsam verstanden wird, und dieses mit einer der Gottheiten resoniert, dann wissen die Leute das auch einfach. Okay, zumindest, wenn sie nachschauen. Dieser Sinn ist zwar bei (fast) allen vorhanden, aber ein gewisses Training ist schon nötig, um ihn zu schärfen, wie bei jedem anderen Sinn auch.


    Nun ist es natürlich so, dass die Relation zwischen abstrakten Konzepten und dem Alltag ja sehr verschieden aussehen kann. Es ist nie möglich, exakt den Finger darauf zu legen, was die Konzepte einer Gottheit wirklich sind, aber Annäherungen sind möglich. Diese Annäherungen werden dann noch kulturell gefärbt und persönlich gedeutet.


    Ein Konzept des Gottheitenpaares Mines und Sadines scheint etwas zu sein, dass sich mit "Gleichheit" beschreiben lässt. Eine mathematische Kultur kann darunter eine Identitätsrelation verstehen, und das Gleichheitszeichen ist plötzlich quasi mit diesen Gottheiten gefärbt. Eine andere Kultur sieht ins Wasser, und deutet Spiegelbilder als einen Ausdruck dieses Prinzips, und plötzlich werden stehende Gewässer ein Teil dessen, was sie Mines und Sadines zuordnen.


    Gelehrte schreiben introspektive Abhandlungen über die Ontologie der Welt, entwickeln dabei ganz eigene neue Konzepte, und ihr inhärenter Gottheitensinn ordnet diesen Konzepten womöglich gleich "Farben" einer Gottheit zu. Ich bin geneigt, den Prozess der Zuordnung bzw. der Schärfung dieses Sinnes als Divination zu bezeichnen?


    Es ist nicht wirklich notwendig, dass Menschen etwas damit machen, was sie da wahrnehmen. Aber da es nunmal ein Teil der Welt ist, wird es wohl immer irgendwie in das eigene Weltverständnis eingebaut.


    ~


    Ich schreibe bewusst von Menschen, weil dieser Sinn eine menschliche Sache ist... aber das ist für mich noch nicht festgelegt. Ich glaube, ich möchte es so, dass Orks diesen Sinn auch besitzen. Aber die haben ja ihr eigenes Jenseitsding mit ihren Ahnenlinien, möglicherweise ist dieses so viel mehr präsent, dass es die Wahrnehmung von Gottheiten in den Hintergrund drängt, sodass dieser Sinn nicht im Kleinkindalter gar nicht richtig entwickeln kann, und dann im Erwachsenenleben nur mit einiger Mühe zugänglich gemacht werden kann.


    Daraus folgt, bei den Orks ist die Divination ein bewusster Aufwand, der somit Einzelpersonen vorbehalten ist, während ein Großteil der Bevölkerung nicht wirklich versteht, was dieser ganze Götterblödsinn eigentlich soll. ;) Dennoch spielen Gottheiten auch bei rein orkischen Kulturen oft eine große Rolle - aber sie sind eben naturgemäß esoterisches Wissen.


    ~


    Wie ist das bei den Mislirni? Mein erster Gedanke ist: Sie haben einen ähnlichen Gottheitensinn, aber er nimmt andere Entitäten wahr. Die ganze Entstehung der eigenartigen Biologie der Mislirni hat ja einen offensichtlich übernatürlichen Ursprung. Ich muss gerade daran denken, dass sie möglicherweise die Naturgottheiten wahrnehmen, die von den menschlichen Gottheiten im Verlauf der Evolution zurückgedrängt wurden... aber ich habe das Gefühl, ich rutsche noch weiter in eine spezifische Klischeerichtung, die mit Native Americans zu tun hat, die ich sowieso schon mit Mislirni in Verbindung bringe, weil sie ein gewisses Ureinwohner:innen-Thema mitbringen. Aber ehrlich gesagt möchte ich das sowieso auch ändern, also.


    Eine andere Möglichkeit wäre, dass sie auf andere Weise mit den Fluchwesen interagieren - dass sie quasi deren jenseitige Quellen wahrnehmen? Nur wenn sie darauf keinen Einfluss nehmen können, hat das wenig Sinn, und dass Mislirni neue Vampire schaffen können, wäre mir etwas zuviel... wobei es durchaus etwas für sich hätte, zu sagen, dass Vampire und alle anderen Fluchwesen ursprünglich durch Mislirni in die Welt kamen. Äh. Bin nicht von der Idee überzeugt. Vielleicht können sie die Konzepte hinter den Fluchwesen sehen, also z.B. "Ruhelosigkeit/Zufriedenheit" als etwas, das den Nixen zugrundeliegt, und "Soziale Anerkennung" als ein metaphysisches Konzept, das hinter dem Vampirfluch steht. Es könnte umgekehrt sein: Nicht, dass sie Fluchwesen in die Welt setzen, sondern dass sie mit diesen anders interagieren, eventuell sogar die Flüche aufheben - in einem gewissen Rahmen.


    Okay, ich stelle einfach mal fest, dass ich noch keine Ahnung habe, wie es mit Mislirni und Gottheiten aussieht. Ich will aber auf jeden Fall, dass es etwas anderes ist.


    Eine letzte Gruppe von Sapienten bleibt, nämlich die Sapienten Tiere, bei denen ich ja schon festgelegt habe, dass sie mit tierischen Gottheiten im Jenseits zusammenhängen. (Nach der Logik: Sapienz kommt aus dem Jenseits, bei allen Spezies, nur dominieren Menschen, Orks und Mislirni eben auf der Jenseitsseite) Ich weiß nicht, ob es nötig ist, mir da etwas spezifisches zu überlegen, da jedes sapiente Tier doch irgendwie etwas Unikathaftes hat.


    ~


    Eventueller Ersatz für das nun wieder gestrichene Weihemirakel: Einzelne Menschen, die eine Art Sucht nach einer Gottheit ("Farbe") befällt, sodass es ihnen starkes Unwohlsein bereitet, nicht den zugehörigen Konzepten in irgendeiner Weise nachzurennen. Hm.


    ~


    Noch ein Detail, das ich nicht untergebracht habe: Es ist durchaus möglich, dass der Gottheitensinn für die Leute um Bäliän herum einfach stark ausschlug, sodass sie ihn quasi als "eingefärbt" damit wahrgenommen haben. Vielleicht ist diese Färbung etwas, das im Laufe des Lebens zunahm, vielleicht war es von Anfang an da, mal sehen. Es wäre in jedem Fall eine neue Farbe...


    Anyway, "Farbe" ist ja nur eine Metaffer. "Textur" wäre genauso möglich, oder "Klang", "Geruch".


    Hier riecht's aber nach Gott! :fluecht:

  • Die Farbwahrnehmung erinnert mich natürlich an "Die Farbe aus dem All" von Lovecraft, bzw. noch mehr an die deutsche Verfilmung "Die Farbe".
    ich find den synästheischen Aspekt cool. Danke an dieser Stelle für die Beispiele zum Verständnis.



    Hier riecht's aber nach Gott! :fluecht:

    "Boah, so ein Göttermuff in der Bude. Mach mal das Kirchenfenster auf." ^^

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