Der Juni hat vor kurzem angefangen, hab ich gehört.
Vorrede
Wer in letzter Zeit mit mir geredet hat, weiß, dass ich mit meinem Basteln unzufrieden bin und seit Monaten nach Wegen suche, mich diesbezüglich weiterzuentwickeln. Gerade Ngiana fühlt sich enorm überfordernd an - es ist halt wirklich eine riesige Welt, ein erdgroßer Planet, der für mein Gefühl halt auch ungefähr dessen Zahl an - naja, Kulturen, Ethnien, Religionen, Geschichten, Geschichte, und so weiter - haben sollte. Das ist natürlich vollkommen unmöglich. Ich denke daher darüber nach, worum es mir wirklich geht, und das ist in erster Linie das Gefühl, dass diese Fülle da ist, aber nicht tatsächlich die Information. Ich habe kein Bedürfnis, mein Leben lang eine schier unendliche Zahl an Informationen zu sammeln und zu katalogisieren... vielmehr will ich ja eigentlich lieber kleine Teilaspekte herausgreifen. Top-Down-Sicht ist dafür nützlich, weil etwas, das überall gleichermaßen gilt, in gewisser Sicht "kleiner" ist, als z.B. etwas wie Religion, von der es Abertausende ( ) gibt.
Auch habe ich darüber nachgedacht, warum ich mich so gerne Ropidts Welt zugewandt habe. Einerseits ist diese Welt natürlich kleiner (es gibt ne abzählbare Menge an Siedlungen...) aber daran liegt es glaub ich nicht. Es ist vielmehr so, dass der Würfel potentiell auf jede Frage eine Antwort gibt, und das Gefühl von "es ist was da" ganz von selber entsteht. Der Druck, selbst Unmengen an Information generieren zu müssen, fehlt komplett, es ist ja quasi auf Würfelwurf verfügbar.
Dieses Gefühl in eine nichtgewürfelte Welt hinüberzuholen wäre eigentlich für mich ein Ziel. Der Möglichkeiten sind:
- Herausfassen von Allgemeingültigen (Fluchwesen, Spezies, Uneigentliche Wesen, Gottheiten (auf abstrakter Ebene), ... theoretisch auch sowas wie Physik, Chemie, Biologie, Magie, aber da will ich mich nicht darin verlieren.
- Breites Verteilen von Eigenschaften (ich habs die "Age-of-Empires-Methode" genannt: dabei hat ja jedes spielbare Volk großteils die selben Features, aber bei jedem fehlen einige, und es gibt vereinzelt zusätzliche Stärken, die aber durchaus auch mehrere treffen können.) Es geht also nicht darum, eine einzelne Entität für sich zu definieren, sondern jede Eigenschaft wird einer Gruppe von Entitäten zugewiesen, und eine Entität kann ihre Einzigartigkeit maximal aus einer Schnittmenge von allgemeinen Eigenschaften beziehen.
- Perspektive. Aus der Sicht einer Weltbewohner:in existiert die Welt ja, auch wenn sie nichts darüber weiß. Ich hab ja auch keine Ahnung von der zehntgrößten Stadt Simbabwes, aber das Land existiert trotzdem für mich, auch ohne dass ich diese Information nachschlagen müsste. (Hab ja auch keine Verwendung dafür.) - Aus irgendeinem Grund kenne ich in Ngiana einfach keine Bewohner:innen, deswegen fällt dieser Ansatz für mich flach. Wann immer ich versuche, einzelne Personen zu basteln, fühlt es sich an, als würde ich versuchen, über ein mir absolut fremdes Leben wild zu spekulieren.
Also: - Reduktion. Ich muss mir eingestehen: Fünftausend Jahre Geschichte basteln, das kriege ich weder hin noch macht es mir auch nur ansatzweise Spaß, mir beim dabei Scheitern über die Schulter zu gucken. Also brauche ich Schlüsselmomente. Uuund da kommen wir endlich in die Nähe des Themas dieses Threads.
Theogenese
Gottheiten sind zwar über die ganze Welt gültig, aber verändern sich im Laufe der Zeit. Bekannt ist mir während des von Geschichtsschreibung erfassten Zeit nur eine einzige neue Gottheit, die aber von großer Bedeutung ist. Eine zeitlang hatte ich Spaß damit, total wenig darüber zu wissen, quasi aus Quellenfetzen wie heutige Bibelforscher irgendwas schließen zu müssen. Aber hey, ich bin die Bastler:in. Klar weiß ich nicht alles, aber es ist mein Job, es mir auszudenken.
Also. Balianas. Bhāļ. Baelince. Und, naja ... Peyling?
Uuuuf. Das ist für mich uncomfortable terrain, denn das sind (Abwandlungen von) Namen, die ich gebastelt hab, als ich so ungefähr 3 Jahre alt war. Wie edgy ist es, meine eigenen kindlichen Superhelden/Allmachtsphantasien zu ner Gottheit zu machen? Nnngng.
Wait, wenn ich schon "Ngnnng" als Geräusch mache... passt doch, wenn die Welt Ngiana heißt.
Tö möchte immer mehr Edgyness, ich weiß aber nicht, ob ich das will; mal sehen.
Rekonstruieren, was ich mir als Kind gedacht hab, ist aber offensichtlich unmöglich, dazu sind meine Aufzeichnungen etwas zu ... naja, chaotisch.^^
Jetzt hab ich jahrelang "Balianas" als die Hauptform des Namens verwendet. Damit schwingt bereits eine Kultur mit, nämlich das antike Datelia. Es wäre also etwa so, als würde ich über die verbreitetste Gottheit unserer Gegend immer nur als "Iēsous Christos" schreiben oder sowas. Eher unüblich. Aber es bietet mir einen Ansatzpunkt, eine Perspektive.
Balianas ist ein seltsamer Fall von Theogenese, denn es gab eine historische Person, die gelebt hat, und um die sich unzählige einander widersprechende Erzählungen gebildet haben, und schließlich ein Haufen Religionen. Der Vergleich mit Jesus kommt nicht von ungefähr. Das erste Problem, das sich mir stellt, ist: Wie eigentlich? Habe ich in Ngiana einen Mechanismus, wie Gottheiten entstehen, eine Art physikalischen Apotheoseprozess?
Ursprünglich war mein Gedanke, dass von allen Lebewesen nach ihrem Tod etwas ins Jenseits wandert. Also erstmal ganz klassisch ein Konzept mit "Seelen" (mit dem ich philosophisch viiiele Probleme habe). Im Jenseits gibt es einen Prozess X, der dazu führt, dass sich Gottheiten bilden und bestehen bleiben. Im Falle der Orks ist der ganze Ablauf viel strukturierter, hier bleiben Verstorbene bis zu einem gewissen Grad erreichbar, mit anderen Worten, die jeweiligen Götter sind die Urgroßeltern...
Konzepte, die ich unbedingt umschiffen will: 1. "Gottheiten profitieren davon, angebetet zu werden" Just no. 2. "Gottheiten werden von ihren Gläubigen beeinflusst." Will ich auch nicht. Kenne ich - teilweise richtig gut umgesetzt - aus diversen Fantasysettings, aber das ist nicht Ngiana. 3. "Gottheiten sprechen mit ihren Gläubigen auf verständliche Weise" - mag ich auch nicht haben, greift mir zu stark in die Welt ein.
Damit fällt "Seelen wandern nach dem Tod zu ihren jeweiligen Gottheiten und stärken diese" eigentlich weg. Obwohl das bei den Orks ja genau so zu sein scheint. Also zwei unterschiedliche Mechanismen? Unelegant. Das heißt... ich muss mich eigentlich mal um die Orks kümmern, mit ihren Gottheiten. Sind das überhaupt Gottheiten?
Bisheriges Konzept: Tote Ork-Atach sterben und knüpfen sich im Jenseits an ihre jeweilige Ahnenlinie. Dadurch bleibt diese erhalten, die Entität ist quasi ein Amalgam aus allen Vorfahren dieser Linie, wobei immer die zuletzt gestorbene im Vordergrund steht. Diese interagiert mit ihren jeweiligen Nachfahren direkt, teilweise sogar verbal (im Kleinstkindalter, während der Phase, wo Sprache gerade erst mal gelernt wird) Aus dieser Interaktion ergibt sich eine kulturübergreifende Sprachverwandtschaft, die weltweit wirkt.
Das steht alles im krassen Widerspruch zu dem, was ich oben geschrieben habe. Also irgendein Konzept muss gehen. Also entweder a) funktionieren Orks komplett anders, b) schmeiße ich alle genannten Konzeptvorhaben um, oder c) sind Ork-Ahnenlinien keine Gottheiten. Ich denke c) ist die einzige Option, die ich mir gerade vorstellen kann, anzunehmen. Das passt auch zum Grundkonzept von Ngianas Magie, dass "Magic A is NOT Magic B and none of its rules apply" oder so.
Dann aber konsequent. Zwei komplett separate Kategorien von Jenseits. Kategorien heißt, sie existieren nicht nebeneinander, also nicht 2 Reiche oder 2 Dimensionen, sondern es ist etwas anderes, auf die selbe Weise in der Nässe etwas anderes ist als ein Meer. Das muss ich mal eben in meinen Kopf reinhämmern. *hau* *hämmer* Au.
Damit kippt meine Idee "alle Gottheiten der Menschen waren früher mal Personen die gelebt haben" eigentlich, denn das würde zu sehr an die andere Idee herankuscheln. Und damit fällt eigentlich auch die Apotheose des Balianas. Also irgendetwas an der Geschichte ist faul.
Wenn aber nicht der Mensch zum Gotte kommt, muss der Gott zum Menschen kommen. Dann wären wir bei... Avataren. D.h. eine Gottheit, die so stark mit einer lebenden Person verknüpft ist (egal ob durch eine Identitätsrelation oder eine andere) dass die Umgebung die Gottheit damit identifiziert. Wiederum gibt es Konzepte, die ich umschiffen möchte: 1. "Gottheit geht unter die Menschen, um ein Ziel zu erfüllen", und damit eng verbunden 2. "Person weiß, dass sie eigentlich eine Gottheit ist".
Das führt zu anderen Problemen. Wenn die Avatar:in nichts von ihrer Gottheit weiß, wissen das andere ja auch nicht. Es sei denn, es wird erst im Tode offenbar... Ja, das kommt hin. Aber was wissen Sterbliche überhaupt von Gottheiten? Welche Art an Information ist zugänglich, und wie konkret? Ich möchte, dass das Jenseits eine Aura von Unbegreiflichkeit hat, als ob ein Fisch versuchen würde, die Relativitätstheorie zu verstehen, ein Gefühl von "Ich habe nicht einmal die Begriffe, um auszudrücken, was ich gerade ahne, nicht zu verstehen ". Mindestens. Ein weiterer guter Grund, die Orks von den Gottheiten abzutrennen.
Über Balianas weiß ich momentan mal:
- unbekannte Herkunft (In Boot an die Küste geschwemmt)
- mehrere magische Talente in ungekanntem Ausmaß, darunter Metallmagie und sagen wir mal mindestens 2 komplett separate Magieformen
- wird zu Lebzeiten mindestens als Gesandter der Götter verstanden, und zwar bereits als Kind/Jugendlicher
- interagiert mit mehreren Kulten seiner Zeit
- kämpft aktiv in mindestens einem Krieg gegen die Orks von Krwk/Mrwz'ha
- wird von einem seiner Anhänger umgebracht (ja, soviel Anlehnung an Christentum muss sein.^^)
- nach seinem Tod existiert die Gottheit Balianas
- nach seinem Tod entstehen sofort mindestens 2 verfeindete Religionen, die seinen Tod komplett anders interpretieren
So, ich muss weg.^^