[2021 -01] Der Siegeszug der Partneradoption in der Schwarzsteinstadt

  • Beziehungsmodelle


    Weshalb sind die Beziehungsmodelle und Partnerschaften, die eurer Weltenbewohner:innen eingehen, so wie sie sind?


    Der Siegeszug der Partneradoption in der Schwarzsteinstadt


    Die Schwarzsteinstadt als multikulturell zu bezeichnen wäre eine Untertreibung. Spezies und Kulturen aus ganz Kainomaz, von den umgebenden Inseln und von anderen Kontinenten und sogar aus dem untergegangenen Otakaz (es gibt hier zum Beispiel auch die letzten überlebenden H'ai) sind hier vertreten und neue Kulturen sind aus der Vermischung hervorgegangen.
    Die Stadt ist außerdem sehr demokratisch, regiert von einem riesigen Stadtrat, der aus gewählten Vertretern jedes Stadtviertels besteht.
    Das hat zu einem interessanten Phänomen geführt. Wann immer ein Stadtrat versucht hat, irgendetwas verbieten zu lassen, hatte er es mit einer riesigen Opposition von Stadträten mit völlig anderer Mentalität und Moral zu tun.
    Aus diesem Grund sind Gesetze, die den privaten Bereich betreffen, in der Schwarzsteinstadt allgemein sehr locker. Es gibt keine Sittengesetze, kaum Regulation von Drogen und Prostitution, kein Inzestverbot (auf Gesetze zum Schutz Minderjähriger konnte man sich aber einigen). Es ist auch nirgends festgelegt, wie viele Ehen eine Person eingehen kann und aus wie vielen Personen eine einzelne Ehe besteht (was dazu führte, dass eine Nyke allein heiratete und somit gesetzlich als verheiratet galt, obwohl sie keinen Ehepartner hatte).
    Allerdings gibt es zwar in vielen Bereichen keine Gesetze aber kulturelle Normen, die in der Realität die privaten Beziehungen durchaus einschränken. Und daher kam es zur ersten Partneradoption.
    Ankikulu Akiluluka, eine reiche und angesehene Frau der Hexendämonengemeinde der Schwarzsteinstadt, hatte einen jüngeren Liebhaber, einen Tunnelteufel namens Nas. Sie wollte diesen in ihren Haushalt und auch ihr Testament aufnehmen, war aber bereits verheiratet mit der ebenso reichen Quaonata Quano (ebenfalls Hexendämonin). Nun wäre es rechtlich kein Problem gewesen, Nas ebenfalls zu heiraten, in der Gemeinde der Hexndämonen wäre das aber nicht gut angekommen. Da eine Adoption von geschäftlichen Nachfolgern beim Fehlen eigener Kinder aber unter Hexendämonen üblich war. war es Akiluluka aber ohne weiteres möglich, ihn zu adoptieren. Da es kein Gesetz dagegen gab, konnte sie auch ihre sexuelle Beziehung mit dem adoptierten Sohn weiterführen. (Ebenso kam es später zu einer Affäre zwischen Nas und Quano, aber das ist eine andere Geschichte.)
    Das Beispiel machte Schule und wurde oft verwendet um eine technisch gesehen polygame Beziehung rechtlich oder gesellschaftlich von einer tatsächlichen Vielehe zu unterscheiden.
    Natürlich kam es auch zu Missbrauch dieses Systems, etwa wenn Waisenkinder speziell zu dem Zweck adoptiert wurden, sie zu späteren Sexualpartnern heranzuziehen. Gesetze um die Praxis zu unterbinden kamen dennoch nicht zustande.
    Die Partneradoption etablierte sich als anerkanntes Beziehungsmodell in der Schwarzsteinstadt (auch wenn einige Varianten immer noch als fragwürdig gelten). So ist es unter jungen Leuten aus finanziell schwachen Verhältnissen nicht ungewöhnlich, sich von einem wohlhabenderen Partner adoptieren zu lassen. Auf diese Art haben sie einen rechtlichen Anspruch auf dessen Unterstützung, ohne nach einer Trennung komplexe bürokratische Prozesse durchlaufen zu müssen, wie es bei einer Ehe der Fall wäre – auch wenn sie ausziehen und diesen Partner nie wieder sehen, können sie ja einfach rechtlich dessen Kind bleiben. (Bei einer Ehe ist das deutlich komplizierter, allein wegen der gemeinsamen Vermögensverwaltung – die wenigen Regelungen, die es gibt, werden strikt und bürokratiereich durchgesetzt.)
    Auch viele Prostituierte sehen es als wichtigen Schritt (vielleicht Endpunkt) ihrer Karriere, sich von einem reichen Kunden adoptieren zu lassen.
    Es kommt allerdings auch umgekehrt vor, dass jüngere Leute ältere adoptieren, oder dass es eine Adoption unter Gleichaltrigen gibt. Rechtlich macht es keinen Unterschied.
    Einen besonderen Fall stellen die Zwillingsschwestern Granata und Adamsa Pfel dar, zwei Pilzuine. Diese wollten ursprünglich heiraten, was das zuständige Gericht aber nach sorgfältiger Überprüfung der Bestimmungen nicht zuließ. Adamsa stellte daraufhin einen Adoptionsantrag für Granata, dem zugestimmt werden musste.
    Die Partneradoption als Alternative zur Ehe ist mittlerweile so verbreitet, dass einige Leute die eigentliche Bedeutung von Adoption gar nicht mehr bedenken. So versuchte der Nyk Wasderc Hirur seine leibliche Tochter Vorfa Nd (sie trägt den Nachnamen ihrer Mutter) zu adoptieren, da er sie nicht heiraten konnte. Das war natürlich nicht möglich und der Antrag führte zu einer Untersuchung, die ergab, dass zwischen den beiden schon eine sexuelle Beziehung bestand, als Vorfa noch minderjährig war. Hirur wurde zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt.
    Die Beliebtheit der Partneradoption ist trotz dieses und ähnlicher Zwischenfälle ungebrochen und für Leute außerhalb der Schwarzsteinstadt, die Verwandte in der Stadt haben, oft äußerst verwirrend.
    Außerhalb der Schwarzsteinstadt funktioniert das Prinzip an den meisten Orten nicht, da es entweder ein Inzestverbot gibt, das auch für adoptierte Kinder gilt, oder sexuelle Beziehungen zwischen Personen, zwischen denen eine Abhängigkeit besteht, gesetzlich streng geregelt sind. Und auch an Orten, wo das nicht so ist, führt die Partneradoption meist zu gesellschaftlicher Ächtung.
    Die Schwarzsteinstadt bleibt in dieser Beziehung (ha ha) also ziemlich einzigartig.

  • Ahhh, das ist cool gebastelt! :D
    Mir gefällt die Konsequenz und die sich daraus ergebenden Grenzfälle und Ausnutzungen des Systems. Ich weiß nicht, ich hab gar nicht so viel zu sagen, ich bin eher beeindruckt von der Kohärenz des Ganzen. Deine Welten sind soo vielfälligt und alles scheint mit allem zu interagieren, dass es fast ungewohnt ist, wenn die Kohärenz so klar formuliert ist. ^^

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