Charakterisierung von Städten

  • Gebt ihr euren Städten jeweils ein eigenes Gesicht? Wie charakterisiert ihr die, wenn es sich zum Beispiel um verschiedene Großstädte handelt, oder um mittelgroße oder Kleinstädte innerhalb der gleichen Region? Wie unterscheiden die sich?


    Ich komme gerade auf das Thema, weil ich gerade dabei bin, meine Welt endlich mal in definierte Regionen zu unterteilen, bei denen ich diese Regionalitäts-Entscheidungen noch zu treffen habe.


    Also insbesondere auch wenn es beispielsweise um Städte geht, die sich in der gleichen Region befinden und deren Bevölkerung sich auch kulturell gleichermaßen zusammensetzt. Wie grenzt man solche Orte dann trotzdem noch voneinander ab? Was habt ihr so für "Aufhänger" für die Städte, die ihr bisher beschrieben habt? Auch Klischees, die vielleicht nicht auf die ganze Stadt zutreffen und sie trotzdem von außen betrachtet charakterisieren?


    Ich werde mich wohl grundsätzlich erstmal von irdischen Städte-Klischees inspirieren lassen bzw. das als Orientierung nutzen, womit man eine Stadt charakterisieren könnte. Wie z.B. dass die Bewohner Berlins unfreundlich sind, die Stadt aber kulturell vielschichtig und bunt (aber auch vermüllt) ist.


    Sowas ist ja auch interessant, wenn man jetzt ein Rollenspiel zur eigenen Welt gestaltet und Spieler:innen die Entscheidung zu treffen haben, wo und wie sie denn aufgewachsen sind. Was sie kennen, was ihnen nicht fremd ist. Vielleicht auch welchen Vorurteilen sie selbst ausgesetzt sind, wenn sie in der Fremde sind und Leute erfahren, aus welcher Stadt sie kommen. Wenn zum Beispiel über eine Stadt bekannt ist, dass dort das organisierte Verbrechen herrscht / die Diebesgilden besonders dreist sind, dann wäre so einem Charakter vielleicht nicht zu trauen, weil er einer von ihnen sein könnte. Auch wenn er "natürlich" kein Dieb ist.

  • Gebt ihr euren Städten jeweils ein eigenes Gesicht? Wie charakterisiert ihr die, wenn es sich zum Beispiel um verschiedene Großstädte handelt, oder um mittelgroße oder Kleinstädte innerhalb der gleichen Region? Wie unterscheiden die sich?

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    Wie grenzt man solche Orte dann trotzdem noch voneinander ab? Was habt ihr so für "Aufhänger" für die Städte, die ihr bisher beschrieben habt? Auch Klischees, die vielleicht nicht auf die ganze Stadt zutreffen und sie trotzdem von außen betrachtet charakterisieren?

    Auf Gaia versuche ich mit meinen Städten sehr den Charakter des Umlandes oder ihrer Bürger:innen wiederzugeben. Ich hab zwar jetzt noch nicht so viele Städte im Detail gebastelt, aber es gibt doch schon einige Gedankengänge.


    Mein Ziel ist es, für jedes "Land" (Territorium, Herrschaftsgebiet, usw.) mindestens die Hauptstadt als Musterbeispiel zu haben. Kleinere Städte, die an diese angegliedert sind, haben dann oft ähnliche Details oder Designgrundzüge, wobei es auch mindestens eine Ausnahme (Ætherea Eternus) gibt.


    Gerade in den Gebieten, welche ich auf Gaia bebastel, spielt "Recycling" eine gewisse Rolle, weswegen viele Städte oft einen post-apokalyptischen Touch haben. Dieser weicht allerdings immer mehr, je größer und mächtiger eine Stadt ist. Dementsprechend bestehen Dörfer und Gehöfte oft aus Containern, zusammen getackerten Hütten aus Blechen, Holz oder Kunststoffplatten, aber auch aus einfachen Stein-, Holz- oder Bambushäusern. Es kommt natürlich auch immer darauf an, wo eine solche Siedlung liegt und was an Material zur Verfügung steht.

    Größere Städte haben immer mehr Neubauten, weil es hier genug Geld und Arbeitskräfte gibt, um es sich leisten zu können. Aber es gibt immer noch einen recycelten "Zuckerguss" obendrauf. Ich vergleiche daher die Städte Gaias immer gerne mit den Städten bei StarWars. Auch dort sind die großen Städte von Außen oft hui, doch im Innern sieht es eher faulig, benutzt und wiederverwertet aus.


    Ich will jetzt mal einen Blick auf ein paar Beispiele werfen:

    • Parath, das Zentrum der Galhadrischen Allianz, ist ein Schmeltztiegel der Kulturen. Man kann dort nahezu jede Lebensform und jede Kultur von der Nordlande Earhuns antreffen. Die Stadt selber war einst eine Stadt der Olog-Than, welche von den Cha'Iru erobert wurde. Die Cha'Iru-Stadt wurde letztendlich von den Menschen übernommen. Es gibt aber immer noch Bauwerke der Olog-Than und der Cha'Iru in Parath. Es wurde kaum was zerstört, sondern eher eingegliedert, übernommen und angepasst. Und auch andere, sesshafte Spezies, wie die Crysaliten oder die Dai'Kari haben kleine Viertel, welche in ihrem Stil errichtet wurden. Will man also die volle Breitseite an gaianischen Kulturen in alle ihren Formen, Farben und auch ihrer Verkommenheit erleben, muss man nach Parath gehen.
    • Parath liegt in "Aernland", einem Teil der Galhadrischen Allianz. Die Hauptstadt Aernland - die noch keinen Namen hat - ist eine recht bodenständige Stadt. Bei Aernland habe ich immer das Bild der schottischen Highlands im Hinterkopf. Daher besteht die Stadt aus vielen Steingebäuden und massiven Wällen. Da die Olog-Than hier auch vertreten sind und ihren Einfluss haben, besitzt auch olog-thansche Architektur. Dies gilt auch für die angegliederten, kleineren Städte und Dörfer. Aernlands Städte stehen für eine robuste und beständige Bauweise.
    • Ein ziemliches Gegenteil dazu ist Ætherea Eternus, die Hauptstadt Æthereas und das Zentrum der Kirche der Blauen Flamme. Die Stadt besteht auch zwei Hälften: Dem weltlichen "Bodensatz" und der kirchlichen Teil. Während der erste Teil nichts her macht und ziemlich heruntergekommen aussieht, so ist der kirchliche Teil mit seinen weißen, gothisch anmutenden Bauten, welche sich auf der schwebenden Aeronidenhelix gen Himmel erheben, ein total krasser Gegensatz. Die Stadt sagt jeder Besucher:in eindeutig: "Wenn du nicht zur Kirche gehörst, dann bist du nichts." und "Die Kirche ist auf dem Fundament der Gläubigen gebaut." Hier findet man keine anderen Spezies außer Menschen und wenn, dann haben sie keine eigenen Viertel oder Gebäude. Alles, was im Auge der Kirche verboten ist, hat in der Stadt nichts verloren. Allerdings thront die Kirche so hoch über den Bürger:innen, dass sie auch nicht alles mitbekommen, was unter ihnen so geschieht. Während Parath eher ein riesiges, bunt gemischtes Dorf ist, so ist Ætherea Eternus ein durchstrukturierter, depotischer und fanatischer Albtraum in Weiß. In den kleineren Städten Æthereas sieht man außerdem kaum etwas von der Herrlichkeit der Kirche. Bestenfalls ein Schrein oder eine befestigte Anlage, wo Priester:innen und Militär stationiert sind. Die Anbetung der Flamme erfolgt hauptsächlich in Ætherea Eternus; die Dörfer und Kleinstädte sind daher nur Lieferanten für den Zehnt, Soldat:innen oder Arbeiter:innen.
    • Noch ein Beispiel wäre die neue Version von Malekant in der Neuauflage von Zadia. Zadia ist zu einer Industrienation geworden, welche sich über Abbau von Erzen und deren Verarbeitung und Verkauf definiert hat. Daher musste ich bei Malekant an eine aufstrebende Stadt denken, wie der einst New York in seiner Blütezeit. Entsprechend ist Malekant eine vertikale Stadt, deren Gebäude zumeist aus Eisen, Stahl und Stein errichtet wurden. Die Stadt ist auch aufgegliedert in "oben reich, unten arm", aber der Übergang ist fließender als in Ætherea Eternus. Malekant steht für Aufbruch, Fortschritt und Wohlstand. Vielleicht hat die Stadt auch etwas martialische Züge aufgrund dieses strikten, wirtschaftlichen Denkens. Ich mag aber die Vorstellung, dass die Stadt wie ein Ameisenhaufen brummt und nie Ruhe gibt. Ähnlich wie Parath, aber weniger bunt. Während Parath eher für "Arbeit aber auch Party" steht, so ist Malekant eher nur Arbeit und Party nur für jene, welche in einem der mächtigen Häuser des Technorates sitzen. Über die Auswirkungen Malekants auf da restliche Zadia hab ich mir noch keine genauen Gedanken gemacht. Da das Prinzip ähnlich ist, wie in Ætherea (die Dörfer liefern, was die Stadt benötigt), sind die kleineren Städte und Siedlung nicht so sehr durch die Hauptstadt geprägt, wie in anderen Regionen.
    • Ein Beispiel habe ich noch: Die Hauptstadt von Delani - die aber noch keinen Namen hat. Die Delani, insbesondere die Reichen und Schönen, sind ein Volk von Genießer:innen, was sich auch in ihren Städten widerspiegelt: Viel Grün, Gartenanlagen, Kanäle, die durch die Städte führen, viele verzierte Gebäude aus Stein, Stahl und Glas. Und vielleicht ist auch deswegen die Hauptstadt des Landes noch nicht so wichtig, weil jede größere Stadt Delanis diese Elemente besitzt. Hier gehen die Konzepte von Schönheit, Eleganz und auch etwas Dekadenz ineinander über und verteilen sich über das gesamte Land. Natürlich gibt es auch hier Gebiete, wo keine wohlhabende Person hin will, aber es gibt keine festen Grenzen wie in Malekant oder Ætherea Eternus.


    Bei der Abgrenzung der Städte einer Region geht es natürlich immer auch im die Details. Worin unterscheiden sich beispielsweise Hamburg und Hannover? Der Hamburger Hafen definiert Hamburg und gibt der Stadt seinen besonderen Anstrich. Hannover ist halt... pff... Was gibt es dort außer Cebit? :weissnicht: Aber die beiden Städte liegen recht nah beieinander und ich würde - mit meinem südländischen Unwissen - mal frech behaupten, dass sie Kulturen von Hamburg und Hannover gar nicht so unähnlich sind. Ich würde halt mal schauen, welches Detail eine Stadt hat, dass sie von ihren Nachbarn unterscheidet und versuchen dieses Detail zum Zuckerguss der Stadt zu machen.


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    Bei Cimorra funktioniert dies weitestgehend gar nicht. Da sind die Städte sehr von ihrem Umland geprägt oder sie erfüllen die Klischees, die ich mit der Region in Verbindung bringe: Wüstenstädte müssen irgendwie arabisch-afrikanischer Natur sein, Städte im Osten eher asiatisch angehaucht sein, usw.

  • Das ist eine sehr gute Frage.
    Eigentlich sind alle meine Städte zu Beginn eine Art Placeholder. Sie bestehen mehr oder weniger nur als ein Gefühl. Die wenigsten Städte in Arcpunk bestehen "definitiv" also haben Karten o.ä. sondern sind meist nur Namen und "Ordner" für Informationen. So dienen sie als Geburtsstädten wichtiger Personen oder als Location für wichtige Gebäude wie etwa Schulen, Niederlassungen usw. Zudem sagt ihre Position auf der Weltkarte natürlich viel über das "Theme" der Städte aus. Also welche Kultur ist vorherrschend, welches Klima findet man dort vor...
    Je mehr Informationen zusammen kommen, um mehr bildet sich ein Bild in meinem Kopf von der Stadt. Da ich eine sehr starke Vorstellungsgabe habe, Träume ich gar manchmal von den Städten. Erinnere mich dann wenn ich wach bin wieder daran und baue die Stadtteile dann fest ins Worldbuilding ein. Da die Bilder erst nach dem "Gefühl" welches ich für die Stadt habe entstehen, folgt die Optik dann eben meist diesem Gefühl. Also ist es zB. eher imposant, offen, frei. Oder ist es beklemmend, vllt sogar klaustrophobisch.

    Früher habe ich oft erst Stadtkarten gemacht. Zum einen weil es mir einfach Spaß gemacht hat Karten zu machen und zum anderen weil mir während des Prozesses viele Ideen gekommen sind mit was die Stadt zu füllen ist. Ein Problem war dabei aber oft. Das die Festsetzung vom Layout einer Stadt mir später oft auf die Füße gefallen ist und ich sehr stark improvisieren musste, um mit schlechten Designentscheidungen umzugehen. Deswegen belasse es in Arcpunk vorerst bei wagen aussagen zu Städten. Auch wenn ich selbst für mich einige grobe Stadtkarten nutze.

    Was mir beim Aufbau der Städte selbst immer wichtig ist: Je größer eine Stadt ist, um so Bunter wird Sie. Klar überkommt sie nicht ihr eigenes Theme. Aber für mich ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine Stadt mit mehreren Hunderttausenden Einwohnern "homogen" ist. Hier ist es für mich sehr viel einfacher die Städte in einzelne Bereiche aufzubrechen die dann selbst eigene Themes bekommen.


    So ist eine Stadt auf einem verschneiten Berg vllt immer verschneit. Aber während sie auf den Großen Plätzen und in reichen Vierteln wie ein happy Xmas winter wonderland wirkt, könnte die gleiche Stadt im Armenviertel wie eine dystopische dreckige Frostpunk-Stadt wirken. Ob und wie es zu dieser Trennung kommt entscheide ich meist Spontan. Aber versuche immer im Auge zu behalten wie realistisch eine Gesellschaft in der entsprechenden Stadt ist. Ein reiner Industriestandort wird sicherlich einige Reiche Unternehmer beherbergen. Doch große Alleen und ausgebaute reichenviertel wird es hier wohl weniger geben. Anders ist das in Städten in denen viel Geld fließt. Handelsstädte und Hafenstädte zB. da sie zugleich starke Machtzentren sind, in denen gerne Präsenz gezeigt wird.

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