[2b] Unter dem Drachenauge

  • Unter dem Drachenauge


    Tief im Phoson-Sektor liegt das Drachenauge, ein einzelner Stern umkreist von mehreren Planeten. Dieses System lag recht nahe am Stern Phoson und wurde daher, als dieser explodierte, mit dem gefährlichen Phosonium angereichert. Die Dosis war so hoch, dass mindestens 98 Prozent des Lebens um das Drachenauge (damals ausschließlich einzelliges Leben) ausgelöscht wurde. Was übrigblieb, passte sich an das Phosonium an, nahm es in sich auf und wurde unter seinem Einfluss vielfältiger und ungewöhnlicher als an den meisten anderen Orten.


    Und interessiert hier speziell ein Planet, denn er ist der Heimatplanet von Prinzessin Maracuja und natürlich Schauplatz des gleichnamigen Spiels sowie einiger anderer.


    Aber ich bin nicht hier um ein Spiel zu basteln, sondern eine Welt. Und so beginne ich mit dem ersten Ort, den wir im ersten Spiel besuchen, einer Insel unter dem Drachenauge.


    Die Palminsel


    Auf den ersten Blick hat die Palminsel die Form einer menschlichen Hand. Auf den zweiten auch. Da durch die Ruinen uralter Gebäude auf den fingerähnlichen Ausläufern der Eindruck entsteht, dass die Hand ihre Finger nach oben krümmt, wird sie gewöhnlich als linke Hand mit nach oben gerichteter Handfläche interpretiert.

    Aus der Nähe betrachtet verfügt die Insel über weite Sandstrände mit Kokospalmen, Steilklippen an den Fingern und weiter im Inneren Grasland und Büsche, sowie kleine Haine tropischer Bäume.

    Am Handansatz ragen Stege hinaus ins Meer, an denen hauptsächlich Fischerboote anlegen


    Die hauptsächlichen Bewohner sind die Patschinaken, die menschenähnlich aber etwas kleiner als Menschen sind und auffallend große Hände und spitze Ohren haben. Die meisten von ihnen tragen in diesem warmen Klima wenig und simple Kleidung. Da die Insel nicht sehr groß ist, leben sie in einer einzelnen Siedlung, einem Dorf aus aus Gras und Blättern geflochtenen Hütten, das ziemlich mittig auf der Handfläche liegt.

    Neben Wohnhäusern finden sich hier einige Geschäfte.

    Der Fischhändler verkauft alles, was die Fischer bringen, was hauptsächlich aber nicht immer nur Fisch ist.

    Im Gemischtwarenladen finden sich Gebrauchsgegenstände aller Art, wobei das Angebot recht klein ist, denn so viel Kundschaft gibt es nicht.

    In der Apotheke verkauft die Hexe Salben, die sie in ihrem großen, blubbernden Kessel zubereitet. Äußerlich will sie so gar nicht auf die Insel passen. Mit ihrer weiten, schwarzen Robe trägt sie mehr Kleidung als irgendjemand sonst, noch dazu schwarze Schuhe und lila gestreifte Socken. Der lila gestreifte Schal und der spitze, schwarze Hexenhut komplettieren das Outfit, müssen aber in der tropischen Sonne ziemlich unangenehm sein. Obwohl sie behauptet, von Natur aus grüne Haut zu haben, wissen alle, dass sie sich schminkt, denn letztlich ist auch sie eine Patschinake.

    Die Hexe ist äußerst hilfsbereit und macht für zahlende Kunden gerne Salben aus allem möglichen.

    Und schließlich gibt es noch den Massagesalon der Zwillinge Sinistra und Dextra, deren Massagen angeblich eine heilende Wirkung haben.

    Bezahlt wird mit Gummimünzen, die auf dem ganzen Archipel gültig sind. Diese Münzen sehen aus wie Gummiringe mit einer dünnen Schicht Gummi im Inneren. Die auf der Palminsel hergestellten sind bräunlich, aber die Geschäfte nehmen auch Münzen aller anderen Inseln.


    Eine andere Gruppe von Bewohnern sind die Krabster. Sie sind krabbenartig, oft grün oder grau, seltener auch rötlich, die vor allem in Unterhand auf der Unterseite der Insel vorkommen, aber auch gerne auf die Oberseite kommen. Neben Gemeinen Krabstern kommen auch Kokosnusskrabster und Purpurkrabster vor. Erstere sind bekannt für ihre Kletter- und Wurfkünste, letztere für ihre lila Scheren, die giftig sind. Viele (nicht alle) Krabster, die auf die Palminsel kommen gehören zu den Banden von Unterhand und sind hier um Schutzgeld einzutreiben, Besucher zu bestehlen oder einfach nur rücksichtslos zu feiern.


    An den Stegen am Handansatz hält neben den Fischerbooten auch die Adler , die einzige Fähre, die zwischen der Palminsel und der Puddinginsel fährt.

    Sie ist ein Segelboot mit einem Mast. Ihre Flagge zeigt einen Greifvogel mit ausgebreiteten Flügeln.

    Kapitän und komplette Mannschaft ist Sky W. Hale, ein Hauptling von der Schluchtinsel. Er ist früher zwischen allen Inseln gefahren, musste sich im Alter aber etwas einschränken.

    Als Hauptling ähnelt Hale einem übergroßen menschlichen Schädel, hat aber funktionierende Augäpfel und kleine Füße sowie irgendwie die Fähigkeit, Objekte zu manipulieren, obwohl er keine Arme oder Hände besitzt.


    Zwischen den Fingern finden sich Buchten, die etwas abgestanden und deren Strände mit Treibgut verschmutzt sind. Hier lauern in kleinen Erdhügeln, die Schleimbeulen genannt werden, die Kandis, tentakelartige Schleimpilze, die auf Beute lauern und groß genug sind um schon einmal einen Patschinaken zu schnappen.


    Die Finger sind vollkommen bedeckt mit langen Gebäudekomplexen aus großen Steinen, die schon seit Jahrhunderten ungenutzt verfallen. Wozu sie einst dienten weiß niemand mehr, doch einige Teile sind nach wie vor unzugänglich, geschützt durch mechanisch raffinierte Türen und immer noch funktionierende Fallen.

    In den Außenbereichen der Ruinen des Daumens lebt ein älterer Patschinake, der sich für den König der Insel hält. Er gilt als verrückt und hat die Angewohnheit, lange und wirre Geschichten zu erzählen, sich über alles zu beschweren und Passanten zu bitten, irgendetwas für ihn zu erledigen (und sie zu beschimpfen, wenn sie ihn abweisen). Außerdem hängt immer, wirklich immer, ein dicker Popel in wenigstens einem seiner Nasenlöcher.


  • Die Puddinginsel


    Die Puddinginsel besteht aus zwei großen Puddingbergen. Beide sind hellbraun, der westliche, Karamell, ein bisschen heller als der östliche, Schokolade. Kleine Bäche aus Vanillesoße fließen von beiden Gipfeln herab.

    Wie Berge aus Pudding existieren können ist unklar, es ist aber naheliegend, anzunehmen, dass die früheren Bewohner der Insel dafür verantwortlich sind – dazu später mehr.


    Am Ende der schmalen Schlucht zwischen den beiden Bergen liegt die Siedlung der Moppeln.

    Moppeln darf man sich etwa vorstellen wie hundegroße Hummeln mit Mopsgesichtern. Sie leben in Zelten, die mit Fellen bespannt sind (die unmöglich echt sein können, denn Säugetiere dieser Größe gibt es weit und breit nicht) und sind auch sonst technologisch auf Steinzeitniveau. Sie sind eusozial und haben eine Königin, die in einem Palast lebt, der „das Nest“ genannt wird.


    Was sie Palast nennen darf man sich etwa vorstellen als großes Zelt. Im Wesentlichen besteht es aus drei Bereichen, die durch Vorhänge getrennt sind.

    Im Vorraum warten Besucher, die mit der Königin sprechen wollen. Wachen stellen sicher, dass sie nicht ungefragt in die anderen Bereiche vordringen. Hier wird auch Honigpudding abgestellt, bevor er in die anderen Bereiche gebracht wird.

    Der Thronsaal enthält vor allem einen großen Haufen Felle (wobei sich wieder die Frage stellt, ob die echt sind und woher sie kommen) und natürlich die Königin. Derzeit ist das Korbina die IX., die etwa so groß ist wie ein Pferd. Sie ist immer offensichtlich schwanger (voll mit Eiern) und klagt oft über Rückenschmerzen.

    Der dritte Raum ist die Kinderstube, wo sich Eier und Larven finden. Die Larven werden mit Honigpudding gefüttert und einige befinden sich immer gerade in verschlossenen Körben um sich zu verwandeln.


    Ein anderes interessantes Zelt ist der Puddingladen. Dort macht und verkauft der Puddingkoch, einer der wenigen männlichen Moppeln, verschiedene Puddingsorten. Schokoladenpudding, Karamellpudding, Vanillepudding, Melonenpudding, Honigpudding. Wie die Hexe auch verwendet er auf Anfrage gerne andere Zutaten. Wie wäre es mit Kokosnuss oder Fisch?

    Die Apparatur, mit der er den Pudding kocht, haben die Moppeln eindeutig nicht selbst gemacht, handelt es sich doch um einen elegant geformten Metallkochtopf mit geheimnisvollen Gravierungen, die vielleicht Sternbilder darstellen.


    Die Moppeln produzieren auch ihre eigene Variante der Gummimünzen. Basierend auf Pudding und gefärbt mit Melonensaft sind diese roten Münzen essbar – sie kauen sich allerdings etwas zäh und insgesamt kann man mit einer Münze mehr Kalorien kaufen als sie selbst hat.


    Die Siedlung lebt vor allem von Gruppen von Sammlerinnen, die regelmäßig ausgesandt werden. Die Sammler graben in den Bergen nach sauberem Pudding, steigen nach oben um möglichst reine Vanillesoße zu schöpfen, versuchen geheimnisvolle Technologie aus alten Ruinen zu bergen und sammeln Nektar und Melonen von den überall wuchernden Schnappblumen.

    Gerade letzteres ist gefährlich, sehen doch die Fangblätter der Schnappblumen auf den ersten Blick genau wie die Blüten aus, können eine normalgroße Arbeitsmoppel aber leicht am Stück verschlingen. Aus diesem Grund wird jede Gruppe von ein paar Soldatinnen begleitet.


    Die Berge selbst sind interessanter Weise ziemlich genau spiegelbildlich zueinander aufgebaut. Das gilt auch für die Platzierung der genannten Ruinen, kleiner, verfallener Metallgebäude, die mit den gleichen Gravuren verziert sind wie der Topf des Puddingkochs und interessante hochtechnologische Artefakte enthalten. Entweder die Vorfahren der Moppeln oder jemand anderes muss einmal Wissen besessen haben, das völlig verloren gegangen ist.

    Das erstaunlichste, das einige dieser Ruinen enthalten, sind Teleporter. Sie funktionieren noch, aber jeder Teleporter ist nur mit einem Gegenstück verbunden – seinem spiegelbildlichen Gegenstück auf dem jeweils anderen Berg. Die Moppeln machen sich das manchmal zunutze, um besonders gefährlichen Schnappblumendickichten oder konkurrierenden Puddingsammlern (meist Krabstern, die von Unterhand herüberkommen) aus dem Weg zu gehen.

    Oder der gefährlichsten Technologie, die sich in den Ruinen finden lässt, den alten Wachrobotern. Aufgrund ihrer Körperform und der gefährlichen Klingen am Schwanzende und anstelle von Scheren,werden diese eleganten, glänzenden Maschinen „Skalpione“ genannt.


    Schnappblumen sind interessant. Sie wachsen rankenartig und tragen zur selben Zeit Blüten, Früchte und Fangblätter. Ihre genaue Färbung unterscheidet sich nach dem Untergrund – die grünen, dornigen Stängel und die Blätter sind auf dem Schokoladenpudding heller als auf dem Karamellpudding und die Blüten (und falschen Blüten) auf dem Schokoladenpudding blassgelb, auf dem Karamellpudding aber kräftig rot mit schwarzen Sprenkeln.

    Nur bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, ob man es mit einer echten Blüte oder einem Fangblatt zu tun hat. Echte Blüten haben sechs Blütenblätter, falsche sind vierklappig und jede Klappe ist gesäumt von einer Reihe Sägezahn ähnlicher Fortsätze, die sich wohl beim schließen ineinander verschränken und der Beute das Entkommen erschweren wollen. (Da sie schnell zuschnappen können die Schnappblumen mit diesen Zähnen auch fies zubeißen.)

    Eine Schnappblumenranke scheint in der Lage zu sein, ihre Umgebung wahrzunehmen und zwischen möglicher Beute zu entscheiden. Sie ist nicht, wie andere carnivore Pflanzen, darauf angewiesen, dass ihre Beute das Fangblatt berührt, sondern kann sich ein Stück strecken und innerhalb eines gewissen Radius zupacken.

    Dass dieselben Tiere, die sie bestäuben (die Moppeln) auch manchmal zu ihrer Beute werden, ist ebenfalls ungewöhnlich.

    Die Früchte der Schnappblume sind eindeutig Wassermelonen. Sie fühlen sich allerdings etwas weich elastisch an, wie die Puddingberge selbst.


    Löcher, die in die Berge gegraben werden, füllen sich mit der Zeit von selbst wieder mit Pudding. Woher dieser Pudding kommt ist unklar, es liegt aber nahe, dass er von alten Maschinen generiert wird, die dieselbe Zivilisation zurückließ, von der die Ruinen stammen. Womöglich liegen irgendwo in der Tiefe mehr Töpfe wie der des Puddingkochs und werden von unbekannten Transportern mit Material versorgt?

    Es gibt aber auch Höhlen, die permanent bleiben, oft hinter Vanillesoßefällen. Wie so viele Dinge sind auch die wieder spiegelbildlich angeordnet.


    Auf dem Gipfel jedes Berges findet sich ein kleines Gebäude. Das auf dem Karamellberg ist burgartig (dafür aber sehr klein) und aus dunklem Stein gebaut. Hier wohnt Gordon, ein Drache, der (wie die Steine) von der benachbarten Schluchtinsel kommt. Er hat einen länglichen Körper und schwarze Schuppen und ist auch ohne Gliedmaßen ein sehr guter Schwimmer. Weil er gern in der Vanillesoßequelle bei seiner Burg badet, ist er meist mit einer dicken Schicht getrockneter Soße bedeckt. Gordon ist ein zivilisierter Drache und ziemlich friedliebend, die Moppeln gehen ihm vorsichtshalber trotzdem aus dem Weg.


    Auf dem Schokoladenpuddingberg hingegen findet sich eine Ruine, die in ihrem Stil und dem rötlichen Stein aus dem sie gebaut ist an die Ruinen auf den Fingern der Palminsel erinnert.

    Hier lebt Tsamma, die außergewöhnlichste Schnappblume der Insel.

    Durch ein flaches Geflecht aus Ranken gestützt erhebt sich ein dicker Stängel auf dem ein großes Fangblatt sitzt, das eine gelbe Blüte imitiert. An den Seiten des Stängels sitzen zwei große Fortsätze, gesäumt von kleinen Blättern und ungewöhnlich beweglich, wie Arme, vorne, unter der nach vorne geneigten falschen Blüte, sitzen möglicherweise zwei Früchte, es lässt sich schwer beurteilen weil sie größtenteils durch zwei große Blätter abgedeckt sind.

    Während sie bevorzugt in einem mit Pudding gefüllten Topf im Zentrum ihrer Ruine sitzt, kann sich Tsamma auch frei bewegen, was sie theoretisch sehr gefährlich macht.

    In der Praxis jagt sie aber keine zivilisierten Wesen sondern ernährt sich von Pudding und selten einmal Seevögeln, die sich in ihre Höhen verirren.

    Und sie spricht. Theoretisch könnten die Moppeln sich mühelos mit ihr verständigen. Sie trauen sich aber nicht.


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