#118 Wochen-Speedbasteln, 06.04.2024 - 14.04.2024

Thema: Kommunikation & Sprache

Begriff: Musikcafé

Thema: Fortbewegungsmittel

Begriff 1: Alieninvasion

Begriff 2: fokussiert

Begriff 3: Kaserne

Begriff 4: Religiöser Fanatismus

Begriff 5: treibend

Begriff 6: Zwerg

Ursprünglich war das Butobin Café im dritten Ring der Kibhuiwang-Station nichts wirklich Besonderes. Ein Ort eben, an welchen man sich zurückziehen konnte, um in angenehmer Atmosphäre bei einer Tasse Tee den Klängen traditioneller Instrumente zu lauschen und die Hektik im Inneren des metallenen Himmelskolosses für eine Weile hinter sich zu lassen.

Erst mit der Übernahme des Etablissements durch die einstige Leibgardistin Ebbya Ulfsjin sollte es sich einen ganz besonderen Platz in den Herzen der Stationsbewohner sichern - in einem Ausmaß, daß man ohne vorherige Reservierung kaum noch Gelegenheit bekommt, das traditionelle Ambiente selbst genießen zu können.

Hintergrund ist hierbei die angeborene Gehörlosigkeit der Besitzerin, welche beim Erwerb eines auf Musik ausgerichteten Cafés doch die ein oder andere Frage aufgeworfen hatte, zumindest bis diese ihr neues Konzept zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentieren konnte.

Hierbei sei erwähnt, daß Ulfsjin einem Volk entstammt, welches hohen Stellenwert auf traditionelle Jagd legt und schon vor Jahrtausenden eine ausgeklügelte Zeichensprache zur obligatorischen Zweitsprache ernannte, um eine lautlose Kommunikation zwischen den Jägern zu ermöglichen.

Ulfsjin, durch ihre Einschränkung nochmals deutlich stärker mit dieser Sprache verbunden, entschloß sich nun dazu, dieses Konzept auf ihr neuerworbenes Café anzuwenden und mithilfe eines hörenden Volkskollegen eine alternative "Sprache" der Musik dafür zu entwerfen.

Anfängliche Versuche beschränkten sich dabei auf ihre gewohnte Art und Weise, Musik wahrzunehmen - deren Schwingungen über Boden und bedingt Luftdruck aufzunehmen. Während das bei der stark auf Perkussion ausgelegten Musik ihres Volkes oder den rhythmischen Taiko-Techno Beats der örtlichen Tanzlokale noch ganz gut lief, zeigten sich beim Einbau entsprechender Vibrationsemitter im Boden die Schwingungen von Wolgeum-Saiten und Bambusflöten als wenig beeindruckend, zumindest für die "abgestumpften" Sinne der Hörenden.

Zusammen mit ihrem Helfer begann sie entsprechend, das Konzept der visuellen Kommunikation mit einfließen zu lassen und den Vibrationen des Bodens subtile Farbveränderungen der Wände hinzuzufügen. Lautstärke codierten die beiden hierbei über die Intensität der hinter den Reispapierwänden angebrachten Leuchtdioden, Tonhöhe über die Farben und Stimmung über die wellenförmigen Bewegungen der Lichter entlang der Wände.

Ursprüngliche Überlegungen, dem sinnlichen Wahrnehmungstrio noch den Geruchssinn hinzuzufügen, wurden rasch verworfen - schließlich wäre es doch eher kontraproduktiv, den Genuß des traditionell zubereiteten Tees durch intrusive Gerüche zu verfälschen. Stattdessen wurde der "Tee der Stunde" eingeführt, welcher die thematischen Konzepte der in dieser Stunde gespielten Musikstücke auffängt und mit seinem individuellen Duft und Geschmack vertieft.

Eher unerwartet für die einstige Gardistin entwickelte sich der Bestellvorgang - die holographische Darstellung der Namen von Speisen und Getränken in der Zeichensprache der Besitzerin war ursprünglich lediglich ein von ihrem Helfer angeregtes Gimmick, das sich jedoch recht schnell unter den Gästen als essenzieller Bestandteil des holistischen Erlebnisses einbürgerte.

Daß bei den Kunden so langfristig das Interesse an dieser Kommunikationsform geweckt werden würde, mag ein eher optimistischer Gedanke sein, aber für den ein oder anderen ist es zumindest der erste Berührungspunkt damit.

Wer jedenfalls ein entspannendes, subtiles Erlebnis für alle Sinne sucht, wird um einen Besuch des Butobin Cafés über kurz oder lang nicht herumkommen.

Die Sonnengleiter von Limiszenbra

Die "tote Welt" mag eine ungewöhnliche Bezeichnung für einen Planeten sein, dessen vielfältige Biome von einer opulent ausgestatteten Fauna und Flora bewohnt sind - umso mehr, wenn die einzig anderen bewohnten Welten des Sonnensystems ein harscher Eisplanet und eine kochend heiße Sandkugel sind.

Limiszenbra aber fehlt etwas Essenzielles, etwas das eigentlich als strikte Voraussetzung für die Entstehung von Leben auf der Oberfläche eines Planeten gilt, etwas das ihre Schwesterwelten zumindest einst besaßen: Eine Gottheit, welche über die Bewohner ihrer Welt wacht.

Wie es dazu kam, daß dennoch Leben auf Limiszenbra entstehen konnte - und dann auch noch in einer solchen Vielfalt! - mag vielleicht ein ewiges Rätsel bleiben, denn wenig ist noch bekannt aus der Zeit vor der Invasion - als die Anhänger anderer Götter, Bewohner ferner Welten, über die bewohnten Welten des Systems herfielen und gnadenlos seine Götter vernichteten.

Man erzählt sich, die Invasion sei so schnell vorbei gewesen, wie sie begonnen hatte, und als die Fremden sich wieder zurückzogen, blieben nur zwei gebrochene Völker übrig. Die letzten Reste einstiger Hochkulturen, zerschlagen und in einem verbitterten Überlebenskampf gefangen. Ohne ihre Götter schutzlos den erbarmungslosen Bedingungen der Elemente Eis und Feuer ausgeliefert.

Limiszenbra aber, mit seinen saftigen Wäldern, grünen Tälern und weitläufigen gemäßigten Gebieten ... Limiszenbra ist die furchterregendste der drei Welten. Denn wo auf Kaerunise hochentwickelte Wärmetechnologie gegen das ewige Eis ankämpft und auf Rubignar künstliche Bewässerung das Feuer des zentralen Gestirns auszugleichen vermag, bleibt all das der dritten Welt des Systems auf ewig verwehrt.

Niemand weiß, wodurch die geheimnisvollen Wellen ausgelöst werden, welche in unregelmäßigen Abständen die Atmosphäre des Planeten fluten und jegliche Elektronik augenblicklich lahmlegen. Mancher spricht von perfiden Techniken der Invasoren, andere vom Fluch eines gottlosen Planeten, aber in einer Sache ist man sich jedenfalls einig: Alles ist besser, als auf einer "toten Welt" zu leben.

Nun, zumindest auf Kaerunise und Rubignar ist man sich einig - die wenigen Bewohner Limiszenbras sehen dies freilich anders. So wie man sich auf den Schwesterwelten an Eis und Feuer angepaßt hat, lebt man hier im Einklang mit dem Chaos einer Welt, die auf keines der Elemente fokussiert scheint - und damit irgendwie doch alle Elemente in sich vereint.

Eine der vielleicht spannendsten Technologien, die sich aus den besonderen Begebenheiten entwickelt haben, mögen die legendären Sonnengleiter sein, mit deren Hilfe sich die Bewohner dieser außergewöhnlichen Welt trotz der atmosphärischen Wellen fortbewegen können.

Die flexiblen, schwarzen Pannele dieser teilmotorisierten 1-Personen-Gleiter wandeln zwischen den Wellen die Strahlen der Sonne in Energie um und betreiben damit die üblichen Antigravitationseinheiten. Mit Anstieg des energetischen Widerstandes - die einzige "Vorwarnung" auf eine Welle, welche exakt 2,73 Sekunden später den Gleiter trifft - wird ein integrierter Wassertank zur Speicherung der Energie für die Dauer der Welle erhitzt.

Ab diesem Moment ist das Fluggerät gänzlich auf die breitgespannten Tragflächen angewiesen, welche geübte Flieger in Einklang mit den Windströmungen zu nutzen wissen, um über weite Strecken hinweg gänzlich ohne Energie durch die Lüfte zu gleiten.

Wie lange dieser Zustand anhält, scheint reinem Zufall zu unterliegen. Manche Wellen sind nach wenigen Sekunden überstanden, die längste überlieferte Begebenheit hingegen spricht von einer mehrstündigen Welle, welche Limiszenbra vor einigen Jahrzehnten heimgesucht haben soll.

Mit Abklingen der Welle wird die thermisch gespeicherte Energie wieder umgewandelt und die Antigrav-Triebwerke wieder reaktiviert, welche nicht nur den vertikalen Aufstieg ermöglichen, sondern ebenso die generelle Steuerung der Gleiter deutlich vereinfachen.

Wie weit ein solcher Sonnengleiter am Ende fliegen mag, hängt somit teils vom Können des Fliegers ab, teils vom reinen Glück in Bezug auf Häufigkeit und Dauer der entsprechenden Wellen. Fortschrittliche Flugausbildungen, Verbesserungen in Energiespeicherung und Antigravitationstechnologie, sowie die im Laufe der Jahrhunderte optimierte Bauweise der Sonnengleiter erlauben mittlerweile aber Flüge über große Distanzen, um die weit verstreuten Siedlungen miteinander zu verbinden.

Bei den Bewohnern Kaerunises und Rubignars - den wenigen zumindest, die überhaupt von der Besiedelung Limiszenbras wissen - wird diese unberechenbare, von Grund auf riskante Fortbewegungsart wohl immer ein Kopfschütteln auslösen, für die Bewohner der "toten Welt" aber stellt sie nur einen weiteren Aspekt im Einklang mit dem Chaos des grünen Planeten dar.

Und etwas, das die Schwesterwelten vielleicht niemals erlangen werden: Freiheit.

Benutzte Begriffe:

Alieninvasion & Religiöser Fanatismus - Vor langer Zeit sind die Anhänger fremder Götter mit ihren Schiffen im Heimatsystem der drei Welten eingefallen, um aus unbekannten Gründen die Götter Kaerunise und Rubignar zu vernichten. Es gibt Vermutungen, die offensichtlich religiös motivierten Invasoren seien für die Wellen verantwortlich, welche die Erfindung der Sonnengleiter überhaupt erst notwendig gemacht haben.

Fokussiert - Während üblicherweise von Menschen bewohnte Welten jeweils einer Gottheit unterstehen und damit einen gewissen Fokus auf eines der Elemente aufweisen, fehlt dieser Fokus auf Limiszenbra vollständig.

Treibend - Die Gleiter bewegen sich während der Wellen auf den Winden treibend fort (hey, ich sagte doch, teils weit hergeholt XD).