Arbeite gerade eine meiner SF-Spezies genauer aus, um sie in Kürze ebenfalls hier vorzustellen. Leider muss ich nun feststellen, dass diese ältere Kurzgeschichte nicht mehr so ganz passt. *seufz* Bin allerdings noch nie so richtig glücklich hiermit gewesen, schrieb sogar mal die komplette Geschichte neu. Half trotzdem nicht viel. Es ist schwer eine fremdartige Lebensform gut rüberzubringen.
Nehme jede Form von konstruktiver Kritik gerne an, also seid nicht zu zimperlich.
Exodus
Heiß wehte der Wind über eine ausgedörrte Landschaft. Der Rand einer aufgehenden Sonne überschwemmte alles mit ihrem roten Licht, in dem unerbittlichen Versprechen, den Tag zur real gewordenen Hölle zu machen. Das, was einst der Grund eines Meeres gewesen sein mochte, war nur noch eine mit mannsgroßen Felsen übersäte Wüste. Am flirrenden Horizont zeichnete sich ein gigantischer Tafelberg ab - Zeugnis des ehemaligen Festlands. Ausgeblichene Knochen und Schalen schauten hier und da aus dem allgegenwärtigen Sand zwischen den Felsen hervor. Die wenigen Anzeichen für pflanzliches Leben wirkten verdorrt und tot.
Ein fremdartiger Turm ragte inmitten dieser Einöde aus dem Grund der Wüste. Schimmernd wie ein Kristall stand er dort, fremdartig wie aus einer anderen Welt. Um sein Fundament breitete sich ein ebener Streifen aus, frei von den überall verstreuten Felsen. Selbst der Sand, der sich sonst durch den steten Wind in jeglichen Ritzen und an Felsen ansammelte, schien einen Bogen um dieses seltsame Bauwerk zu machen.
Doch war da nicht Bewegung im Schatten einer der unzähligen Felsen gewesen? Aus einer kleinen Höhlenöffnung lugte ein gelbes Augenpaar hervor. Schwer atmend schleppte sich ein echsenartiges Geschöpf hervor und erklomm den Felsen, in dessen Schatten sich sein Bau befand. Suchend hob das Wesen seine Nase in den Wind. Doch was gab es noch Großartiges zu finden? Ausgemergelt lag seine stumpfe Schuppenhaut über sich deutlich abzeichnenden Knochen.
Ein tiefes Brummen erfüllte mit einem Mal die Landschaft und ließ das erschreckte Wesen sich dicht an den, von der Nacht noch vergleichsweise kühlen, Stein pressen. Die Sandkörner zwischen den Felsen begannen zu tanzen, angetrieben von einer Vibration, die das Umfeld des Turms durchdrang. Langsam wuchs Dieser empor, während ein pulsierendes Leuchten aus seinem Innern zu kommen schien. Immer länger wurde er, nur um dann, wie plötzlich abgetrennt, sich gänzlich von der Oberfläche dieser Welt zu lösen, einen tiefen Schacht hinterlassend. Das Brummen wurde leiser, je höher dieses Ding aufstieg. Einzig die Augen der Echse folgten seinem Verschwinden. Lange blickte sie noch zum Himmel auf, bis auch der letzte Schimmer des Turms entschwunden war. Mittlerweile löste sich die rote Sonne, die ein Vielfaches größer als unsere Irdische war, vom Horizont. Der Kopf der Echse schwankte, ihr Blick trübte sich. Als sie versuchte sich zu erheben und vor der unerbittlichen Sonne zu verstecken, taumelte sie und fiel sich überschlagend vom Felsen herab. Viel zu lange hatte sich das kleine Wesen dem gleißenden Licht ausgeliefert. Unfähig sich in ihrem Bau in Sicherheit zu bringen, kamen ihre Atemzüge nur noch stoßweise. Immer seltener hoben sich die ausgemergelten Rippen, ließen den Schmerz jeden Luftholens erahnen. Ihr Ende war gekommen.
Ein Staubteufel bewegte sich träge zwischen den Steinen hindurch, übertönte mit dem Knistern der in ihm gefangenen Sandkörner das allgegenwärtige Rauschen des sonst nie endenden wollenden Windes. Er glitt nahe der Echse vorüber. Ein grünlicher Schimmer bildete sich in den wenigen aufgewirbelten Sandkörnern um das Reptil. Mit einem Mal atmete es tief ein. Als würde der Sand seine Schuppen polieren, fingen Diese an zu schimmern. Selbst ihre Farben wirkten ein wenig kräftiger. Dem ersten Atemzug folgte bald darauf ein Zweiter, dann ein Dritter. Immer gleichmäßiger folgten sie, bis die Echse letztlich die Augen öffnete und sich langsam wieder auf ihre Beine erhob. Mit mehr Energie, als sie noch zu Begin des Morgens gezeigt hatte, huschte sie zurück in den Schatten des Felsbrockens, der den Eingang ihrer Höhle beschirmte. Doch glitt das Tier nicht direkt in seinen Bau zurück, sondern rieb seinen Rücken einige Male am Stein, gar so als wolle es sich an ihn kuscheln. Erst dann glitt es letztlich zurück in sein Erdloch.
Und wieder war der Wind alles, was sich in dieser Welt noch zu rühren schien. Die riesige Sonnenscheibe bedeckte einen großen Teil des Himmels und stieg immer höher, während die Luft über der Wüste so stark flimmerte, dass man kaum noch etwas klar erkennen konnte. Als der rote Riese, wie man diese Sterne auch nennt, den Zenit erreichte, verdunkelte sich von Seiten des Plateaus der Himmel. Ein gewaltiger Sturm musste sich dort droben in der Ebene gebildet haben und fegte nun mit neu hinzugewonnener Kraft die Flanken des Tafelberges hinab zum ausgetrockneten Meeresgrund. Nicht lange und die dunkle Wand stürmte über die verstreuten Felsen und erstickte alles mit seinem Sand.
Einen Tag und eine Nacht wütete der Sturm. Als er sich letztlich legte, war weit und breit nur noch Sand zu sehen. Ein erster Schimmer am Horizont kündete vom Ende der Nacht. Selbst dem Wind schien der Atem angesichts dieses Bildes ausgegangen zu sein. Und in diese Stille hinein erscholl erneut ein Brummen. Erst leise, doch mit zunehmender Macht durchdrang er die Landschaft. Keinen Ausgangspunkt schien er dieses Mal zu haben. Von überall drang es hervor und ließ erneut den Sand vibrieren. Der Ton wurde immer lauter, bis das Meer der Sandkörner regelrecht tanzte. Nach und nach durchstießen die verschütteten Felsbrocken die Oberfläche des Sandmeeres. Doch nicht nur das. Fast gänzlich tauchten sie aus dem Sand hervor und man konnte den Eindruck gewinnen, dass sie sich dem Tanz ihrer kleinen Sandkornbrüder anschlossen, indem sie anfingen über den Grund zu rollen. Diese Steine, die vordem wahllos verteilt schienen, ordneten sich langsam zu geometrischen Mustern an, die sich immer wieder änderten. Letztlich bedeckten lange Linien von aufgereihten Felsen die Wüste und ein Beobachter aus dem Orbit hätte ein fast perfektes Netzwerk aus sechsseitigen Waben erkennen können. Das Brummen verging, und auch der Wind pfiff erneut über die neu geordnete Landschaft.
Als die Sonne dieses Mal versank, bewegte sich an einer kleinen Stelle der sandige Untergrund. Anfangs wog der Sand nur hin und her, doch dann spritzte er in immer neuen kleinen Fontänen in die Höhe. Die Echse erschien und lugte vorsichtig aus dem Loch hervor. Sternenlicht glitzerte in ihren Augen. Kurz schüttelte das Reptil sich, dann suchte es den kürzesten Weg zu einem der Felsen, kletterte ihn behände hinauf und schaute sich um. Mehrfach drehte es sich in abgehackten Bewegungen im Kreis, die Umgebung genau in Augenschein nehmend. Letztlich schien das kleine Wesen fertig und wandte seine Aufmerksamkeit dem Sternenfirmament zu. Mit einem, für ein Tier völlig untypischen, Gehabe bewegte sich der Kopf hin und her, so als hätte der Himmel waagerechte Schriftzeilen, die es durchstöberte. Hatte es ein Geviert des Firmaments abgesucht, drehte es sich ein Stück und untersuchte ein weiteres Stück. Als die Echse zum Ende kam, blinzelte sie mehrfach und schüttelte den Kopf. Fast menschlich wirkte es, so als wolle sie wieder einen klaren Kopf bekommen. Anschließend glitt sie geschickt am Felsen hinab und begann an seinem Fuße eine neue Erdhöhle zu graben. Bald schon sah man nur noch Sand aus diesem neuen Loch hervorspritzen, in dem die Echse verschwunden war.
Irgendwann im weiteren Verlauf der Nacht kam es erneut zu Bewegungen in der Wüste. Doch es war kein Tier, keine Windbö oder Staubwirbel. Nein, es war einer der unzähligen Felsbrocken selbst, der aus dem geometrischen Verbund mit seinen Brüdern ausbrach. Lautlos löste er sich langsam vom Boden, einzig ein paar Sandkörner rieselten herab. Gemächlich stieg der Stein höher hinauf und ward bald nicht mehr gesehen am dunklen Nachthimmel. Dann folgte ein weiterer großer Stein seinem Beispiel. Im Laufe von Minuten kam immer mehr Bewegung in der Tiefebene auf, als stetig mehr dieser Felsen sich scheinbar der Schwerkraft ihres Planeten entzog und ihre Reise dem Firmament entgegen aufnahmen. Als schließlich ein neuer Tag anbrach, war fast keiner der Steinbrocken am ausgetrockneten Meeresgrund zurückgeblieben. Unter einem dieser Letzten lugte eine Echse hervor und schaute den davon schwebenden Felsen hinterher, bis die zunehmende Hitze das Tier zwang sich wieder in seine Höhle zurückzuziehen. Ein Glitzern, wie von einer Träne, funkelte einen Moment in ihren Augen.
Und so begann der Exodus dieser fremdartigen steinernen Rasse. Als Jene entschwunden waren, die sie hier festgehalten hatten, verließen sie selbst ihre sterbende Heimatwelt. Diese denkenden Steine, von den übrigen intelligenten Lebensformen später Kephasi’i genannt, zerstreuten sich in alle Richtungen der Galaxis.
Edit - weist auf die Vorstellung der Spezies hier im Forum hin.