[Zaphira] sf/fantasy mal etwas anders

  • Ich dachte ich Poste hier mal unser bisheriges Material über Zaphira, eine exotische fantasy / SF Welt die zu einem drittel bereits abgeschlossen ist.


    Die Welt lebt von ihrer ungewöhnlichen Erscheinung, eine welt auf deren einen Seite ewig die Sonne scheint, auf deren anderer Seite ewige Nacht herrscht, und ihren bewohnern, einer Rasse mit einem vielseitigen genom, dass in der lage ist dich allen bedingunen anzupassen.


    Der Zentrale konflikt dieser Welt ist das Eintreffen der Company auf dieser Welt, die sie für ihre Zwecke ausbeuten wollen, die welt ist gröstenteils aus sicht von unterschiedlichen mitglieder einer company expedition geschrieben, und erzählt nebenbei noch eine geschichte.


    Prolog


    Persönliches Logbuch des Kapitäns Jonathan Tamiel, erster Tag im Orbit von Zaphira 1305.
    Der Weltensprung war wie jedes mal ermüdend, doch verhältnismäßig kurz und frei von Störungen.
    Nachdem das System überprüft und die üblichen Wartungsroutinen veranlasst wurden, trete ich nun auf die Brücke, um durch das gewaltige Panoramafenster die neue Welt die wir entdeckt haben zu betrachten.
    Als Erster - ein Privileg, das ich mir nicht nehmen lasse.


    Ich habe Zaphira 1305 schon in Zahlen gesehen, die vom Computer errechnete Wahrscheinlichkeit dass sich an dieser Stelle, in dieser Zeit und diesem Universum eine Welt befindet, die reich an Ressourcen, bewohnbar und für uns, das Haus Valaan, von Nutzen ist.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass sich an diesem Ort eine Welt befindet, lag immerhin bei 87 Prozent, die, dass sie bewohnbar wäre bei 73 Prozent und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie reich an Erzen und Mineralien ist, bei 70 Prozent.
    Ein relativ sicherer Kandidat also ? und das Ergebnis von 187 Stunden Arbeit des Großrechners unseres Hauses.
    Benannt wurde die Welt kurzerhand wie alle unter Zaphira Valaan, der Matriarchin des Hauses, entdeckten Welten, mit ihrem Vornamen und einem anghängten Zahlenkürzel.
    Eine Welt wie jede andere auch.


    Was ich nun sehe fasziniert mich. Eine Welt tatsächlich zu sehen ist immer etwas vollkommen Anderes... diese erinnert mich an eine der Murmeln mit denen ich als Kind gespielt habe...


    Besonders interessant ist an ihr, dass ihre Rotationsachse offensichtlich nahezu Parallel zur Sonneneinstrahlung verläuft, das heißt am Südpol herrscht immer Nacht und Winter während der Nordpol dauerhaft der Sonne zugewandt ist. So etwas wie Tag und Nacht gibt es nur in äquatornahen Regionen.


    Der der Sonne zugewandte Nordpol ist hellgelb, mit dunkelbraunen Adern durchzogen, die vermutlich Gebirge sind. Weiter in Richtung Süden wird das Gelb satter und voller, Grasland. Dieses geht in tiefgrünen Urwald über, der wiederum vom hellblauem Meer abgelöst wird, das umso dunkler wird je weiter man nach Süden geht, bis es schließlich zufriert und in die Schwärze eintaucht.


    Ein weiterer Faktor der diese Welt beeinflusst ist ein zweiter, kleinerer Stern der in Leuchtkraft und Masse der Hauptsonne nicht zu vergleichen ist. Er umkreist die Sonne dieses Systems in großem Abstand in einer stark elliptischen Bahn und bescheint vermutlich alle zwei bis drei Jahre die Dunkle Seite von Zaphira 1305.


    Des Weiteren umkreist ein kleiner Mond Zaphira entlang des Äquators.


    Interessante Bedingungen für das offensichtlich vielfältig vorhandene Leben auf dieser Welt, so scheint es mir.
    Doch leider vermutlich ungünstige für die Besiedlung und Ausbeutung... ob sich Terraforming rentieren wird, muss noch in Erfahrung gebracht werden...
    Nun muss ich mich von diesem Anblick lösen, mein Logbuch zur Seite legen, es gilt die Erforschung vorzubereiten.


    Ich brenne darauf, Zaphira 1305 zu betreten.






    Protokoll: Erste Schritte auf Zaphira


    Am zweiten Tag fanden wir die Stadt oder, besser gesagt, das, was wir zunächst für eine hielten.
    Sie besteht aus weißen Gebäuden, die sich gegen den Horizont des Graslandes kaum abheben, sauber und hell, wie abgenagte und ausgebleichte Knochen.
    Als wir uns näherten, stellte sich bald heraus, dass es tatsächlich nicht mehr als Knochen waren, die Stadt war eine Ruine, leer und tot.
    Wir landeten, um sie uns genauer anzusehen, dabei fiel mir das merkwürdige weiße Material auf, aus dem die Gebäude bestehen. Es erinnerte mich an Elfenbein, doch es fühlte sich an wie Stein... Merkwürdig war auch, dass die Gebäude nicht gemauert waren. Sie schienen direkt aus dem Stein, wenn es denn ein solcher ist, gehauen worden zu seien.
    Wenn man die Mauern, die immer mehr zerfallen, um ein Teil des Graslands zu werden, berührt, spürt man eine eigentümliche Vibration, wie die Resonanz eines Klanges, den man nicht in der Lage ist, wahrzunehmen...


    Wir konnten ansonsten keine Kulturgüter finden, die uns Informationen über die Bewohner geliefert hätten, kein Werkzeug, keinen Schmuck.
    Nur merkwürdige Zeichen, die sich an manchen Wänden fanden, anscheinend in den Stein geritzt...


    Etwas ist unheimlich an dieser Stätte, ein gewisses Unbehagen, das im Magen beginnt und sich über den gesamten Körper ausbreitet. Etwas, das einem die Haare aufrichtet, einem Kopfschmerzen bereitet und einen aggressiv macht.
    Mag die Ruinenstadt noch so still und friedlich in dieser sonnenbeschienenen Ebene liegen, wir halten es hier nicht länger aus. Vorzeitig breche ich die Untersuchungen ab und keiner meiner Männer stellt die Frage nach dem Warum. Als die weiße Stadt am Horizont verschwindet, spüre ich bei der gesamten Crew ein Gefühl der Erleichterung.


    Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass ich in der Stadt keine Tierspuren gesehen und keinen Vogel gehört hatte... obwohl die Ruinen eigentlich einen perfekten Unterschlupf bieten müssten. Was ist mit den Bewohnern geschehen? Was hat es mit den Ruinen auf sich? Fragen über Fragen. Über Nacht werde ich zunächst einmal die Schriftzeichen, die wir gefunden haben, auswerten lassen; vielleicht kriegen wir so einige Antworten...




    Altes Schriftzeugnis, gefunden auf der Mauer einer Ruine, digital entschlüsselt, rekonstruiert und übersetzt


    Als letzter Marain der der Runensprache mächtig ist, schließe ich hiermit die Geschichtsschreibung meines Volkes ab.
    Bevor wir uns weiter entwickelten, oder, wie man auch sagen könnte degenerierten, um den neuen, härteren Anforderungen dieser Welt gewachsen zu sein, ließen wir die Zivilisation hinter uns, um zu überleben.


    Niemand weiß, wie es zu dem Holocaust kam, in dessen Folge sich die Rotationsachse unserer Welt verschob, unsere Städte zu Asche wurden und wir selbst, auf einige wenige reduziert, nackt der Willkür der aufbrausenden, sich verändernden Natur ausgesetzt wurden.
    Wir wollen uns nicht erinnern, denn die Erinnerungen, die uns durch unsere Mütter und Väter vererbt wurde, lasten schwer auf uns. Wir wissen nur, dass etwas schrecklich falsch gegangen ist und so verließen wir die Städte, vergaßen all unser Wissen und wurden wieder Eins mit der Natur, der wir vor so langer Zeit den Rücken gekehrt hatten.
    Die besondere Gabe, die unserem Volk eigen ist, ist, dass unsere Evolution, verglichen mit den meisten anderen Spezies, die unseren Planeten bevölkern, rasend schnell vor sich geht und von uns in begrenztem Maße sogar bewusst gesteuert werden kann.


    Nun folgt eine Auflistung der größten Rassen, die sich aus uns entwickelten... sie kann nicht vollständig sein, da es etliche Rassen gibt, die untergegangen sind oder nur in kleinen Populationen existieren.
    Der Überlebenskampf auf unserer Welt ist hart und nur die Besten erlangen den Segen, den man ?Fortbestand? nennt.
    Die Formen der Kinder der Marain sind veilfältig und doch verbleiben sie eine einzige Spezies.
    Das einzige Merkmal, das zu verändern wir unfähig scheinen, ist das Auge. Einen Marain erkennt man, egal welcher Rasse er angehört, an seiner goldenen Iris.


    Die einen, heute Marain Buteo genannt, entwickelten Flügel, große starke Schwingen. Ihre Knochen wurden hohl wie die von Vögeln und ihr Körperbau grazil. Sie nutzen die Winde, die mit Urgewalt über Wüste, Savannen und Berge wehen, um sich in die Luft zu erheben; sie krönten sich selbst zu den Herren der Lüfte.


    Die anderen passten sich an die vierbeinigen Bewohner der Savanne an und glichen ihnen bald, mit dem Unterschied, dass bei ihnen aus dem tierhaften, behaarten Rumpf ein unveränderter Oberkörper, mit Armen und Händen, die weiterhin in der Lage sind, Werkzeuge zu halten und zu verwenden, aufragt.


    Sie nannten sich Marain Zentauryn, und ich bin einer der ihren.


    Als Marain Aquar wurden die von uns bekannt, die ihre Heimat im Großen Meer fanden.
    Ihre Körper überzogen sich mit Schuppen und Schwimmhäute spannen sich zwischen ihren Fingern. Ihr Unterleib verwandelte sich in einem Fischschwanz, tief unter den Stürmen des Äquatormeers leben sie im ewigen Blau der Tiefe.


    Über die letzte große Rasse ist wenig bekannt, viele angstvolle Gerüchte ranken sich bei den anderen Marain um die Marain Nox, die in die lebensfeindliche Schattenseite unserer Welt verdrängt wurden und sich anpassen mussten...


    Mein Volk lebt weiter, trotz dem harten Schicksal das es trägt.
    Doch unsere Geschichtsschreibung ist vorüber, ich selbst bin kaum noch in der Lage, den Stein zu halten, mit dem ich dies in diese Wand ritze.


    Vielleicht, so hoffe ich, wird mein Volk eines Tages zurückkehren in die Ruinen und die Wildnis hinter sich lassen. Ich will derweil dafür Sorge tragen, dass sie ihre Vergangenheit nicht verlieren...

  • Die Zentauryn


    Die Initiation


    Der Schweiß läuft ihm die Flanken herab, sein Fell glänzt in der Sonne und der Nordwind, der ihn voranzutreiben scheint, zeichnet Wellen auf dem Grasmeer.
    Matt schimmern Sterne durch den blauen Himmel, und wenn er hoch blicken würde, würde er einen neuen leuchtenden Punkt am Himmel sehen; einen Stern, den kein Sterndeuter seines Volkes würde einordnen können.
    Doch der junge Pferdemensch, der Marain Zentauryn, sieht all dies nicht.
    Seine gesammten Sinne sind auf sein Ziel konzentriert.
    Es ist seine Initiation - seine Prüfung.
    Die erste Jagd.
    Seine Nase ist von dem Geruch erfüllt, dem er so lange gefolgt war, und jetzt sieht er es vor sich.
    Endspurt.
    Der alte Mahras, dieses riesige, bullige Wesen mit dem zotteligen Fell, dem tödliche Stoßzähne aus dem Maul wachsen, wittert ihn und schnaubt.
    Es kennt sein Schicksal: es hatte sich schon vor Wochen von seiner Herde getrennt um den Tod zu suchen, doch nun, als er in Gestalt dieses Zentauryn aus dem Grasland auf ihn zukommt, wird es kämpfen.
    Ein letztes Mal.
    Die Hufe des Marain graben sich tief in die vom Regenguss noch feuchte Erde, seine Finger schliessen sich fester um den Speer mit der Feuersteinspitze, den er eigens für dieses Ereignis hergestellt hatte.
    Sein Herz rast, er hebt den Speer über seinen Kopf, und dann, als er nur noch wenige Meter entfernt ist, wirft er.
    Surrend fliegt der Speer durch die Luft und dringt tief in die Flanken des Mahras ein, dieses brüllt zornig und schleudert seinen gewaltigen Schädel herum, um den jungen Marain mit seinen Stoßzähnen zu töten.
    Doch der Marain weicht aus, er weiß plötzlich genau, was zu tun ist, es ist als würden ihn die Geister seiner Ahnen leiten, dies ist das Vermächtnis seiner Väter, ihr in seinem Blut verankertes Gedächtnis.
    Er läuft weiter, läuft einen großen Kreis und zieht einen weiteren Speer aus dem Köcher auf seinem Rücken um den tödlichen Tanz fortzusetzen.
    Heute Abend wird es einen neuen Jäger in der Herde geben.





    Beobachtungsbericht 376-283-001
    von Professor Michell Tardestino


    Zaphira 1305


    Ihnen liegt ein Forschungsbericht über die Spezies Zaphira-78A, genannt "Marain Zentauryn".
    Im Auftrag der Company haben wir, d.h. der Kapitän, ein junger Officer und ich selbst, eine Außenmission zur Erforschung der Fauna in den nördlichen Steppen dieses Planeten durchgeführt.


    Dem Protokoll für solche Missionen folgend, haben wir diese neueentdeckte Spezies, die ein Mischwesen zwischen Pferd und Mensch zu sein scheint, zunächst für drei Tage von unserem Gleiter aus mit aktivierter Tarnvorrichtung beobachtet (audiovisuell), um eine bessere Position für die folgende Kontaktaufnahme zu gewinnen.
    Dabei sind wir auf viele Eigenheiten dieser Wesen gestoßen, die ich hier kurz zusammenfasse:
    1.: sie besitzen sechs Gliedmaßen, vier Beine und zwei Hände,
    2.: sie leben in isolierten, nomadisch umherziehenden, Stämmen von bis zu 100 Individuen,
    3.: sie bekriegen sich häufig untereinander in ritualisierten, scheinbar unblutigen Kämpfen,
    4.: sie ernähren sich hauptsächlich von der Jagd, nehmen aber auch häufig pflanzliche Nahrung zu sich.
    Hier das Tagebuch meiner Beobachtungen:


    1. Tag:
    Diese neue Spezies verblüfft uns alle sehr; nicht nur ihre Morphologie ist fremdartig, sondern auch ihre Kultur, deren Träger und Vermittler anscheinend Frauen sind, während die, überaus stark tätowierten, Männer sich der Nahrungssuche und dem Kämpfen widmen.
    Letzteres scheint ein wichtiger Bestandteil ihres sozialen Lebens zu sein; wir beobachteten heute die Männer dabei, wie sie Waffen herstellten, hauptsächlich Pfeil und Bogen sowie Wurfspeere, die allerdings seltsamerweise mit weichen Pflanzenteilen gepolstert werden.
    Die Frauen schienen ein bestimmtes Ritual vorzubereiten, dessen Sinn uns noch leider noch nicht gegenwärtig ist.


    Am "Abend" bauten Mitglieder des Stammes ein großes Zelt auf, das wohl als Versammlungsraum dient und in dessen Innerem gepresste Grasballen für ein Lagerfeuer aufgeschichtet wurden.


    2. Tag:
    Heute sind drei männliche Jugendliche, nachdem sie von Frauen rituell gewaschen wurden, allein und in verschiedene Richtungen aufgebrochen, dies legt einen Initiationsritus nahe. Die Erwachsenen haben das Feuer im Großen Zelt angezündet.
    Des Weiteren haben wir heute beobachten können, wie eine Gruppe erwachsener Männer eine Herde der riesigen Huftiere, die sie laut Audioanalyse Mahras nennen, angegriffen hat und eines der gigantischen Tiere erlegte. Nachdem sie es in mehrere Stücke zerlegt und zurück ins Lager gebracht hatten, werden die Stücke über dem Feuer gebraten. Ich vermute, dass das Tier als Festmahl verspeist werden soll, wenn die Jugendlichen zurückkehren.


    3. Tag:
    Wir konnten heute ein Rudel säbelzahnbewehrter, sechsbeiniger Großkatzen sehen, die Mahras jagten. Ihre Jagdtechnik ist folgendermaßen: Die Weibchen des Rudels, deren Zähne keine besondere Größe erreichen, überwältigen das Beutetier, drücken es zu Boden und fixieren seine Kehle, damit das ranghöchste Männchen zum Todesbiss ansetzen kann, bei dem es mit seinen gigantischen Reißzähnen die Halsschlagader durchtrennt.


    Heute sind die drei Jungen wieder aufgetaucht. Sie haben jeweils die Stoßzähne eines Mahras mitgebracht, zusammen mit einigen Teilen des Fleisches. Sie sind vom gesamten Stamm feierlich begrüßt worden. Wie zu erwarten war wurde das Fleisch, scheinbar einer bestimmten Tradition folgend, aufgeteilt. Das Fest, dauerte einen ganzen Tag, aber ich hatte das Gefühl, dass die Jugendlichen noch nicht voll initiiert waren: als sich der Stamm endlich zur Ruhe begab, mussten sie in einem gesonderten Zelt schlafen.
    Ich hoffe, nach der Kontaktaufnahme mehr darüber herauszufinden.





    Persönliches Logbuch des Kapitäns Jonathan Tamiel:
    Eintrag 8:
    Am fünften Tag unserer Anwesenheit auf Zaphira nahmen wir Kontakt mit den Marain Zentauryn auf. Um diese anscheinend primitiven aber menschenähnlichen Wesen nicht zu erschrecken, näherten wir uns ihnen zu Fuss und scheinbar unbewaffnet.
    Dass jeder, der uns angreifen würde, innerhalb von wenigen Sekunden tot wäre, sah man uns zumindest nicht an.
    Unser Computer konnte ihre Sprache anhand der Aufnahmen, die wir während unserer dreitägigen Beobachtung gemacht haben, entschlüsseln. Und so konnten wir sie ihn ihrer Sprache grüßen, als wir uns ihrem gerade erwachenden Lager näherten.
    Es gibt zwar in dieser Region keine Nächte, aber so etwas wie Dämmerungsphasen, die als Ruhezeit benutzt werden. Das kommt dadurch zu Stande, dass die Rotationsache des Planeten einige Grad von der Horizontalen abweicht.
    Die Sonne sinkt dabei nur tiefer richtung Horizont, geht aber nicht unter; dieser Zyklus wiederholt sich etwa alle 28 Stunden. Interessanterweise sind die Sterne aber den ganzen Tag über sichtbar.
    Doch ich schweife ab. Die Marain waren uns gegenüber nicht agressiv, sie wirkten eher mittelmäßig interessiert, vermutlich hielten sie uns ihrerseits für eine Unterart ihrer Art, die viele verschiedene Formen anzunehmen scheint.
    Die Wachen, die uns aufgegriffen hatten, führten uns drei durch das Lager, rings um uns her waren die erwachenden Marain, auf der Seite liegend oder schon stehend oder umhertrabend, die uns neugierig betrachteten... es war schon ein seltsames Gefühl, diese Wesen besitzen eine Art archaische Schönheit.
    Sie brachten uns in das einzige Zelt, vor einen Marainmann, dessen nicht von schwarzem Fell bedeckter Körper mehr noch als die der anderen Männer mit Tätowierungen übersät war.
    Er saß auf dem Gras, mit einigen anderen, anscheinend hochrangigen, Zentauryn, interessanterweise auch Frauen, um ein Feuer herum und härtete einen Speer über diesem, wärend er sich leise mit den Anderen unterhielt.
    Das Gespräch mit ihm war kurz, er hielt uns offensichtlich nicht für wichtig, er redete von einer Fehde, die er gegen den Stamm der Donnerer zu führen habe, welche nur noch einen Tag von hier entfernt lagerten, und dass er deshalb keine Zeit habe, sich mit fremden Wanderern zu beschäftigen.
    Ich beließ es bei diesem Gespräch, das für sich schon recht aufschlussreich war, aber da es uns anscheinend gestattet war uns frei in der Herde zu bewegen hoffte ich auf eine Möglichkeit, an weitere Informationen zu kommen.


    Offizier Ina Lethian erhielt sie sehr bald, als eine neugierige Marain-Frau auf sie zutrabte, die ihren glänzenden Schutzanzug musterte und sie auszufragen begann.
    Ina wiederum nutzte diese Gelegenheit geschickt, um die Marain ihrerseits auszufragen.
    Es stellte sich heraus, dass das Weibchen von einem anderen Stamm der Zentauryn kam und bei einer der Fehden, die offensichtlich ständig tobten, entführt wurde.
    Das geschieht wohl recht häufig und die Frau ist darüber anscheinend nicht besonders unglücklich. Sie meinte, es wäre Schicksal, dass so etwas geschieht, und ein jeder Zentauryn müsse sich nunmal entsprechend des Baos verhalten, einer Art Ehrenkodex, wie es scheint.
    Die Ehre scheint den Zentauryn überhaupt unglaublich wichtig zu sein; und mit ihr die Fehde, die wohl auch dazu dient, den Genpool der Herde durch den Frauenraub zu erweitern.


    Sie erzählte auch von großen Ruinen im Norden, (tagwärts wie sie sich ausdrückte, also dort, wo die Dämmerungsphasen kürzer werden) in denen ihr neuer Stamm, die Mondwandler, große rituelle Feste abhielten und dem verlorenen Gott huldigten, was auch immer sie damit meinte.
    Den Vorsitz bei diesen Ritualen haben die Neyshanin inne, scheinbar so etwas wie Druiden, vor denen alle großen Respekt haben. Ihr Ziel sei es, wie sie sagte, ebenfalls eine solche zu werden, was aber sehr schwer wäre.





    Am Abend:
    -"Sir, wir haben gerade etwas beobachtet, wir wurden Zeugen eines Überfalls von geflügelten Humanoiden auf eine Herde der Zentauryn etwa 120 Meilen von Ihrem Standort entfernt."
    -"Was ist genau passiert? Wie viele Angreifer waren es?"
    -"Es waren mehr als 20, sie stürzten sich im Sturzflug auf die Herde und schleuderten einige Speere. Es war nur ein sehr kurzer Angriff, bei dem allerdings einige Zentauryn verletzt wurden. Ehe sie sich wehren konnten, hatten die Angreifer sich schon nach Südwesten in Richtung Gebirge zurückgezogen."
    -"Könnten es Marain Buteo sein?"
    -"Vermutlich ja."
    -"Dann unterbrechen wir die Untersuchung der Zentauryn fürs Erste und bringen mehr über diese neue Spezies in Erfahrung. Halten Sie die Position, wir kommen zu Ihnen."

  • Ist tatsächlich schön geschrieben. Das einzige was mich stört, ist die Inschrift in der Ruinenstadt. Das klingt für mich einfach nach einem total abgeschmackten Universalübersetzer à la Star Trek, der problemlos in 5 Minuten mal schnell einen Text an die Nachwelt vom Letzten Überlebenden seiner Art (in dem er die letzten ??? Jahre Evolution zusammenfasst) übersetzt :gaga:
    Den Text würd ich persönlich lieber streichen, klingt einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Stattdessen würde ich für eine Übersicht der heimischen Spezies auch hier die Perspektive eines Forschers wählen. :)

  • Naja, einen solchen Universalübersetzer müsste eine Mega-Corporation, wie die Company die jede woche 20 neue Welten konolisiert (ist das so richtig geschrieben?) schon haben...


    Es dauert bestimmt mehr als 5 Minuten, vieleicht 12 Stunden, aber es ist definitiv möglich... und im Prinzip ist es nicht so abwegig, dass ein Marain die evolution seines eigenen volkes Protokolliert... ihre evolution verläuft c.a. 1000 mal so schnell (man überlege, wie lange der mensch gebraucht hat um zu seiner aktuellen Form zu kommen...)
    Die marain haben wegen ihrer hohen mutationsrate auch eine große anfälligkeit gegenüber krebs, weshalb sie nicht sehr alt werden, aber dies kompensieren sie teilweise mit ihrem genetischen gedächtniss, dass leider nicht selektiv ist, und von dem bei jeder generation jeweils die hälfte verlorengeht.


    Also ein Marain der von seinen eltern die gabe des lesens und schfeibens vererbt bekommen hat, und ein wenig erinnerungen daran was geschehen ist könnte durchaus ein solches Protokoll anfertigen...


    Aber ich werde deinen Einwand (vielen Dank!) auf jeden fall berücksichtigen, gibt es dazu noch andere Stimmen?

  • Wie solch ein Universalübersetzer funktionieren soll, wüßte ich gerne. Man hat doch absolut null Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann. Man weiß nicht, wie die Sprache aufgebaut ist, man kennt die zugrunde liegende Kultur nicht und hat auch keine Ahnung, wofür die Schriftzeichen stehen sollen.
    Um einen Text zu entschlüsseln, braucht man immer einen Code, einen Vergleichswert, irgendwas, an dem man sich orientieren kann, am besten einen Rosetta-Stein mit bekannten Zeichen drauf und der exakten Übersetzung des Textes in die unbekannte Schrift. Ist dies nicht vorhanden, so sehe ich bei aller Liebe lediglich eine handgewedelte Lösung für das Übersetzungsproblem.

  • Guter Punkt :)


    Normalerweise würde ich sowas in die schublade "ist halt fiktion" schieben, aber ausnahmsweise hätte ich sogar eine theorie, wie man es erklären könnte;


    Diese Erklärung gilt freilich nur für das Everworld Engine universum, in dem jede Idee gleichberechtigt mit Materieller existenz (irgendwo) ist, die wiederum selber Ideen hervorbringt, die wiederum irgendwo realität sind.


    Wenn wir ein solches universum haben, haben wir sozusagen bestimmte Ideen, die sich über die Welten immer weiter fortpflanzen, wie z.b. die Idee der schrift.
    Wenn man also viele Schriften, auf die man im universum trifft miteinander vergleicht, könnten sich paralelen ergeben, die irgendwann möglicherweise ein schrecklich umfangreiches Muster ergeben, anhand dessen man eine Schrifft entziffern könnte.
    Natürlich bedeutet das nicht, dass man jede schrift automatisch entschlüsseln kann, des so fremder die Idee ist, die der schrift zugrundeliegt, des so schwieriger würde es werden, und bestimmte Schriften sind unter umständen auch überhaupt nicht zu entziffern - in einem unendlichen universum haben ideen auch unendliches mutationspotenzial - aber in bestimmten welten dürfte dies klappen. (natürlich nur mit entsprechend viel Rechenpower)


    ich hoffe das war jetzt nicht zu wirr ;D

  • Habs halbwegs verstanden ;)


    (Erinnert mich schon wieder an Star Trek, und zwar an die eine Folge, in der diverse Spezies in ihren Genen eine Botschaft fanden und diese dann zusammensetzten, um festzustellen, daß sie alle über ein hochentwickeltes Urvolk miteinander verwandt sind. Wahrscheinlich funktioniert auch deswegen der Universalübersetzer bei Star Trek so toll :lol: )

  • Nee, die Entschlüsselung von Schriftzeichen, die keine Verwandtschaft zu bekannten Schriften aufweisen, ist praktisch unmöglich. "Linear A" ärgert unzählige Experten weltweit schon seit Jahrzehnten, aber ohne Anhaltspunkte ist nichts zu machen, selbst wenn man einen Superrechner zur Verfügung hat, denn dieser braucht auch Ausgangsdaten. Und das ist noch eine menschliche Schrift!


    Selbst Symbolschriften, die noch sehr bildlich sind, setzen ein sehr umfassendes Wissen über die Umwelt der Kultur voraus, welche die Schriftzeichen nutzte. Und nicht nur das, man muß auch wissen, wie diese Kultur ihre Umwelt wahrgenommen und mit welchen abstrakten und/oder vereinfachten Symbolen sie welche Dinge (in welcher Situation und mit welcher Absicht) belegt hat.


    Geht man davon aus, daß gewisse hilfreiche Querverbindungen existieren, sind 12 Stunden immer noch eine unrealistische Zeit. Unter gewissen Umständen wären selbst 12 Jahre eine unrealistische Zeit, um eine solche Inschrift nicht nur zu übertragen, sondern auch ihren Sinngehalt zu erfassen. Die Chance ist hoch, daß dort etwas wie "Selbst die Eule findet ihre Jungen schön" steht: Ohne zu wissen, was eine Eule ist, oder daß Jungeulen überwiegend als nicht gerade schön betrachtet werden, sowie ohne jede Vorstellung bestimmter Mutter/Kind-Bindungen und des Phänomens der "rosaroten Brille" ist es unmöglich, etwas mit dem Ausspruch anzufangen, selbst wenn man die Worte übertragen und in die richtige Reihenfolge bringen könnte.


    Laß' solche Star-Trek-Magie wie Universaltranslatoren besser stecken, die beißt sich irgendwie mit dem sonstigen Hintergrund Deiner Welt. ;)

    La locura nunca tuvo maestro / Para los que vamos a bogar sin rumbo perpetuo.
    La muerte será un adorno / Que pondré al regalo de mi vida.
    (Heroes del Silencio: Avalancha)

  • Okay, das ist ziemlich eindeutig, vielen, vielen Dank für das reichaltige Feedback :)


    Weil ich ungern einen Text, der mit eigentlich recht gut gefällt streiche, schlage ich folgendes vor :
    Die zaphira texte sind präsentiert wie eine aufbereitete Sammlung von schriftstücken, die bei dieser expedition entstanden, also könnte man den text, was natürlich etwas an umstrukturierung erfordert, auch als einen im nachhinein von den großrechnern dieses Hauses unter einbeziehung der wärend des aufenthaltes auf zaphira gesammelten Daten entschlüsselt wurde?


    Dazu würde ich noch eine bruchstückhafte, und möglicherweise auch felherhafte übersetzung, wie von Jolly vorgeschlagen nehmen....


    Noch eine andere frage... mir gefallen einige umschreibungen für die Fauna von Zaphira nicht, z.b. die achtbeinigen großkatzen... das erzeugt irgendwioe zu direkte assoziazionen, die mir nicht so gut passen...
    wie würdet ihr das machen?

  • Naja, da die Viecher ja von einem Meschen beschrieben werden, der als einzigen Vergleichswert eine Großkatze hat, bedient er sich halt in Ermangelung eines besseren Ausdrucks des Wortes Großkatze. Auch wenn das Vieh in Wirklichkeit ganz anders aussieht, aber doch irgendwie an eine Katze erinnert.


    Oder so :freak:

  • Spannend beschrieben usw., wurde ja schon von Vorrednern gesagt.


    Was ich zuerst ja gedacht habe, daß das Leben tatsächlich "fremdartig" ist... - will heißen, ich dachte zuerst, diese verlassenen weißen Gebäude sind gar keine, sondern es handle sich dabei um eine Spezies des intelligenten Lebens auf dem Planeten ;)
    Was mich dazu bewogen hat? Naja, die Lebensbedingungen, die du beschrieben hast (eine Seite zur Sonne, die andere immer davon weg) macht eigentlich Leben, wie wir es kennen, unmöglich.
    Gluthölle auf der einen, ewiges Eis auf der anderen Seite, und wegen der klimatischen Unterschiede orkanartige Stürme, und ich bezweifle, ob eine solche Welt sehr lange hält... (in kosmologischen Zeitabschnitten gerechnet) - und vor allem bezweifle ich sehr stark, daß eine Expedition einer hochentwickelten Spezies, wie sie die Company offensichtlich ist, sich ausgerechnet einen Planeten zur Besiedlung aussucht, der solch ungünstige Verhältnisse aufweist. Leben ist dort vermutlich nur unter der Oberfläche möglich, wo die Witterungseinflüsse einigermaßen abgemildert werden.

  • Moin!


    Nun, ganz so schlimm wird es doch nicht sein:


    Der Planet ist weit genug entfernt von der Sonne, so dass es nicht so heisst auf der, der Sonne zugewandten seite ist, auf dem Nordpol befindet sich selbstverständlich Wüste, aber des so weiter man in den süden kommt, des so gemässigter wird es, weil die sonnenstrahlen mit geminderter intensität einfallen.


    In der nähe des äquators nehmen die winde dann stark zu, was für wälder schlecht ist, es finden sich die schon beschriebenen savannen.


    Ein Ozeangürtel um den äquator herum schafft einen gewissen thermalen ausgleich zwischen der nord und südseite, und die äüßere sonne beleuchtet manchmal die dunkle seite, so dass das eis schmilzt und sich vergleichbar mit der sahara nach einer lagen trockenzeit kurz eine unglaubliche vielfalt an leben bildet.... die schnell wieder eingeht.


    Also im Prinzip hast du schon recht, aber zaphira hat sich eben so eingependelt, dass die welt irgendwie funktioniert, und selbst wenn das wissenschaftlich möglicherweise nicht gehen würde (was erst bewiesen werden müsste *g*) bleibt es halt fiktion.

  • Der Flug


    Kalt greift ihm der Wind unter die Flügel und er steigt in die Höhe, schraubt sich immer weiter hinauf in den azurblauen Himmel.
    Eine ekstatische Freude erfüllt ihn, das Fliegen ist ihm noch neu, und er genießt es immer wieder.
    Seine älteren Geschwister, die es schon lange können, lachen über seine Begeisterung, aber er ist sich sicher, dass es auch Neid ist, denn er ist schneller und gewandter als sie.
    Doch er muss aufpassen, die Winde wehen stark hier oben, wer versucht sie zu beherrschen anstatt sich von ihnen tragen zu lassen, der kann von ihnen zerschmettert werden und muss hilflos zu Boden fallen, wo sein Körper auf den Bergen zerschellt.
    Er fliegt jetzt höher, lässt seine Geschwister hinter sich, unter ihm ziehen die rotbraunen Berge vorbei, mit ihren tiefen, schattigen Canyons, die Flüsse im Laufe der Jahrhunderte in den porösen Stein gefressen haben.
    In diesen Canyons, wo Pflanzen und Tiere vor der sengenden Sonne sicher sind, jagen seine Leute, die Marain Buteo.
    Sein Magen knurrt, und ein warmer Aufwind trägt den Duft der Lenvinblüten mit sich, seine Sippe musste schon eine ganze Weile hungern, die letzte Zeit war hart gewesen.
    Was wäre, wenn er derjenige wäre, der ein neues Rudel Githanayos fände, und somit den Hunger der Sippe beenden würde?
    Mit einer plötzlichen Bewegung faltet er die Flügel und lässt sich fallen, schießt aus den Wolken herab und genießt das Adrenalin, das in seinen Adern rauscht als der Boden immer näher kommt.
    Dann breitet er die Flügel wieder aus, und fängt sich ab, fast wäre er zu weit gegangen.
    Unter ihm verläuft jetzt ein dunkler Riss in der harten Steineinöde, tief in ihm sieht er einen bläulichen Faden.
    Er fliegt tiefer, hinein in den Canyon, den sein Volk Valvaru nennt, hier ist es kühl, Farne strecken ihm ihre Arme entgegen, und der gelbe Levin, der sich die Felswände empor rankt, duftet süß.
    Seine Augen suchen das klare flache Wasser nach Fischen ab, und das leichte Glimmen in der Luft vor ihm nimmt er nicht wahr.
    Ein Ruck geht durch seinen Körper, als er auf dem Netz aufprallt, seine Augen weiten sich vor Schreck, hastig versucht er sich loszureißen, doch er verstrickt sich nur noch mehr in dem klebrigen Netz.
    Marain Arak - der Name der Kreatur, die solche Netze spannt, rast durch seinen Geist, während er sich panisch windet.



    Persönliches Logbuch des Kapitäns Jonathan Tamiel:
    Eintrag 10:


    Uns ist es gelungen Kontakt mit den Marain Buteo aufzunehmen.
    Es war eine glückliche Fügung - wir waren den ganzen Tag über in dem Land unterwegs, das immer wüster und gebirgiger zu werden begann, ohne auch nur ein Zeichen von intelligentem Leben zu finden. Wir können zwar dank der Mechanischen Exoskelette, die wir für solche Zwecke einsetzen, nahezu ewig wandern, aber irgendwann stumpft der Geist in dieser ewig gleichen Landschaft ab.
    Gegen Abend stiegen wir einen der Canyons herab, die diese felsige Landschaft durchziehen, in der Hoffnung dort endlich weiteren Marain zu begegnen - und tatsächlich fanden wir einen, ein Kind, das sich verängstigt und mit nichts als einem Lendenschurz aus Fell bekleidet in einem riesigen Spinnennetz wand.
    Die Marain Buteo scheinen weit menschenähnlicher als die Zentauryn - die Natur gab ihnen offensichtlich Schwingen, neben den Armen, und einen feinen, hageren Körperbau, bronzefarbene Haut und dunkle Haare.
    In einer dunklen Spalte einige Meter über uns versteckte sich ein Wesen, das genauso aussah wie man es von einem Wesen erwarten würde das solche Netze webt: Es hatte einen Spinnenunterleib und einen Humanoiden Oberkörper, der allerdings mit Chitin bedeckt schien. Vermutlich auch ein Marain - zu seinem Glück traute es sich nicht heran.
    Wir schnitten den verängstigten Halbwüchsigen heraus, der sich allerdings sofort nach seiner Befreiung aus Angst vor uns in die Luft erhob und zu fliehen versuchte - er wusste ja nicht, dass wir dank der Antigravitationsgeneratoren auch fliegen konnten und so folgten wir in mit einigem Abstand, in der Annahme, dass er uns zu seinesgleichen führen würde.
    Es war vielleicht etwas riskant, gleich Kontakt mit den Marain Buteo zu suchen, aber ich glaubte, dass die Rettung des Kindes uns eine Chance gegeben hatte, die wir nutzen mussten.
    Und tatsächlich, bald gelangten wir zu einer Art Kolonie: Eine Ansammlung von Höhlen die in das poröse Gestein der Felswand eines Canyons geschlagen sind und aus grasgedeckten, auf Vorsprüngen errichteten Hütten aus Lehmziegeln.
    Die Buteo saßen auf freien Vorsprüngen, auf Häuserdächern und in Höhleneingängen, und als wir uns näherten schwärmten sie aus um uns zu empfangen.
    Wir wurden, wie ich gehofft hatte, nicht unfreundlich empfangen, die Rettung hatte sich wohl herumgesprochen, und die Marain umschwärmten uns neugierig und redeten auf uns ein.



    Beobachtungsbericht 376-283-002
    von Professor Michell Tardestino
    XR-27830-ER3M, Codename "Zaphyra"


    Mein heutiger Forschungsbericht handelt von der Gedankenwelt der Spezies Zaphyra-78B, den Marain Buteo.


    Die Gedankenwelt der Buteo unterscheidet sich grundsätzlich von der unsrigen und auch von der der anderen Marain denen wir bisher begegnet sind.
    Sie sind der Ansicht, dass die Seelen der Verstorbenen zur Sonne aufsteigen und dann so lange in ihrer Nähe bleiben, bis ein geeignetes Kind für die Reinkarnation gezeugt wurde, in dessen Körper sie wiedergeboren werden, immer und immer wieder.
    Aus diesem Zyklus kann ein Buteo nur ausbrechen, wenn er die göttliche Aufgabe, die jeder nach Glauben der Buteo hat, erfüllt. Danach kann er in eine andere Welt, das Hur'yat, eintreten.
    Jeder Buteo muss selbst herausfinden, welche Aufgabe er hat, was noch zusätzlich dadurch erschwert wird, dass er sich nur ungenügend an frühere Leben erinnern kann.
    Nach der Erfüllung dieser Aufgabe geht der Buteo schnell zugrunde, er hat anscheinend nur für sie gelebt.


    Nun folgt mein Bericht über die Umstände, unter denen ich diese Dinge erfahren habe:


    Während der ersten Kontaktaufnahme wurden wir freundlich begrüßt und die Eltern des Jungen, den wir gerettet hatten, lud uns sogleich zum Essen ein.
    Da seit unserer letzten Mahlzeit schon geraume Zeit verstrichen war und wir etwas über die Kultur der Buteo erfahren wollten, nahmen wir diese Einladung dankend an.
    Dank unserer Translatoren konnten wir beim Essen (auf dem Boden) durch geschickte Fragen und Anmerkungen schon sehr viel über das Weltbild unserer Gastgeber in Erfahrung bringen.
    So teilten sie uns mit, dass das Dorf vor nicht einmal 12 Monaten kurz vor dem Untergang aufgrund des verheerend langen Sommers und dem damit verbundenen Wasser- und Nahrungsmangel stand (auch jetzt herrschte wieder eine Hungersnot, doch die Buteo waren wohl zu stolz, das zuzugeben). Doch die Geister der Ahnen (die sie Syali nennen) waren dem Dorf gnädig gestimmt, nach der Opferung von 11 Marain, darunter auch das erste gemeinsame Kind unserer Gastgeber und ein Elternteil der Frau.
    Diese auf den ersten Blick barbarisch anmutende Tradition der Opferung von Artgenossen ist für die Buteo nicht besonders tragisch, denn wie ich eingangs erwähnte, gelangen die Seelen der Buteo, wie sie glauben, nach ihrem Tode zur Sonne und verbringen dort die Zeit bis zu ihrer Wiedergeburt.
    Der Tod der Familienangehörigen, der oft sogar durch Selbstmord herbeigeführt wird, ist also kein Abschied für immer, sondern nur eine temporäre Unannehmlichkeit, zumal die Marain davon überzeugt sind, dass ihre Verstorbenen in der nächsten Generation zumeist in ihrer Familie wiedergeboren werden, weshalb die Kinder auch fast immer die Namen der Ahnen tragen.
    Wie dem auch sei, der Abend mit den beiden fröhlichen Buteo neigte sich dem Ende zu als wir von draußen Schreie hörten, die unsere Translatoren erst nicht zu deuten wussten.
    Wir erfuhren später, dass ein Mitglied der Gemeinschaft das Syalion erfüllt hat, den übergeordneten Zweck des Lebens der Buteo, den jede Seele bei ihrer Erschaffung von Trokira, dem Großen Schöpfer, erhält. Die Erfüllung dieser Aufgabe ist ein grandioses Ereignis, man sagte uns, dass sie nur einmal alle dreißig Umläufe stattfände (wenn dieser Begriff richtig übersetzt ist, deutet er auf die Erkenntnis des heliozentrischen Weltbildes hin) und deshalb natürlich mit einem imposanten Fest gefeiert werden müsse.
    Die Vorbereitungen zu diesem Fest dauern anscheinend drei "Tage" und werden unter dem strengen Auge des "Orakels", des spirituellen Oberhaupts der Buteo, durchgeführt.
    Wenn die Zeremonie durchgeführt wird, ist der Syali (derjenige der sein Syalion erreicht hat) schon stark geschwächt. Damals ist mir das noch nicht aufgefallen, aber später war mir klar warum:
    Da die Körper der Buteo hauptsächlich zu diesem Zweck existieren zu scheinen, sterben sie einige Tage nach Erfüllung ihrer Aufgabe.
    Dann gehen sie in das Hur'yat ein, eine Art Paradies, in dem es ihnen an nichts mangelt und sie tun können, was ihnen gefällt, ja dort können sie sogar direkten Kontakt mit dem Trokira aufnehmen ? oder sie können Einfluss auf die Welt der Lebenden nehmen.


    Das Fest selbst verlief vergleichsweise unspektakulär, aber eines fiel auf:
    Das Orakel ging herum und sagte jedem Mitglied des Dorfes voraus, welche Veränderung sie durch das Syalion erfahren würden. Doch was mich am meisten überraschte war, dass das Orakel auch zu uns, die wir uns lieber als einigermaßen unbeteiligte Beobachter sehen, als als Involvierte, kam und uns die Zukunft mitteilte.
    Das Orakel, eine Buteo-Frau die uralt zu sein schien, wusste, dass wir keine Marain waren und wies uns in ihren Glauben ein:
    "Die Marain stammen ursprünglich aus einer anderen Welt. Aber die Erinnerung an den Weg ins Hur'yat vergaßen wir auf dieser jahrhundertelangen Reise. Der Trokira ist derjenige, der uns auf dieser Reise begleitete und die Aufgabe die er jedem von uns stellt, ist der Weg."
    Außerdem sagte es uns viele Ereignisse voraus, so z.B. dass eines der Mitglieder unserer Gruppe schwer erkranken würde und dass ich auf einen Furcht erregenden Feind treffen würden, dem unsere Strahlenwaffen (wie mir später auffiel hatten wir sie dort nie eingesetzt) nichts anhaben könnten.
    Nachdem die Feier beendet war, sie hatte zwei ganze Tage gedauert, lud uns der Syali ein, seiner Todeszeremonie beizuwohnen.
    Wir sagten zu; einerseits um mehr über dieses unheimliche Ereignis zu erfahren und andererseits weil meine Begleiter diese seltsamen Wesen irgendwie liebgewonnen hatten und anfingen, ihre abergläubischen Bräuche anzuerkennen.
    Nun war der Tag gekommen, die gesamte Dorfgemeinschaft machte sich auf den Weg zu einem Steinkreis auf einem benachbarten Berggipfel, der scheinbar lange nicht mehr betreten worden war.
    Der männliche Buteo, der uns bewirtet hatte, erklärte, dass diese geweihte Stelle vom Schöpfer selbst geschaffen wurde und nur für die Todeszeremonie betreten werden darf.
    Jeder der dieses Heiligtum ohne Grund entweiht würde einen grausamen Tod sterben und ihm würde die Möglichkeit der Wiedergeburt genommen, indem er an die Erde gebunden blieb, ewig zum Zuschauen ohne Einflussnahme verdammt.
    Das Ritual selbst war sehr seltsam. Die Buteo ließen einen mehrstimmigen Gesang erklingen, der von einer unbeschreiblichen Schönheit war, wahrhaftig das Schönste das ich je gehört hatte, aber ich schweife ab.
    Der Syali konnte sich jetzt nicht mehr selbst bewegen. Er wurde von zwei weißgekleideten jungen Buteo-Männern auf einen Steinblock gelegt. Dann verließen alle die Stätte.
    Am nächsten Morgen gingen die Buteo wieder ihrer Arbeit nach, sie schienen leicht niedergeschlagen, da sie den Syali erst im Hur'yat wiedersehen würden, und für die meisten war es noch ein sehr langer Weg durch viele Leben dorthin.
    Wir hingegen sahen uns noch einmal den Steinkreis an ? der Syali war verschwunden!


    Letztendlich will ich noch eine generelle These über die Marain aufstellen:
    Ihre Morphologie ist so verschiedenartig, dass diese Unterschiede unmögliche durch klassische Theorien der Evolution erklärt werden können.
    Ich vermute, dass die Marain ihre Evolution durch ihre Vorstellungen und Wünsche unbewusst beeinflussen können.
    Wenn dies wirklich der Fall ist, haben wir es hier mit einem einzigartigen Phänomen zu tun, das weiter zu untersuchen sich lohnt.

  • zum Teil wirkt es auf mich ein wenig an den Haaren herbeigezerrt, nicht "Also das geht jetzt ja gar nicht!", sondern "Ach Mist, wie pack ich da denn noch die Erklärung mit rein?", ein bisschen ungünstig Strukturiert vielleicht. Die Äußerungen über das Weltbild der Buteo, die zunächst relativ haltlos in der Luft hängen, weil sie den im ersten Satz geschürten Erwartungen an Abgefahrenheit nicht gerecht werden, und dann doch relativ kurz abgehandelt werden. Die Beschreibungen in dem darauffolgenden Text sind vielleicht nicht nur völlig ausreichend, sondern allein auch besser dran, zumal durch den Passus ja auch der Erlebnisbeschreibende Ton/Funktion unterbrochen wird.


    Besonders schön fand ich die Stelle, wo der Junge Buteo sich (wahrscheinlich zurecht) als besserer Flieger als seine älteren Geschwister wähnt, ich werde dadurch hinterücks sanft wieder auf den Evolutionsaspeckt gestubst, und gewinne den Eindruck, dass der Autor zum einen genau weiß, was er da tut, und seine Welt mir immer noch einen Schritt voraus ist (und dadurch gewinnt ihre Beschreibung unheimlich an Wert).


    Desweiteren wurde ich auch an der Stelle, wo das Orakel die Forscher ins Ritual mit einbezieht angenehm überrascht, an dieser Stelle ist die Schiffsbesatzung vom Beschreibungswerkzeug zu richtigen Figuren aufgestiegen.

  • Vielen Dank für dein vielseitiges Feedback!
    Hm, ich schätze du hast, recht, der erste teil von dem Bericht des Professors ist wirklich relativ überflüssig... hm, mit ein wenig umschreiben des textes sollte man das beheben können, und hätte dann im endeffekt auch weniger text, was ja wünschenswert ist :)


    Allerdings muss ich das Lob aufteilen indem ich sage, dass ich nicht alleiniger Autor von Zaphira bin - ich bin für die Einleitungspassagen, und den Kapitän zuständig... Alpaca, der nicht hier im forum ist, ist für den Professor und das Lektorat zuständig ;D


    Ist ein kleines bisschen wie rollenspiel, mit der entwicklung der charaktere ;)

  • Zitat

    Aber ich werde deinen Einwand (vielen Dank!) auf jeden fall berücksichtigen, gibt es dazu noch andere Stimmen?


    Also den Runentext find ich wirklich arg schwer an den Haaren herbeigezogen.... wirkt so wie: "Ach... ich glaub ich hinterlasse hier mal ne Anleitung zu unserem Volk damit fremde Reisende mit nem Universalübersetzer wissen woran sie sind...


    Denn jemand der die Schrift lesen kann da er auf dem Planeten heimisch ist, der weiß das ja eh alles schon weil er es miterlebt....


    Und wenn er es aufschreibt um es einer möglichen Nachwelt zu hinterlassen die alles Wissen verloren hat und es wiedererweckt, dafür müßte es anders präsentiert sein und schonmal in einer beständigeren Form....


    Also wie gesagt... bis auf den Runentext find ichs ok

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