"AD 2084" ist wie zu erwarten ein Arbeitstitel, der, wie ich mich kenne, aber vermutlich sehr lange noch Verwendung finden wird. Der Name sagt eigentlich schon das wichtigste: Es geht um das späte 21. Jahrundert und um die Erde. Die genaue Zeit wollt ich eigentlich obskur halten, aber 2084 ist der Orientierungspunkt für mich um irgendwelche Zeiträume abschätzen zu können. Und AD ist natürlich keine Datierungsweise, wie man sie in einer futuristischen Welt verwenden würde.
[Der Name ist jetzt erst einmal auf Aurora Aeris festgelegt.]
Prämissen der Welt
- Die Welt IST unsere Welt, wie wir sie jetzt haben und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch geschichtlich vollkommen identisch. Es ist keine alternative Welt und soll sich zumindest grundsätzlich nicht auf Dinge beziehen, die es jetzt schon hätte geben müssen, aber zumindest nach unserem Stand des Wissens derzeit nicht gibt.
- Es gibt keine Apokalypse und die Welt geht auch ansonsten nicht dem Untergang entgegen. Sozio-Ökonomische und ökologische Probleme gibt es zwar zuhauf, aber zu einer allgemeinen pessimistischen Grundstimmung besteht eigentlich kein anlass.
- Die Erwärmung der Erde hat sich weiter fortgesetzt und die Natur verändert, aber sowohl Gesellschaft und Ökologie haben sich entsprechend verändert und angepasst und sind nicht zusammen gebrochen. Wie die Welt mit diesen Veränderungen umgeht ist eines der Themen des Settings.
- Aus verschiedenen Gründen hat sich die Größe der Weltbevölkerung nicht nur wie prognostiziert im Laufe des Jahrhunderts auf einem einigermaßen stabilem Niveau eingependelt, sondern ist darüber hinaus vollkommen zusammen gebrochen. Nach einer Abwanderung der Menschen aus den dadurch strukturell schwächer gewordenen Gebieten sind große Teile der Welt praktisch vollkommen entvölkert worden und diverse größere ehemalige Städte verlassen.
- Nach einer längeren Phase in der "Weltbügertum" eine ganz große Mode war, sind überall in der Welt "Revitalisierungs"-Bewegungen entstanden. Überall sehenen sich Menschen danach eine eigene lokale Kultur und Identität zu besitzen. In Architektur, Mode und Kunst wird teilweise sehr extrem an historische Stile und Traditionen angeknüpft. Ob diese in der Vergangenheit der Länder wirklich so aussahen oder ob es sich dabei um romantisierende und über-idealisierte Fiktionen späterer Generationen handelt ist den Leuten dabei eigentlich relativ egal. So lange es so aussieht wie sich Skandinavier germanische Kultur, und Japaner alt-japanische Kultur vorstellen, dann wirds von der Bevölkerung ohne zu zögern angenommen.
Wie die Menschen sich fiktive Traditionen zurecht bastel ist ein weiteres Thema, auf das ich bei dem Setting eingehen will. (Ich studiere zur Zeit Kultur- und Religions-Wissenschaft und beschäftige mich dabei auch mit sowas.)
- Insgesammt wenden sich die Menschen im Laufe des Jahrhunderts davon ab, eine immer weiter technisierte Welt zu erschaffen. Die Vorstellung, dass der Mensch alles besser machen kann verliert stark an Popularität und wird von dem Ideal abgelöst eine Symbiose aus menschlicher Technik und wild-wuchender Natur zu erreichen. Die Menschen streben ein komfortables Leben in der Natur an und versuchen nicht mehr die Natur mit ihren technisierten Mega-Städten zu verdrängen.
Ein alternatives Modell, wie der Mensch technischen Fortschritt mit der wilen Natur verbindet, ist ein weiteres Thema, mit dem sich das Setting befassen soll.
- Zum politischen Problem der Zukunft haben sich regionale Abspaltungen entwickelt. In den letzten Jahren wurden in vielen Teilen der Welt neue Grenzen gezogen und Autonomie-Bewegungen finden sich an noch weit mehr Orten. Wo soll das bloß hin führen, wenn wir bei allen etnischen Konflikten anfangen einen unabhängigen Zwerg-Staat nach dem anderen herbei zu zaubern? Auch diese Frage soll im Setting weiter überlegt werden.
Die Fokus-Regionen
Einige der grundlegenden Überlegungen betreffen die ganze Welt, aber gerade die politischen und sozialen Details der ganzen Welt auszutüfteln würde jeden Ramen sprengen, weshalb ich mir vorstelle nur eine kleinere Anzahl an Regionen heraus zu nemen und diese detailiert auszugestalten.
- Skandinavien hab ich mir als eines der Hauptschwerpunkt-Gebiete ausgesucht, denn dort gibt es heute schon eine hoch-fortschrittliche Gesellschaft, die aber direkt vor ihrer Haustür noch eine durchaus beachtliche Wildnis hat. Außerdem bewegt man sich da noch in einem Kultur-Rau, von dem ich einigermaßen Ahnung habe, was schon einmal einen guten Anfangspunkt bietet. Es gibt durchaus noch bei weitem bessere Wildnisse auf der Welt, die auch in der Nähe von großen High-Tech-Gesellschaften liegen, aber da kenn ich mich kaum aus, wesegen die Wahl dann eben auf den Ostsee-Raum fiehl. Vor allem ist das für Sci-Fi und gerade Cyberpunk mal wirklich ein ausgefallenes Setting.
- Ost-Asien muss einfach sein, denn man kann kein Cyberpunk haben ohne Japan. Irgend ein Autor sagte mal, dass das heutige Japan eigentlich die praktische Umsetzung der Idee von Cyberpunk ist. Außerdem finde ich die momentane politische Lage in der Region interessant und denke, dass das einiges her gibt um interessante und etwas ungewöhnliche Hypothesen zu möglichen Zukunfts-Entwicklungen zu machen.
- Deutschland lässt sich irgendwie kaum vermeiden. Zum einen weil man sich da extrem gut auskennt. Aber wenn man den Benelux- und Nord-Frankreich-Raum noch hinzu nimmt findet man in der Über-Region auch das Bevölkerungs- und technologische Zentrum Europas. Daher drängt es sich schon stark auf auch da weiter drauf ein zu gehen.
- Kanada ist eigentlich eine etwas ungewöhnliche Wahl, aber ganz ohne Amerika geht es eben nicht und der Raum New York, Chicago und Co liegt ja auch gleich nebenan. Außerdem fänd ich es ganz schön Kanada als gesellscahftlichen Vorreiter zu sehen und mit Quebec kann man da auch Politisch sehr interessant was machen.
- Süd-Amerika hab ich noch mit ins Boot genommen, weil es etwas langweilig wäre sich nur auf heutige führende Inustrie-Nationen zu konzentrieren. Die sozialistisch angehauchten politischen Strömungen im heutigen Süd-Amerika sind auch durchaus etwas interessantes womit man schön rumspielen kann. Und dann gibts natürlich noch riesige tropische Regenwälder, die einfach ein tolles Setting abgeben können.
Die Ökologische Welt
- Die Erderwärmung ist eine Tatsache und lässt sich weder noch verhindern, noch in absehbarer Zeit rückgängig machen. Gletscher-Eis ist fast vollkommen verschwunden und dadurch der Meeres-Spiegel um 80cm gestiegen, was Küsten-Regionen in aller Welt stark verändert hat.
- Durch veränderte Temperatur-Unterschiede auf der Welt hat sich das Klima auch im Bereich von Niederschlägen und Wind deutlich verändert. Obwohl es zwar im allgemeinen Jahres-Mittel ein wenig wärmer geworden ist hat sich das Wetter gerade im Winter fürchterlich entwickelt. Heftige Stürme mit extremen Niederschlägen kommen ständig vor. In Nordeuropa sind die Sommer merklich Wärmer geworden, aber durch verschobene Wind-Strömungen hat die Schnee-Menge im Winter wieder problemlos Werte wie in der Mitte des 20. Jahrhunderts erreicht.
- Im Mittelmeer- und Sahara-Raum, wie auch in Mexico und Süd-USA sind die Sommer erheblich wärmer geworden und Trockenheiten immer häufiger. Durch Abwanderung in Gegenden mit erträglicherem Klima sind Länder wie Mexico, Spanien oder Italien sowohl wirtschaftlich als auch politisch ziemlich in der Versenkung verschwunden.
Die Politische Welt
Die Welt wird vor allem von sechs supra-nationalen Bündnissen beherrscht.
- EU: Die European Union hat sich im Laufe der vergangenen 75 Jahre nicht mehr sonderlich ausgeweitet. Der Prozess Autorität von den Mitglieds-Ländern an die Union zu übertragen hat sich aber bestätig fortgesetzt und die nationalen Regierungen haben weitestgehend ausgedient. Statt dessen ist die EU zu einer Art von Konföderation weiter entwickelt worden, in der eine Hierarchie besteht, wie wir sie jetzt ungefähr in der Bundesrepublik haben, allerdings mit noch mehr Autonomie der Mitglieds-Sttaten. Die 42 Regionen regeln ihre internen Angelegenheiten weitestgehend selbst, die Zentrall-Regierung in Brüssel hat aber das alleinige Sagen bei Außen-Politik und beim Militär, und auf der Ebene wird auch das komplette Europäische Rechts-System verwaltet und ein Großteil des Steuer-Wesens geregelt. Bei der Aufteilung der 42 Regionen wurde vor allem Versucht die lokalen Bevölkerungen in den spielraum von 5 bis 20 Millionnen Leuten zu bekommen. Dadurch wurden einige der ehemaligen National-Staaten aufgesplittet, andere waren aber so klein, dass sie als Region mit dem selben Grenzen weiter existierten oder sogar mit anderen Nationen zu einer neuen Region zusammen geschlossen wurden. Zwischen Regionen, die ehemals gemeinsam zu einer Nation gehörten, gibt es häufig enge Kooperationen, aber das spielt sich vor allem unter ihnen selbst ab und interessiert den Rest der EU herzlich wenig. Da aber alle Bürger nur einen EU-Pass haben und sowohl Verwaltung als auch Medien fast ausschließlich auf Englisch sind verliert die Idee von Nationen zunehmend an Bedeutung. Wenn überhaupt fühlen sich Menschen der Kultur der Heimat-Region ihrer Vorfahren verbunden (wie z.B. Cornwall, Flandern, Bayern, Tirol, ...) Die EU ist sowohl wirtschaftlich als auch militärisch die Weltweite Nummer 1, allerdings bei weiten nicht in der Lage gegen den Willen des Rest der Welts ihr eigenes Ding durchzuziehen.
- EAC: Die East Asian Confederacy besteht aus den Ländern Japan, (vereintes) Korea, (ost-) China, und Taiwan. Nachdem der Kommunismus in China zuende ging und viele der östlichen Provinzen unabhängig geworden sind war auch die Unabhängigkeit von Taiwan nicht länger so problematisch und als Nord-Korea die Annäherung zum Süden suchte wurde die Region erstaunlich schnell ziemlich stabil. Differenzen wurden schnell vergessen und Gemeinsamkeiten hervorgehoben, was natürlich besonders leicht fällt wenn man damit wirtschaftlich unglaubliche Gewinne machen kann. Die vier Nationen der EAC bestehen weiter, aber das Bündniss zwischen ihnen ist sehr stark gefestigt und wer seine Beziehungen zu einem der Länder verändern kann hat in der Regel auch bei den übrigen den selben Effekt. Die EAC kommt wirtschaftlich gleich hinter der EU, aber außenpolitisch ziehen sie es in der Regel vor ihre Gegner einfach durch Handels-Restriktionen vollkommen zu ruinieren. EAC-Truppen erscheinen nur sehr sehr selten auf irgendwelchen Schlachtfeldern der Welt.
- CA: Die Central Asian Alliance ist ein Zusammenschluss diverser West- und Zentral-Asiatischer Staaten, der im Grunde das ganze Gebiete zwischen der EU und der EAC einschließt. Die CA ist zwar flächenmäßig sehr groß, aber hat sowohl wirtschaftlich und auch militärisch eigentlich nicht sonderlich viel zu bieten, wenn man sie mit den übrigen Supra-Nationen vergleicht.
- AU: Anfang des Jahrhunderts noch den wenigsten Leuten außerhalb Afrikas ein Begriff, begann die African Union als ein Versuch die zerstrittenen und dem Rest der Welt gegenüber fast wehrlosen afrikanischen Staaten an einen Tisch zu bekommen und Wege zu finden, wie die Afrikaner einen größeren Einfluss auf die Prozesse nehmen können, die sich über ihre Köpfe hinweg zwischen den Industrie-Nationen abspielen. Die AU hat Ende des 21. Jahrhunderts einen Stand erreicht, der etwa mit dem der EU heute vergleichbar ist. Vollwerte Mittgieds-Staaten finden sich vor allem in Nordwest- und Süd-Afrika, doch nahezu der vollständige Rest Afrikas besitzt zumindest den Status von "associated Members". Die AU kann vor allem auf viele der reichsten Rohstoff-Vorkommen der Welt zurückgreifen und hat eine Stärke erlangt mit der sie den ehemaligen Industrie-Nationen auf gleicher Augenhöhe gegenüber treten kann. Obwohl militärisch nicht furchtbar wichtig ist die AU wirschftlich einer der wichtigsten Mitspieler auf der Welt.
- LSAN: Die Leage of South American Nation umfasst fast alle Staaten Süd-Amerikas, mit Ausnahme von Argentinien und Venezuela. Obwohl ursprünglich ein Vorreiter des "Neuen südamerikanischen Sozialismus" hat sich Venezuela später zunehmend vom Rest Südamerikas isoliert. Die LSAN ist ein wenig das, was sich Sozialisten in aller Welt immer erhofft hatten. Erheblich anders als der Kommunismus in Russland oder China ist die Politik der LSAN stark auf die Gemeinschaft und Gleichberechtigung der einfachen Bevölkerung und den Schutz vor Ausbeutung durch andere Staaten geprägt.
- PL: Die Persian League (Arbeitstitel) entstand im zweiten Viertel des 21. Jahrhunderts. Nach dem Zusammenbruch des fundamentalistischen Islamismus im Iran begann die PL zuerst als Bündniss zwischen Persien, Pakistan und Afghanistan zum Kampf gegen islamistische Terroristen und Rebellen. Knapp ein halbes Jahrhundert später hat sich die Lage in der Region einigermaßen beruhigt und die Region zu einem der neuen Aufschwungs-Zentren in der Welt entwickelt.
- Indien ist weiterhin ein eigenständiges unabhängiges Land, aber schon aufgrund seiner riesigen Bevölkerung und witschaftlichen Fortschritts zu Beginn des Jahrhundert durchaus einer der Global Players in der Welt. Zwar kleiner als die Supra-Nationen kann Indien durchaus bei vielen Dingen mitreden.
- Das größte Problem, mit dem die Welt politisch zu kämpfen hat, ist Seperatismus. Nachdem anfang des Jahrhunderts von den Großmächten diversen kleinen Regionen Unabhängigkeit zugesprochen wurde kam es irgendwann zu einer inflationären Welle von Seperatismus-Bewegungen. In Schottland waren schon lange Autonomie-Bestrebungen im Gange und die Unabhängigkeit für Quebec und das Baskenland waren auch nichts neues. Aber die Entwicklungen kippten nur neues Öl auf das Feuer und überall in der Welt sahen sich diverse kleinere und obskure Grüppchen dazu motiviert jetzt auch ihrem Unmut Geltung zu machen und die Gunst der Stunde zu nutzen um auch für sich ein wenig Unabhängigkeit zu ergattern. Nord-Irland, Kurden, Palästinenser, Cornwall, Taiwan, Alaska waren nur die bekanntesten unter einer Gruppe von sehr vielen mehr. In den meisten Fällen waren es nur kleine Minderheiten, die vom Rest der Bevölkerung nicht sonderlich ernst genommen wurden, doch mit der Zeit verselbstständigte sich das ganze Mehr und Mehr und entsprechende Gruppen wurden zunehmend Radikaler und problematischer für die Regierungen. Neben den Supra-Nationen gibt es bald schon an die Hunderte Zwerg-Staten und es gibt kaum ein Land in der Welt, dass sich nicht mit irgendwelchen Möchtegern-Seperatisten rumschlagen muss.
Die Soziale Welt
- Einer der radikalten Änderungen für die Menschen des 21. Jahrhunderts war der rasante Rückgang der Weltbevölkerung. Nachdem man sich zuerst daran gewöhnt hatte, dass alle paar Jahre eine weitere Milliarde Menschen hinzu kommt kam die Erkenntniss, dass die Bevölkerungszahlen tatsächlich zurück gingen, vollkommen überraschend. In Europa und Teilen Ost-Asiens war man schon länger darauf vorbereitet gewesen, doch der Geburten-Rückgang stellte sich als deutlich stärker heraus als lange angenommen. Letztendlich war es aber ein Virus, dass zum Zerfall der DNA füht, dass die Weltbevölkerung rapide schrumpfen ließ. Infizierte Personen ziegten etwa im alter von 50 erste Symptome, die innerhalb weniger Wochen tödlich endeten und die Geburtenraten in den betroffenen gebieten waren schon in den vergangenen 30 Jahren stark zurück gegangen, da infizierte niemals gemeinsame Kinder haben konnten und häufig auch vollkommen Steril waren. Zum Ende des Jahrhunderts liegt die Weltbevölkerung nicht wie erwartet knapp unter 9 Milliarden sondern bei gerade einmal 4 Milliarden. Arbeits-Mangel ist allgegenwärtig und Über-Produktion fast schon die Regel. Gleichzeitig werden riesige Landstriche fast vollkommen von der Bevölkerung verlassen, die in Gegenden zieht in denen noch genug Menschen leben um die Infrasteruktur aufrecht zu erhalten. Industrie-Ruinen und Geisterstädte sind selbst mitten in den großen High-Tech Nationen zu finden und die Menschen sind noch dabei sich mit der neuen Welt-Situation zurecht zu finden. Überlegungen, dass die Erde auch ohne Menschen sehr gut zurecht kommen würden tauchen im Denken vieler Menschen gehäuft auf.
- Die Technisierung der Welt ging immer weiter Bestätig ihren Gang und Großstädte wurden zu vollkommen künstichen Objekten, in denen selbst die häufig großzügigen Parks mehr und mehr den Charakter von Erholungs-Einrichtungen aus biologischen Bauteilen annahmen. Obwohl eine Entwicklung sich schon länger abzeichnete waren es die Anblicke der zerfallenden und überwucherten Ruinen nach dem Bevölkerungs-Rückgang, die bei den Menschen zu einem Umdenken führten die Welt nicht länger künstlich zu begradigen und auszupflastern, sondern dem Wildwuchswieder viel mehr Raum zu geben. Nachdem die Grundstückspreise implodiert waren wurde es möglich mehr und mehr Platz für neue Bauprojekte einzuplanen und moderne Wohngebieten weisen in der Regel gleich viel oder sogar mehr Grünflächen auf als bebaute Flächen. Schlanke, schmale Bäume und kurz gemähte Rasen sind dabei vollkommen außer Mode gekommen und alles was irgendwie verdecken kann, das man sich mitten in einem Wohngebiet befindet, wird von den Menschen freudig angenommen. Hochhäuser existieren vor allem noch in den großen Banken- und Handels-Vierteln, aber als Wohnraum sind sie fast unmöglich an den Mann zu bringen.
- Irgendwann stellten die Menschen fest, dass sich Städte wie New York, Tokyo, Berlin und Moskau zunehmend weniger voneinander unterschieden und das so ziemlich alle Städte auf der Welt mehr und mehr austauschbar wurden. Mit der zunehmenden Verbreitung von Englisch als Alltagssprache außerhalb des eigenen Zuhauses bedienten Fernsehsender und Zeitungen den gesamten Weltmarkt und Sendungen und Filme wurden zunehmend so produziert, dass sie die Menschen in aller Welt ansprechen. Doch irgendwie fehlte den Menschen dadurch etwas und es kam zu einer praktisch weltweiten Bewegung sich mit der Vergangenheit und traditionellen Kultur der eigenen Heimat zu beschäftigen und auf die weise zu einer individuelleren Identität zurück zu finden. Die Stimmen von Historikern und Kultur-Wissenschaftlern mit ihren Hinweisen und Richtigstellungen gingen schnell unter, denn die Menschen wollten nicht das, was autentisch ist, sondern das, was ihren idealisierten Vorstellungen entspricht. Da hängt man sich Waffen an die Wände, die es nie gegeben hat, oder man hält vollkommen fiktive Symbole für uralte traditionelle Runen. Quasi so, wie wenn sich heute jemand irgendwas chinesisches Tätowieren lässt oder Kinder mit Palli-Tüchern rumlaufen. Die eigentliche Bedeutung verschwindet teilweise vollkommen und wird von den Idealvorstellungen der Gegenwart ersetzt. Das ist von meiner Seite aus aber nicht negativ gemeint, sondern begründet warum in der Zukunft so viele Gebäude und Klamotten auf alt getrimmt sind (was ich von ästetischer Seite irgendwie cool finde), und macht es auch unerheblich, dass ich selber ja auch nicht wirjlich weiß mit was für Symbolen ich andere Kulturen vollkleister.