Ob das eine Kunstform ist? Keine Ahnung!
[Warnung: Text könnte schwurbelig werden und für jemand, der mein Gebastel nicht so kennt, schwierig zu verstehen. Wenn ich hier versuche, alles zu erklären, streuen sich die eigentlichen Aussagen zu weit auseinander. Ich entschuldige mich im Voraus. Und verweise auf meinen Weltenthread]
Jedenfalls fühlte ich mich in letzter Zeit sehr unzufrieden und unschlüssig, wie ich meine Hauptwelt Zr'ton weiterentwickeln soll. Auf eine gewisse Art und Weise fühlt sie sich "fertig" an, obwohl nur ein klitzekleiner Teil, sowohl zeitlich, als auch räumlich, überhaupt bebastelt ist. Das kommt zum einen durch das sehr eng gesetzte Narrativ von Chton's'chr, dessen Eckpfeiler mittlerweile sehr fest stehen und das, um für mich zu funktionieren, eine gewisse Alleinstellung braucht. Die Leute dort müssen die ersten sein, die etwas ähnliches versuchen, sie dürfen keine Geschichte haben, aus der sie lernen können.
Ich versuche jetzt die Flughöhe zu erhöhen und die fundamentalen Strukturen rauszuarbeiten, die ich auch für den Rest von Zr'ton gerne anwenden würde.
1. Punkt: Irrtum und Imperfektion: Es ist in eigentlich allen Ereignissen ein Aspekt eines Irrtums mit dabei, der einfach die Beschränktheit der Wesen verdeutlicht. Irgendwas funktioniert nicht so, wie es geplant war, und niemand versteht die Welt so wirklich, wie sie ist. Zr'ton und meine anderen Welten eigentlich auch sind keine Welten für Leute, die ganz genau zu verstehen glauben, wie die Welt funktioniert. Also in diesem Sinne keine Welt für Igors. Aber in dieser Imperfektion nach etwas zu suchen, wofür es sich doch zu kämpfen lohnt, mit den besten Absichten alles richtig machen zu wollen, aber dann doch zu scheitern, das gehört eben auch dazu.
2. Punkt: Radikaler Pseudorealismus. Schwer zu beschreiben. Es ist extrem wichtig, dass nichts auf der Welt durch irgendwas auch nur im Entferntesten an Magie Erinnerndes abspielt. Es baut sich alles aus Naturgesetzen zusammen, die nicht mehr kontorlliert werden können als hier auf der Erde -wieder Imperfektion. Es muss aber nicht alles nach unserer Physik sicher funktionieren, sondern ich muss mir nur die Illusion erzeugen, dass das geht. Wichtiger ist da der "statistische Realismus". So Dinge wie Einwohnerzahlen, Entfernungen und Zeiträume sollten so verteilt sein, dass es sich real anfühlt. Schwierig, wenn nur in einer Zeitperiode gebastelt wird, wo dann nicht Tausende Kilometer entfernt ziemlich gleichzeitig die interessanten Sachen passieren sollen. Vor Chton's'chr will ich nicht zu weit gehen, weil das den Pioniergeist von Chton's'chr einschränken würde und nach Chton's'chr will ich nicht gehen, weil ich das Gefühl habe, dass ich da die Auswirkungen des Untergangs der Stadt berücksichtigen müsste, die ich noch nicht so genau festgelegt habe.
3. Punkt: Parallelität ohne direkte Äquivalenz. In irgendeiner Weise soll Zr'ton auch ein Spiegelbild der Erde sein, nur dass alles anders ist. Also in den Details: Die Wesen, die Pflanzen, die Länder, die Gesellschaft: Da soll es keine direkten Äquivalenzen geben. Erst im Abstrakten soll es sich wieder vereinen. Vielleicht auch nur mit der Version der Erde, die ich in meinem Kopf habe. Beide sollen sich dabei gleich organisch und gleich granular anfühlen. Natürlich nur im Fokus, da ich ja Zr'ton in der Masse nie so umfangreich werde bedecken können.
Wie mach ich daraus jetzt mehr konkretes Weltmaterial? Ich sehe drei Möglichkeiten: Ich kann weiterhin weit entfernt von Chton's'chr zeitlich undefinierte Schlaglichter setzen und hoffen, dass ich irgendwann daraus einen Kontext bauen kann, mit dem das ganze für mich funktioniert. Da ich das so seit mehr als fünf Jahren, vor allem während der WBO, versuche, würde ich sagen, dass ich diesen Ansatz erstmal ruhen lassen sollte. Die zweite Möglichkeit ist, vom Fokus Chton's'chr aus zeitlich und räumlich zu expandieren, sodass das Narrativ weiter gestärkt wird. Solche Versuche haben im Rahmen des Slowbastelns (2017-10, 2017-11, 2018-07 und 2019-04) schon teilweise funktioniert, aber oft bin ich dann doch zu vorsichtig und zu langsam. Die Städte um Chton's'chr kenne ich mittlerweile halbwegs, aber bis zum sich selbst tragenden "zweiten Ring" bin ich noch nicht vorgedrungen. Und genau den bräucht ich glaube ich, um wirklich voranzukommen.
Die dritte Möglichkeit ist die spannendste und wohl auch schwierigste: Ich versuche, irgendwo einen narrativen Fokus zu finden, der mich genauso fasziniert wie Chton's'chr und den ich als zweite Grundsäule der Geschichte in die Welt einbauen kann. Wo kann das zeitlich hin, dass das Chton's'chr nicht in die Quere kommt? Wo kommt es thematisch hin? Kann ich das Motiv, etwas Ambitionierts zu versuchen und dabei zu scheitern, nochmals verwenden oder muss ich das abwandeln?
Schwierig, schwierig, das alles. Genug für heute, ich geh schlafen