[Ruralpunk] aus der Heimat

  • Mir wurde schon damals gesagt, dass Ruralpunk zwar ein schöner Name ist, aber nicht so recht passt. Heute stimme ich zu. Um mich daran zu erinnern, was diese Welt eigentlich für einen Zweck hat, nenne ich sie nun "aus der Heimat". Der Eingangsmythos verweist auf die Menschen, die die Natur ausbeuten, ich bin heute weniger daran interessiert. Ich möchte viel mehr düstere Märchen, deutsche Geschichte, Heidentum und Katholizismus durch meine Sicht erkunden. Weshalb ich den Krimi erstmal liegen lasse und vielleicht später wieder aufgreife und stattdessen ein Märchen begonnen habe:

    MÄRCHEN

    Es war einmal ein alter Bauer, der mit seiner Tochter in einer kleinen ärmlichen Hütte lebte. Jeden Tag bestellt er das Feld und ging in den Wald zum Grab seiner Frau. Als es Winter wart und ein tiefer Frost die Welt in Schnee und Eis gehüllt hatte, stapfte der Bauer wie jeden Tag in den Wald. Als er am Bruch vorbei ging, hörte er dumpfe Schläge. Er sah sich um, doch da war niemand im Schnee umher. Es pochte weiter, mit immer mehr Eifer. Der Bauer folgte dem Geräusch und trat auf einen zugefrorenen See. Das Eis knackte, doch hielt fest. Langsam ging er zur Mitte des Sees, wo das Hämmern seinen Ursprung hatte. Er wischte den Schnee beiseite und sah eine Frau, blassgrün mit rotem Haar, die unter dem Eis gefangen war. Um sie schwebten Leichen, tote Frauen der gleichen Sorte, ertrunken im Wasser. Ihre Augen flehten ihn an und obwohl der alte Bauer wusste, dass Moorjungfrauen jeden Menschen in den Tod ziehen, der sie erblickt hatte, begann er das Eis mit seiner Axt zu zerschlagen. Die Moorjungfrau wurde schwächer und begann zu sinken. Als der Alte sie packte und aus dem eisigen Wasser zog, spuckte sie Wasser, doch blieb kalt und regungslos. Er hob das Mädchen wie eine Braut mit Flosse und eilte Heim. Dort legte er die blasse Gestalt in die Wanne und wartete. Das Eis auf ihrer Haut begann zu schmelzen, doch die Farbe kam nicht zurück. Er beschloss am Grab zu beten und seine Frau um Hilfe zu bitten. Er eilte davon.
    Als die Tochter Heim kam, war der Vater nicht da. Sie zog ihren Mantel und Pelze. Die Tochter trat in den Waschraum und erschrak beim Anblick der jungen Frau in der Wanne. Tiefgrün war diese, mit blutrotem Haar und einem Unterleib wie von Fisch.

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    Leider habe ich das Märchen auch über eine Woche später nicht fertig geschrieben. Ich poste es trotzdem, vielleicht hab ihr ja einen guten Gedanken wie es weitergehen könnte. :)

  • Hei Tö ^-^


    Das wär natürlich eine gute Gelegenheit, um den Twist einzubauen, dass die Moorjungfrau auf diese Art nicht nur ein Opfer hätte, sondern eben in diesem Fall zwei, nämlich die Tochter und den Bauern, und dass nur ein bisschen Geduld und Schauspiel genügt hatte, um zum Haus des Bauern geführt (bzw. getragen) zu werden.

    Und die Moral von der Geschicht wäre dann vielleicht, dass man Moorjungfrauen niemals trauen sollte, egal, wie hilflos sie auch erscheinen mögen.


    Das wär vielleicht auch ein klarer Fall von Captain Obvious.


    Hm, aber es wär auch eine Gelegenheit, um sagen zu können, dass es sich bei dieser Moorjungfrau eben um die verstorbene Frau des Bauern handelte. Aber funktionieren diese Wesen denn so? Hm, aber fürs Märchen wär das vielleicht egal, dann würde das halt einfach nicht stimmen... Na gut, aber die Frage wäre trotzdem, wie um alles in der Welt diese Moorjungfrau in diesen See gelangt ist.

    Wenn nun der Bauer das Grab seiner Frau leer vorfindet, kann die Leser*in sagen "Ha, das ist nämlich die verwandelte Frau!", aber so ein See braucht doch seine Zeit, um erst zuzufrieren, oder ist sie an anderer Stelle hinein, und fand dann eben nicht mehr heraus? Fragen über Fragen.


    Nun ja, das sind jedenfalls meine Gedanken ^.^ vielleicht helfen sie Dir ja


    Übrigens ist das richtig toll geschrieben :3

  • Zu Ostern bekam Henning ein seltsames Spiel geschenkt. Es kam in einer bunten Pappschachtel wie Malefiz, aber es hatte kein Spielbrett nur ein dünnes Heft mit Spielregeln und simplen Zeichnungen. Und Würfel! Aber nicht nur die normalen Würfel, sondern fremdartige mit neuen Formen und viel mehr Seiten. Die fand Henning besonders toll. Ohne sich das Heft genauer anzusehen spielte er mit den tollen Würfeln. Seinem kleinen Bruder sagte er, dies seien Hexenwürfel.

    Das Heft jedoch war seltsam. Da waren Bilder von Abenteurern drin die gegen Monster kämpften oder von diesen verletzt wurden. Die Regeln aber verstand er nur halbwegs. Jemand "leitete" das Spiel und die anderen machten sich Charaktere. Er hatte noch nie von so einem Spiel gehört. Henning war skeptisch, aber die Würfel überzeugten ihn, dass dies vielleicht doch ein famoses Spiel sei, also verbrachte er den Ostermontag damit das Heft zu studieren.


    Mein RPG-System Osmium und die Welt Poly (Umbenennung wahrscheinlich) werden somit zur Metawelt innerhalb Ruralpunks. Danke an Daywar fürs Umparken. :)

  • Henning verstand die groben Regeln halbwegs.

    Die Charaktere bekämpfen Monster und rauben Schätze, dafür bekommen sie Erfahrung. Dunkelheit ist gefährlich, denn man kann die Monster nicht sehen. Und er als Spielleiter würde die ganze Welt spielen. Darauf freute er sich besonders. Er hatte zwar keine Ahnung was "Dungeons" waren, aber der Text beschrieb unterirdische Kammern und Gänge, Burgen und Kathedralen. Henning wusste das Kathedralen riesige Kirchen waren, aber er hatte noch nie eine gesehen. Burgen und Schlösser gab es einige in und um kn.

    In den Charakterregeln gab es Zwerge, Elfen und Menschen. Henning fragte sich, ob Nehlen als Menschen zählen würden? Obwohl die doch viel größer waren. Er fand zwar einen kurzen Kommentar zu Amazonen, aber die wurden im Heft nicht näher beschrieben.

    Die Welt vom Spiel war wohl sehr alt, es gab keine Ritter mit Eisenrüstungen, nur Bronze. Und richtige Länder gab es auch keine. Nur Städte und Dörfer -ein bisschen wie kn und Klein-Quakenbrück- dachte sich Henning. Aber es gab Hexen, oder zumindest böse Zauberinnen! Henning las alles zu den Bösewichten. Kultisten die Menschen ihrem Götzen opferten, grausame Ritter die Angst verbreiteten und Mafia die mit Folter und Entführung drohte. Im Heft stand, dass Sklaverei grundsätzlich böse sei, aber gab es denn nicht ganz viele Sklavenhalterinnen in kn? Waren die etwa alle böse?

    Henning hatte große Freude sich seine eigene Rollenspielwelt auszumalen. Jetzt fehlten ihm nur noch Spieler...

  • CN: Krieg

    Irene wartete. Die Vögel zwitscherten und die Bäume waren noch sehr grün, obwohl Erntedank schon vorüber war. Sie blicke auf die Kirchturmsuhr in der Ferne, kurz vor elf Uhr, doch das Gleis stand noch immer leer, bis auf eine Katze die darüberhuschte. Mägde schleppten lachend Holzscheite und Wassereimer an ihr vorbei, an jedem anderen Tag wäre sie auch unter ihnen gewesen, aber sie hatte ihren Grundherr, Mölchers Detlef, darum gebeten Katja abholen zu dürfen. Sie war nervös, sie hatten nur ein offizelles Schreiben bekommen, dass Katja von der Front zurückversetzt wurde in die Heimat. Einige junge Männer und wenige Frauen waren aus dem Dorf eingezogen worden. Bördings Uwe fiel schon in den ersten Monaten des Kriegs und war inzwischen auf dem Friedhof neben Lotte und Opa Hannes begraben. Irene sah Helga jeden Tag am Grab knien und beten. Obwohl Щ auf der Karte gar nicht so weit entfernt schien, bekamen sie wenig mit vom Krieg. Klar, hin und wieder wurde schweres Gerät per Dampflok an die Front gekarrt und viele Erntemecha wurden verstaatlicht und gerüstet, aber das Radio sprach nur selten von den Kämpfen und dann auch nur um von Erfolgen zu berichten. Viele der Frauen fürchteten um ihre Kerle und hatten Angst bald neben Helga zu knien. Sie selbst war so glücklich gewesen zu hören, dass ihre Katja, ihre Soldatin wiederkommen sollte. Irene erinnerte sich noch daran, wie stolz sie ausgesehen hatte mit ihrer grünbraunen Uniform mit Rucksack und dem stählernden Helm und Gewehr.

    Es schlug elf Uhr.

    Katja schien geboren für den Schützengraben. Solange sich Irene erinnern konnte, hatte Katja im Dreck gespielt. Vor allem wenn ihr Sonntagskleid wieder mit Schlamm bedeckt war bekam sie Prügel von ihrem Vater. Seit sie 16 war trug sie nur noch Hosen wie die Knaben und fing bald als Torfstecherin an. Dann sah Irene sie im Moor, mit gebundenen Haaren im schwarzen Boden stechen und wuchten. Sie guckte Katja gern bei der Arbeit zu und brachte ihr hin und wieder frische Milch. Den Krug musste Irene ihr zum Mund führen, da ihre Hände komplett schwarz vom Torf waren. Wann immer es nicht ganz klappte und Milch aufs Moor tropfte, prusteten sie vor Lachen und noch mehr Milch lief von Katjas Gesicht. Manchmal bekam Irene sogar einen Kuss von Katja. Einen ganz kleinen, ungesehenen. Dann wurde sie immer rot und machte sich schnell davon. Sie vermiste Katja.

    Ein Rattern und eine unübersehbare Qualmwolke kündigte die alte Dampflok an. Irene hatte Bauchschmerzen vor Nervosität. Als sich die Wagons öffneten, kamen nur wenige Menschen heraus. Doch im allerletzten Wagon stiegen, einer nach dem anderen, Soldaten aus. Als sie näher kam, erkannte sie keinen einzigen von ihnen, sie waren nicht von hier, aber sie trugen etwas. Nein, sie trugen wen.

    Katjas Körper war klein. Ihr fehlte ein Arm. Ein Bein. Ihre Kameraden luden sie ab und sprachen auf Irene ein, als sie vor Katja auf die Knie fiel. Irene weinte, weinte einfach nur ihre abgemagerte Soldatin in die Arme geschlossen und merkte nichts von den Soldaten die sich abwendeten und Zigaretten anzündeten. Katja drückte ihr Gesicht in Irenes Schulter, als ihr selbst die Tränen kamen. Sie sprachen nicht, sie konnte es nicht, sie klammerten sich nur aneinander. Als die Soldaten schon wieder eingestiegen waren, die Lok abfuhr und noch immer Leute aus der Distanz auf die beiden niederen Frauen starrten, schlang Irene das Gewehr über die Schulter und hob Katja vorsichtig hoch. Sie trug sie wie eine Braut, wie eine Maid errettet von ihrem Ritter. Katja war so viel zu leicht, trotz des Rucksacks und des baumelnden Stahlhelms. So gingen sie still schluchtzend bis hinauf zum Hof. Niemand im ganzen Dorf vergaß je den Anblick. Tränen und Stärke lägen so nah bei einander sagten sie noch lange Jahre später.


    Ich habe diesen Anblick, dieses Bild der verstümmelten Soldatin in dem Armen ihrer weinenden Liebsten schon seit Jahren im Kopf. Eigentlich müsste ich es malen, tja jetzt habe ich es geschrieben.

    Danke an Alpha, der mir immer wieder zeigt, was alles geht! :heartb:

  • Nehlen in Ruralpunk

    In Ruralpunk sind Nehlen gefürchtet. Kindern bringt man bei leise vor ihnen zu fliehen und nachts artig im Bett zu bleiben, sonst holen einen die Nehlen. Es gibt sogar nen Kinderreim:

    "Warte ab und bleib ganz still,

    die Nehlen gehen um.

    Wer jetzt rennt oder lacht

    der wird kurz gemacht.

    Kehle durch, in' Sack hinein,

    du kommst nie mehr Heim.

    Die Nehle tut was sie will.

    Bleib ganz still. Bleib ganz still."

    Den Nehlen wiederum ist es ganz Recht im Morgengrauen ungestört durch die Wälder und Felder ziehen zu können. Es kommt nicht häufig vor, dass eine Nehle mit einem Ruralpunker reden will, doch ist es jedes Mal ein reiner Terror für diesen. Er wird danach zur Kirche rennen zum Beten und Beichten; den Schutzheiligen Kerzen anzünden zum Dank überlebt zu haben.

    In Ruralpunk ging man davon aus, dass Lotte Delm von den Nehlen verschleppt wurde. Als ihr Leichnam ein halbes Jahr später im gefrorenen Moor gefunden wurde, war man sich jedoch nicht mehr so sicher.


    Die Hexenallee

    Es führt ein alter Weg durch den Wald in Ruralpunk, doch niemand geht ihn. Alte Bäume stehen entlang des Weges. Ihre Wurzeln, als diese noch ganz frisch und klein waren, wurden geflochten zu einer einzigen langen Wegstrecke. Tierschädel sind an manchen Stellen, wie zu wichtigen Markierungen eingearbeitet. Dieses Kopfwurzelpflaster ist verflucht, wenn man den Ruralpunkern glauben darf. Es sei ein Hexenweg der übelsten Sorte und am Ende der Stecke soll sich ein Tor zur Hölle befinden.

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