Schicksale, gewissenhaft gewebt

Liebe Bastler, die Weltenbastler-Olympiade hat begonnen, das WBO-Tool ist vorbereitet. Bitte meldet euch schnell an. Viel Spaß dabei!
  • Unter all den anderen Zetteln und Zeichen liegt ein Stück Papier, das aussieht, als sei es von jemandem bereits vor langer Zeit vergessen worden und als seien auch schon einige Besucher draufgetreten. Es hat die Eigenschaft, auch sofort wieder vergessen zu werden, wenn es nicht gerade im Blickfeld liegt. Selbst dann ist es, als würde das Papier verschwimmen, als würde der Blick davon abgleiten und lieber etwas anderes fokussieren. Es ist so unwichtig, dass es ein beinahe unangenehmes Gefühl hervorruft, wenn man zu lange in seine Richtung schaut.


    Gelingt es dennoch, die blassgrauen Zeichen auf dem Papier zu entziffern, so kann man dort lesen: "Ferner Liefen". Ein Name?


    Welches Stück Papier?

  • Die Weberin seufzte zufrieden, als sie das Kärtchen mit den geschwungenen und äußerst hübsch anzusehenden Lettern in den Schlund ihres Gefäßes warf. Wie von selbst tänzelte das Kärtchen durch die Luft und wirbelte einige Male um die eigene Achse ehe es tief im Bauch des magischen Gefäßes landete. Ein betörender Duft entstieg ihm alsbald und in ihm flüsterte eine sanfte Stimme das Schicksal:


    ShanZu y Keei – war gesegnet mit der Gabe des immer gelingenden Erstversuchs. Alles, was ShanZu y Keei in die Tat umsetzen wollte, gelang stets und mit glänzender Anmut. Doch hüte dich stets davor, was du beabsichtigst – es wird sich ganz bestimmt erfüllen.



    Ein Kichern entrang sich ihrer Kehle, als die Weberin das zerknautschte Papier zwischen ihre Finger nahm. Hopsend und leichtfüßig begab sie sich zu ihrem Gefäß, das schon aufgeregt hin und herzuspringen schien, und warf das Papier hinein. Ein lautes Gackern und Lachen stieg in die Luft und füllte den gesamten Raum mit einem kitzligen, unbeschwerten Gefühl.


    Beppe – war erfüllt von kindlicher Unschuld. Beppe gab nicht viel auf das komplizierte verbürokratisierte Leben der Wirtschaftsgesellschaften. Sie liebte es, ihrer Verspieltheit Ausdruck zu schenken. Damit verzauberte sie auch andere Wesen um sich herum.



    In den Schlingen ihres Geistes suchte die Weberin nach einer alten Erinnerung. Sie schien so weit weg zu liegen, dass es äußerst mühsam war, weiter nach ihr zu greifen. Dieses Papier. Jawohl, dieses Papier. Alles in ihr weigerte sich, einen weiteren Gedanken an dieses Papier zu verschwenden. Langsam schlurfte die Weberin zu ihrem Gefäß und blickte hinein. Sie blickte sehr tief hinein und noch tiefer, bis sie selbst das Gefäß war. Und tief am Boden, der sich immer weiter von ihrem Fokus wegzubewegen schien, schimmerte ein welkes Stück Papier. Sie streckte ihre Finger danach aus, dehnte sich selbst wie Kaugummi in einer immer langsamer und blasser werdenden Blase aus vergessener Zeit. Da war es. Zwischen ihren Fingern und es zerrann alsbald, so, als wollte man nach Nebel greifen. Ein leises Echo flimmerte heran und verkündete von einem sonderbaren Schicksal.


    Ferner Liefen – besaß die Gabe, schmerzhafte Erinnerungen in wohltuend wogende Sinneseindrücke zu verwandeln. Auch unschöne Erinnerungen verblassten einfach vor dem Hintergrund des dahinschmelzenden Vergessens. Die Schönen aber blieben erhalten und schenkten auf unbestimmte Zeit ein wohlig warmes Gefühl.

  • Schritte erklingen, unberührter Schnee wird unerbittlich unter schweren Stiefeln zermalmt. Ein Paar bewegt sich selbstsicher und fest, das andere wuselt nervös umher.

    "Seid Ihr sicher, daß wir hier richtig sind, Hofmarschall? Man könnte meinen, hier hätte sich lange nichts mehr getan ..."


    Keine Antwort, nur ein leises Knistern, als sich auf der Innenseite der Türe Eisblumen in Form eines Handabdrucks bilden.


    "Wer weiß, was für Gesindel uns hier auflauern könnte. Herrje, warum schickt Ihr nicht einfach einen der Sklaven, da ist es nicht schade drum, wenn mal einer verloren geht."


    Langsam zieht sich die Spur an Kälte nach unten, wohl als die Gestalt auf der anderen Seite bedacht in die Hocke gleitet.


    "Und überhaupt, Ihr wißt ja, was ich von solch unsinnigem Hokuspokus halte. Zum Schluß läßt uns der junge Fürst noch im Orbit aus der Luftschleuse werfen, wegen Hochverrats und Paktiererei mit den kaerun-verfluchten Hexen!"


    Hörbar tut der Sprecher seine Frustration in einem lauten Seufzen kund, als sein schweigender Begleiter offenbar einen Brief unter der Tür hindurchschiebt. Feinstes, schneeweißes Pergament ist mit rotem Wachs versiegelt, welches eine auf zwei Beinen stolz emporragende Kreatur mit verästeltem Geweih ziert. So kostspielig der Umschlag aber auch sein mag, die mit Silberrändern veredelte Karte darin enthält nichts weiter als zwei Worte:

    Nikodeimo Torastris

    Bring me your soul, bring me your hate
    In my name you will create
    Bring me your fear, bring me your pain
    You will destroy in my name

    - Les Friction, Dark Matter

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