[Schlaufe] Aus der Zentrale

  • Als Sebastian Sampelmann die Zentrale betrat und sich umsah, stieß er innerlich einen kleinen Triumphschrei aus. Endlich konnte er mal alleine mit dem jungen Herrn Huber sprechen. Zentralsortierer Wurm hüpfte wie üblich auf den Apparaturen im ersten Stock herum und Franz Xaver Korbinian Huber saß unten auf einem Stuhl und betrachtete gelangweilt die Anzeigen. Sebastian holte Luft. Dieses Gespräch konnte sehr verschiedene Verläufe nehmen.


    „Guten Morgen, Herr Huber! Darf ich mich zu Ihnen setzen?“


    „Griaß Eana Samplmann. Wenn’s moana. Gibt’s wos wichtigs?”


    „Nichts Spezielles. Aber ich würde mich gerne über ein paar Dinge erkundigen bei Ihnen. Wir befinden uns im Moment in einer kritischen Phase und einige aktuelle Entwicklungen haben das etwas verschärft. Wie Sie ja sicher mitbekommen haben, hat unsere werte Kollegin Frau Juspels uns leider verlassen.“


    „Ja. Da hob i jetz nix dagegn ghabt. D’Jusplerin hat si immer wega irgndwos aufgregt. Is gmiadlicha worn seitdem’s weg is.“


    „Es mag sein, dass Sie beide vielleicht allzu gut harmoniert haben. Dennoch, Elvira Juspels hat uns in den letzten Jahren sehr weitergebracht und viele Aufgaben übernommen, die nun nicht mehr in dieser Form erledigt werden können. Ich bedaure Ihr Ausscheiden zutiefst!“


    „Is wias is.“


    „Wie geht es Ihnen Herr Huber?“


    „Wias ma geht? Normal hoid.“


    „Wissen Sie, ich mache mir nach dem Abgang von Frau Juspels Sorgen, dass uns noch mehr Zentralenmitglieder verlassen könnten. Und bei Ihnen… ich habe bemerkt, dass Sie sich im Moment nicht allzu sehr einbringen. Wenn ich irgendetwas tun kann, dass Sie sich wohler fühlen… wissen Sie, auch wenn ich nicht mehr im offiziellen Auftrag der RheinRuhr-Aufstrich-Consulting hier bin, will ich meine Rolle als Berater und Prozessoptimierer immer noch wahrnehmen.“


    Der junge Herr Huber sah ihn etwas verwirrt an. Erst jetzt, aus dieser Nähe fiel Sebastian auf, wie jung er wirklich war. Zumindest die Hälfte seines Gesichtes, die nicht durch eine Metallprothese ersetzt worden war. Vielleicht war er noch nicht einmal volljährig. Von den meisten Zentralenmtigliedern stand mittlerweile eine Altersapproximation in der Datenbank, doch der Junge hatte dem Aufruf, das einzutragen, nie Folge geleistet.


    „Ah und jetzt wo ihre Freindin d’Jusplerin weg is, gengan’s zu mia, damit i eanan huif bei eanene deppatn Pläne.“


    „Herr Huber, ich wollte schon längst mal mit Ihnen sprechen. Ich habe mich nie wirklich für das Dialektmalheur entschuldigt, dass bei meiner Ankunft damals passiert ist. Wissen Sie, ich bin sehr dankbar, dass Sie mich von der Consultingagentur-Kontrolle befreit haben und ich rechne es Ihnen hoch an, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, hier zu bleiben, insbesondere den Kolleginnen Degor ZXP und Erzmagierin Welan. Es gab viel zu tun und leider bin ich der Konversation mit Ihnen ein wenig aus dem Weg gegangen. Außerdem: Wie Sie vielleicht wissen, hatte der Autor dieser Texte in letzter Zeit seinen Fokus auf anderen Projekten und es wäre schade gewesen, wenn diese Konversation hier so ganz unbeobachtet stattgefunden hätte. „


    „Des is des Meta vo dem imma alle redn?“



    „So ungefähr. Ich bin hier auch noch Laie. Jedenfalls: Es tut mir außerordentlich leid, dass meine erste Phase von so vielen Unannehmlichkeiten begleitet war, insbesondere für Sie persönlich. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen.“


    „Scho guad. I bin ned nachtragnd. I wui bloß mei Rua. Und i geh a ned weg. I hob nirgnds andas zum higeh.”


    “Das ist schon mal beruhigend. Vorneweg: ich habe nicht die Absicht, Sie groß in unsere Strategiediskussionen einzubinden. Glauben Sie mir, mit der Erzmagierin, Kapitänin Daywar, Degor und dem Herrn Oberstudienrat habe ich genug adäquate Gesprächspartner. Nein, mir ist bewusst, dass sie am besten für Individualaufgaben geeignet sind.“


    „Kenna Sie eigntlich bloß Wörta mit mindestens dreißg Buchstabn?“


    „Gelernt ist gelernt würde ich sagen in diesem Fall. Und man kann jetzt auch nicht behaupten dass Sie sprachlich besonders anpassungsfähig sind. Wir kriegen das schon hin. Jedenfalls: Mir ist aufgefallen, dass Sie ein sehr guter Skifahrer sind.“


    „Hob I lerna miassn. Wann I des ned kunnt hätt, hätts mi ganz schnei dabreslt.“


    „Äh, ich glaube das letzte Wort müssen Sie mir dann doch nochmal erklären.“


    „Dabreslt. I hätts ned ibalebt. I war gstuam.”


    Franz Xavers Gesicht war ernst und trotzig. Sebastian überlegte genau, wie er seine nächsten Worte wählte.


    „Verstehe. Ihre Fähigkeiten sind in jedem Fall beeindruckend. Wirklich, ich bin – in meiner Freizeit – selbst eine Weile Ski gefahren und was sie da alles können in so jungen Jahren. Sie können stolz darauf sein!“


    „Hob i nie so gsehn. Aber danksche!“


    „Ich hatte mich vor wenigen Tagen mit Kapitänin Daywar und Degor ausgetauscht. Elvira…, Frau Juspels hat uns so einige Aufzeichnungen hinterlassen, von Pfaden durch die äußeren Regionen der Schlaufe, aus denen uns diverse Messdaten nützen würden. Und viele dieser Pfade liegen in sehr winterlichen Gebieten. Kapitänin Daywar kann Ihnen Details nennen. Wir hatten uns gefragt, ob Sie bereit wären, die Erkundungsfahrten hier zu unternehmen.“


    Franz Xavers Miene regte sich ein wenig. Er schien ernsthaft über den Vorschlag nachzudenken.


    „I fahr eh vui Schi wann i ned da bin. Derf i amoi oschaun, was des fia Wege san?“


    „Sicher. Eine Route hat mir Kapitänin Daywar auf diesem Modul mitgebracht. Darf ich mal kurz?“


    Sebastian holte das vorbereitete Modul aus der Tasche und steckte es in den Rechner vor ihnen. Nach ein paar Bewegungen tat sich ein dreidimensionaler Pfad mit kompliziert aussehenden Verstrickungen vor ihnen auf. Franz Xaver betrachtete ihn nachdenklich.


    „Des da kenn I. Da geht’s echt guad zum Fahrn.“


    Sebastian lächelte instinktiv. Sie hatten gute Arbeit geleistet, eine Route vorzubereiten, von der sie wussten, dass der Junge schon mal in der Gegend unterwegs gewesen war.


    „Könnten Sie dann einfach mal versuchen, die Messungen dort durchzuführen. Die Kapitänin würde sie mit allen nötigen Gerätschaften vertraut machen. Es würde uns wirklich sehr helfen!“


    „Meinetwegn. I probier’s amoi.“


    „Vielen Dank! Und noch etwas: ich bin mit den jüngeren Zentralenmitgliedern mittlerweile dazu übergegangen, uns beim Vornamen anzureden. Ich würde Sie ungern von diesem Zirkel ausschließen, jetzt wo wir mehr zusammenarbeiten. Darf ich Ihnen also das Du anbieten?“


    „Vo mia aus. Du bist da äitare.“


    „Sehr gut, Franz Xaver! Von dieser Vereinbarung sind unsere älteren Mitglieder natürlich noch ausgeschlossen. Oberstudienrat Öckel, Gosef Gaar, die Frau Erzmagierin, der Herr Zentralsortierer und Kapitänin Daywar. Aber ich hoffe, es wird die Arbeit dennoch ein wenig erleichtern.“


    In diesem Moment betraten Simon Martin und Martin Simon die Zentrale. Franz Xaver sprang auf.


    „Ah, Schichtwechsl! Vui Spaß eich. Und passts auf, sonst bringt eich da Sebastian no a extra Arbeit mit. I bered des Schifoadings mit da Kapitänin dann. Servus.“


    Sebastian lächelte, während der Junge sich anzog und sich mit seinen Skiern auf den Weg machte. Es war schön zu sehen, dass Franz Xaver die Wertschätzung mit etwas mehr Offenheit zurückzahlte. Und es würde Sebastian gar nicht wundern, wenn er in nur wenigen Tagen mehr nützliche Dinge für die Zentrale erledigte als Simon und Martin zusammen.

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


    Unterschätzen Sie niemals das dramaturgische Potential eines Kopfbahnhofes!

  • Gosef Gaar ließ seine Finger in gleichmäßigen Rhythmus auf die Tasten der Schreibmaschine fallen. So richtig dachte er gar nicht darüber nach, was er da gerade schrieb. Die Wörter kamen schon rechtzeitig, darin hatte er Übung. Einhundertachtunddreißig. Es würde vermutlich auch nicht zugänglicher werden als die hundertsiebenunddreißig Bände vorher, aber er musste seinem Ruf ja gerecht werden. Die Gesprächsaufnahmen mit dem Oberstudienrat hatten tatsächlich dazu geführt, dass er ein wenig besser darin geworden war, sich auf eine Art auszudrücken, die auch ungebildeten Wesen nicht völlig unverständlich war. Er war sich nicht sicher, ob sich das auf seine schriftstellerische Tätigkeit ausgewirkt hatte. Gab so wenig Kritiker hier auf der Metaebene. Der Obersudienrat hatte aus Höflichkeit mal ein paar nette Worte zu einhundertsiebzehn gesagt, aber das war mehr gut gemeint als gut gemacht gewesen. Er schätzte Öckels Allgemeinbildung und seinen Verstand, aber ihm fehlte einfach der Kontext der vorhergehenden Bände. Gaar sprang mit den Augen kurz zum Anfang der Seite. Ja, die Pampelmusen, dieser Faden musste auch noch weitergesponnen werden, in Rauten. Dann die Büroklammerüberleitung. Das würde schön die Klammertrilogie aus Dreiundschzuig bis Fünfundsechzig aufgreifen, da hatte er bewusst damals die Vollumrundung verzögert. Gut, dass das jetzt alles wieder da war. Er erinnerte sich mit Grauen an die Zeit, als er sich nur noch an die Titel seiner Werke erinnern konnte, damals, als Sampelmann gekommen war. Einhundertdreiunddreißig würde immer als ein kleiner Schandfleck in seiner Werkliste stehen müssen, da war er gezwungen gewesen zu improvisieren. Das Ergebnis… hatte ihn schockiert, als er sein Wissen wiedererlangt hatte. Es würde noch mindestens zehn Bände brauchen, bis die ganzen Stilbrüche und Aufrauhungen wieder aufgearbeitet waren. War aber auch irgendwie eine schöne Herausforderung.


    „Gosef, grüß dich! Darf ich mich zu dir setzen?“ Er sah auf. Erzmagierin Welan stand vor ihm, mit langer Robe und strengem Haarknoten. Er musste sich konzentrieren, um sein Tippen auf die Tastatur zu unterbrechen.


    „Welan, meine Liebe! Hocherfreut, dich zu sehen! Ich bin gerade im Kreativen zur Büroklammerüberleitung gekommen, endlich kann ich das wieder thematisch-symmetrisch aufgreifen. Stört es dich, wenn ich konversationsparallel weitertippe, es fließt gerade so gut?“


    „Eigentlich… ach mach nur Gosef. Schön zu hören, dass das Schreiben gut vorangeht.“


    „Danke, danke! Wie geht es dir, Welan? Wir haben uns lange nicht gesprochen.“


    „Es geht. Ich bin ein wenig fahrig in letzter Zeit. Es ist im Moment zum Glück eher eine ruhige Phase und ehrlich gesagt bin ich auch ganz froh, mich nicht mehr ständig mit den Forderungen von Elvira auseinander setzen zu müssen, aber irgendwie… es fühlt sich immer noch seltsam an.“


    „Hier in der Zentrale? Vielleicht, möglicherweise, nicht auszuschließen, ja. Ich bin recht gut beschäftigt, im Kreativen und Dokumentarischen.“


    „Das merke ich. Bei mir… schwer zu beschreiben. Ich renne etwas hinterher, was es nicht gibt. Stabilität? Kontrolle? Haben wir doch eigentlich wieder. Gosef, früher war es doch irgendwie anders!“


    „Selbstverständlich. Deswegen war es auch früher.“


    Welan sah erst aus, als wollte sie eine strenge Antwort geben, dann prustete sie aus.


    „Ach Gosef! Vielleicht bin auch ich das Problem. Ich muss akzeptieren, dass ich nicht alles steuern kann.“


    „Möglich. Du machst es dir ja schon im Handeln schwer. Ich habe als Beobachter den Luxus, Veränderungen nur den kreativen Spiegel vorhalten zu müssen. Das ist schon einfacher als die Aufgabe, die dir zugetragen wurde. Grade für meine Wenigkeit.“


    „Du musst dich nicht entschuldigen Gosef. Du warst nie für andere Dinge hier eingeplant. Dafür sind deine Werke, die du hier schreibst, zu gut. Ein Jammer, dass sie kaum jemand liest. Wirklich, es gibt nichts Besseres, was du für die Zentrale tun kannst als einfach weiterschreiben. Ich bin ja eh überrascht, wie sehr du dich an diesem Podcastprojekt mit Öckel engagierst.“


    „Der werte Herr Oberstudienrat organisiert das meiste operativ. Ich muss nicht ausnehmend viel Zeit investieren. Ich hätte initial auch nicht erwartet, dass es so gut klappt. Es ist tatsächlich ein wenig aufregend, ich hatte so etwas Redelastiges zuvor noch nie gemacht.“


    „Ich weiß… ich muss sagen, ich kann dem Thema nicht allzu viel abgewinnen. Grammatik, das ist doch nicht das Wichtigste an der Literatur! Und irgendwann muss das doch auserzählt sein, wie kommt ihr denn jetzt noch zu neuen Themen?“


    „Die Nischen der deutschen Sprache sind nicht zu unterschätzen. Wir haben zuletzt eine ganze Folge zur Verwendung des Wortes „und“ aufgenommen. Könnte eine unserer besten gewesen sein. Aber ein Korn Wahrheit ist da schon: Die naheliegenden Themen sind in der Tat alle schon behandelt, zumindest oberflächlich. Wir haben aber nun mal eine Hörerschaft zu bedienen. Und die Regelmäßigkeit unserer Aufnahmen bringt mir Struktur.“


    „Ja, das tut sie wohl…“ Welan blickte ein paar Sekunden abwesend auf Gosefs Schreibmaschine. Sie schien etwas sagen zu wollen, aber nicht recht zu wissen, wie sie es ausdrücken sollte.


    „In der Zeit, bevor der Oberstudienrat hier war… wir haben damals viel gelesen zusammen. Diese ganzen Theaterstücke aus Thiios.“, sagte sie schließlich.


    „Ich erinnere mich. Ich lese auch jetzt noch überaus gerne darin. So einiges versteht man eben doch erst ein paar Jahrzehnte später.“


    „Ich hatte lange keines mehr in der Hand. Ich bin ja damals auch selbst ein paar Mal nach Thiios gegangen und hab mich unters Publikum gemischt. Wir hatten auch diese dumme Idee, dass du in Verkleidung mal mitkommst. Ist dann nie was draus geworden.“


    „Das wäre nicht ohne einen handfesten Skandal abgegangen, ich bin dort noch zu bekannt. Da braucht es schon noch ein paar Jahrzehnte, bis die Leute, die mein Gesicht kennen, nicht mehr zugegen sind.“


    „Wir haben mittlerweile ganz andere Gesichtstransformationsmöglichkeiten als vor ein paar Jahren. Ich will nicht sagen, dass wir das machen sollten, aber… keine Ahnung, ich musste da letzthin einfach mal wieder dran denken.“


    „Hätte schon etwas Verlockendes, das kann ich beim allerbesten Willen nicht vollständig abstreiten. Andererseits…“


    „Hättest du vermutlich gar nicht die Zeit im Moment, oder?“


    Gosef hatte schon vor einigen Sätzen bemerkt, dass Welan ihm auf ihre Art klarmachen wollte, dass ihr die Freundschaft zwischen ihnen beiden in letzter Zeit etwas kurz gekommen war. Er hatte das schon ein wenig befürchtet, aber wenn er es selbst angesprochen hätte, hätte Welan es garantiert abgestritten. Zum Glück kam ihm in diesem Moment ein Einfall.


    „Ich weiß nicht… Ich hatte ja für das kommende Quartal mit dem Oberstudienrat ja auch schon an einer Reise nach Hüggelheim geplant. Zu diesen Grammatikfestspielen, wozu wir den Kollegen Moosfeld in unserem Podcast hatten vor einiger Zeit. Ich war da ja selbst zu Anfang noch etwas skeptisch, aber es ist nicht abzustreiten, dass es für unser Projekt von Nutzen wäre, uns bekannt mit den dortigen Größen zu machen. Im Moment bin ich geneigt, den Plan tatsächlich in die Tat umzusetzen. Es gibt in Hüggelheim auch ein größeres Theater. Ich habe mir das Programm besorgt. Thiioer Werke sind zwar nicht dabei, aber wenn du nach Hüggelheim mitkommen willst, können wir uns zumindest was suchen, was ein bisschen in die grobe Richtung geht.“


    Welan versuchte, sich ihre Freude über diesen Vorschlag nicht anmerken zu lassen, aber Gosef nahm sehr genau wahr, dass ihr der Vorschlag gefiel. Er würde jetzt noch den Oberstudienrat überzeugen müssen, so weit wie er das Welan suggeriert hatte, waren sie mit ihren Planungen nämlich noch nicht.


    „Naja, ich glaube nicht, dass wir die Zentrale so lange alleine lassen können. Daywar ist ja auch nicht so viel da im Moment und Degor, nur mit Thorstein und Sampelmann, ich weiß nicht.“


    „Da haben hier schon ganz andere Besetzungen die Stellung behalten. Überleg es dir Welan, ich würde mich auf jeden Fall freuen.“


    Während Welan noch überlegte hörte Gosef, wie sich die Zentralentür öffnete. Simon und Martin waren da. Sie winkten ihnen beiden freundlich zu und ließen sich auf der anderen Seite des Raumes nieder. Martin packte eine Käsesemmel aus.


    „Schauen wir mal.“, sagte Welan schließlich und stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf, wo der Fähnrich wie üblich auf seinen Apparaturen herumhüpfte. Gosef betrachtete die Wörter, die er während seines Gesprächs mit Welan geschrieben hatte. Die Büroklammerüberleitung konnte man wohl erstmal so belassen. Jetzt war es aber höchste Zeit für Pampelmusen!

    Und manchmal, manchmal, reimt sich irgendwas auf "od"


    Unterschätzen Sie niemals das dramaturgische Potential eines Kopfbahnhofes!

  • Ja. Ja. Und ja. Sowas haben wir gebraucht! Sowohl Gespräch zwischen Gosef Gaar und Welan, als auch davor das zwischen Sampelmann und Franz Xaver. Der Alltagstrott in der Schlaufe wird mit einer Quest und eine Vorstehenden Reise aufgebrochen. Ich freu mich schon riesig auf Hüggelheim.

    PS: Jetzt will ich eine Pampel-Muse basteln. Die ist zuständig, dass man manchmal mit dem Essen kleckert und mit Getränken herumpämpelt. ;D

  • Gosef, früher war es doch irgendwie anders!“


    „Selbstverständlich. Deswegen war es auch früher.“

    Diese Dialogzeile erfreut mich irgendwie.^^


    Es fühlt sich seltsam an, etwas über Thiios zu lesen, wenn ich aktuell selber nicht weiß, wohin mit der Welt. Jetzt frage ich mich, ob Gosef Gaars Begräbnis eventuell einen leeren Sarg hatte, weil die Schlaufe ihn eingefangen hat? Oder es gibt einfach mindestens 3 Gosefs.^^


    Von Gosef Gaar steht in Thiios definitiv irgendwo eine Marmorbüste in einer Wandnische, die selten jemand findet. Wegen dem Gesicht.^^

  • Die Wiese hinter der Zentrale glänzte unter der Nachmittagssonne. Dort, wo der schmale Bach eine Biegung in den angrenzenden Wald hinein machte, erkannte Kapitänin Daywar Thorstein. Der Schwarzork lag auf dem Rücken im Schatten eines Baumes und hatte den Kopf auf die dahinter verschränkten Arme gestützt. Dann wollen wir mal… Daywar schritt durch das Gras und setzte sich neben ihn.


    „Thorstein! Na? Alles gut bei dir?“


    Thorstein drehte langsam seinen Kopf zu ihr. Obwohl Daywar aufrecht saß, waren ihre beiden Gesichter fast auf gleicher Höhe.


    „Daywar. Ja, alles gut. Ich freu mich, dass der Frühling da ist.“


    „Ja, ich auch. Ich habe grade mit Franz Xaver gesprochen. Sampelmann hat es anscheinend wirklich geschafft, den Jungen für die Erkundungsskitouren zu motivieren. Hätte ich nicht gedacht. Ich hab ihm jetzt alle Daten gegeben und die Technik erklärt. Ich hoffe, er hat alles verstanden.“


    „Das wird schon, denke ich. Schön, dass er was zu tun hat.“


    „Mal sehen. Wir müssen auf jeden Fall aufpassen. Auch wenn es die letzten Monate keine Anzeichen gab: Ich traue Sampelmann immer noch nicht ganz.“


    „Weiß nicht. Könnt ihr vermutlich am besten beurteilen.“


    Einige Sekunden saßen sie schweigend nebeneinander. Thorstein war in letzter Zeit nicht viel in der Zentrale gewesen. Daywar konnte das natürlich schwer beurteilen, weil auch sie viel unterwegs gewesen war, gerade durch die Umparkaktion in kn, aber wenn sie so nachdachte, fiel ihr schon auf, dass sie ihn, wenn sie da war, meistens irgendwo außerhalb angetroffen hatte. Sie glaubte, den Grund zu kennen.


    „Was treibst du eigentlich in letzter Zeit Thorstein? In der Zentrale hab ich dich lange nicht gesehen.“


    „Bin schon manchmal da. Aber meistens… ich bin lieber draußen in der Natur. Axtwerfen, Bogenschießen. Ich hab im Tal von Rubelbach einen Sparringspartner fürs Ringen gefunden. Da gelte ich mittlerweile als mythologische Figur oder so. Schön auf jeden Fall, mal wieder mehr körperlich unterwegs zu sein. Nach den ganzen komplizierten Geschichten.“


    Daywar sah am Körper des Schwarzorks hinab. Muskulös war er schon immer gewesen, aber doch: Seine Oberarme waren noch etwas ausgeprägter, als Daywar sie in Erinnerung hatte und der Bauchansatz, den er durchaus schon mal gehabt hatte, war auch nicht auszumachen.


    „Aber du kommst in der Zentrale gut klar mit allen, oder? Degor hat nach dir gefragt.“, sagte Daywar.


    Thorsteins Augen blitzten bei der Nennung des Namens auf. Soso…


    „Oh, wann?“, antwortete er schnell.


    „Vor ein paar Tagen. Sie meinte, dass sie sich Sorgen macht um dich.“


    „Wirklich? Braucht sie nicht. Es ist nur…, egal.“


    „Du magst sie, oder?“


    Thorstein schwieg.


    „Ist in Ordnung. Musst du nicht sagen. Ist ja nicht deine Schuld, dass sich da nichts entwickeln kann. Wir sind hier immer noch im fiktionalen Kosmos von Alpha, da ist das mit den romantischen Subplots nicht so einfach.“


    „Da hast du wohl recht. Mehr als Andeutungen gabs nie und selbst die sind von 2019! Natürlich ist das ein bisschen… frustrierend.“


    „Versteh ich. Figuren, die romantische Gefühle haben und ein Autor, der keine Lust hat, so was zu schreiben…“, antwortete Daywar.


    „Damals, als ich im Weltennetz unterwegs war, ist mir bei Marian Sahtarski klar geworden, dass meine Irrfahrt dazu dient, dass Alpha sich als Autor weiterentwickelt. Und das hat ja auch funktioniert. Für die Sache mit Degor und mir, könnte es da nicht auch klappen?“, sagte Thorstein nachdenklich


    „Das kommt drauf an. Das Schreiben von Romanzen gilt als durchaus ein zentrales Werkzeug des Autorenhandwerks. Kann nicht schaden, dass Alpha das auch mal übt. Andererseits, eine gewisse Protesthaltung gegen die Amatonormativität ist ja auch nicht verkehrt. Ist in der Fiktion ja schon etwas unterrepräsentiert.“


    „Mag sein. Aber das hilft mir persönlich jetzt auch nicht weiter.“


    „So lange Alpha kein plötzliches Bedürfnis überkommt, seine Protesthaltung aufzugeben, wird auf jeden Fall in seinen Threads nicht groß was passieren zwischen euch. Jemand könnte Fanfiction schreiben, aber davon würde jetzt ich nicht ausgehen. Ich würde dir raten, deine Romanze mit Degor erstmal einfach außerhalb des Aufgeschriebenen anzustoßen. Ist zwar narrativ etwas lame aber vielleicht geht’s dir damit besser.“


    „Meinst du? Aber Degor, vielleicht will sie gar nicht…“


    „Da mache ich mir sehr wenig Sorgen.“, sagte Daywar mit einem Augenzwinkern. Sie hatte eine ähnliche Konversation bereits vor einigen Tagen mit der Elfin geführt. Leute verkuppeln war schon witzig, da konnte Alpha sagen was er wollte. Thorstein lächelte jetzt und klopfte sich auf die Brust.


    „Ich hoffe, du täuscht dich nicht. Werte Leserschaft, dann wundert euch auf jeden Fall nicht, wenn Degor und ich bei unserem nächsten Auftritt in etwas… engerem Verhältnis stehen.“


    „Ich freu mich auf jeden Fall drauf!“, sagte Daywar lächelnd. „Wollen wir dann mal in die Zentrale reingehen? Im Moment sind nur Simon und Martin da, die aus Symmetriegründen mit ihrer Belanglosigkeit einen Schlusspunkt für diese Konversation setzen werden. Aber ich habe so ein Gefühl, dass Degor schon sehr bald dort auftauchen wird… Ich kann gerne ein paar Cocktails mixen.“


    „Dann schauen wir mal.“


    Und die beiden standen auf und verschwanden in der Zentrale, wo sie selbstverständlich Simon und Martin bei einer banalen Diskussion über den aktuellen Fußball-Bundesligaspieltag antrafen. Den Rest könnt ihr euch dann selber ausdenken. Oder schreiben. Ich kümmer mich jetzt erstmal um die Hüggelberg-Fraktion!

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  • Alpha, du bist einfach der Beste! Ich find das total süß wie du metamäßig ans Thema Romantik rangehst. Und ich finds so wichtig, dass du dich der Amatonormativität entgegenstellst.


    Tja, eine Einladung fürs Fanfiction schreiben... hmm, ich weiß ja nicht ob ich sowas schreiben kann.

    Hast du eigentlich einen Plan mit Martin und Simon? Sonst wäre jetzt vermutlich ein guter Zeitpunkt für mich was zu schreiben :)

  • Ich hatte bislang nie so einen Zugang zu Thorstein, aber ich freue mich sehr, dass er Axtwerfen mag.^^


    Offscreen-Romanzen sind so schön unanstrengend. :pfeif:

  • Alpha Centauri


    Ich liebe den Dialekt. :lol:


    Finde es auch interessant ein echtes Weltengefühl durch die Texte der Mitglieder zu entwickeln. Das bekommt man zwar immer so halbwegs in den Vorstellungstexten, aber es ist halt der Unterschied von Theorie und Praxis.


    Zitat

    „Kenna Sie eigntlich bloß Wörta mit mindestens dreißg Buchstabn?“

    :lol:

    ... ich auf Ämtern, und beim Ausfüllen von Formularen.


    Zitat

    „Da hast du wohl recht. Mehr als Andeutungen gabs nie und selbst die sind von 2019! Natürlich ist das ein bisschen… frustrierend.“


    „Versteh ich. Figuren, die romantische Gefühle haben und ein Autor, der keine Lust hat, so was zu schreiben…“, antwortete Daywar.

    :lol: das ist super

  • Alpha, du bist einfach der Beste! Ich find das total süß wie du metamäßig ans Thema Romantik rangehst. Und ich finds so wichtig, dass du dich der Amatonormativität entgegenstellst.


    Tja, eine Einladung fürs Fanfiction schreiben... hmm, ich weiß ja nicht ob ich sowas schreiben kann.

    Hast du eigentlich einen Plan mit Martin und Simon? Sonst wäre jetzt vermutlich ein guter Zeitpunkt für mich was zu schreiben :)

    Martin und Simon haben ihren Job als Szenenbanalisierer hervorragend durchgeführt. Weitere Pläne mit ihnen gibts erstmal nicht.

    Alpha Centauri


    Ich liebe den Dialekt. :lol:


    Finde es auch interessant ein echtes Weltengefühl durch die Texte der Mitglieder zu entwickeln. Das bekommt man zwar immer so halbwegs in den Vorstellungstexten, aber es ist halt der Unterschied von Theorie und Praxis.

    Das war der Plan. Das letztere größere Schlaufenprojekt war ja eher plot-driven, da wollte ich diesmal eher den character-driven Ansatz versuchen. Also habe ich Pärchen gebildet und mir überlegt, was die miteinander bereden könnten.

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