[Asgliar] Literarische Straßenkarte

  • Glockenturm der Bunten Kapelle


    Die Bunte Kapelle ist ein kleiner aber prunkvoller Bau. Durch buntes Glas fällt schillerndes Licht in den Innenraum. Soweit nichts ungewöhnliches für eine Kirche, aber dieses Gebäude besteht quasi ausschließlich aus Fenstern. Alles an ihr, die Tür, die Wände, selbst der Boden, ist aus unterschiedlich lichtdurchlässigem Glas errichtet und erzeugt damit ein Schauspiel verschiedenster Farben und Lichtreflexe. Die Fenster sind mosaikartig aus Scherben zu Bildern zusammengesetzt, die Szenen aus der Geschichte Asgliars zeigen. Auf einer ist das Portal zu sehen, noch ohne Säulen oder Gebäude, die es umgeben, einfach nur ein Loch in der Realität, das auf dem Gipfel des Berges thront. Die Wände sind aus dickeren Milchglasblöcken geschichtet und glattgeschliffen, sodass sie sich fast samtartig unter den Fingern anfühlen.

    Der Glockenturm der Kapelle beherbergt eine Unzahl von Glocken in den verschiedensten Größen, Formen und Materialien. Kupfer, Messing, Zinn, Eisen, sogar einige kleinere Glöckchen aus purem Silber sind dabei. Die Musik, die sie drei mal am Tag erzeugen, ist genauso bunt wie das Gebäude, aus dem sie erklingt. Der Turm ist an manchen Tagen öffentlich zugänglich. Da er sich fast ganz oben auf dem Gipfel Theledars befindet, kann man gut die gesamte Kuppe überblicken. Im Tal schillert der große See, an dem der Hafen und das benachbarte Viertel liegen, daneben das Rhythmusviertel und von da die breite Straße, die an Villen, Parks und Stadthäusern vorbei nach oben führt, hin zum Portal. In die andere Richtung kann man direkt den Komplex sehen, zu dem auch die Bunte Kapelle selbst gehört. Sie befindet sich nämlich direkt neben dem

  • Kaiserpalast


    Natürlich thront der Palast von Asgliar an der höchsten Stelle Theledars.

    In der Mitte steht ein gewaltiges Haupthaus, das aussieht, als wäre es als ein ganzer Steinklotz an diese Stelle gesetzt und erst im Nachhinein durch Steinhauer und Architekten ausgearbeitet und verziert worden. Es ist eines der ältesten Häuser der Stadt und ihm ist anzusehen, dass es gebaut ist, um noch weitere Jahrhunderte zu erleben. Das Haupthaus beherbergt den Thronsaal. Wie Küken um eine Henne versammeln sich darum etwas kleinere, filigranere Bauwerke, die verschiedene Funktionen innehaben. Eines für die Gemächer des Kaisers, zwei für seinen Hofstaat, ein Hoftheater, eine Orangerie und einiges mehr. Dazu ein Schlossgarten, mehrere Parks und ein Streichelzoo.

    All das ist geschützt durch eine breite Mauer mit Wachtürmen in regelmäßigen Abständen und grimmig dreinschauenden Wachen, die vorbeilaufende Passanten mustern, als würden sie sie davor warnen wollen, ja nicht auf dumme Ideen zu kommen.

    Nur ein Teil der Parks, in dem sich auch die Bunte Kapelle befindet, ist für die einfachen Bürger Asgliars zugänglich. Direkt hinter dem niedrigen Zaun, der den Schlosspark begrenzt, fällt der Hang relativ steil ab. Hier beginnt

  • Die Treppe


    Da Theledar sich mitten

    auf einem Berg befindet, gibt es freilich Treppen

    überall. Treppen hinauf und hinab, ausgetreten, steil, erhaben, breit

    und schmal. Treppen aus Marmor, Ziegelstein, Granit, Holz, Erde, Lehm und Eisen.

    Manche Häuser stehen gar nicht erst an einem Weg oder einer Straße, sondern sind nur über Stufen zu

    erreichen, die sich zwischen den umstehenden Gebäuden hindurchwinden. Die Treppe hier aber stellt sie alle in den Schatten.

    Sie beginnt direkt am Palast und führt bis hinab zum östlichen Stadttor. Sie schlängelt sich den gesamten Berg hinab. Breit und sauber in den

    reicheren Vierteln, steil und an einigen Stellen heruntergekommen in den ärmeren weiter unten am Hang. Niemand beneidet die Stadtwachen, die die Treppe hoch

    und runter patrouillieren müssen. Wobei zumindest der Weg nach unten recht angenehm ist, solange man darauf achtet, an den steileren Stellen nicht zu stolpern. Fast am unteren

    Ende der Treppe, in der Nähe der Stadtmauer, geduckt zwischen andere kleine Ziegelbauten, steht ein schiefes Häuschen. Man kann Hunde bellen hören. An der Tür klebt ein Zettel mit dem Namen

  • Tierheim Kralle


    Das Haus ist nicht groß oder edel, aber gemütlich, gepflegt und sauber, von den tausenden Tierhaaren abgesehen, die sich auf dem Teppich sammeln.

    Geöffnet hat ein älterer Elf mit weißen Haaren und recht zerzauster Frisur, aus der, wie bei Elfen üblich, zwei seiner Flügel hervorschauen.

    Er schaut freundlich über die Gläser seiner Brille.

    Durch den Flur des Hauses rennt ein blau gefiederter Hund, ein sogenannter Treido, der aufgeregt die Haustür anbellt.

    Dahinter drücken sich gewöhnlichere braune und weiße in den Schatten des Elfs und wedeln neugierig mit ihren Schwänzen.

    Ein großer, bunter Vogel sitzt auf der Schulter des Tierheimbetreibers.


    "Ah das Käterchen, ja meine Großnichte hat es gestern Abend hierhergebracht. Ich hole ihn eben."


    Unvermittelt erhebt er sich in die Luft und schwebt ins obere Stockwerk, anstatt die Treppe zu nutzen. Das ist üblich für Elfen, die mit ihren zahlreichen Flügeln sehr gut fliegen können.

    Zwar sind die meisten Häuser in Asgliar so gebaut, dass auch andere Wesen von einer Etage zur nächsten kommen, aber die wenigsten Elfen nutzen etwas so banales wie eine Treppe oder eine Leiter.

    Der Vogel auf seiner Schulter ist davon gänzlich unbeeindruckt und fliegt ohne mit einem Muskel zu zucken mit dem Elfen nach oben. Nach einer kurzen Weile kehren die beiden zurück.


    Min der schwarze Kater sieht sehr viel besser aus, als beim letzten Mal. Er zittert nicht mehr und schnurrt sogar ein kleines bisschen. Außerdem sitzt er jetzt in einem mit einem Kissen versehenen Körbchen.


    "Es freut mich sehr, dass der Besitzer gefunden wurde. Das arme, kleine Kerlchen war ja ganz verängstigt. Einen schönen Abend noch!", verabschiedet der Elf sich mit einem freundlichen Lächeln und schließt die Tür.

    Es beginnt langsam zu dämmern. Der Weg die Treppe hinauf führt vorbei am

  • Lagerplatz der Riesen


    Die wohl größten Bewohner Asgliars sind die Toej. Wenn sie aufrecht stehen, überragen sie die meisten Gebäude in der Stadt. Anderswo könnten sie wohl kaum in einer Großstadt wohnen, aber in Asgliar ist nichts unmöglich.

    Es leben nur zwölf von ihnen in der Stadt, doch sie sind damit die größte Gruppe in der bekannten Welt. Ihr Lager besteht aus mehreren riesigen Zelten, größer als die Häuser, die um den Platz herum respektvoll Abstand halten. In der Mitte ist eine große Feuerstelle, darum liegen ein paar extradicke Baumstämme als Sitzbänke für die Toej.

    Dort sitzen sie auch jetzt, unterhalten sich und halten Stöcke ins Feuer mit Teigbatzen an der Spitze, größer als Hausschweine.

    Verständlicherweise bleiben die Toej meist in ihrem Lager. Es gibt einige Straßen, die breit genug für sie sind, dennoch ist es jedes Mal ein ziemliches Unterfangen, wenn einer von ihnen in Asgliar spazieren geht. Sie leben aber dicht am Stadtrand, sodass sie ohne Probleme nach draußen und drinnen kommen können.

    In der direkten Umgebung gibt es ein paar Restaurants, die sich der ungewöhnlichen Kundschaft angepasst haben. In Höhe der oberen Stockwerke hängen dicke Tischplatten wie Balkons an der Außenwand und können von Kellnern betreten werden, um die Speisen und Getränke zu bringen, wofür meist mehrere Personen gleichzeitig nötig sind.

    Freilich ist es nicht ganz billig, eine Gruppe von Toej zu bekochen, aber die Riesen bekommen vom Stadtrat regelmäßig eine stattliche Summe für ihre Zusage, im Ernstfall an der Seite der kaiserlichen Armee zu kämpfen und die Stadt zu verteidigen und für ihre Bereitschaft, Bauarbeiten zu unterstützen und dabei Dinge zu erledigen, die ohne sie kaum möglich wären.

    Eines der Gebäude, bei dem mehrere Toej geholfen haben und für das deshalb gleich eine ganze Gruppe von ihnen durch das Portal bis nach Khum bugsiert werden musste, ist

  • Die Chimäre


    Die Chimäre ist kein Lebewesen, sie ist eine gewaltige Statue. Sie ist eines der neueren Elemente des Stadtbildes von Khum. Sie wurde errichtet als Symbol der Zusammenarbeit all der verschiedenen Bewohner Asgliars. Kaum eine Spezies, die in der Stadt lebt, kann man in dem zusammengestückelten Körper des Werkes nicht entdecken.

    Die Chimäre hat die Nase einer Ratte, und die Stirn eines Änjuns. Ein großes und ein kleines Ohr, ein schlankes und ein breites Bein. Nyhlenaugen, Elfenflügel, Njelixfell. Hörner und Stacheln verschiedener Bewohner, mancherorts Schuppen, anderswo Haut. Ein Schwanz, der nach der Hälfte seine Form komplett verändert. Einer der Arme ist sogar dem eines Toej nachgefunden, nur einer der Gründe, weshalb das entstandene Wesen sehr unproportional wirkt. Generell erweckt es eher den Anschein, als wäre es gerade erst aus dem Labor eines sehr verrückten Wissenschaftlers entkommen.

    Aber es ist eine wahre Attraktion und die Bewohner der Felder mögen es vielleicht eben weil es etwas durchaus Abschreckendes an sich hat.

    Geht man von hier durch ein paar kleine Seitengassen, durch ein oder zwei Tunnel und eine breitere Straße entlang, kommt man recht bald in

  • So, nachdem ich hier im Forum länger nichts mehr gepostet habe, muss ich sagen, dass mir das Format auch sehr gefällt und mich dazu inspiriert hat, in mein eigenes Schreibprojekt eventuell die Option für einen Spaziergang durch den Ort einzubauen.

    Was ich noch interessant finde, ist die stellenweise Hervorhebung von Farben. Für mich gibt die dem Erzähler einen gewissen Charakter, was mich auf die Idee gebracht hat, selbst außerhalb des normalen Erzähltextes etwas mit Sinneseindrücken zu machen.

    "Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen."
    - Douglas Adams, "Das Restaurant am Ende des Universums"

  • Das verfallene Viertel


    Nur schwerlich lässt sich noch erahnen, dass dieses Stadtteil einst recht ansehnlich war. Hier standen früher kleine, ordentliche Häuser mit gepflegten Vorgärten. Jetzt bröckeln die Fassaden, die Dächer sind eingestürzt und die Vorgärten sind gänzlich überwuchert mit Ranken, Moos und anderen Pflanzen.


    Vor vielen Jahren, als das Viertel noch bewohnt war, nistete sich in einer alten Lagerhalle im Zentrum erstmals eine Sippe von Rgui, Chaosdämonen, in Asgliar ein. Diese koboldartigen Wesen entpuppten sich als große Gefahr für die restlichen Bewohner. So sehr, dass die Rgui noch immer den Ruf als niederträchtigste Kreaturen der Welt innehaben.

    Dabei sind sie im Schnitt nicht böswilliger als jede andere Spezies.

    Doch in ihrer Gesellschaft herrschen deutlich andere Umgangsformen, die, auf andere Wesen übertragen, in der Regel nach kurzer Zeit dazu führten, dass die betroffene Person gänzlich wahnsinnig wurde oder mindestens so weit wie möglich weg wollte. Auch haben sie ein komplett anderes Verständnis von Ordnung und das beinhaltet nicht selten Konstellationen, die jeder andere als komplett zerstört ansehen würde. So leerte sich das Viertel um die Lagerhalle zunehmend, bis der Rat irgendwann eingriff und es gänzlich abriegelte. Die Rgui mit Gewalt zu vertreiben wagte man sich nicht. Immerhin verfügen sie über starke Methoden der psychischen Kriegsführung, sind körperlich nicht zu verachten und waren äußerst zahlreich.


    Lange Zeit kam niemand auf die Idee, daran etwas zu ändern. Die Häuser verfielen, weil niemand mehr darin wohnte und weil die Rgui ihre Vorstellung von Ästhetik auf sie anwendeten.

    Selbst als Doktor Trida Goldnom große Durchbrüche in ihrer Rguitherapie erzielte und es ihr gelang, die Chaosdämonen zumindest in einigen Fällen rudimentär in die Gesellschaft einzubinden, wurde die Blockade nicht aufgehoben. Sie war zur neuen Realität geworden.

    Nach ein paar Jahrzehnten schaute jemand nach und stellte fest, dass gar keine Rgui mehr in dem Viertel lebten. Man weiß bis heute nicht, wohin sie verschwunden sind.


    Heutzutage beginnen die Ersten damit, die Ruinen wieder bewohnbar zu machen. Vor allem die, die sich anderswo die Bleibe in Asgliar schlicht nicht leisten können, versuchen ihr Glück im verfallenen Viertel. Einige Ecken davon sind schon wieder zu recht hübschen Nachbarschaften geworden.

    Besonders die Grenzregionen zu den umliegenden Stadtteilen sind mittlerweile wieder belebter.

    In einer davon steht ein kleines Haus, die Wände gelb gestrichen. Es ist das letzte gänzlich intakte Haus, bevor die Ruinen, teils schon notdürftig mit Brettern geflickt, beginnen. Das muss es sein,

  • Kendas Quartier


    Das Klopfen gegen die leichte Birkenholztür klingt dumpf und hallt von den umstehenden Ruinen wieder.

    Es dauert einige Sekunden, bis geöffnet wird.

    Eine große, dunkelhäutige Frau mit wilden schwarzen Haaren und funkelnden Augen steht im Türrahmen und schaut misstrauisch auf die Straße.

    Als sie den schwarzen Kater in seinem Körbchen sieht, entspannen sich ihre Gesichtszüge und sie tritt einige Schritte nach hinten, um den Weg freizumachen.

    "Hallo, ich bin Kenda", stellt sie sich vor.

    Dann ruft sie in die Wohnung hinein: "Ieky, dein Käterchen ist hier."

    Die Nyhle aus dem Amulettladen kommt aus dem Hinterzimmer getapst. Bei Mins Anblick schleicht sich kurz ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, das aber schnell wieder dem gleichen besorgten Gesichtsausdruck weicht, den sie schon früher am Tag hatte.

    "Hier entlang", sagt Kenda und geht voraus ins Wohnzimmer.

    Das Sofa ist etwas abgewetzt, sieht aber gemütlich aus. Einige Bilder schmücken die Wand, in einer einfachen Feuerstelle prasselt eine kleine Flamme.

    Auf einem sehr kleinen Stuhl, der auf einem kleinen Tischchen in der Mitte des Raumes steht, sitzt eine Ratte mit farbigem Band, eine winzige Zigarette zwischen den Lippen.

    Sie stellt sich vor als Talya und wendet sich, als alle sich gesetzt haben, an die Nyhle. "Erzähl doch noch einmal, was genau Aelivius zugestoßen ist."

    Die riesigen Augen der Nyhle namens Ieky huschen unruhig hin und her, dann schluckt sie und erzählt mit zittriger Stimme.

    "Aelivius, er ... er hat irgendwas herausgefunden. Was ... was er nicht wissen sollte, glaub ich. Sie haben ihm viel Geld gegeben. Viel mehr, als er je eingenommen hat.

    Damit er nichts verrät. Aber ich hab gemerkt, dass ihn das so beschäftigt, es hat ihn innerlich zerfressen. Das Geld hat er komplett in Khum verspielt."

    Sie stockt und schaut unsicher zu Kenda. Die nickt ihr ermunternd zu.

    "Sie müssen Angst bekommen haben, dass er doch was verrät. Als er Min anmelden wollte im Rathaus, haben sie ihn einfach ...", sie schluckt erneut.

    "Die Ratspolizei hat ihn verhaftet und ins Gefängnis gebracht, ohne einen Grund zu nennen."

    "Worum immer es geht, die Verschwörung geht tief. Bis tief in die Reihen der Politik hinein. Wir müssen herausfinden, worum es geht", sagt die Ratte Talya nachdenklich und pafft an ihrer Zigarette.

    "Zuerst müssen wir Aelivius da rausbekommen", antwortet Kenda.

    "Darum kümmern ich und mein Volk sich", erwidert Talya. "Aber zum Wohle aller müssen wir diese Vorgänge entschlüsseln. Ich habe einen Kontakt bei den Goldenen. Er weiß über vieles Bescheid, das in der Stadt passiert. Er sollte morgen früh in ihrem Hauptquartier sein."

    "Ich kenne einen Weg durch die Gänge dorthin, der direkt im Tunnel unter diesem Haus beginnt. Ich habe ihn irgendwo auf einer Karte in einem der Regale markiert.

    Aber für heute haben wir genug getan. Es freut mich, dass es Aelivius' Kater gut geht. Vielen Dank dafür. Es ist nicht ungefährlich so spät noch draußen in der Nähe des verfallenen Viertels unterwegs zu sein. Ich habe genug Gästezimmer oben. Morgen können wir gemeinsam deinen Kontakt aufsuchen gehen, Talya."

    "Sagt ihm, ich schicke euch. Ich habe keine Zeit, dabei zu sein, ich muss ein paar Dinge organisieren. Er hört auf den Codenamen EM9900", antwortet die Ratte.

    "Ich bleibe lieber hier.", sagt Ieky. "Bei Min, damit er nicht wieder allein ist."

    "Nun schön. Zwei Personen erregen eh weniger Aufmerksamkeit als vier."


    Talya die Ratte verabschiedet sich wenig später und verschwindet durch ein Loch in der Wand.

    Die Betten sind nicht luxuriös aber äußerst akzeptabel. Die Nacht vergeht schnell und lautlos.

    Am nächsten Morgen öffnet Kenda eine schwere Klappe im Keller.

    Dahinter befindet sich ein direkter Zugang zu den tiefen Gängen. Ihrer Karte folgend navigiert sie durch das Labyrinth.

    Nach einer ganzen Weile biegt der Gang sich um eine Kurve und endet an einer goldenen Leiter, die zu einer Falltür nach oben führt.

    Darüber ist

  • Ich muss mal einmal ganz deutlich sagen, wie beeidruckt ich war und bin, dass du so regelmäßig geilen Kram rausgehauen hast. Riesigen Respekt!

    Es hat große Freude dir dabei zuzusehen. Danke :)

  • Danke dir, ich hatte eigentlich auch nicht vor, das so abrupt abbrechen zu lassen, aber dann war die SC2-Weltmeisterschaft und dann Klausuren und dann hatte ich nichts mehr vorgeschrieben. Und ich wollte mich auch nicht unter Stress setzen deswegen :)

    Geht aber bald weiter :D

  • Die Zentrale des Goldenen Wegs


    Der Goldene Weg ist eine der mächtigsten Organisationen der Stadt. Es ist nicht einfach zu beschreiben, was genau er ist. Irgendetwas zwischen Geheimdienst, Verbrecherclique, Söldnergruppe, Privatdetektei und Handelsvereinigung. Es passiert wenig in der Stadt ohne irgendeine Beteiligung der Goldenen und fast nichts, von dem sie nicht wissen.

    Wie der Goldene Weg entstanden ist, ist nicht sicher. Man weiß nur, dass es vor vielen Jahren eine Gruppe im Untergrund gab, die sich besser als alle anderen in den tiefen Gängen Khums auskannte.

    Immer wieder berichteten Personen, die sich in dem Gewirr aus Korridoren verirrt hatten und schon ihr sicheres Ende erwartet hatten, dass sie plötzlich eine goldene Schnur vor ihren Füßen fanden, der sie folgten und die sie zurück in die Freiheit führte. Anfangs waren es fast nur Gerüchte, doch die Vorkommnisse häuften sich. Schnell wurden die Verantwortlichen im Volksmund zu Helden, zu unsichtbaren Wächtern über die Tiefen, die nicht zuließen, dass Unschuldige sich dort verliefen.

    Es war ein kluger Schachzug der Goldenen, so direkt die Herzen der Bevölkerung zu gewinnen, denn es kamen bald Zweifel an ihrer reinen Heldenhaftigkeit auf. Sie nutzten ihre herausragende Kenntnisse des Labyrinths nämlich auch für zahlreiche illegale Aktivitäten. Anfangs meist recht harmlos - etwas Schmuggelei und Schwarzmarkthandel, hier und da eine verbotene Kunstdarbietung. Doch bald schon wurde klar, dass die Polizei ihnen unter Tage wenig entgegensetzen konnte und so waren bald auch Raubüberfälle und sogar Attentate in ihrem Repertoire.

    Dennoch gelang es ihnen durch geschicktes Tarieren mit imposanten Rettungsaktionen und großzügigen Gesten, den Rückhalt in der Stadt zu bewahren. Nicht selten stellten sich die Einwohner sogar der Polizei in den Weg, wenn sie Ermittlungen zum Goldenen Weg anstellen wollte.

    Der Kaiser Asgliars war es, der entschieden hat, die Goldenen lieber für statt gegen sich arbeiten zu lassen. Er fing an, sie mit Aufträgen zu betrauen und stellte sie dafür unter seinen Schutz, eine Situation, mit der der Rat eine Weile zu kämpfen hatte, bevor er sie notgedrungen akzeptierte, die Ermittlungen einstellte und auch damit begann, die Dienste des Goldenen Weges in Anspruch zu nehmen. So wurde die Organisation zu einem halboffiziellen Teil der städtischen Exekutive, sieht sich selbst aber nicht wirklich den Gesetzen der übrigen Gesellschaft unterworfen und es gibt wenig, das irgendwer dagegen tun könnte.

    Mit ihrem neu gewonnenen Ansehen konnten sie aber aus dem Untergrund in eine öffentliche Zentrale umziehen, ein schlichtes, von außen unscheinbares Gebäude in der Nähe des Portals. Vermutlich ist ihr wirkliches Hauptquartier immer noch irgendwo in den tiefen Gängen, aber niemand weiß dazu Genaueres.

    Die Flure sind zumeist spärlich beleuchtet, einige werden von Sicherheitskräften in Anzügen bewacht, um Unbefugten den Zutritt zu verwehren. In einem der zugänglichen Korridore findet sich eine graue Tür. Auf dem Schild steht

  • Büro EM9900


    Ein dünner Draht an der Türklinke löst die Entzündung einer kleinen Öllampe aus, die den Raum in schummriges Licht taucht. Vorher muss er vollkommen dunkel gewesen sein. Hinter einem massiven Schreibtisch sitzt jemand, der aufgrund der Störung den Kopf hebt und zur Tür schaut. So mehr oder weniger. Das Wesen, ein Mirilif, lässt sich am ehesten als riesiges, verfilztes Haarknäuel beschreiben. Es sind weder Augen, noch Ohren, Nase oder Mund zu erkennen. Als Gliedmaßen hat es einige ziemlich dünne Tentakel, die sofort zu einer metallenen Tastatur auf dem Schreibtisch wandern. Als das Mirilif zu tippen beginnt, hallt plötzlich eine metallische Maschinenstimme von den Wänden wieder.

    Guten Tag. Ich bin EM9900. Wie euch vielleicht aufgefallen ist, kann ich euch weder sehen noch hören. Was wollt ihr oder willst du hier? Da an der Wand steht eine Tastatur, die ihr nutzen könnt, um eure Antwort zu schreiben.“ Einer der Tentakel zeigt auf eine rostige Schreibmaschine, aus der heraus dicke Kabel in die Wand dahinter verlaufen. Die Tasten klicken mechanisch beim Tippen.

    Es dauert eine ganze Weile eine Situation wie die Entführung von Aelivius Nugen zu schildern.

    Das ist ein sehr interessanter Vorfall“, antwortet die Maschinenstimme, als das Mirilif seine Antwort tippt. „Von Korruption im Rat habe ich zuvor noch nie etwas gehört. Zwinker. Aber dass sie einen unschuldigen Bürger verhaften ist doch selten. Ich habe die meisten Augen und Ohren in der Stadt von allen und ich weiß von jedem, der hier offiziell verhaftet wird. Das Individuum Aelivius Nugen ist nicht darunter. Sie haben sich also nicht einmal die Mühe gemacht, sich einen Vorwand für die Verhaftung zu überlegen, um sie legal erscheinen zu lassen. Das Gute daran ist, dass es streng genommen keine Straftat ist, ihm bei der Flucht zu helfen. Ich würde ja die Hilfe des Goldenen Wegs anbieten, aber ich bezweifel doch stark, dass ein mittelmäßiger Magieschmied für seine Evakuierung aufkommen könnte.

    Die Tentakel von EM9900 wirbeln über die Tasten.

    Was das angeht, was er vielleicht aufgedeckt hat, dafür ist er selbst wohl die zuverlässigste Quelle. Aber seit einiger Zeit mehren sich die Hinweise auf eine Verschwörung, nicht weit von hier, mitten im verfallenen Viertel. Die Nejoad haben immer mehr Agenten in der Stadt. Sie suchen nach Fadenspielern. Sie glauben, irgendeine Entdeckung gemacht zu haben, die die Machtverhältnisse der Welt auf den Kopf stellen wird. Mehr weiß ich aktuell nicht.

    Kurz bevor die Tür sich schließt, löscht ein Fächer automatisch die kleine Öllampe und das Büro von EM9900 bleibt im Dunkeln zurück.

    Kenda zieht zwei kleine, verschlossene Glasgefäße aus der Tasche, sogenannte Fadenkompasse. In den Gefäßen liegen zwei kleine Steine.

    Diese beiden sind miteinander verbunden. Wenn wir mit der Befreiung von Aelivius beginnen, gebe ich darüber ein Signal, dann wird der kleine Stein zu uns führen.“ Sie steckt eines der beiden Geräte wieder ein und verabschiedet sich daraufhin in die tiefen Gänge.

    Verlässt man die Zentrale des Goldenen Wegs, steht man direkt auf einer wichtigen Hauptstraßen der Stadt, genannt

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