[Acarneya] Die Religion der Cumeaner

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  • Die Religion der Cumeaner


    Der Hintergrundgedanke: Ich mag Religionen, die "gewachsen" sind, die sich weiterentwickeln und sich im Laufe der Zeit wandeln. Bei den Cumeanern habe ich nun erstmals versucht, die Geschichte ihrer Religion vom Beginn der Sesshaftigkeit bis hin zur Gegenwart zu entwickeln.
    Die folgende Beschreibung stellt das alles sehr vereinfacht dar, aber ich befürchte, sie ist trotzdem ziemlich lang und verworren (hoffentlich ist das trotzdem einigermaßen lesbar).


    Zuerst mal ein paar historische Eckdaten, damit das Ganze einigermaßen verständlich ist:
    Um 2500 vor Zeitrechnung wanderten die Rhem, eigentlich Völker der nördlichen Inseln, auf den Südkontinent aus. Hier siedelten zunächst im Nordosten, lebten von Ackerbau und Viehzucht und gründeten die ersten Städte. Als sie sich schließlich weiter ausbreiteten, vertrieben sie im Osten die Altecweler (die „Ureinwohner“), während sie im Westen einigermaßen friedlich nebeneinander lebten.
    Zu einem großen Einschnitt kam es zu Beginn der Zeitrechnung, also im Jahre 0, als der Vulkan Sintece ausbrach. Die Asche, die in die Atmosphäre geschleudert wurde, verdunkelte die Sonne für drei oder vier Tage, die Druckwellen waren in der gesamten bekannten Welt wahrnehmbar und es folgte ein weltweiter Kälteeinbruch. Missernten und Hungersnöte zwangen viele Rhem, die Städte zu verlassen und wieder zur nomadischen Lebensweise zurückzukehren. Als sie sich schließlich von den Folgen der Naturkatastrophe erholt hatten, entstand im Nordosten das Reich von Carima, im Westen das Königreich Sol und im Südosten schließlich die Stadt Cumea. Carima und Sol sind heute Provinzen von Cumea, haben aber die Hauptstadt kulturell (und vor allem auch religiös) stark geprägt.


    [Blockierte Grafik: http://www.acarneya.at/karten/rhem1.jpg]


    Grundsätzlich besteht die Cumeische Religion aus mehreren Schichten. Zunächst die ganz alten Elemente, die die Rhem (also die Vorfahren der Cumeaner) bereits aus dem Norden mitgebracht haben. Dann jene Elemente, die erst nach Beginn der Zeitrechnung im Reich von Carima entstanden sind. Und zuletzt gibt es auch noch Einflüsse aus dem Glauben der Altecweler.
    Alles zusammen ergibt ein recht kompliziertes Geflecht, das ich im folgenden mal versuche zu erklären:


    Die Religion der Cumeaner bis zum Beginn der Zeitrechnung


    Bei den Rhem, die 2500 v.Z. auf den Südkontinent auswanderten, handelte es sich um eine frühe Ackerbaugesellschaft und so kannten die Rhem vier Fruchtbarkeitsgottheiten. Drei von ihnen waren Muttergöttinnen:
    Tawica, die Herrin über Leben und Tod, also eine Göttin, die das Leben sowohl gibt als auch nimmt.
    Mecari, die vor allem für die menschliche Fruchtbarkeit zuständig war und als Schutzgöttin der Schwangeren und der kleinen Kinder galt. In Laufe der Zeit hat sie sich aber eher zu einer jugendlichen Liebesgöttin gewandelt.
    Weital, die Sonnengöttin, war auch für die Fruchtbarkeit auf den Feldern verantwortlich. Heute ist der Fruchtbarkeitsaspekt in den Hintergrund getreten und sie ist vor allem die Göttin der Sonne, des Lichts und der Heilkunde.
    Raci war der männliche Gegenpart, ein Gott des Himmels und des Regens.


    Zusätzlich zu den Göttern glaubten die Rhem noch an eine große Zahl von niederen Göttern oder Geistwesen, die sie heute „Hecey“ nennen. Sie sind die Kinder der Götter, ihnen aber an Macht unterlegen.


    Bis zur Zeitrechnung änderte sich an der Religion eher wenig, davon abgesehen, dass zwei neue Gottheiten hinzukamen:


    Ewnia ist quasi eine Abspaltung von Tawica. Sie ist die Göttin des Todes, während Tawica nur noch den lebensspendenden, nicht aber den zerstörerischen Aspekt behielt.


    Lenyron, der Gott der Schmiedekunst und des Feuers, kam zu der Zeit, als die Rhem von den Nordvölkern die Bronzeherstellung übernahmen, hinzu.


    Der Ausbruch des Sintece und die Folgen für die cumeische Religion


    Nach dem oben erwähnten Vulkanausbruch stellten sich die Rhem die Frage, weshalb die Götter soviel Elend zugelassen hatten. Aus diesen Fragen entwickelten sich mehrere Erklärungsversuche, von denen sich einer schließlich durchsetzte und die Religion stark veränderte:
    Da die Götter grundsätzlich als „gut“ angesehen wurden, entstand der Mythos von abtrünnigen Hecey (sie wurden Riwony genannt), die sich von den Göttern und den übrigen Hecey abspalteten und sie bekämpften. Schließlich gelang es ihnen, den Schmiedeofen von Lenyron, der auch die Welt erwärmte, zu zerstören (der Vulkanausbruch also als Zeitpunkt der Zerstörung und die Kälteperiode als Folgeerscheinung).
    In dieser Zeit entstand auch die Vorstellung von vier Sphären. Früher hatte es nur die irdische Welt und das Totenreich gegeben, nun aber schufen die Götter zwei weitere Sphären, die Sphäre der Gestirne und die Unterwelt.
    Hier eine flüchtige Skizze, wie man sich die Sphären vorzustellen hat (das Totenreich also um die irdische Welt herum):


    [Blockierte Grafik: http://www.acarneya.at/grafiken/sphaeren.jpg]


    Lenyron hatte fortan seine Schmiede in der Unterwelt, wo sie vor den Riwony sicher war. Die meisten anderen Götter und viele Hecey zogen sich weitgehend in die Sphäre der Gestirne zurück, die nur durch das Tor Nymela mit der irdischen Welt verbunden ist. Die Hece Susca ist die Wächterin von Nymela und achtet darauf, dass kein Sterblicher und kein Riwon in die Sphäre der Gestirne gelangt.


    Die neuen Götter von Carima


    In den Grundzügen blieb die Sphärenreligion bis heute unverändert, doch im Laufe der Zeit kamen noch weitere lokale Götter hinzu, die nach der Eroberung Carimas durch Cumea auch in die allgmeine cumeische Religion aufgenommen wurden.


    Der ältere dieser „neuen“ Götter ist Ilafac, der Gott des Meeres, der Seefahrer und der Händler. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen im Meer lebenden Hece, der aber, als Seefahrt und Handel immer wichtiger wurden, schließlich als Gott verehrt wurde.


    Etwas später entstand Chetal, der sich von Raci abspaltete und fortan als Himmels- und Kriegsgott galt, während Raci zum Gott des Nachthimmels (man nennt ihn heute auch den „Sternenjäger“) degradiert wurde.


    Simyel schließlich war nur eine lokale Göttin der Stadt Sach Rineia, aber als Göttin der Weisheit und Gerechtigkeit wurde sie bald im ganzen Reich verehrt.


    Auch einige namentlich bekannte carimasche Hecey fanden ihren Platz im Glauben, wie etwa Chanei, die Entzünderin des Himmels (die Morgenröte), Asca, die Hüterin der Schicksalsfäden und Feston, der Bannerträger von Chetal.


    Altecwelische Einflüsse


    Durch die Eroberung von Sol, das stark von der altecwelischen Kultur beeinflusst war, fanden schließlich auch Elemente des altecwelischen Glaubens ihren Platz in der cumeischen Religion.
    Die Altecweler verehrten eine Reihe von Vegetationsgottheiten und verschiedene dämonenartige Wesen, die sowohl positive als auch negative Aspekte haben.
    Tydin ist einer dieser Vegetationsgötter, der von den Cumeanern heute als Gott der Ernte, des Überflusses und des Wohlstands verehrt wird.
    Ein weiterer ist Wicheia, der Wandler, der in der cumeischen Mythologie als Sohn von Mecari und Tydin und somit als Hece gesehen wird. Durch die Welt streifend bringt er die Jahreszeiten mit sich und altert dabei jedes Jahr bis zu seinem Tod im Winter, um schließlich zu Jahresbeginn wiedergeboren zu werden.


    Auch die Dämonen finden sich heute unter dem Überbegriff „Naturgeister“ in der cumeischen Mythologie, als Begleiter von Wicheia und Schutzgeister der Natur.


    Um all diese Elemente der cumeischen Religion – die vier Sphären, die zehn Götter, die unzähligen Hecey und Riwony und die Naturgeister – ranken sich unzählige Mythen und kein Cumeaner kennt heute noch den ursprünglichen Glauben der Rhem, den sie vor über 4000 Jahren aus dem Norden mit sich brachten.



    So, dabei belasse ich es besser einmal, ich befürchte, dass ich euch ohnehin schon mit all den Namen und den verworrenen Erklärungen erschlagen habe. :-[

  • Zitat

    So, dabei belasse ich es besser einmal, ich befürchte, dass ich euch ohnehin schon mit all den Namen und den verworrenen Erklärungen erschlagen habe.


    Nein.
    Hast du noch mehr auf Lager?

  • Zitat

    Ich mag Religionen, die "gewachsen" sind, die sich weiterentwickeln und sich im Laufe der Zeit wandeln.


    Den Satz kann ich a) unterschreiben und b) nein, du musst jetzt nicht in Panik irgendwas zusammentippen, nur um mir einen gefallen zu tun. Der Überblick ist bereits gut informativ genug.
    Nur falls du eh irgendwann mal wieder was zu dem Thema hast, ich les so was ganz gerne ;).

  • Das finde ich eine verdammt gute Idee, sich Gedanken ueber die Entwicklung von Religionen zu machen. Und ich muss sagen, ich finde das, was Du geschrieben hast, sehr plausibel (im Sinne von, "yo, dass sich das so entwickelt, leuchtet ein").
    Zwei Fragen haette ich allerdings:
    - Kann man die Unterwelt auch erreichen? Zur Sphaere der Gestirne gibt es ja offenbar ein bewachtes Tor.
    - Sind die Stern Hecey oder leben die Hecey einfach in deren Sphaere und die Sterne selbst sind irgendwas anderes?
    - Frage 3 von 2 ;) : Was machen die Riwony so in der Sphaere der Sterblichen? Ich meine, kann man denen begegnen, bzw. verursachen sie z.B. Gewitter, Erdbeben oder irgendsowas?

  • Zitat

    Kann man die Unterwelt auch erreichen?


    In die Unterwelt gibt es mehrere Tore, über die ich allerdings noch nicht so viel weiß. :-[ Grundsätzlich kommt man aber leichter in die Unterwelt als in die Sphäre der Gestirne.
    (also das ist jetzt alles natürlich rein auf die Mythologie bezogen, in Wirklichkeit gibt es ja die Unterwelt nicht ;) )


    Zitat

    Sind die Stern Hecey oder leben die Hecey einfach in deren Sphaere und die Sterne selbst sind irgendwas anderes?


    Also Sterne und Hecey haben nichts miteinander zu tun. Bei der Sphäre der Gestirne handelt es sich einfach um jene Sphäre, in der Sterne, Monde und Sonne sind. Zusätzlich ist es eben auch Wohnort der Götter und mancher Hecey. (aber nicht aller, einige von ihnen sind auch in den anderen Sphären und davon abgesehen können sie ja die Tore problemlos durchschreiten)


    Hm, kommt das in der Beschreibung irgendwie schlecht rüber? Dann sollte ich das vielleicht etwas näher erklären.


    Zitat

    Was machen die Riwony so in der Sphaere der Sterblichen? Ich meine, kann man denen begegnen, bzw. verursachen sie z.B. Gewitter, Erdbeben oder irgendsowas?


    Mythologisch gesehen - ja. Es gibt genug Menschen, die behaupten, sie wären einem Riwon begegnet, so wie es ja auch bei uns Menschen gibt, die meinen, Elfen gesehen zu haben.
    Naturereignisse werden gewöhnlich nur indirekt von den Riwony verursacht, also indem sie z.B. Chetal provozieren oder ihm schaden, was dann dazu führen kann, dass er Blitze auf sie schleudert, um sie zu vernichten.
    Gewitter, Erdbeben und ähnliches werden also auf göttliches Wirken zurückgeführt, aber Ursache ist nicht göttliche Willkür sondern der Versuch, die Riwony zu bekämpfen.
    Wobei es da oft auch Diskussionen gibt, da manche Menschen glauben, dass es gar keine Riwony gibt, sondern dass die Götter schlichtweg unberechenbar und gefährlich sind.

  • Coole Sache :thumbup:
    Und ja, sich über die Entstehung einer Religion Gedanken zu machen, kann sehr inspirierend sein, das ist mir auch schon passiert. Ich fand das alles sehr schlüssig und auch gut präsentiert und habe momentan keine weiteren Fragen ;)

  • Zitat


    Hm, kommt das in der Beschreibung irgendwie schlecht rüber? Dann sollte ich das vielleicht etwas näher erklären.


    *nochmal durchles* Nein, eigentlich nicht. Dass ich das gefragt habe, liegt wohl eher daran, dass es in der grichisch-roemischen Mythologie ja die Assoziation von Goettern mit Wandelsternen gibt. Und da es bei den Cumeianern sehr viele Hecey gibt, haette es halt passen koennen.


    Zitat


    Mythologisch gesehen - ja. Es gibt genug Menschen, die behaupten, sie wären einem Riwon begegnet, so wie es ja auch bei uns Menschen gibt, die meinen, Elfen gesehen zu haben.
    Naturereignisse werden gewöhnlich nur indirekt von den Riwony verursacht, also indem sie z.B. Chetal provozieren oder ihm schaden, was dann dazu führen kann, dass er Blitze auf sie schleudert, um sie zu vernichten.
    Gewitter, Erdbeben und ähnliches werden also auf göttliches Wirken zurückgeführt, aber Ursache ist nicht göttliche Willkür sondern der Versuch, die Riwony zu bekämpfen.
    Wobei es da oft auch Diskussionen gibt, da manche Menschen glauben, dass es gar keine Riwony gibt, sondern dass die Götter schlichtweg unberechenbar und gefährlich sind.


    Cool, das gefaellt mir. Scheint mir die perfekte Basis fuer jede Menge Mythen und Legenden zu sein. :thumbup:

  • Zitat

    Original von Neyasha
    Simyel <-- Athene schließlich war nur eine lokale Göttin der Stadt Sach Rineia, aber als Göttin der Weisheit und Gerechtigkeit wurde sie bald im ganzen Reich verehrt.


    ;D


    Hm... Cumea wirkt jetzt um so roemischer auf mich, vermutlich weil ich diesen Wirrwarr an Goettern mit ihnen verbinde ;)
    Dass sich die ganzen Fruchtbarkeitsgoetter nicht staendig auf die Fuesse treten, ist ja schon erstaunlich ;D (Aber um so realistischer, schaetz ich ;))


    Und wie ist es nun mit "Gut und Boese"? Existiert das Konzept in der Form? Sind Goetter gut und/oder boese? Wer ist fuer die "dunkle Seite" zustaendig? Nur die aeh... Ri...dingsda? Gibt es keinen Grossen Widersacher TM? Sind die Goetter ebenso menschlich wie z.B. die griechischen? (So mit Affairen und Allueren...)

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Das Verrückte ist, dass mir ausgerechnet die Parallele zu Athene erst auffiel, nachdem ich Simyel gebastelt hatte. :-[


    Grundsätzlich ist es ja beabsichtigt, dass die Religion ein wenig römisch wirkt. Ich muss immer aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr von der Edda beeinflussen lasse und füge dann teilweise auch bewusst griechisch-römische Elemente ein, um das wieder von der nordischen Mythologie wegzulenken. Ich hoffe, ich übertreibe es nicht damit. Sollte also irgendwas wie ein schwacher Abklatsch der römischen Religion wirken, dann macht mich bitte darauf aufmerksam.


    Zitat

    Dass sich die ganzen Fruchtbarkeitsgoetter nicht staendig auf die Fuesse treten, ist ja schon erstaunlich


    Jepp, irgendwie schon. ;D Aber nachdem ich mich ja gerade ziemlich viel mit gallischen, germanischen und sonstigen Muttergottheiten beschäftige würde ich sagen, dass es in der Tat funktioniert. ;D


    Einen bösen Gott TM gibt es nicht, das passt mir nicht so recht ins Konzept, zumal ich selbst eigentlich nur polytheistische Religionen kenne, bei denen es keinen gibt (da Loki ja auch nicht unbedingt ein "böser" Gott ist).
    Grundsätzlich sind sich die Cumeaner bei der gut/böse-Frage nicht ganz einig. Die meisten meinen, dass die Götter großteils gut sind (wenn sie auch menschliche Züge aufweisen und dadurch nicht perfekt sind) und die Riwony für die "dunkle Seite" zuständig sind.
    Ein paar denken aber, wie gesagt, dass die Götter ziemlich ambivalent sind und den Menschen auch durchaus manchmal schaden wollen.
    Da wird natürlich viel drüber diskutiert und in absehbarer Zeit könnte das mal zu einer Glaubensspaltung führen.


    Danke für eure bisherigen Kommentare und Fragen. :)

  • Argh!
    Weißt du, dass du mich mit deinen Texten vom Lernen abhältst? :zeter: Ich hatte heute eine Klassenarbeit und habe dann gestern Abend das hier entdeckt und musste das unbedingt lesen und hatte dann irgendwie Lust, gleich ein paar ältere Texte von dir nochmal zu lesen. Macht aber nichts, die Klausur war eh leicht und gestern Abend hätte ich auch keine Kopf mehr für sowas gehabt. *G*


    Ich find's echt schön, wie du dir solche Gedanken machst. Für mich klingt das alles auch total einleuchtend. Auszusetzen habe ich überhaupt nichts an dem Text. Ich find's ja irrsinnig schwierig, solche geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge auszuklügeln und staune deswegen immer, wie du das hinkriegst. Acarneya ist ja meine "Kultur-Welt".
    Fragen habe ich natürlich trotz allem.


    Im Alendischen Mythos von Anârias Tränen kommen zwei Göttinnen vor, die auch Cumeanische Entsprechungen haben. Béata entspricht laut Trecari Lawar der Cumeanischen Göttin Weital. Ist ja auch kein Wunder. Bei Anâria wollte ich nochmal nachfragen. Wem entspricht die in der Cumeanischen Mythologie? Ist das der männliche Gott Raci oder ist das Ragion? Und haben die Cumeaner eine Legende, die der von Anârias Tränen entspricht, selbst entwickelt oder hat eines der beiden Völker die Legende von dem anderen abgekupfert? Wo liegen die gemeinsamen Ursprünge des Alendischen und Cumeanischen Glaubens und wie kommen diese Gemeinsamkeiten zustande. Wo sind die sozusagen zum ersten Mal "zusammengestoßen" und haben Götter und Legenden ausgetauscht? Wie sind überhaupt so insgesamt die ganzen Gemeinsamkeiten bei den Legenden und Göttern der Alender und Cumeaner und wo liegen gemeinsame Ursprünge? Wie weit geht das zeitlich zurück?


    Was haben die Cumeaner noch so für Bräuche oder Rituale, ihre Götter zu verehren? Gibt's da starke Unterschiede zwischen der Hauptstadt Cumea und irgendwelchen Provinzen?


    Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu konfus und verwirrend. Ich bin immer neugierig, wie deine Völker sich so gegenseitig beeinflußen. Die Atecweler haben ja zum Beispiel noch einiges bewirkt.


    Hihi, mach dir mal keine Sorgen, dass du da jemanden mit Namen und Zusammenhängen erschlägst. Ich find's wie gesagt alles sehr einleuchtend und ich bin ja leicht zu verwirren. Wunder dich aber nicht, wenn ich doch mal irgendwas bei deiner Welt durcheinander bringe. Das passiert mir bei Nesekyan auch immer, obwohl mich diese Welt ja auch sehr fasziniert.

  • Zitat

    Original von Neyasha
    Sollte also irgendwas wie ein schwacher Abklatsch der römischen Religion wirken, dann macht mich bitte darauf aufmerksam.


    Nein, so wirkt es nicht auf mich - aber es IST halt eine polytheistische Religion mit einem wilden Haufen Goetter. Folglich reisst es mich vom Konzept her an Neuigkeit nicht unbedingt vom Hocker ;)
    Es wirkt auf mich realistischer und besser recherchiert als die meisten Standard-RPG-Pantheöne - vor allem durch die Betonung der Fruchtbarkeit, die halt doch zeigt, dass die meisten Leute nicht wilde Krieger (-->Kriegsgott ist superwichtig) sind, sondern Bauern...


    Zitat


    Aber nachdem ich mich ja gerade ziemlich viel mit gallischen, germanischen und sonstigen Muttergottheiten beschäftige würde ich sagen, dass es in der Tat funktioniert. ;D


    Eben - ich denke, du weisst ganz gut, was du tust ;D


    Zitat


    Die meisten meinen, dass die Götter großteils gut sind (wenn sie auch menschliche Züge aufweisen und dadurch nicht perfekt sind) und die Riwony für die "dunkle Seite" zuständig sind.


    Sprich: Es gibt haufenweise Schutzmechanismen gegen boese Geister?


    Allgemein wuerden mich Riten und Eigenheiten des Glaubens besonders interessieren, weil das das Ganze ja lebendig macht. Welche Symbolik gibts bei einer Eheschliessung (bei sovielen Fruchtbarkeitsgoettern erwarte ich jetzt einfach ein ausfuehrliches Hochzeitsfest), welche Weihen gibt es, welche sozialen Funktionen fuehren die Priester aus (Gesetzausleger und/oder Seelsorger?), etc. :)


    Zitat


    Ein paar denken aber, wie gesagt, dass die Götter ziemlich ambivalent sind und den Menschen auch durchaus manchmal schaden wollen.
    Da wird natürlich viel drüber diskutiert und in absehbarer Zeit könnte das mal zu einer Glaubensspaltung führen.


    Klingt fuer mich eher nach dem Beginn der Philosphie ;)

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
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  • Zitat

    Weißt du, dass du mich mit deinen Texten vom Lernen abhältst?


    Ups, tschuldigung. ;D :festknuddel:


    Aber Ghiks, du kennst meine Welt viel zu gut, dass ist ja erschreckend. *staun* Also ich versuch mal, die Zusammenhänge zwischen der alendischen und cumeischen Religion zu erklären:
    Gewisse Grundzüge sind in allen Religionen der Dacivai, also der Nordvölker gleich. Und zu den Dacivai gehören ja sowohl die Cumeaner als auch die Dunai. Die Alender wiederum haben durch die lange Versklavung große Teile der dunaischen Religion übernommen.
    Und Weital/Beatá und Raci/Ragion gehören zu den ältesten Gottheiten - daher gibt es sie bei beiden Religionen. Anâria hingegen ist eine alte Göttin der Alender und es gibt sie weder bei den Dunai noch bei den Cumeanern. Deshalb gibt es bei den Cumeanern auch keine Entsprechung von dem Mythos von Anârias Tränen. Falls Trecari das behauptet hat, dann hat sie Blödsinn geredet... ähem... :-[


    Zitat

    Was haben die Cumeaner noch so für Bräuche oder Rituale, ihre Götter zu verehren? Gibt's da starke Unterschiede zwischen der Hauptstadt Cumea und irgendwelchen Provinzen?


    Rituale sind leider mein Stiefkind bei den Religionen, da weiß ich nämlich noch nicht so viel drüber. Bei der Darstellung der Götter gibt es aber auf alle Fälle regionale Unterschiede und gerade in den Südwestprovinzen (Ecwela, Riot) gibt es noch viele Überbleibsel des altecwelischen Glaubens (und dementsprechend gibt es da auch andere Rituale als in Cumea).


    Zitat

    Sprich: Es gibt haufenweise Schutzmechanismen gegen boese Geister?


    Genau. :) Rituale, Amulette, Tabus, Schutzzauber usw. Aber wie gesagt, ich weiß da leider noch nicht wirklich was Genaues darüber.


    Zitat

    Klingt fuer mich eher nach dem Beginn der Philosphie


    Naja, der "Beginn" der Philosophie liegt jetzt doch schon eine Weile zurück. *g* Natürlich war das ziemlich lange eine philosophische Frage (und ist es immer noch...), aber mittlerweile führt das eben schon zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen den Gläubigen. Die Existenz (oder eben Nicht-Existenz) der Riwony ist ja schon ein recht zentrales Thema der cumeischen Religion.

  • Hey!


    Ich finde das sehr logisch und klar, was du schreibst. Mir gefällt einfach besonders, dass die Religion nicht so statisch ist wie in vielen Fällen, sondern dass sie sich verändert.


    Ich befasse mich gerade mit der Frage, ob ein Volk die Religion auch wechseln kann oder ob große Teile einer Religion verschwinden bzw. in Vergessenheit geraten können?
    Gibts da bei dir auch was? Teilungen und neu hinzugekommene Götter hast du ja zuhauf, aber verschwindet da auch was? Und wenn ja, wie und warum? Gibts Auslöser?


    Jedenfalls hast du mich sehr inspiriert, da muss ich mich doch auch endlich an meine letzte Religion (von fünf) machen!


    Liebe Grüße,
    Finja

  • Huch, das hab ich ja glatt übersehen, dass da noch neue Fragen gekommen sind. Tut mir Leid. *schäm*


    Zitat

    Teilungen und neu hinzugekommene Götter hast du ja zuhauf, aber verschwindet da auch was? Und wenn ja, wie und warum? Gibts Auslöser?


    Hm, ich hab mir da bisher noch nicht sooo viele Gedanken gemacht. Auf alle Fälle sind viele lokale Gottheiten in Vergessenheit geraten oder zu Hecey "degradiert" worden. Das war der z.B. Fall bei Newa, der Schutzgöttin der Stadt Liach Arb, die vor allem auch als Göttin des Handwerks galt. Als die Stadt nach dem Ausbruch des Sintece verlassen wurde, wurde sie eine Weile noch als eine Art Quellgöttin von nomadischen Viehhirten, die ihr Lager an der Quelle inmitten der verlassenen Stadt aufschlugen, verehrt, ehe sie schließlich völlig in Vergessenheit geriet.
    Und Atepi war früher ein wichtiger Gott der Hirten und Tierherden in den Ostprovinzen des heutigen Cumeischen Reiches, aber er verlor an Bedeutung, als es immer mehr städtische Zentren und weniger Hirten dort gab. Ganz vergessen ist er zwar noch nicht, aber er wird nur noch von Hirten verehrt und gehört nicht zu den zehn mächtigen Göttern der Cumeaner.
    Grundsätzlich muss ich mir aber über dieses ganze Thema noch mehr Gedanken machen.


    Zitat

    Jedenfalls hast du mich sehr inspiriert, da muss ich mich doch auch endlich an meine letzte Religion (von fünf) machen!


    Das freut mich, dass ich dich inspiriert habe. :D Nun ja, bei mir ist das jetzt die erste von äh... 7 (oder so) Religionen, die ich wirklich detailliert bastle.

  • Ich ich bin der meinung, dass es es eine gute Idee ist sich mit der Entstehung von Religionen zu beschäftigen und finde diene Umsetzung gut und stimmig.
    Besonders gefalllen hat mir Wicheia, dessen jährliche Metermorphose ich eine irgendwie poetische Idee finde. :) Das könnte sich sicher auch viel in redewendungen niederschlagen... ala "Das Jahr ist alt" oder so...

  • *hochzerr*


    Da zeigt sich doch die Nützlichkeit des Weltenverzeichnisses, daß man da über interessante Dinge stolpern kann, die man übersehen hat, bevor sie in den Threads nach hinten gerutscht sind ;D


    Aaalso, ich find die Entwicklung der Glaubensvorstellung durchaus einleuchtend und durchaus auch nachvollziehbar. Abgesehen davon sind solche Veränderungen auch nicht unbedingt logisch, weil es eben Glaube ist und nichts nachmessbares. Unlogik ist mir aber nicht aufgefallen, keine Sorge. :)


    Fragen, Fragen, Fragen:
    Gibt es einen Ursprungsmythos über die Erschaffung der Welt und der Götter? Woher kommen die ursprünglichen 4 Götter? Und sind alle "niederen" Götter Kinder der 3 Muttergöttinnen mit dem einen männlichen Gott? Oder gibt es schon noch mehr, die nur einfach nicht so wichtig sind und deshalb nicht gesondert erwähnt werden? Gibt es auch "Halbgötter", die mit Menschen gezeugt wurden?


    Wie kann man sich das Totenreich vorstellen? Einfach eine Welt neben der normalen Realität? Ewige Gärten, ewige Jagdgründe? Gibt es das Prinzip von Vergeltung nach dem Tod? Oder gar Widergeburt?


    Zitat

    Das war der z.B. Fall bei Newa, der Schutzgöttin der Stadt Liach Arb, die vor allem auch als Göttin des Handwerks galt. Als die Stadt nach dem Ausbruch des Sintece verlassen wurde, wurde sie eine Weile noch als eine Art Quellgöttin von nomadischen Viehhirten, die ihr Lager an der Quelle inmitten der verlassenen Stadt aufschlugen, verehrt, ehe sie schließlich völlig in Vergessenheit geriet.


    Diese wandernden Viehhirten gehörten zu den Leuten, die die Stadt verlassen hatten oder hatten zumindest mit denen Kontakt? Denn ich würde denken, daß das Wissen um einen Gott nur mit den Menschen wechseln kann und nicht über den Ort... Wird ja wohl kaum ein Hirte in der verlassenen Stadt eine Quelle gefunden haben und dadurch die Göttin kennen und verehren... Es sei denn, es steht mit glühenden Lettern darüber oder wird durch brennendes Buschwerk verkündet. *g*


    :fluecht:

  • Naja....Loki nicht als den Bösen zu bezeichnen halte ich für sehr gewagt. Immerhin hat der dafür gesorgt, dass der Sonnengott mit der Mistel getötet wurde und am Ende im Ragnarög(?) kämpft er gegen die anderen Götter.....was natürlich nicht heißt, dass deine Religion nicht ohne einen bösen Gott funktionieren kann!

  • Zitat

    Original von Phexenskind
    Naja....Loki nicht als den Bösen zu bezeichnen halte ich für sehr gewagt. Immerhin hat der dafür gesorgt, dass der Sonnengott mit der Mistel getötet wurde


    Ueberhaupt jemand von den germanischen Goettern als gut oder boese zu bezeichnen halte ich fuer relativ gewagt. Die ham alle ziemlich viel Scheiss und Trickserei angestellt, den man heute nicht unbedingt fuer legal oder ethisch vertretbar halten wuerde. ;)

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Ui, neue Kommentare... :D


    Zitat

    Original von Vinni
    Gibt es einen Ursprungsmythos über die Erschaffung der Welt und der Götter? Woher kommen die ursprünglichen 4 Götter? Und sind alle "niederen" Götter Kinder der 3 Muttergöttinnen mit dem einen männlichen Gott? Oder gibt es schon noch mehr, die nur einfach nicht so wichtig sind und deshalb nicht gesondert erwähnt werden? Gibt es auch "Halbgötter", die mit Menschen gezeugt wurden?


    Es gibt mehrere Ursprungsmythen, die ich aber noch nicht so wirklich ins Detail kenne. Die "niederen" Götter, also die Hecey, sind Kinder aller möglichen Götter. Da gibts sowohl eine Muttergöttin + männlichen Gott als Mami und Papi als auch einen Gott, der mit dem Meer gekuschelt hat und dadurch Wasser"geister" hervorgebracht hat etc. Der springende Punkt ist, dass sie laut Mythologie nicht an der Erschaffung der Welt mitgearbeitet haben, sondern erst später entstanden sind.
    Mit Menschen gezeugte Halbgötter gibt es auch - also in der Mythologie, sie laufen natürlich nicht wirklich irgendwo rum.


    Zitat

    Wie kann man sich das Totenreich vorstellen? Einfach eine Welt neben der normalen Realität? Ewige Gärten, ewige Jagdgründe? Gibt es das Prinzip von Vergeltung nach dem Tod? Oder gar Widergeburt?


    Das Totenreich geht eher so in Richtung ewige Gärten. Nicht direkt eine Paradies, aber schon sowas in der Art. Wiedergeburt gibt es nicht; Vergeltung nach dem Tod - öh, ahem, gute Frage. Da hab ich noch keine Ahnung. :-[


    Zitat

    Diese wandernden Viehhirten gehörten zu den Leuten, die die Stadt verlassen hatten oder hatten zumindest mit denen Kontakt?


    Diese nomadischen Viehhirten waren in erster Linie ehemalige Bewohner der Stadt, vermischt mit alten Hirtenvölkern, die früher mit Liach Arb Handel getrieben hatten. Sie alle kannten und verehrten die Göttin also auch schon vorher.
    Obwohl das mit den glühenden Lettern ja auch etwas hätte... ;D


    Zitat

    Original von Phexenskind
    Loki nicht als den Bösen zu bezeichnen halte ich für sehr gewagt. Immerhin hat der dafür gesorgt, dass der Sonnengott mit der Mistel getötet wurde und am Ende im Ragnarög(?) kämpft er gegen die anderen Götter


    Ich betrachte Loki einfach nicht als wirklich bösen Gott. Er hatte ja den Asen zuvor auch geholfen und sie aus einigen aussichtslosen Situationen gerettet. Ohne ihn hätten die Asen auch weder das Schiff Skidbladnir, noch Thors Hammer, den Ring Draupnir oder noch so einige Kostbarkeiten bekommen. Deshalb sehe ich Loki zwar als ambivalente Gottheit, aber nicht wirklich als böse (und wie Kiki ja schon sagte: Die anderen Götter hatten auch Dreck am Stecken ;D )

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