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Hinter dem siebzehnten Türchen leuchtet ein nächtlicher Sandstrand. Fremde Sternbilder schmücken den Himmel, und nicht weit von hier sitzen einige Fischer um ein flackerndes Feuer aus Treibholz herum und erzählen sich die alten Geschichten…
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Wie Tanahareni die Riesen besiegte
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Tanahareni wurde wiedergeboren im Schoß einer Frau der Insel Ukanos. Er wurde wiedergeboren als älteste Tochter einer Familie aufrechter Schiffsführer. Die Eltern waren stolz auf ihre schöne Erstgeborene und hofften, sie würde der Tradition der Familie folgen und ebenfalls Schiffe über die Meere führen. Und so nannten sie das Mädchen Amnis, nach den flinken Fischen, die in großen Schwärmen die Meere durchkreuzten. Wie ein Fischlein im Wasser wuchs Amnis dann auch auf. Sie liebte das Meer, die Wogen, die Winde. Bald tauchte sie nach Muscheln und Krebsen, fing Meeresgetier mit Schnüren und Netz und schlürfte Seevogeleier aus, die sie mit den anderen Kindern in den Uferfelsen sammelte. Sie war jedoch auch eine fleißige Schülerin ihres Vaters und lernte wissbegierig all die Dinge, die ein guter Schiffsführer wissen muss. Schon als kleines Mädchen kletterte sie auf seinen Schiffen umher, furchtlos bis auf die Spitze des höchsten Masts. Sie zählte kaum 15 Jahre, als ihr Vater sie das erste Mal mit auf Reisen nahm. Die vertraute Heimatinsel blieb zurück, doch dafür eröffnete das weite blaue Meer neue Wege und Ziele. So viele Inseln fanden sich in seiner Weite, fremde Völker und Abenteuer.
Gut zwei Jahre später hatte die Familie Amnis bereits ein Schiff anvertraut. Das sollte ihr jedoch zunächst kein Glück bringen. Auf einer seiner Fahrten geriet das Schiff nämlich in die Hände grausamer Seeräuber. Wie ein Hai sich auf eine Schule Friedfische stürzt, so fielen die Seeräuber über das Handelsschiff her. Mit Feuer, Haken und Messer wurde das Schiff erobert und die Besatzung in Fesseln geschlagen. Auch Amnis wurde gebunden und fürchtete sich. Zu viel hatte man schon über die Seeräuber gehört, denen nichts heilig war. Sie achteten nicht die Götter, nicht das Meer, nicht die Menschen. Vielleicht wollten sie ihre Gefangenen als Sklaven verkaufen, vielleicht auch nur ihre Blutgier und böse Lust an ihnen stillen. Doch es sollte anders kommen. Die Elemente selbst stellten sich gegen die Seeräuber. Das Meer und die Winde bäumten sich gegen ihr Schiff. Wilder Sturm riss an den Masten, Wasser donnerte gegen die Planken. Die Wellen hoben das Schiff in schreckliche Höhen und schmetterten es nieder in die Wellentäler. Das Schiff zerbrach. Alle an Bord kämpften um ihr Leben, doch das Meer zog sie unerbittlich in die Tiefe. Nur Amnis gelang es, an einige Bretter geklammert, zu überleben. Wohl warfen die Wellen sie wie ein Spielzeug umher, doch sie zogen sie nicht in den nassen Tod. Erschöpft und am Ende ihrer Kräfte wurde das Mädchen schließlich an ein ödes Eiland geworfen. Dort schlief sie drei Tage lang. Die Götter hielten schützend ihre Hände über sie.
Als Amnis schließlich wieder zu Sinnen kam, fand sie neben sich einen alten, abgehärmten Mann. Es war ein Schiffbrüchiger, so wie sie selbst, der jedoch schon viele elende Jahre in der Einsamkeit dieser Insel fristete. Ori war sein Name und er erzählte dem Mädchen, was es mit der Insel für eine Bewandtnis hatte:
„Ich bin ein Fischer, der nach einem Sturm an dieser Insel gestrandet ist. Ich habe ein Boot – aber es kann mich doch nicht von hier fortbringen. Die Insel ist umgeben von scharfkantigen Riffen, die jeden Bootsrumpf zermalmen. Der einzige Weg fort führt durch eine Meerenge, die diese Insel und ihre Schwester bilden. Doch dort hausen zwei grausige Riesen, die jedes Entkommen vereiteln. Steinfresser ist der eine, der hier auf dieser Insel haust, Felsreißer der andere, der auf dem gegenüberliegenden Eiland wohnt. Die beiden bewachen die Durchfahrt und fangen jedes lebende Wesen, das hindurch will – und fressen es dann auf. So manches Schiff hat schon sein Glück versucht. Doch die Unholde sind immer auf der Hut. Sie reißen Steine aus der Insel und werfen damit nach den Schiffen. Sie versenken alles, ob Segler, Ruderboot oder Floß, und fressen die Besatzung bei lebendigem Leibe. Sie teilen sich an Beute, was noch von Wert ist und hüten eifersüchtig ihre Schätze. Sie sind dumm, aber bösartig. Sie sind streitsüchtig, launisch und habgierig – und sie versperren den Weg in die Freiheit.“ So sprach Ori und klagte Amnis sein Leid. Die Tochter des Schiffsführers sann über seine Worte nach. „Ich will mir die Unholde ansehen“, sagte sie dann, „ich will sehen, ob es nicht doch einen Weg in die Freiheit gibt. Und lieber will ich sterben, als nie auch nur eine Flucht zu versuchen. Ich will nicht mein Leben jammervoll in dieser Einsamkeit ausharren.“
Ori rang vor Entsetzen die Hände, aber er konnte das Mädchen nicht aufhalten. Sie wanderte ohne Zaudern in die Richtung, in der sie der Schiffbrüchige gewiesen hatte. Schon von Weitem hörte sie ein Dröhnen und Brüllen und Rauschen wie aufgewühlte Fluten. Sie verbarg sich hinter Felsen und schlich vorsichtig näher. Und da waren sie. Zwei Riesen, voneinander nur durch eine Meerenge getrennt, so breit, dass man gut mit zwei Großschiffen aneinander vorbeifahren könnte. Die Riesen waren wahrlich scheußlich anzusehen. Hoch wie drei Männer und auch dreimal so breit, bleich und aufgebläht mit kahlem Haupt und rohem Antlitz. Und sie hatten vier Arme! Aus ihren Seiten wuchs ein weiteres Paar Arme, so dass vier ungeschlachtene Hände nach Steinen greifen konnten. Denn das war ihr Zeitvertreib. Sie rissen Steine aus dem Leib der Insel und warfen sie sich zu, als seien es leichte Bälle aus Lumpen. Sie warfen Steine, größer als ein Seekalb über die Meerenge, fingen sie auf und warfen sie zurück. Und wenn ein Stein das Ziel verfehlte, zersprang er auf dem Felsengrund oder klatschte ins aufgewühlte Meer.
Amnis sah mit Schaudern auf das grausige Spiel. Lange ging das so hin und her, mit wüstem Gebrüll und grobem Spaß. Doch dann wurde es Abend und sie wurden es leid, und ein jeder der Riesen entfachte auf seinem Ufer ein großes Feuer. Amnis sah zu, wie der Unhold auf ihrer Seite der Meerenge eine der Ziegen fing, die es auf der Insel zahlreich gab, ihr flugs den Kopf abriss und sie ohne sie zu häuten oder auszuweiden auf einen Spieß über das Feuer hängte. Amnis sah auch zu, wie der Riese die Ziege bis auf das letzte Knöchelchen verschlang und sich dann schläfrig niederließ, die vier Arme auf dem feisten Wanst gebettet. Nun fasste sie sich ein Herz, empfahl ihr Schicksal den Göttern an und trat an das Feuer. Wohl sah sie der Unhold, doch satt und matt von seinem Tagwerk betrachtete er sie mit mäßiger Neugier, anstatt sie sofort zu zerreißen und zu verschlingen.
„Oh, du Großer“, begrüßte ihn Amnis ehrfürchtig, „wie mächtig und prächtig ist deine Gestalt, wie stark deine Arme, die Steine so mühelos wie Äpfel pflücken.“
Das hörte der eitle Unhold gern und so winkte er das Mädchen heran und fragte sie nach ihrem Begehr.
„Ich bin gekommen, um dich zu sehen“, antwortete Amnis, „ich habe gehört von deiner Kraft und deiner Macht, und wollte das mit eigenen Augen sehen. Ich war schon bei deinem Bruder auf der anderen Insel – doch es fehlt ihm an deiner Größe und Stärke.“
Der Unhold brummte wohlgefällig. „Das will ich wohl meinen.“
„Und doch spottet er deiner“, fuhr Amnis fort, „er sagte, du kannst dich nicht mit ihm messen und versteckst dich deshalb auf der anderen Seite des Wassers. Sagt, dass du nur mit Kieselsteinen spielst und nichts von wahrer Stärke weißt. Und dass du nicht einmal merkst, dass er sich die größten Schätze nimmt und die besten Bissen von jedem Fang.“
Was brüllte da der Steinfresser! Er wütete und tobte in jähem Zorn und Amnis sprang nur mit Mühe aus dem Weg seiner tobenden Fäuste. Und doch sprach sie weiter, lockend und listenreich und säte Zorn und Zwietracht in seinem Herzen. Ein leichtes Spiel, da der Riese nur zu willig das Schlimmste vom anderen annahm und glaubte.
„Oh, großer Steinfresser“, rief Amnis schließlich, „ich will hinübergehen zu dem anderen und ihm sagen, dass ich dich viel prächtiger und mächtiger als ihn gefunden habe. Und dass er dir nicht gleichkommt. Dass er deinen Zorn fürchten soll und sich dir unterwerfen.“
„Ja, gehe!“ brüllte der Unhold. „Gehe und sage es ihm!“ Und er nahm einen Ast aus dem Feuer, groß wie ein brennender Baum und leuchtete ihr den Weg zur Meeresenge. Amnis stieg furchtlos ins Wasser und schwamm hinüber auf die andere Seite. Der Unhold dort, der Felsenreißer, hatte längst das Toben vernommen und war nun neugierig, was kommen würde. Und auch er ließ Amnis sprechen.
„Oh, du Großer“, sprach sie auch hier, „ich komme, dich zu sehen, nachdem dein Bruder auf der anderen Seite über dich gespottet hat. Er sagt, du bist feige und schwach, kannst nur Schilfgras reißen anstatt Felsen, nur Stroh kauen, anstatt Steinen. Und doch finde ich dich groß und mächtig. Viel größer als den, der so schlimme Worte sagt.“
Da tobte Felsreißer und brüllte und schrie, und auch hier schürte Amnis mit klugen Worten den Zorn zu loderndem Feuer. Sie schmeichelte dem Riesen, sprach von Beleidigung, Raub und Verrat. Und auch dieser Unhold glaubte bereitwillig ihren Worten. Noch zweimal schwamm Amnis in dieser Nacht von einem Ufer zum anderen. Sie richtete Drohungen und Beleidigungen aus, schmückte die geifernde Rede der Brüder mit giftigen Stacheln, um sie mehr und mehr gegeneinander aufzubringen. Und schließlich brachen sich Jähzorn und Bosheit Bahn und die beiden stürzten in wildem Kampf aufeinander. Mitten im Wasser, halb zwischen ihren Inseln, trafen sie sich. Schlugen mit Fäusten aufeinander ein. Brüllten, tobten, dass das Wasser schäumte. Sie schlugen, traten, würgten sich – und schließlich sanken sie beide entseelt in das Wasser. Von gleicher Stärke und Macht hatten sie sich gegenseitig umgebracht. Amnis aber hatte sich während des Kampfes in einer Felsnische verborgen und mit zitterndem Herzen abgewartet. Erst als Stille einzog, wagte sie sich hervor. Das Lager des Unholds war leer, nur gebrochene Steine säumten den Weg zum Wasser. Und dort – im fahlen Licht des ersten Mondes – da trieben die feisten, bleichen Körper der Unholde, im Tode verschlungen, mit der Strömung davon. Amnis sah ihnen mit angehaltenem Atem nach, dann sank sie auf die Knie und dankte den Göttern für die Rettung. Nun war der Weg frei zurück zu den Menschen!
Amnis wartete bis zum nächsten Morgen und durchsuchte dann zunächst das Lager des Unholds und auch das auf der anderen Seite. Sie fand zwischen Knochen und stinkendem Unrat viel von den geraubten Schätzen, die die beiden Riesen gehortet hatten. Amnis häufte auf, was davon nützlich erschien und machte sich dann auf die Suche nach Ori. Der alte Mann hatte ein Boot, er würde sie beide zurück zu seinem Volk bringen – und dazu von den Schätzen, was das Boot fassen mochte.
Ori hatte die Nacht wie von Sinnen vor Angst verbracht. Als das Lärmen des Kampfes über die Insel dröhnte, hatte er fest mit seinem Ende gerechnet. Er konnte kaum glauben, als Amnis vor ihn trat und vom Ende der Unholde berichtet. Welch Freude kam da über ihn! Er tanzte und jubelte und dankte dem Mädchen auf Knien für die Rettung. Und bereitwillig zog er sein altes Boot aus seinem Versteck und raffte seine armseligen Habe zusammen. Gemeinsam bargen sie den Schatz und vertrauten sie sich dann der Führung des Meeres an. Rasch trieb sie die Strömung durch die einst so unpassierbare Meerenge, und nach zwei Tagen Fahrt über offene See erreichten sie Oris Heimatinsel. Wie war da die Freude groß! Alles Volk lief im Hafen zusammen, alle staunten mit offenen Mündern über die Heimkehr von Ori, über die Schätze, und mehr noch über die Taten des Mädchens, das die Unholde vernichtet hatten. Und sie priesen ihre Taten und behandelten sie wie eine Königin. Auch der Herrscher der Insel kam, um sie zu preisen und in sein herrschaftliches Haus einzuladen. Amnis blieb gern – und später verband sie sich in Liebe mit dem Sohn des Herrschers und gebar einen Sohn. Doch trotzdem hielt es sie nicht auf dieser Insel. Es zog sie bald zurück aufs Meer und hinaus zu anderen Abenteuern.
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