Edit weist auf den Ursprung im Thread Fanfiction vs. veröffentlichte Romane hin.
Zu welcher Tageszeit könnte man wohl besser auf das Thema Vampirromane eingehen.
Es gibt dafür durchaus (entwicklungs-)psychologische Erklärungen, doch ... lassen wir das. Es ist nicht ganz so grenzwertig, wie es dir vorkommt.
Da Amanita und Fafnir explizit nachfragten, will ich meine Aussage nicht länger im Raum stehen lassen.
Tejaava kommen Vampir-Liebesgeschichten "zum Teil" wie "glorifizierte Vergewaltigungs-Fantasien" vor. Und obwohl sie zugibt, solche Bücher nicht gelesen zu haben, bin ich durchaus geneigt, dem zuzustimmen. Fantasy-Vampir-Romane sind de facto Fantasien. Jeder von uns hat Fantasien und Träume, auch sexueller Natur. Fantasie bedeutet jedoch nicht realer Wunsch, doch darauf komme ich später nochmal zurück.
Das "ausgerechnet junge Mädchen" gerne solche Romane lesen, hat mit verschiedenen Dingen zu tun. Erstens mit dem Entdecken und der Entwicklung der eigenen Sexualität. Der Körper verändert sich, ihr Rollenverhalten ändert sich. Gerade Heranwachsende suchen nach Vorbildern, versuchen sich zu orientieren und selbst zu finden. Womit ich nicht sagen will, dass Vampire oder wehrlose Personen nun Vorbilder werden, sondern sie sind IMHO ein Teilaspekt der Selbstfindung. Zweitens besteht eine weit höhere Akzeptanz des Umfelds (Eltern, Freundeskreis, Verwandte) gegenüber einigen Vampir-Romanen im Schrank, als wenn diverse Liebesromane sich dort aufreihen. Drittens testen sich Pubertierende gerne aus, werden dementsprechend von Psychologen öfters als Adrenalin-Junkies bezeichnet. So sollte es nicht verwundern, dass diese Storys mehr den 'Bedürfnissen' der Heranwachsenden entsprechen, als schnulzige Liebeslektüren.
Zu guter Letzt noch grundsätzlich etwas zum Thema Vergewaltigungsfantasien. Solche oder ähnliche Fantasien haben recht viele Frauen, aber auch Männer. Kein Thema für ein Kaffeekränzchen, jedoch z.B. in Psychologie-Foren recht häufiger Inhalt von Threads, initiiert von Menschen die fürchten unnormal zu sein. Und um jeden Aufschrei hier nochmals zuvorzukommen: Es geht hier ausdrücklich nicht um tatsächliche reale Vergewaltigungen, die massive Traumata auslösen. Keine normale Frau möchte das in der Wirklichkeit durchleben. Doch Fantasien, in denen der/die Träumer(in) die Verantwortung abgibt, sich nur passiv den Gefühlen hingibt, nicht alles bedenken muss, sind kulturübergreifend verbreitet. Oftmals werden diese Fantasien aber nie ausgelebt. Wenn doch, dann eher spielerisch mit einem vertrauenswürdigen Partner. Bedenklich werden diese Fantasien allenfalls, wenn sie nicht nur ausgeprägt sind, sondern zudem nicht akzeptiert und verdrängt werden. Also von der/dem Betroffenen zumeist als krankhaft angesehen werden. Das kann in manchen Fällen dazu führen, dass die Betroffene gefährlichen Situationen wider der Vernunft nicht rechtzeitig ausweicht und tatsächlich Opfer einer Vergewaltigung wird. Was keinesfalls bedeutet, dass die Betroffenen gezielt eine solche Gefahrensituation herbeizuführen wünschen oder gar andere Personen dazu provozieren.
Es gibt in der Psychologie die verbreitete Ansicht, dass der Liebesakt als solcher gewalttätige Aspekte besitzt. Selbst das Auskitzeln eines anderen Menschen beinhaltet solche Anteile. Mit Vampirstorys wird ebenfalls seit jeher Gewalt und Sex assoziiert. Vielen Menschen mag diese Verquickung im eigenen Liebesleben nicht bewusst sein. Sicherlich gibt es den einfühlsamen zärtlichen Akt, doch der Übergang ist fließend. Von mal 'ein wenig wilder', über den Partner ein wenig festhalten, über vor Erregung festkrallend ... und so weiter. Und ja, es gibt auch Menschen die Rollenspiele betreiben um ihre Fantasien auszuprobieren und auszuleben. Das muss nicht gleich BDSM bedeuten, dass kann auch einfach darauf hinauslaufen, dass ein Pärchen versucht einen eingefahrenen Trott in der Liebe zu durchbrechen.
Im Alltag tragen wir Verantwortung, müssen oft weitreichende Entscheidungen treffen. Oder uns Gewalten beugen, die uns ungerecht erscheinen (Vorgesetzten, hanebüchenen Richtlinien, Ämtern u.ä.). Doch an welcher ebenfalls emotionsgeladenen Stelle in unserem Leben vermögen wir am ehesten diese Rollen zu verlassen?
Die Gedanken, und somit auch die Fantasien, sind frei. Wir alle wollen mal Helden sein, oder unsere innere Wut herauslassen, wollen umsorgt werden, mal keine Verantwortung tragen müssen, andere Menschen beeindrucken, oder unseren Willen durchsetzen, in fremde Welten abtauchen, frei von Sorgen sein usw. Also ein weites Spektrum an z.T. unterdrückten Wünschen und Fantasien. Viele junge Menschen lasen nun die Twilight-Romane oder sahen dessen Verfilmungen. Dadurch werden keinesfalls plötzlich mehr Frauen devot oder mehr Männer dominant (et vice versa). Doch sehr wohl dienen solche u.ä. Romane (z.B. die Black-Dagger Reihe, um endlich mal eine andere Beispiel-Serie zu nennen) dazu eigene Fantasien auszuloten. Also eine recht natürliche Sache, und keineswegs grenzwertig.
Ich habe versucht mich kurzzufassen , doch man mag nun verstehen, weshalb ich anfangs nicht detaillierter auf dieses weite Themengebiet eingehen wollte.