Die Popularität 'erotischer' Vampirromane und ihre möglichen Ursachen

  • Edit weist auf den Ursprung im Thread Fanfiction vs. veröffentlichte Romane hin. :dozier:


    Zu welcher Tageszeit könnte man wohl besser auf das Thema Vampirromane eingehen. ;D


    Es gibt dafür durchaus (entwicklungs-)psychologische Erklärungen, doch ... lassen wir das. Es ist nicht ganz so grenzwertig, wie es dir vorkommt. ;)


    Da Amanita und Fafnir explizit nachfragten, will ich meine Aussage nicht länger im Raum stehen lassen.


    Tejaava kommen Vampir-Liebesgeschichten "zum Teil" wie "glorifizierte Vergewaltigungs-Fantasien" vor. Und obwohl sie zugibt, solche Bücher nicht gelesen zu haben, bin ich durchaus geneigt, dem zuzustimmen. Fantasy-Vampir-Romane sind de facto Fantasien. Jeder von uns hat Fantasien und Träume, auch sexueller Natur. Fantasie bedeutet jedoch nicht realer Wunsch, doch darauf komme ich später nochmal zurück.
    Das "ausgerechnet junge Mädchen" gerne solche Romane lesen, hat mit verschiedenen Dingen zu tun. Erstens mit dem Entdecken und der Entwicklung der eigenen Sexualität. Der Körper verändert sich, ihr Rollenverhalten ändert sich. Gerade Heranwachsende suchen nach Vorbildern, versuchen sich zu orientieren und selbst zu finden. Womit ich nicht sagen will, dass Vampire oder wehrlose Personen nun Vorbilder werden, sondern sie sind IMHO ein Teilaspekt der Selbstfindung. Zweitens besteht eine weit höhere Akzeptanz des Umfelds (Eltern, Freundeskreis, Verwandte) gegenüber einigen Vampir-Romanen im Schrank, als wenn diverse Liebesromane sich dort aufreihen. Drittens testen sich Pubertierende gerne aus, werden dementsprechend von Psychologen öfters als Adrenalin-Junkies bezeichnet. So sollte es nicht verwundern, dass diese Storys mehr den 'Bedürfnissen' der Heranwachsenden entsprechen, als schnulzige Liebeslektüren.


    Zu guter Letzt noch grundsätzlich etwas zum Thema Vergewaltigungsfantasien. Solche oder ähnliche Fantasien haben recht viele Frauen, aber auch Männer. Kein Thema für ein Kaffeekränzchen, jedoch z.B. in Psychologie-Foren recht häufiger Inhalt von Threads, initiiert von Menschen die fürchten unnormal zu sein. Und um jeden Aufschrei hier nochmals zuvorzukommen: Es geht hier ausdrücklich nicht um tatsächliche reale Vergewaltigungen, die massive Traumata auslösen. Keine normale Frau möchte das in der Wirklichkeit durchleben. Doch Fantasien, in denen der/die Träumer(in) die Verantwortung abgibt, sich nur passiv den Gefühlen hingibt, nicht alles bedenken muss, sind kulturübergreifend verbreitet. Oftmals werden diese Fantasien aber nie ausgelebt. Wenn doch, dann eher spielerisch mit einem vertrauenswürdigen Partner. Bedenklich werden diese Fantasien allenfalls, wenn sie nicht nur ausgeprägt sind, sondern zudem nicht akzeptiert und verdrängt werden. Also von der/dem Betroffenen zumeist als krankhaft angesehen werden. Das kann in manchen Fällen dazu führen, dass die Betroffene gefährlichen Situationen wider der Vernunft nicht rechtzeitig ausweicht und tatsächlich Opfer einer Vergewaltigung wird. Was keinesfalls bedeutet, dass die Betroffenen gezielt eine solche Gefahrensituation herbeizuführen wünschen oder gar andere Personen dazu provozieren.
    Es gibt in der Psychologie die verbreitete Ansicht, dass der Liebesakt als solcher gewalttätige Aspekte besitzt. Selbst das Auskitzeln eines anderen Menschen beinhaltet solche Anteile. Mit Vampirstorys wird ebenfalls seit jeher Gewalt und Sex assoziiert. Vielen Menschen mag diese Verquickung im eigenen Liebesleben nicht bewusst sein. Sicherlich gibt es den einfühlsamen zärtlichen Akt, doch der Übergang ist fließend. Von mal 'ein wenig wilder', über den Partner ein wenig festhalten, über vor Erregung festkrallend ... und so weiter. ;) Und ja, es gibt auch Menschen die Rollenspiele betreiben um ihre Fantasien auszuprobieren und auszuleben. Das muss nicht gleich BDSM bedeuten, dass kann auch einfach darauf hinauslaufen, dass ein Pärchen versucht einen eingefahrenen Trott in der Liebe zu durchbrechen.
    Im Alltag tragen wir Verantwortung, müssen oft weitreichende Entscheidungen treffen. Oder uns Gewalten beugen, die uns ungerecht erscheinen (Vorgesetzten, hanebüchenen Richtlinien, Ämtern u.ä.). Doch an welcher ebenfalls emotionsgeladenen Stelle in unserem Leben vermögen wir am ehesten diese Rollen zu verlassen?


    Die Gedanken, und somit auch die Fantasien, sind frei. Wir alle wollen mal Helden sein, oder unsere innere Wut herauslassen, wollen umsorgt werden, mal keine Verantwortung tragen müssen, andere Menschen beeindrucken, oder unseren Willen durchsetzen, in fremde Welten abtauchen, frei von Sorgen sein usw. Also ein weites Spektrum an z.T. unterdrückten Wünschen und Fantasien. Viele junge Menschen lasen nun die Twilight-Romane oder sahen dessen Verfilmungen. Dadurch werden keinesfalls plötzlich mehr Frauen devot oder mehr Männer dominant (et vice versa). Doch sehr wohl dienen solche u.ä. Romane (z.B. die Black-Dagger Reihe, um endlich mal eine andere Beispiel-Serie zu nennen) dazu eigene Fantasien auszuloten. Also eine recht natürliche Sache, und keineswegs grenzwertig.


    Ich habe versucht mich kurzzufassen %-) , doch man mag nun verstehen, weshalb ich anfangs nicht detaillierter auf dieses weite Themengebiet eingehen wollte.

  • Nemedon:

    Es gibt Straßen, denen du nicht folgen, und Städte, die du nicht belagern darfst. - Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

  • Nur mal kurz eingeklinkt:
    Ich halte das für ein kulturelles/psychologisches Phänomen mit durchaus weltenbastlerischer Relevanz, das IMHO sehr wohl einen eigenen Thread verdienen würde.

  • Vampirromane mit männlichen Protagonisten? Es gibt da so'n Buch namens "Dracula", da sind die meisten Figuren Männer. ;) Außer dem Mädel, das sie retten müssen. (Ich rede vom Buch, nicht vom Film, der Mina eine größere romantische Rolle verpasst)
    Dann natürlich auch "Der Vampyr" von Polidori, aber okay, das ist eine Kurzgeschichte.
    Von Tolstoi gibt's "Die Familie des Vampirs".
    Dann die ganze Anne Rice-Vampirbücher.
    Und noch so einige andere, die vor Bella und Edward geschrieben wurden... Es gibt doch weitaus mehr in der Vampirwelt als Romanzen, das waren eigentlich mal Horrorfiguren. ;)

  • Ich schätze, gemeint sind hier Bücher mit weiblichem Vampir und männlichem Mensch. Ich glaube, das ist tatsächlich nicht so häufig.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Veria: Genau^^
    Dorte: Aber in Dracula geht es doch imho hauptsächlich darum, das Mädchen zu retten und den Vampir zu bekämpfen/töten, als eine irgendwie geartete Beziehung zu ihm aufzubauen...
    "Der Vampyr" und "Familie des Vampirs" hab ich leider nicht gelesen, aber auch in "Carmilla" von Le Fanu geht es um eine lesbische Beziehung, auch wenn die Horrorelemente sehr stark vorhanden sind...

    Es gibt Straßen, denen du nicht folgen, und Städte, die du nicht belagern darfst. - Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

  • In Dracula geht es (unter anderem) darum, dass der Vampir unbemerkt Mina unter seine Kontrolle bringt, während die Männer voll männlich das Böse bekämpfen wollen und halt nicht merken, dass es zuhause passiert. Als sie es endlich bemerken, rettet Van Helsing mit Harker und seinen Kumpels Mina und töten den Vampir. Noch krasser kann man es ja kaum noch allegorisch beschreiben, wenn man Van Helsing als moralisch-rechtliche Instanz sieht, also als Polizist, der den Vergewaltiger zur Strecke bringt.
    Um Liebe geht es nicht, sondern um Macht und Kontrolle.
    "Carmilla" ist eine coole Geschichte, aber auch alles andere als eine Liebesschnulze. Auch hier ist die Beziehung einseitig: Carmilla will das Mädel (Laura? Mir fällt der Name gerade nicht ein), sie kapiert lange gar nichts und findet die neue Freundin einfach toll und bewundert sie, wie es Mädels nunmal tun.
    Dieses Ding mit unsterblicher Liebe zwischen Mensch und Vampir taucht erst deutlich später irgendwann auf. Die klassischen Vampir-Mensch-Geschichten sind vielmehr Jäger-Beute-Geschichten. Und ja, da stecken oft natürlich auch Vergewaltigungsallegorien drin - aber nicht als romantisches Element, sondern als krass-bedrohliches, weswegen die Vampire dann auch von Angehörigen der Frauen getötet werden.


    Daneben gibt es eben noch die anderen Geschichten wie "Die Familie des Vampirs" oder "Der Vampyr", in denen die Protagonisten sich mit den Vampiren konfrontiert sehen und feststellen müssen, dass sie ihnen nicht viel entgegenzusetzen haben. Hier ist von Romantik zwischen Vampir und Mensch nichtmal homöopathisch was zu erkennen, das ist eher der Kampf gegen das Grauen an sich. Außer in der "Familie des Vampirs", wo die Angebetete zum Vampir wird, aber verliebt hat sich der Protagonist ja vorher und die Romanze wird dann auch nicht fortgeführt.

  • Sagen um Vampire sind schon älter. Die Kurzgeschichte Der Vampyr von 1816 gilt als erste bekanntere literarische Umsetzung dieser mythologischen Gestalt. Doch interessant ist es, dass bereits diese Geschichte der damals sehr beliebten schwarzen Romantik zugerechnet wird. Zu den Hauptmotiven der Schauerromantik gehören aber auch die sogenannte 'Paraphile Erotik' %-) und Sadomasochismus. Der Vampyr reiht sich somit ein in eine Reihe von Geschichten wie Der Untergang des Hauses Usher von Edgar Allan Poe, Frankenstein von Mary Shelley (entstand ebenso wie Der Vampyr aus einem dichterischen Wettstreit zwischen John Polidori, Mary Shelly und Lord Byron) und sogar Juliette von Marquis de Sade.
    Sicherlich sind das keinesfalls Romanzen, doch einen dezenten erotischer Schauer müssen diese Geschichten bereits ausgelöst haben.



    "Carmilla" ist eine coole Geschichte, aber auch alles andere als eine Liebesschnulze.

    Ich denke nicht, dass es primär um Liebe ging in den ersten Kurzgeschichten, sondern um schaurige Geschichten mit einem untergründigen erotischen Beigeschmack, wie sie die damalige verklemmt-bigotte Gesellschaft noch zuließ. Die Vampirin in Carmilla zeichnet sich durch eine durchaus romantische Zuwendung zu der jungen Laura aus. Zudem wird sie, ebenso wie eine zuvor verstorbene Altersgenossin, in die Brust gebissen. Das ist mMn also eine Novelle mit einem wohlig-schaurigen lesbischen Beigeschmack.



    In Dracula geht es ...
    Um Liebe geht es nicht, sondern um Macht und Kontrolle.

    Es geht, wie in den vorangegangenen Beispielen, nicht um romantische Liebe. Bram Stokers Dracula wurde stark inspiriert von Carmilla und anderen Werken. Man sagt ihm sogar nach, dass Stoker von Gerüchten um Eleonore zu Schwarzenberg beeinflusst worden sei.
    In der zwischenmenschlichen Sexualität können Macht und Kontrolle aber durchaus ein Thema sein. Vergiss nicht, damals herrschte eine patriarchale Gesellschaft. Frauen waren den Männern untergeordnet. Alle mussten sich im Korsett strengerer gesellschaftlicher Normen zurechtfinden. Vor diesem Hintergrund vermag man verschiedene erotische Sichtweisen in Dracula hineinzuinterpretieren.
    Allerdings kann man durchaus von einseitiger Liebe von Dracula zu Mina sprechen. Dieses Element wird dann ebenso in der (ersten?) filmischen Umsetzung im Stummfilm Nosferatu aufgegriffen. Am Ende opfert sich die 'unschuldige' Ellen, damit sich das 'Ungeheuer' Orlok so lange entrückt an ihrem Blut labt, bis die Sonne aufgeht. Nur so glaubt sie ihre Stadt retten zu können.



    Ich schätze, gemeint sind hier Bücher mit weiblichem Vampir und männlichem Mensch. Ich glaube, das ist tatsächlich nicht so häufig.

    In der Konstellation fällt mir allenfalls der erste Film der Underworld-Reihe ein.



    Zitat

    Ich halte das für ein kulturelles/psychologisches Phänomen mit durchaus weltenbastlerischer Relevanz, das IMHO sehr wohl einen eigenen Thread verdienen würde.

    Da sich offensichtlich nun doch eine separate Diskussion entwickelt, stimme ich Hans zu. Z.B. Vampirgeschichten und ihre erotischen Aspekte würde sich anbieten. Oder direkt nach Hans Idee Vampirgeschichten - ein kulturelles/psychologisches Phänomen. Zumindest wenn man solche Worte wie Erotik umgehen will. ;)

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  • Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass jeder Vampirroman/eine Vampirbeziehung eine solche darstellt, die auf Gewalt und Erotik basiert. Die Menschen lesen Vampirromane imo aus denselben Gründen wie jeden anderen Fantasyroman: weil es ihnen gefällt. Das ist wie ob man Schokolade- oder Vanilleeis lieber mag. Ich bin niemand, der hinter jedem Geschmack einen tiefenpsychologischen Grund sieht. ^^
    Ich liebe zB. Simon aus den "Chroniken der Unterwelt", weil er mir schon als Charakter sympathisch war, bevor er sich in einen Vampir verwandelt hat. Er tat mir eher leid, als dass ich eine Faszination Vampiren gegenüber empfunden hätte.
    Ein anders Beispiel dafür ist der Film "Interview mit einem Vampir". Mir tat Louis(?) Schicksal eher leid. Aber verdammt, dieses kleine Kind war echt gruselig. ôo


    Genauso wenig würde ich den Charakter, der in den Vampir verliebt ist, als nekrophil bezeichnen. Nekrophilie bedeutet viel mehr, als dass das Objekt der Begierde tot ist: die Leiche ist bewegungslos, spricht nicht und hat keine Persönlichkeit, was man von einem Vampir nicht erwarten kann. Obwohl ich doch sagen muss, dass ich jede Vampirgeschichte recht unromantisch und vor allem erotisch wie einen Sack Kartoffeln finde: einen Geliebten ohne Herzschlag, Atem, Körperwärme, ... Da kann man gleich einen toten Fisch küssen und wie soll ich dem meine fast dauerkalten Hände und Füße unterjubeln? :lol:

  • Da ich vorhin beim Zappen zufällig in die Verfilmung geraten bin:
    Im Roman "So finster die Nacht" von John Ajvide Lindqvist gibt es die eher ungewöhnliche Konstellation von Menschenjungen und Vampir in Form der Kinder Oskar und Eli. Beide sind zwölf, Eli allerdings schon ziemlich lange. Eine zarte präpubertäre Romanze entspinnt sich und einige verkorkste Schweden müssen dran glauben, da auch zwölfjährige Vampire Blut trinken.
    Die Verfilmung ist übrigens auch gelungen, die Synchro allerdings ziemlich grottig - die DVD bietet OmU.
    Die Geschichte ist eigentlich die klassischste Vampirgeschichte, die ich seit langem gelesen habe, außer, dass der Mensch ein Junge ist. Es wird klar, dass ein Vampir weder ein Vegetarier noch ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein kann, und der Film muss sich in der optischen Darstellung nicht wirklich vor HBOs "True Blood" verstecken. Eli sieht mit fetten Blutspritzern im Gesicht aber immer noch erstaunlich niedlich aus. ;) Da rieche ich doch deutliche Anleihen an Anne Rices Claudia.
    Ich empfehle dringend das Buch, das mehr Details und Nebenplots sowie Elis Hintergrundgeschichte bietet.


    Ohne jetzt spoilern zu wollen: Der Autor thematisiert hier so etliches rund um Gewalt, sexuelle Orientierungen (auch der unschönen Sorte) und auf der anderen Seite eben auch Zuneigung und Freundschaft. Diese Juxtaposition macht für mich den Reiz der Geschichte aus und war etwas, das ich im Vampirkontext so bisher wirklich noch nicht gelesen hatte. Typisch schwedisch-sozialkritischer Ansatz, nur halt mit deutlich untypischer Entwicklung.

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  • Bei den Twilight-Büchern/Geschichten habe ich immer im Hinterkopf, dass Bella im Prinzip nekrophil ist.

    Selbst als Leser der kompletten "Bis(s)"-Romanserie war ich stets selbst etwas irritiert über Bellas Vorliebe, da die Vampirkörper durchweg als eiskalt und marmorartig beschrieben werden. Die sogenannten "Werwölfe" %-) hingegen kuschelig und immer warm. Wer möchte denn mit einer Marmorstatue kuscheln, selbst wenn sie ach so schön ist?



    Ich weiß aber auch gar nicht, ob die Twilight-Vampire in Särgen schlafen.

    Nein, sie schlafen nie. Keine Särge, keine Betten. Letzteres zeigt sich nett im letzten Roman.



    Eine Frage die sich mir aber dadurch stellt, ist, ob die vom Vampir gebissenen Menschen bei Twilight sterben und dann selbst zum Vampir werden, oder ob sie nicht sterben und sich verwandeln.

    In den "Bis(s)"-Romanen geschieht die Verwandlung durch ein Gift, dass wohl automatisch von den Vampiren übertragen wird. D.h. nur lebende Menschen mutieren zu Blutsaugern, da das Herz das Gift noch verteilen muss im Körper. Ergo verwandeln sich komplett ausgesaugte Menschen hingegen nicht.



    Die Menschen lesen Vampirromane imo aus denselben Gründen wie jeden anderen Fantasyroman: weil es ihnen gefällt. Das ist wie ob man Schokolade- oder Vanilleeis lieber mag.

    Natürlich gibt es diese marginalen Unterschiede der gustatorischen Geschmäcker. Doch es existiert diese starke Vorliebe vor allem junger Leserinnen zu Vampirromanen. Dein Vergleich hinkt da ein wenig - meiner Meinung nach.



    Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass jeder Vampirroman/eine Vampirbeziehung eine solche darstellt, die auf Gewalt und Erotik basiert. ...
    Ich liebe zB. Simon aus den "Chroniken der Unterwelt", weil er mir schon als Charakter sympathisch war, bevor er sich in einen Vampir verwandelt hat. Er tat mir eher leid, als dass ich eine Faszination Vampiren gegenüber empfunden hätte.

    Aber geht es in den "Chroniken der Unterwelt" nicht primär um die Schattenjäger, mit Dämonen als Antagonisten? :kopfkratz: Sicher treten auch noch diverse andere mythische Geschöpfe, u.a. natürlich auch Vampire, auf. Doch als Vampirromane wäre mir diese Serie nicht gerade in den Sinn gekommen.



    Ein anders Beispiel dafür ist der Film "Interview mit einem Vampir". Mir tat Louis(?) Schicksal eher leid. Aber verdammt, dieses kleine Kind war echt gruselig.

    Louis stellt klar den Sympathieträger des Films dar, der darum kämpft, seine Menschlichkeit nicht zu verlieren. Und mit Claudia, dem blondgelockten puppenhaften Vampir-Kind, zeigte man sehr gut die Probleme kindlicher Blutsauger. Und eben auch, dass Vampirgesellschaften z.B. gerade für solche Fälle Regeln aufstellen dürften.
    Doch warum "Interview mit einem Vampir" ein Beispiel darstellt, das Gewalt und Erotik nicht zumeist ein Aspekt in diesem Genre darstellt, erschließt sich mir nicht. Als prägnantestes Beispiel blieb mir die Szene im Theater in Erinnerung, als eine junge Frau entkleidet und letztlich von mehreren Vampiren auf der Bühne 'vernascht' wird. ;)



    "So finster die Nacht" von John Ajvide Lindqvist ...
    Ich empfehle dringend das Buch, das mehr Details und Nebenplots sowie Elis Hintergrundgeschichte bietet.
    Ohne jetzt spoilern zu wollen: Der Autor thematisiert hier so etliches rund um Gewalt, sexuelle Orientierungen ...

    Ich kenne leider nur die Verfilmung. An welcher Stelle geht es denn um sexuelle Orientierung, oder wird darauf nur im Roman eingegangen? Oder ich habe es schlicht vergessen. :weissnicht:

  • Die klassischen Vampir-Mensch-Geschichten sind vielmehr Jäger-Beute-Geschichten. Und ja, da stecken oft natürlich auch Vergewaltigungsallegorien drin - aber nicht als romantisches Element, sondern als krass-bedrohliches, ...


    Erotische Aspekte finden sich aber auch in "krass-bedrohlichen" Szenen. Doch man redet nicht darüber, weil fast jeder Mensch solche Gefühle augenblicklich verdrängt, da sie all zu oft den eigenen Wertvorstellungen widersprechen. Manche verleugnen diese erotischen Blitzmomente sogar so schnell, dass sie es vor sich selbst glaubhaft zu leugnen vermögen, sie zu kennen. Doch je älter man wird, desto gelassener denkt man über manche Dinge nach. (So zumindest ergeht es mir. Und mittlerweile hörte ich von diesem Mechanismus ebenso von anderen Menschen.) Eine brutale Vergewaltigung (um beim Beispiel zu bleiben) soll in Filmen in der Regel abstoßen, und doch erwischen sich manche dabei, dass für einen winzigen Moment sie ein einzelnes Detail (selten die gesamte Szene als solche) erregt. Ein Blick, eine Bewegung, eine Stimmlage, eine Körperhaltung, ein Machtgefälle o.ä. Doch unser ethisches Empfinden schlägt sogleich Alarm, dass man das (die Szene) doch auf keinen Fall erregend empfinden dürfe. Schwupps, schon ist der Moment weggeschoben - fix verdrängt - schnell vergessen. Nicht jeder reflektiert sich selbst und überlegt, welcher Aspekt der gerade gesehenen Szene einen wider verinnerlichter Werte erregte. Zumal man in aller Regel weiter einer wechselnden (Film-)Handlung folgt, die das Vergessen dieser winzigen Aufwallung noch unterstützt.
    Auf der einen Seite sind wir intelligente, emanzipierte, empathische [etc.] Menschen. Und doch besitzen wir weiterhin Instinkte und primitivere Bedürfnisse. Und was man gerne vergisst - sexuelle Erregung ist nicht intellektuell, hat nichts mit abstrakten (mathematischen) Modellen oder ähnlich Rationellem zu tun. Sie folgt stattdessen tief in uns verwurzelten Trieben, die sich um gesellschaftliche Normen kaum scheren. Und sich z.B. einzugestehen, dass man ein warmherziger hilfsbereiter und toleranter Mensch ist, doch einen in sexueller Hinsicht Aspekte erregen, die dem durchaus widersprechen können, fällt vielen schwer zu akzeptieren. Verdrängen ist so viel einfacher, doch birgt dieser seelische Mechanismus für uns Menschen auch Gefahren. Mag dieses Thema alleine auch nur einem dezenten Verlassen der inneren Mitte (seelisches Gleichgewicht) entsprechen, so können weitere Stressoren und/oder weitere langjährige Verdrängungen die emotionale Innenwelt eines Menschen zunehmend ins Chaos zu stürzen.


    Ähm, versteht überhaupt noch jemand, worauf ich hinaus wollte? Oder wurde es gerade thematisch zu speziell für das WB-Forum und die Schreiberlinge unter uns? :-/

  • Geisterstund' - meine Stund'. Und für dieses Thema kann es keine bessere 'Tageszeit' geben. :lol:


    Stolperte heute über diesen Beitrag einer Video-Plattform, der mich doch sehr an diese Diskussion hier erinnerte.


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  • Bzgl Fantasie/Spiel und reale Gewalt:


    Ich habe selbst schon einiges an sexueller Gewalt überstanden und kann aus dieser Perspektive sagen, dass Macht- und Ohnmachtsphantasien nicht nur völlig normal, sondern manchmal auch wichtig für das eigene Seelenheil sind. Ein gezieltes Erleben von Machtsituationen in einer kontrollierten Situation wie bei einem Rollenspiel oder einer Fantasie kann helfen, das Gefühl (zurück) zu erhalten, sexuelle Selbstbestimmung zu besitzen.
    Denn auch ein Szenario, das ein Ausgeliefert Sein beinhaltet, ist ein selbstbestimmtes Abgeben von Verantwortung - und manchmal gehts dabei auch darum, sich von Schuldgefühlen frei zu machen, die jungen Mädchen oder auch Rape Survivors jedes Geschlechts von der Gesellschaft eingeredet werden.

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