[Politik] Gleichzeitiger Krieg & Frieden?

  • Heute Morgen ist mir ein kleines Problem in den Kopf geschossen, das vielleicht nicht nur Gaia, sondern auch die eine oder andere Welt betrifft, die vielleicht durch Comics, Filme oder Computerspiele inspiriert wurde.


    Ist es eigentlich möglich, dass in einem Land gleichzeitig Krieg und Frieden herrschen kann?


    Die Situation auf Gaia ist folgende: Galhadan befand sich bis dato immer in einem 2-Fronten-Krieg. Einmal mit Ætherea im Westen und Zadia im Norden. Zudem gibt es noch immer die Bedrohung durch den Höllenschlund in der Aschewüste im Osten. Jetzt ist es aber so, dass ich mir Galhadan nicht wirklich in einem dauerhaften Kriegszustand vorstellen kann. Also, rein von der Gefühlslage her passt es einfach nicht, wenn weite Teile des Landes durch Truppenbewegungen und andauerndem Bombardements durch Golems, Kriegsmaschinen, Skiffs und Magier zerpflügt werden. Die Waffentechnologie dieser Länder ist recht hoch entwickelt und somit sind Zerstörungen, wie man sie in aktuellen Kriegen (siehe Syrien - Aleppo :'( ) sieht, durchaus möglich.
    Auf der anderen Seite denke ich bei Galhadan oft ein weite Ebenen, sonnendurchflutete Baum- und Bambushaine und eine recht friedliche Umgebung - also so ein bisserl wie eine wildromantische Version ein Studio Ghibli-Films. Und jetzt frage ich mich, ob dies überhaupt in ein Bild hinein passt.


    Ähnliche Situationen gibt es auch in diversen Spielen wie z.B. einigen Final Fantasy-Teilen - zumindest fallen mir diese gerade ein. Auch wirken viele Rollenspielwelten recht kuschelig und friedlich, obwohl sie eigentlich vom Krieg zerrissen werden. Irgendwie passt da jetzt Bild und Idee nicht wirklich zusammen, da es ja doch recht realitätsfremd ist. Man könnte jetzt im Falle von Gaia argumentieren, dass die Welt ja ohnehin etwas comiclastiger ist und das Galhadan recht groß ist, aber irgendwie bin ich mir recht unschlüssig, ob das trotz funktionieren kann, dass man auf der einen Seite Krieg hat, auf der anderen Seite hingegen Ruhe und Friede.


    Habt ihr Welten mit ähnlichen Problemen? Lösungsideen?

  • Spontan fällt mir der Kalte Krieg ein, und die derzeitige Lage der innerkoreanischen Grenze.


    Vllt gibt es auch entsprechende Abkommen zwischen den kriegführenden Staaten, sich auf bestimmte Gebiete zu beschränken?


    Zitat

    Auf der anderen Seite denke ich bei Galhadan oft ein weite Ebenen, sonnendurchflutete Baum- und Bambushaine und eine recht friedliche Umgebung - also so ein bisserl wie eine wildromantische Version ein Studio Ghibli-Films.


    Naja, die Natur kann von den Kriegen ja recht unbeeindruckt sein. Bzw. wachsen Ruinen halt einfach mit Pflanzen zu, und voilà, alles sieht ganz friedlich aus.


    Die Frage ist auch, warum die Kriege geführt werden; und ob die Bevölkerung durch den Krieg krass verarmt oder ob manche davon sogar profitieren? Vielleicht werden die Bauern massiv gefördert, weil sie für die Truppenversorgung essentiell sind, und sind deswegen total reich? (weiß nicht, wie plausibel das ist...)

  • Es ist bei einem Krieg ja auch nicht nötig, dass ständig irgendwo gekämpft wird. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass de jure Krieg ist, de facto aber grad fünf Jahre Frieden, und danach wird ... ein Attentat auf einen hohen Politiker verübt, der gegnerische Besitz von Massenvernichtungswaffen behauptet, der neue Todesstern endlich fertig, o.ä. ... und das nächste Gemetzel geht los. Und nach dem Gemetzel wird der nächste Waffenstillstand ausgehandelt und es ist wieder für ein paar Jahre Ruhe.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Also in erster Linie fällt mir dazu das "Friss oder Stirb"-Prinzip ein.
    Es ist Krieg am anderen Ende des Landes. Zerfriss dich an Selbstmitleid oder nimm es so hin wie es ist. Lebe damit. Das könnte zumindest ein Anreiz sein warum der vom Krieg unberührte Teil "friedlich" wirkt soweit dies möglich ist.


    Die Gründe warum der Kampf an der Front tobt können vielfältig sein, aber ich finde den strategischen Ansatz sehr gut. Man präsentiert sein Rüstzeug und es werden nur gezielt Angriffe verübt. Das oft garnicht im großen Stil sondern mit kleinen Kommandos, kein "boom boom" sondern gezielte Anschläge auf Personen.

  • Es gibt sogar ansätze in der Realität: Der erste Weltkrieg wurde in Deutschland an zwei Fronten gekämpft. Die eine in Frankreich, die andere im Osten Richtung Russland. Nicht ein fremder Soldat hat während des Krieges den deutschen Boden berührt - weswegen ja auch die ganzen Dolchstoßlegenden aufkommen konnten.


    Das heißt, wenn der Krieg nur an der Grenze geführt wird, dann ist ein friedliches Landesinnere möglich. Einziger Nachteil... die Ressourcen und fehlenden Arbeitskräfte - aber wenn man das ausgleichen kann...


    Ansonsten nimm mal Rom... die haben ja auch Krieg geführt und Italien war eine blühende Landschaft



    Wo ein Waldgott steht wächst grünes Gras,
    wo ein Waldgott ruht, sprießen Wälder,
    wo ein Waldgott weint, entstehen Sümpfe,
    wo ein Waldgott blutet, ist das Land geheiligt
    und wo ein Waldgott stirbt, wird leben sein.

  • Erst einmal Danke euch allen! :D :umarm:


    Kalter Krieg ist wahrscheinlich die beste Lösung. Wobei es da jetzt noch ein paar Fragen gibt, die noch recht offen sind, wie z.B. gibt es eine mögliche Allianz zwischen zweien der drei Konfliktparteien? Allerdings glaube ich das kaum, denn jeder dieser Kriege ist religiös motiviert und ich glaube nicht, dass z.B. die Ætherianer und die Zadianer sich mit Galhadan verbünden würden, da ihre religiöse Ansichten auch recht gegensätzlich sind - bis auf "Tötet alle Ungläubige!" vielleicht. Denn es geht sowohl beim galhadrisch-zadianischen und dem galhadrisch-ætherischen Krieg weder um Resourcen oder Landbesitz, sondern lediglich eher um tötet alle Ungläubige, denn aus sowohl ætherischer wie auch zadianischer Sicht ist Galhadan ein Sündenpfuhl von Ungläubigen, die weder an IO (im Falle von Zadia) noch an die heilige Flamme (im Falle von Ætheria) glauben wollen.


    Zumindest ist dies mein Standpunkt nach bisheriger Sichtweise. Vielleicht ändert sich noch etwas im Laufe der Zeit, denn durch die Neugestaltung der Länder in Nord-West-Earhûn und dem neuen Background könnte es vielleicht einige Änderungen geben, die vielleicht auch dieses Problem lösen.


    Auf jeden Fall: Danke erstmal für das auf den rechten Weg stoßen! :D

  • Kalter Krieg ist wahrscheinlich die beste Lösung. [...] es geht sowohl beim galhadrisch-zadianischen und dem galhadrisch-ætherischen Krieg weder um Resourcen oder Landbesitz, sondern lediglich eher um tötet alle Ungläubige, denn aus sowohl ætherischer wie auch zadianischer Sicht ist Galhadan ein Sündenpfuhl von Ungläubigen, die weder an IO (im Falle von Zadia) noch an die heilige Flamme (im Falle von Ætheria) glauben wollen.


    Zumindest ist dies mein Standpunkt nach bisheriger Sichtweise. Vielleicht ändert sich noch etwas im Laufe der Zeit


    Ich denke, wenn der Krieg ausschließlich religiös motiviert ist, spricht das durchaus für (längere?) Phasen von Kaltem Krieg. "Kill the infidels!" ist wahrscheinlich recht wirksam als Motivator am Kriegsanfang, aber wenn man dann feststellt, dass das mit dem Ungläubige Auslöschen nicht so schnell erledigt ist (öy, die wehren sich ja! :o ), verliert man recht bald die Lust daran, das aktiv weiterzuverfolgen, und man lässt's bis auf kleine Scharmützel durch echte Fanatiker erstmal sein (hab schließlich noch anderes zu tun!). Irgendwann gibt's wieder einen Anlass - und sei es nur, dass sich jemand von "denen da oben" halt wieder mit irgendwas profilieren will - und man führt den Krieg eine Zeit lang wieder weiter, weil, die scheiß Ungläubigen sind ja immer noch da, und eigentlich wollen wir die ja weg haben.


    Naheliegend fände ich es aber selbst in diesem Fall, wenn sich noch weitere Motivatoren wie eben Ressourcen- und Landbesitz dabei auftun. Und seien es nur anfängliche "spoils of war" - die man im späteren Verlauf natürlich nicht einfach wieder aufgeben will, nur weil man sie "unrechtmäßig" erlangt hat (pft!). Immerhin ist Kriegführen gefährlich und teuer. Offizieller Grund mag die Verbreitung des Rechten Glaubens sein, aber wer könnte es denjenigen, die das konkret vor Ort schultern müssen, verübeln, wenn sie ihre Kriegsaufwendungen anderweitig wieder reinbekommen wollen, nicht wahr? :eyebrow:

    Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.
    - Kurt Tucholsky über Rudolf Steiner

  • Ich denke, ein Kalter Krieg ist selber kein Krieg.


    Eigentlich ist es die Gegenüberstellung zweier Systeme, die sich eben nicht direkt bekriegen und deshalb kämpfen. Und wenn ich mir deine Beschreibung anschaue, gibt es ja heiße auseinandersetzungen an den Grenzen.


    Nur wenn man zwei Systeme/Weltanschauungen hat, die sich gegenüberstehen, ohne direkte geografische Berührungspunkte, kann es zu einem Kalten Krieg kommen. Und auch da muss man bedenken, dass es während des kalten Krieges, heiße Kriege gab. Das wären dann die Stellvertreterkriege. Das heißt, dass die Parteien so mächtig sein können, in anderen Ländern einfluss nehmen zu können um einen indirekten Krieg ausführen zu können.



    Wo ein Waldgott steht wächst grünes Gras,
    wo ein Waldgott ruht, sprießen Wälder,
    wo ein Waldgott weint, entstehen Sümpfe,
    wo ein Waldgott blutet, ist das Land geheiligt
    und wo ein Waldgott stirbt, wird leben sein.

  • Ein weiteres historisches Beispiel wäre der Hundertjährige Krieg, der bei genauerer Betrachtung in eine Reihe Einzelkonflikte zerfällt, zwischen denen nicht viel gekämpft wurde und auch während der heißen Phasen waren je nur Teile des Landes betroffen, eben da wo gekämpft wurde. Allerdings ist das vom technologischen Level her nicht ganz dasselbe wie in deiner Situation.


    Snapshots Punkt finde ich sehr wichtig: Dass es neben der Religion weitere Kriegsgründe gibt.
    Historische, politische und theologische Untersuchungen aus unserer Welt legen nahe, dass Konflikte, die offiziell aus religiösen Gründen heraus geführt werden, inoffiziell ganz andere Gründe haben und die Religion als Legitimator und Motivator verwenden, um das Betreiben des Konflikts zu rechtfertigen und Kanonenfutter für die Kämpfe zu gewinnen. Praktisch kein Konflikt wird ohne ökonomische und politische Gründe, Ziele oder Zwecke geführt. Dafür ist Krieg einfach zu teuer und zu aufwändig und zu gefährlich. Es beginnt simpel schon bei der Enthemmung von Soldaten, die tagtäglich vom Tod umgeben sind, töten, und ein hohes Risiko haben zu sterben. Das lässt Empathie abstumpfen und moralische Grenzen fallen. Also mindestens hier gilt das Motiv der Bereicherung (Kreuzzüge sind hier auch ein gutes Beispiel). Zudem ist Kriegsführung für einen Staat teuer und je länger ein Krieg dauert, desto schlechter lässt er sich der eigenen Zivilbevölkerung sinnvoll verkaufen (sieht man bei jedem Krieg in der Geschichte). Das führt zum einen zum früheren oder späteren Erlahmen der Kriegsbemühungen und wird häufig durch Beute zunächst erkauft.


    Zudem macht es das Setting an sich interessanter, wenn man zwei Ebenen von Motivationen und Zielen hat, die aus einer moralischen Warte heraus im Widerspruch zu stehen scheinen. Für Geschichten ist das allemal gut geeignet. ;)

    Weil Inspiration von oben kommt und Arbeit von unten.
    -Elk (20.10.18, 23:02)



    Plan. Act. Reflect. Repeat 'til finish.

  • Zitat

    ich glaube nicht, dass z.B. die Ætherianer und die Zadianer sich mit Galhadan verbünden würden, da ihre religiöse Ansichten auch recht gegensätzlich sind - bis auf "Tötet alle Ungläubige!" vielleicht


    Kriege bringen oft seltsame Allianzen hervor. Père Joseph (die graue Eminenz) war ein fanatischer katholischer Kapuzinermönch, der Kardinal Richelieu beriet...und ein Bündnis mit dem prothestantischen Feind (Gustav II. Adolf von Schweden) gegen den ebenfalls fanatisch erzkatholischen Kaiser Ferdinand II. stiftete. Père Joseph war einer, der in Europa Werbung für einen christlichen Kreuzzug gegen die Osmanen machte (zur Befreiung des Heiligen Landes).


    Und ansonsten würde ich Eld recht geben, dass religiöser Fanatismus eigentlich nicht ohne politische Ziele funktioniert. Einem religiösen Fanatiker (auch wenn er/sie/jene Person das verdrängt) geht es auch immer um irgendwelche weltlichen Ressourcen etc.

  • Könnte zwischen zwei oder mehreren Kontrahenten der Krieg stark reglementiert sein?
    Dafür bräuchte man zwei oder mehrere ähnliche Parteien die auf ähnliche Art Krieg führen, deren Gesellschaften sich über längere Zeit hinweg informel auf bestimmte Regeln und Rituale geeinigt haben, wie Krieg geführt werden sollte.


    Beispiele: Es wird an bestimmten Feiertagen nicht gekämpft, die Ernten werden verschont, Schlachten werden vorher verabredet, Kriegshandlungen werden von längeren Verhandlungsphasen unterbrochen, Zivilisten werden geschont, bestimmte Ehrvorstellungen müssen eingehalten werden, nur bestimmte Personen dürfen kämpfen ...


    Je mehr solcher Regeln vorhanden sind, desto vorhersebarer und eingeschränkter wird der Krieg. Sind die Verluste nur gering, kann ein solcher Konflikt ziemlich lange aufrechterhalten werden.


    Doch ein solches Ritualsystem kann fragil werden. Wenn eine Partei bewusst krass die Regeln durchbricht, kann die andere Partei nachziehen, und der Konflikt kann wieder blutig eskalieren.
    Als Beispiel für diese Art von ritualisiertem Konflikt können einige Kriege und Kleinkriege im Mittelalter herangezogen werden.

  • Ein vereinbarter Waffenstillstand, wie man es derzeit in der Ukraine hat, ist für mich auch eine Form von Krieg und Frieden zur gleichen Zeit.
    Die Idee weiter oben find ich auch realistisch, dass de jure Krieg herrscht und defacto länger nicht gekämpft wurde.
    Nord- und Südkorea wurden erwähnt, die kämpfen nicht dauernd, haben aber seit 50 Jahren oder so offiziell Kriegszustand.


    Und auch, dass nur in einem Teil des Landes Krieg herrscht ist normal. In der Ukraine betrifft es ja auch mehr den Osten und auch der IS ist nicht im kompletten Irak bzw. im kompletten Syrien aktiv.


    Je grösser ein Reich bzw. eine Nation ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil der Bevölkerung nicht direkt vom Krieg betroffen ist.

  • Der erste Weltkrieg wurde in Deutschland an zwei Fronten gekämpft. Die eine in Frankreich, die andere im Osten Richtung Russland. Nicht ein fremder Soldat hat während des Krieges den deutschen Boden berührt - weswegen ja auch die ganzen Dolchstoßlegenden aufkommen konnten.


    Das ist nicht richtig.


    Zu Beginn des Krieges drangen die Russen weit nach Ostpreußen ein und hielten Teile davon bis 1915 besetzt. Auch Österreich-Ungarn blieb nicht verschont. Hier schafften es die KuKs nur mit massiver deutscher Hilfe Galizien wieder zu befreien und den Russen Paroli zu bieten.


    Die Kernländereien beider Staaten blieben dabei tatsächlich unberührt.

    "»Huch«. machte der Dachs, als er aufwachte. »Heute bin ich aber schlecht gelaunt. So etwas von schlecht gelaunt, ich bin ja richtig gefährlich!«" - Udo Weigelt, Der Dachs hat heute schlechte Laune.

  • Habt ihr Welten mit ähnlichen Problemen? Lösungsideen?


    Es gibt auch die Möglichkeit eines vergessenen Krieges, wie z.B. der zwischen den Scilly-Inseln und den Niederlanden. Er 'dauerte' 335 Jahre an, obwohl nur sehr kurz Kampfhandlungen stattfanden.

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