[Rhon - Ein Heimatssetting] Bastelthread

  • HINWEIS! Bei Rhon handelt es sich um eine überzeichnete, 100% inakkurate Grim-Dark-Horror-Fantasy-Black/Doom-Metal-Welt. Wer das Setting ernst nimmt oder für wen es zu schlimm ist, hat Pech gehabt und kann in seine einsame Kammer zum Weinen gehen. Wer eine akkurate Mittelalterwelt erwartet, hat Pech gehabt. Wir sind hier ja nicht im Geschichtsunterricht! Meine Güte! Werdet erwachsen!

    Wer hingegen mit Dreck, Blut, Folk/Lovecraftian Horror und schwarzem Humor zurecht kommt, ist hier gerne gesehen.


    Irgendwie kamen Tö. , Alpha Centauri und ich bei einer Diskussion auf dem WBT auf den Gedenken, dass es echt und spaßig ist, Welten zu basteln, die mehr oder minder auf die eigene Heimat basieren. Und da meine Heimat (Mellrichstadt bzw. die Rhön) eine sehr umfangreiche Flut an Sagen und Legenden hat, hab ich mir nun den Schuh angezogen, eine... nennen wir es Fantasy-Variante davon zu basteln.


    Allerdings kam mir die Idee zu "Rhon", schon vor einigen Jahren und irgendwie habe ich es immer wieder und wieder vor mich her geschoben. Aber nun ist es, so glaube ich, doch mal an der Zeit, etwas mehr dazu zu basteln:

    Grundlegend dachte ich an ein Dark-/Low-Fantasy-Setting mit einem sehr kleinen, abgesteckten Bereich (vielleicht 100 km im Durchmesser), in dessem Zentrum sich eine mittelalterliche Stadt befindet. Westlich und nördlich wird die Landschaft immer hügeliger, bis schließlich zu einem kleinen Mittelgebirge wird, das von verdrehten und uralten Buchen überzogen ist. Im Süden und im Osten wird das Land flacher. An den morastigen Straßen gibt es das eine oder andere Gehöft, vielleicht eine kleine befestigte Anlage und hier und da mal eine Burg. Je weiter man sich von der zentralen Stadt aus in die abgeschiedene Wildnis entfernt, wird es immer seltsamer und befremdlicher, denn sehr viel Kontakt haben die Menschen untereinander nicht. Gerade in den abgelegenen Dörfern bleibt man gerne unter sich.


    Das für mich aber wirklich Interssante an dem Konzept ist aber das fantastische Element: Der Gedanke von Irrlichtern, verschwundenen Dörfern und Untoten in den Mooren sowie Hexen und Riesen in den Wäldern fand ich schon interessant und spannend. Die alten Sagen von Mellrichstadt bieten an sich schon ein ungemein umfangreiches Schauerpotential mit Geisterprozessionen, männermordenden Wassermänner und den Geistern junger Mädchen auf den Friedhöfen. Von monströsen Fischen, Teufelshäusern und Lichtern über den kargen Kuppen (es gibt wirklich Nordlichter in der Rhön!) ganz zu schweigen.

    Ich glaube, es könnte echt spaßig sein, wenn ich meine Heimatstadt in ein düsteres Mittelalter zurückversetzte, wo der Glaube an die alten Götter mit dem "Neuen" der Kreuzkirche zusammenstößt. Ein bisserl Teufelswahn und Hexenverfolgung würden dem ganzen Setting dann auch die richtige Würze geben. Rattenmenschen in den Gassen, welche Krankheit und Tod verbreiten sowie Vampire und Ghule, die an den Knochen der Toten nagen, wären ein paar nette Auslöser für Rollenspielplots, wenn sich einige tapfere Männer und Frauen zusammenschließen, um den grauenhaften Teufeln das Garaus zu machen. Vielleicht würde auch hier eine Prise kosmischer Horror ihren Weg in die finsteren Wälder finden.

    Ob und wie weit es "klassische" Fantasyelemente gibt, weiß ich noch nicht. Definitiv denke ich eher daran, dass wenn es zu einem Auftauchen von Elfen oder Zwergen kommen sollte, dass diese eher aus dem Bereich der Feen und Kobolde kommen.


    Ich schau mal, was sich so ergibt und mach jetzt erstmal ein Brainstorming...

  • Die Idee finde ich grad richtig cool. Bin gespannt, was du dir dazu so einfallen lässt! Insbesondere weil ich mittlerweile selbst einen gewissen familiären Bezug zur Rhön habe, auch wenn ich da nur einmal war. :D


    Wenn ich das so lese, inspiriert mich das tatsächlich, sowas in Yrdanea vielleicht auch mal zu verstecken.

    Danke dir. :D


    Ich verstecke es halt nicht irgendwo, sondern ich hab halt - mal wieder - eine neue Welt, wenn man es so nennen mag. Das war halt auch ein Grund, warum ich mich so sehr dagegen gesträubt habe, denn eigentlich habe ich ja genug Welten. Aber egal...


    @Topic: Ich habe heute erstmal mit einer Bestandaufnahme der realen Welt begonnen in dem ich eine Karte für das Setting gemacht habe, aber alle Ortschaften und Landmarken erstmal mit Originalnamen eingetragen habe:



    (Das war das wirklich erste Mal, wo ich Wonderdraft sehr effektiv nutzen konnte. :D )


    Ich habe jetzt nicht alle Dörfer eingezeichnet und gerade in den Gebieten der Hochrhön bzw. im Grabfeld sollten schon genug weiße Flecken sein, in denen ich dann kleine Gehöfte oder Siedlungen noch zusätzlich einlegen könnte, wenn ich es wöllte. Sprich: Es gibt in der Hochrhön auch noch Dörfer, die jetzt nicht näher genannt wurden/werden und so einfach vor sich hin vegetieren.


    Zudem habe ich mal meine ersten, groben Gedankengänge notiert:

    • Zentrale Stadt mit circa 500 Einwohnern innerhalb der Stadtmauern.
    • Im Nord-Westen der Stadt befindet sich ein Mittelgebirge (Rhon).
    • Im Süd-Osten befindet sich flaches (Acker-)Land mit ein paar Flussauen.
    • Überall, an den morastigen Straßen gibt es kleine Dörfer, Gehöfte, kleine, befestigte Anlagen oder auch die eine oder andere Burg.
    • Die meisten Menschen sind arme Bauern oder Handwerker und sehr misstrauisch gegenüber Fremden.
    • Die meistens Dorfbewohner bleiben unter sich. In vielen Dörfern gibt es nur ein bis drei Familien und Inzest ist nichts Ungewöhnliches.
    • In der Stadt ist man zudem recht gläubig, während in den Dörfern, besonders in denen im Mittelgebirge noch die „Alten Götter“ verehrt.
    • Möglicherweise gibt es irgendwo zur Zeit auch einen Krieg und es ziehen immer wieder und wieder brandschatzende Soldaten durch die süd-westlichen Lande und hinterlassen Gräberfelder.
    • Zeitlich liegt es irgendwo zwischen Spätmittelalter (1300 – 1500 )und Barock (30-jähriger Krieg; 1600 - 1700).


    Grundlegende Inspirationsquellen sind für mich:

    • Mörk Borg (Rollenspiel)
    • Lamentations of the Flame Princess (Rollenspiel)
    • Beyond the Wall (Rollenspiel)
    • Into the Odd (Rollenspiel)
    • Warhammer Fantasy (Tabletop-/Rollenspiel)
    • Turnip28 (Tabletop)
    • Sleepy Hollow (Film)
    • Pakt der Wölfe (Film)
    • Das Finstere Tal (Film)
    • Sennentuntschi (Film)
    • Der Mellrichstädter Sagenkranz (Buch)
    • Diverse Geschichten von Lovecraft (Das Grauen von Dunwich, Schatten über Innsmouth, usw.)
    • Diverse Märchen und Sagen
  • Das finde ich eine nette Idee - seine eigene Heimat verbasteln! Ich hatte selbst mal meine Heimat (das Lipperland in Ostwestfalen - nach Braunschweig zog ich erst später) in einer Welt verbastelt, die aber wieder in der Vetsenkung verschwand.

  • Na ja, es war nur die soundsovielte D&D-Hintergrundwelt und nicht wirklich originell, und ich habe das Interesse an solcher Fantasy und an Rollenspielen verloren.

  • WeepingElf: Aber vielleicht bietet der Hype der Heimatwelten mal wieder einen Grund abermals deine Heimat zu be-/verbasteln?


    @topic: Ich habe nun eine Karte meiner "Hauptstadt" Mellrichstadt mit Hilfe von Inkarnate entworfen. Obwohl ich Inkarnate nur kostenlos nutze, bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden und man kann einige Elemente des Originals erkennen. Zudem habe ich eine Liste mit alternativen Namen für die Orte des Gebiets geschrieben. So wird nun eben auch aus Mellrichstadt dann "Madalsburg".


  • WeepingElf: Aber vielleicht bietet der Hype der Heimatwelten mal wieder einen Grund abermals deine Heimat zu be-/verbasteln?

    Mal sehen. Immerhin habe ich vor, eine mit den albischen Sprachen verwandte Sprache in der Haarbüttchenwelt, einem kleinen bewaldeten Höhenzug ca. 3 Kilometzer nördlich meines Heimatdorfes unterzubrigen, und der Ausdruck Haarbüttchen soll aus dieser Sprache stammen. Ich habe mich immer schon gefragt, was ein Haarbüttchen ist, kam zu der Vermutung, dass das irgendeine Art von Kobold sein könnte. Aber die Sprecher der "Haarbüttchensprache" sind natürlich genau wie meine Elben ganz normale Menschen.

  • Das ist sooo toll!


    Ich will auch Karten machen. :D

    Will aber noch geeignetes Kartenmaterial aus alter Zeit finden. Ich glaube da gibts zu meiner Stadt leider nicht so arg viel.

    Wenn es altes Kartenmaterial gibt, ist es natürlich großartig. Bin mir gar nicht sicher, ob es das auch von Mellrichstadt gibt. *hmm*

    Die Namen sind auch ein spannendes Thema. Wie kamst du auf Madalsburg? Hat das noch irgendeinen Bezug zum ursprünglichen Namen oder gab es Namensvarianten, auf der dieser basiert?

    Dazu zitiere ich mal aus Wikipedia:


    Im Jahre 822 wurde Mellrichstadt erstmals als Madalrichistreuua urkundlich erwähnt.[5] Weitere frühe Erwähnungen gab es unter den Namen Madalichesstrouue (845) und Madalrichesstat (889). Der karolingische Königshof Madalrichesstat war Mittelpunkt des fränkischen Westergaues.


    Ich wollte halt einen Namen haben, der entfernt an Mellrichstadt erinnert und da kam mir die Geschichte etwas zu Hilfe.


    WeepingElf: Aber vielleicht bietet der Hype der Heimatwelten mal wieder einen Grund abermals deine Heimat zu be-/verbasteln?

    Mal sehen. Immerhin habe ich vor, eine mit den albischen Sprachen verwandte Sprache in der Haarbüttchenwelt, einem kleinen bewaldeten Höhenzug ca. 3 Kilometzer nördlich meines Heimatdorfes unterzubrigen, und der Ausdruck Haarbüttchen soll aus dieser Sprache stammen. Ich habe mich immer schon gefragt, was ein Haarbüttchen ist, kam zu der Vermutung, dass das irgendeine Art von Kobold sein könnte. Aber die Sprecher der "Haarbüttchensprache" sind natürlich genau wie meine Elben ganz normale Menschen.

    Ist doch schon mal ein Anfang. :nick:

  • Ich habe jetzt eine aktuelle Karte:



    Und ein Logo:



    Möge das Grauen so langsam beginnen...


    EDIT: Eine Sage aus dem Rhonland:


    Die böse Müllerin

    Eine schöne aber grausame Müllerin liebte es bösartige Streiche mit Tier und Mensch zu spielen. Katzen band sie an den Schwänzen zusammen, den Hunden entzündete sie diese oder sie warf schon mal ganze Rattenester in den Trichter des Mühlrades. Kinder schlug sie bei jeder Gelegenheit, warf mit Dreck und Unflat nach den Alten und Kranken und auch ihr gutmütiger, aber etwas tumber Gatte litt unter ihren Zoten und Gängelungen.

    Eines Tages fand sie eine junge Bettlerin am Wegesrand, die um etwas Brot flehte. Anstelle von Brot schlug die böse Müllerin das arme Mädchen mit einer Weidenrute, bis sie blutig war und stopfte ihr frische Pferdeäpfel in den Mund. Daraufhin sprach das Mädchen, die im Geheimen eine Hexe war, einen Fluch über die Müllerin aus.

    In den folgenden Nächten wurde die böse Müllerin von schrecklichen Träumen gequält, die an Grauen und Nachtmahr von Nacht zu Nacht schlimmer wurden. In der sechsten Nacht geschah es dann, dass die Müllerin schreiend aus dem Bette fuhr, sich vor Schmerzen den Kopf hielt und aus dem Hause direkt in die Mühle rannte. Dort stürzte die Kopfüber in den Trichter des Mahlwerkes, was sofort seine grausame Arbeit aufnahm.

    Am nächsten Morgen sodann entdeckte der entsetzte Müller den blutigen Brei, der aus dem Mahlwerk gequollen kam und die unzähligen Ratten, welche sich daran machten, das, was von der bösen Müllerin übrig war, zu verputzen.

  • Die Sache mit den Sagen läuft super leicht von der Hand, denn gestern und heute habe ich 4 (!!!) weitere groteske und grausame Geschichtlein aus dem Rhonland verfasst. Viel Spaß beim Gruseln:


    Der Finkenpfuhl

    Fast eine Meile westlich von Madalsstadt entfernt liegt in einem Talkessel die Siedelei Finkel. Neben einer kleinen Kapelle und ein paar Höfen befindet sich ein gar schauriger See, der den Namen „Finkelpfuhl“ trägt, ganz in ihrer Nähe. Unter dunkeln Bäumen befindet sich dieses schwarze und nahezu kreisrunde Gewässer, um das sich so manche Sage rankt:

    So ist von grässlichen Wesen die Rede, die halb Mensch, halb Fisch sein sollen und in den bodenlosen Tiefen des Sees in einer Stadt leben. Es könnte sich bei ihnen um die Nöcken handeln, die auch unter den Brücken der Flüsse hausen und denen man nachsagt, dass sie in einem unterirdischen Flussnetzwerk leben und sich von Menschenfleisch ernähren.

    Auch soll es in alter Zeit, bevor die Kreuzkirche ins Rhonland eingezogen ist, regelmäßig Menschenopfer am Finkelpfuhl gegeben haben. Dabei wurde ein namenloser Gott angebetet, der im Wasser auf ewig ruhen soll. Ob es auch heute noch diese Opferungen gibt, ist nicht bekannt, aber so manch unvorsichtiges Kind soll schon in der kalten Schwärze des Pfuhls verschwunden sein.



    Der Rübenschrein in Rottenau

    Im abgelegenen Dörfchen Rottenau in den Beinauen erhebt sich innerhalb der alten Dorfmauern ein gar merkwürdiges Gebilde. Es handelt sich um eine gewaltige, ja fast haushohe Runkelrübe. Mittig auf dem Dorfplatz, nahe der verlassenen Kapelle der Kreuzkirche befindet sich jenes gottlose Gewächs, welche von den Einheimischen wie eben eine Gottheit verehrt wird. Die eklige, aufgeblähte Runkel wird von den Rottenauern als Fruchtbarkeitssymbol verehrt und besonders zur Erntedankzeit mit Lichter geschmückt.

    Der Brauch, aus besonders großen Runkeln Laternenfratzen zu schnitzen, welche die bösen Geister vertreiben sollen, ist ja im gesamten Rhonland bekannt, aber gerade in Rottenau wird er besonders exzessiv betrieben. So soll es zur Erntedankzeit im Schatten der Riesenrunkel abartige Orgien mit allerlei Feldfrüchten und Menschenopfer geben, um für die gute Ernte zu danken. Und für wahr: Die Rottenauer sind bekannt dafür, dass ihre Speicher in all den Jahren, selbst während zu so mancher Hungernot, immer gut gefüllt waren.



    Der Schneider Schreck


    Nun liebe Kinder, gebt fein acht,

    sonst kommt der Schneider in der Nacht.


    Einst lebte ein armer, buckeliger Schneider namens Anton Schreck in Madalsstadt. Er ging täglich seiner Arbeit nach und war bei den meisten Leuten ein gern gesehener Geselle. Weil er in seiner winzigen Schneiderei wenig Licht hatte, wurden seine Augen rasch schlechter, doch konnte er immer noch seinem Schneiderhandwerk nachgehen. Dies machte ihn allerdings auch zum Opfer des Spottes und bösartiger Streiche der Lausbuben, die ihm gerne ein Bein stellten, Unflat durch die Fenster warfen oder so manch anderen schlimmen Schabernack spielen.

    Eines Tages aber ging der Unfug zu weit. Denn als der Schneider Anton Schreck an einem kalten Winterabend über die Malefizbrücke bei der Täuflingskapelle ging, lauerten ihm die schurkischen Bengel schon auf und begannen ihn mit gefrorenen Schneebällen zu bewerfen. Dies endete dramatisch, denn der Schneider stürzte dabei unglücklich über die Brüstung in den Malefizbach, wo er sich den Schädel an den Steinen einschlug und jämmerlich ertrank. Die bösen Buben hingegen sagten kein Wort über ihre Tat.

    Erst als die Madalsstädter bemerkten, dass der Schneider Schreck nicht in seiner Werkstatt war, begannen sie ihn zu suchen und fanden schließlich seine, von Fischen und Ratzen angenagte Leiche im Malefizbach.

    Ein Jahr verging und selbst die, die damals den Schneider zu Tode gequält hatten, hatten ihre Tat nahezu vergessen. Doch in einer Winternacht war in den Gassen von Madalsstadt eine seltsame Gestalt gesichtet worden. Sie ähnelte einem schwarzen, verbogenen Schatten, dessen Erscheinung an den buckligen Schneider Schreck erinnerte. Zudem trug sie eine viel zu große Schneiderschere bei sich, die sie stets mit beiden Händen öffnete und wieder schloss, was ein garstiges Geräusch machte. Der Nachtwächter, welcher die Erscheinung sah und auf sie zuging behauptete dann, dass sie spurlos verschwunden war, als er ihr mit seiner Laterne zu nahekam.

    Am nächsten Morgen gellte ein Schrei blanken Entsetzens durch die Gassen von Madalsstadt. Die Mütter der bösen Buben, welche dieses wecken wollten, fanden ihre Körper in blutigen Bettlaken vor. Die Köpfe und Hände hingegen fehlten und es sah fast so aus, als ob sie mit einer großen Schneiderschere abgetrennt worden wären.

    Seit damals warnt man die Kinder davor, die Alten, Kranken und Schwachen zu ärgern, denn dann kommt der Schneider Schreck in der Nacht und bestraft sie für ihre Taten.



    Die Sechse aus dem Graben

    Basiert auf die Mellrichstädter Sage „Sieben in den Hecken“.


    Eine Frau aus Madalsstadt war in ihren jungen Jahren sehr umtriebig mit den Burschen gewesen und besuchte stets die alte Engelsmacherin, die außerhalb der Stadtmauern am Malefizbach lebte. Als sie nun älter und ehrbarer wurde und einen Ehegatten hatte, wollte der Gott ihr keine Kinder mehr schenken, was sie und ihren Gatten sehr betrübte. Doch eines Tages entdeckte sie am Wegesrand ein kleines Körbchen in einem trockenen Wassergraben und in diesem Körbchen lagen sechs winzige Kinderlein, von denen jedes kaum größer als ihre Hand war. Überglücklich über den seltsamen Kindersegen nahm die Korb und die Winzlinge mit nach Hause, wo ihr Mann ebenfalls überglücklich über das Geschenk war, welche er auf das Wirken des Gottes zurückführte.

    Doch in den nächsten Wochen und Monaten zeigte sich, dass das vermeintlich göttliche Wunder wohl doch eher eine Teufelei gewesen sein muss, denn die Kinderlein wuchsen ungemein schnell heran und hatten einen nahezu unstillbaren Hunger. Erst saugten sie die prallen Brüste der Frau leer, bis diese nur noch schlaff herabhingen. Dann konnte ihr Mann bald keine Milch mehr verkaufen, da die Kinderchen jeden Tropfen von Kuh und Ziege selbst tranken. Mit dem raschen Wachstum bekamen sie als bald auch einen großen Hunger auf feste Nahrung. Doch es war nicht Brot und Käse, was sie begehrten. Es war das Fleisch der Tiere, in das sie ihre spitzen Zähne schlugen.

    Als der Mann und die Frau die Kinderchen in der Kreuzkirche vom Pfarrer segnen lassen wollten, war dies unmöglich, da die Sechslinge wie am Spieß schrien und greinten, als man versuchte sie auf den heiligen Boden zu führen.

    Als sich die Plagen schließlich an den Nachbarskatzen und Hunden vergingen, wollte die Frau sie wieder loswerden. In der Nacht fesselte sie die schlafenden Kinder und war sie, gemeinsam mit ihrem Mann in die Stroi, wo sie ersaufen sollten. Doch am nächsten Morgen saßen die Kinder wieder auf der Bank in der Stube und schrien nach Fleisch.

    Eines Nachts aber war aus dem Haus ein grässliches Knuspern und Knausern hören und am nächsten Morgen, als sich dann doch ein paar beherzte Nachbarn trauten einen Blick hineinzuwerfen, waren die Kinder spurlos verschwunden. Allerdings entdeckten sie in der Schlafstube des Paares zwei feinsäuberlich abgenagte Knochenhaufen.

    Es heißt, dass die Frau in ihren jungen Jahren sechsmal die Engelsmacherin aufgesucht hatte und dass die sechs Findlinge die koboldhaften Wiedergeburten dieser toten Kinder waren, die aus der Hölle herausgekrochen kamen, um grausame Rache zu nehmen.

  • Ich finde die Geschichten echt klasse. Nur wie man mit schlechtem Augenlicht noch Schneider sein kann, widerspricht meiner Erfahrung mit Handarbeiten. Aber vielleicht geht das ja, wenn man es besser kann.

    Ich mag Rhon - und bin froh, dass ich da nicht leben muss :lol:

  • AHHH, herrlich. Einfach herrlich. :heart: Genauso habe ich mir diese Geschichten vorgestellt. Rhon ist großartig! :D

    Finkenpfuhl ist so ein guter Name!

    Ich liebe, dass du die Rüben tatsächlich einbaust und dass sie solche mystische Relevanz haben. ;D

  • Wirklich schöne und auch schaurige Geschichten, die so tatsächlich erzählt worden sein könnte, um die Leute zum moralischen Verhalten zu animieren.

    Definitiv keine gemütliche Heimatwelt. Gibt es zu den Rüben irgendwelches Insiderwissen?

  • Dankeschön.


    @Rüben: Zum einen gibt es viel Landwirtschaft hier in der Gegend und ich erinnere mich, dass meine Großeltern viele Futterrüben abgebaut haben.

    Zum anderen gibt es ein recht verrücktes Tabletopspiel namens "Turnip28", eine wüste Mischung aus 30-jährigen Krieg, Matsch und Rüben - eine große Inspiration für mich und Rhon.

  • Nur falls sich jemand wundert, warum es hier etwas ruhiger geworden ist. Das hat zwei Gründe:


    1. Ich bin gedanklich mehr auf Gaia unterwegs und


    2. Ich hab einen höchst INOFFIZIELLEN Mörk Borg Regelhack für RHON geschrieben, dessen bisherige Fassung ich unten angehängt habe. Spielbar ist es schon, aber bei weitem noch nicht fertig. Inoffiziell ist es auch deswegen, weil es zwar für Mörk Borg eine 3rd Party Licence gibt, die aber nicht für Übersetzungen gilt. Aber irgendwie wäre es falsch, das Setting auf Englisch zu spielen. Und da ich es nicht verkaufen will, sondern es nur so zum Spaß mache, ist es halt inoffiziell. Wer will, kann gerne einen Blick reinwerfen.

    ABER OBACHT! Das Ganze is a derb Gschichd und scho a bisserl eglich!

  • Neues, garstiges Grauen und schröckliche Geschichten aus dem verhexten Rhonland


    Die Sage vom Blutbullen

    Es heißt, dass einst auf einem Rhonhofe ein prächtiger, schwarzer Stier geschlachtet werden sollte. Doch als der Tag gekommen wart, hörten die Bewohner des nahen Dorfes gar unerträgliches Geschrei wie aus den Tiefen des Fegefeuers von dem Hofe her erschallen.

    Als dann ein paar mutige Dorfbewohner zu dem Hofe aufbrachen, packte sie das schiere Grauen, denn in einem Meer aus Blut, Gedärm und zerfetzten Leibern stand der schwarze Bulle mit flammenden Augen und über und über mit blutigem Schweiß. Die Bewohner nahmten Reißaus und seit dem ward der Bulle nicht mehr gesehen.


    Die Sage von der Kratzigen Marie

    An der Straße zwischen Hohenwacht und Nornheim, hinter dem alten Wegkruzifix, soll einst eine alte Frau namens Marie von garstigen Gesellen gar schändlich missbraucht und erdrosselt worden sein. Da ihre Seele keine Ruhe fand, lauert sie nun an dem Kruzifix all jenen auf, welche kein Kreuzzeichen machen. Vergisst wer dies zu tun, so springt sie diesem auf den Rücken und quält ihn auf gar fürchterliche Art und Weise. Da der rachsüchtig Geist aber nicht zu sehen ist, glauben jene, welche den Veitstanz des Gequälten sehen, er wäre vom Höllenvater oder einem seiner teuflichen Geister besessen.

    Es heißt zudem, dass die Marie nur von einem Priester gesehen und mit Gebeten und Weihwasser besänftigt werden kann. Trotzdem ist es ratsam, wenn man das Kruzifix am Wegesrand sieht, rasch sich zu bekreuzigen und dem himmlichen Vater anzuflehen, dass die Marie ihn verschonen möge.


    Die Geschichte der blutigen Puppe

    Einst waren, so der Sage nach, zwei Schäfer mit ihren Herden und ihrem Karren auf der Hohenrhon. Als die Nächte immer finsterer, der Schnaps immer ansprechender und die Einsamkeit in ihren Köpfen immer unerträglicher wurde, bauten sie aus Stroh und Säcken die Puppe einer Magd und vergingen sich an dem Ding aufs Widerlichste.

    Wie es der Teufel so wollte, geschah in jener Nacht ein unheiliges Wunder und die Puppe ward kein Strohgebinde mehr, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut und mit dem Antlitz der ersten Sündern gesegnet. Sie kündigte an, dass sie den beiden zu Diensten sei, doch dass sie dafür einen Preis zu zahlen hätten.

    Vom Schnaps und der nagenden Einsamkeit gezeichnet, gingen die die Schäfer mit ihrem fleischgewordenen Werk den Pakt ein und ließen kaum eine der unaussprechlichen Sünden aus.

    Als sie jedoch genug von dem Teufelsweib hatten, verlangte diese ihren Tribut.

    Später im Jahr wurde der Wagen der Schäfer auf einer Weide voller Tiergebeine gefunden. Die Knochen der Schäfer lagen im Wagen verstreut und es war nicht mehr möglich zu zuortnen, wem welches Bein gehörte.

    Zudem entdeckte man eine unheimliche Strohpuppe in weiblicher Gestalt; schwarz von Blut der Schäfer.


    Die Geschichte von Bruder Volbus

    Einst gab es in dem Kloster der Kreuzheiligen Virgilia einen Abt namens Volbus, der besonders dafür berühmt war, dass er viel Speis und Trank vertilgen konnte. Während die Bauern und das Volk während des Kriegs hungerten, verschlang der Gottesmann Unmengen an Gekochtem, Gesottenem und Gebratenen und spülte alles mit krügeweise Bier hinab in seinen schwarzen Schlund.

    Eines Tages kam ein dürres Männlein in bunter Gewandung in das Kloster und behauptete, dass es mehr vertilgen könne, als Bruder Volbus. Dieser, von dem Übermut und der Frechheit des Männleins erbost, ging mit ihm eine Wette ein. So dann begann das große Fressen und egal, wieviel der fette Abt auch nur verschlang, das Männlein hielt mit. Und selbst als der Abt spürte, dass sein gewaltiger Magen nichts mehr fassen konnte, so hörte er nicht auf, sondern fraß und schlang weiter.

    Dies endete, wie sollte es auch anders sein, dass der Abt sich regelrecht zu Tode frass und tot über einer Schweinehälfte zusammenbrach. Das Männlein hingegen, welches keine Unze an Gewicht zu gelegt hatte, lachte kurz auf, als es den fetten Mönch versterben sah und verschwand im gleichen Augenblick vor den Augen aller.

  • Und noch ein Nachtrag: Das aktuelle Rhon-RPG in einem flux zusammengeworfenen PDF.


    Rhon - De fiänstre Borch RPG

  • Logan, deine Geschichten sind einfach toll! :D Genau SO muss das sein. Rhon ist so phantasiereich und echt wie ich deine Welten liebe. Danke, dass du mich damals vor zehn Jahren mit Rememberence gepackt hast und es heute noch genauso tust. :heart:

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