Im Rahmen der allgemeinen Kommunikationsverbesserung, die wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, möchte ich hier aufrufen, Gedanken zur WBO auszutauschen, um möglichst Kummer zu vermeiden oder zumindest vermindern. Ich denke, unsere Regeln sind schon ganz in Ordnung, aber vielleicht kann man bei der Umsetzung ja noch was verbessern. Jetzt ist genug Abstand zur letzten und genug Vorlauf zur nächsten WBO, dass da ein hoffentlich konstruktiver Austausch erfolgen kann.
Ich fang mal an mit Dingen, die mich beschäftigen – alles explizit Vinni-Perspektive und ohne Anspruch auf Allgemeinbedeutung:
„Neulinge“ und „alte Hasen“:
Ich freu mich immer, wenn sich Neulinge in das Abenteuer WBO stürzen und wir eine gut durchmischte große Zahl an Teilnehmern haben. Ich würde Neulingen immer empfehlen, mal die Beiträge der letzten Jahre durchzugucken, um zu sehen, was an Umfang, Form und Anspruch gut ankommt. Als Jury kann man – finde ich zumindest – durchaus erkennen, wer zum ersten Mal mitmacht, weil oft der Aufwand unterschätzt wird und man das im Vergleich zu den „alten Hasen“ schon sehen kann. Auch die WBO ist ein Lernprozess, da sollte sich niemand entmutigen lassen, wenn man nicht gleich aufs Treppchen kommt. Naturtalente gibt es natürlich immer mal und nicht immer haben die alter Hasen nur glänzende Ideen
Bewertung:
Wir sind alle nur Menschen, keine Maschinen, so dass die Bewertung immer subjektiv sein wird, zumal ja auch persönlicher Geschmack mit reinspielt. Darum haben wir ja jeweils 3 Juroren, dass sich das ausgleicht. Trotzdem sollte es Anspruch der Jury sein, konstruktive Kritik zu geben, selbst wenn man nicht viele Punkte vergeben kann oder möchte. Auch wenn die WBO ein Wettbewerb ist und es bei Bewertungen nun mal auch Verlierer gibt, sollte doch niemandem der Spaß am Basteln verdorben werden.
Auf der anderen Seite geht es eben auch gerade um die Bewertungen und darum, dass sich eine Jury kritisch mit den Beiträgen auseinandersetzt. Wir haben einen Punktespielraum von 1 bis 10 Punkten je Rubrik – da ist es auch irgendwie widersinnig zu erwarten, dass sich alle Bewertungen nur im Bereich über 5 Punkte bewegen. Ich selbst mag nicht weniger Punkte geben, aber die Skala gibt es nun mal her und kann mit – konstruktiver! – Kritik und Erklärung verbunden, auch ausgeschöpft werden. Dafür sollte ein Juror dann auch keine Schläge fürchten müssen (mehr Erklärungsbedarf aber gegebenenfalls schon)…
Nicht alle mögen diese Bewertungssituation – für die ist dann vielleicht das Slowbasteln oder das Speedbasteln was. Oder – und die Möglichkeit wird viel zu selten wahrgenommen – man bastelt außer Konkurrenz und gibt das nicht ab, sondern zeigt es hinterher einfach nur so.
Originalität/Aufgabentreue/Anonymität:
Für mich persönlich ist die WBO ein super Ansporn überhaupt zu basteln und mich mit Dingen zu beschäftigen, auf die ich allein vielleicht nicht gekommen wäre. Ich hab dabei keine sonderlich abgefahrene Welt zu bieten und komme daher meistens auch mit nicht sonderlich ausgefallenen Ergebnissen. Mein Anspruch ist dennoch „was Schönes“ abzugeben, was gut in die Welt passt oder mich zumindest inhaltlich ein Stück weiterbringt – auch wenn das manchmal nicht komplett mit der Aufgabentreue zusammenpasst (und eben nicht besonders originell ist). Und auch wenn ich das mit der Anonymität nicht so genau nehme, weil es für mich wichtiger ist, die Stimmung eines Textes weltentreu zu halte. Dafür nehme ich Punkteabzüge durchaus in Kauf. – Das ist aber kein böser Wille der Jury gegenüber, absichtlich an Punktevorgaben vorbeizubasteln. Mein Appell diesbezüglich wäre, das alles nicht persönlich zu nehmen, nicht in die eine oder andere Richtung. Dass alle Juroren neutral damit umgehen können, wenn man einen Bastler oder eine Welt erkennt, halte ich dagegen für selbstverständlich.
Manchmal gibt es natürlich schlicht auch Missverständnisse, wie eine Frage zu verstehen ist. Da sind wir mit dem Fragen-zu-den-Fragen-Thread schon mal ein Stück weiter, um das auszugleichen. Nichtsdestotrotz sollten sich Juroren auch flexibel zeigen und andere Interpretationen der Fragen zulassen, wenn die aus der Formulierung herausgelesen werden können.
Und manchmal ist mal schlicht auch Geisterfahrer und hat sich verbastelt. :p Nicht schön, kommt aber vor und sollte man nicht zu ernst nehmen. Manchmal ist man auch als Juror der Geisterfahrer und hat was übersehen, das einem erst bei der Nachbesprechung siedend heiß klar wird – das ist erst recht nicht schön, aber auch nur menschlich. :p Da ist es zumindest praktisch, wenn die Teilnehmer auch irgendwo Jury machen/gemacht haben, um beide Positionen zu kennen.
Aufgabenstellungen:
Ich finde es immer schade, wenn Stimmen kommen, dass die Welt nicht zu den Fragen passt. Natürlich kann das immer mal vorkommen, aber ich denke – hoffe – dass das tatsächlich seltener der Fall ist, als man es auf den ersten Blick vermutet. Klar, wo es keine U-Bahn gibt, kann ich keine U-Bahn basteln – aber ich hoffe, dass das bei der Fragenstellung doch mit entsprechender Offenheit berücksichtigt wird. Vielleicht könnte man mal konkret darüber reden, was (in den letzten Jahren) als nicht (für die Welt) bastelbar gefragt wurde? Als Jury ist man ja auch schnell betriebsblind.
Ansonsten gilt natürlich „Augen auf bei der Disziplinenwahl“ – wenn ich keine Magie auf der Welt habe, ist es nicht besonders sinnvoll, mich bei Magie/Übernatürliches anzumelden.
Da sich in den letzten Jahren eingebürgert hat, sich bei vielen Disziplinen anzumelden und dann erst mal die Frage anzuschauen, bleibt ja zumindest die Möglichkeit, spontanen Ideenanfällen nachzukommen. – Die Diskussion mit dem Überallanmelden und der Abgabentreue möchte ich auch gar nicht mehr führen, die ist der Länge und Breite nach durch, denke ich.
Der Tonfall:
Ich Harmonienase finde den Ton manchmal reichlich ruppig, gerade wenn es an das Antreiben säumiger Juroren geht. Es zeigt Wirkung, das will ich nicht bestreiten, wir waren letztes Mal so schnell wie nie zuvor. So richtig wohl fühle ich mich damit aber nicht.
Aber vielleicht ist das nur mein persönlicher Eindruck und ich muss es halt runterschlucken, wenn alle anderen damit klar kommen. Normalerweise trifft es mich ja auch nicht…
Unbestritten ist, dass anhaltende Säumigkeit nervig ist und irgendwie in Bahnen gelenkt werden muss. Was anderes als Nerven, ist uns da leider nicht eingefallen. Oder gibt es hierzu neue Ideen?