Klima und Entstehung von Flüssen

  • Hallo zusammen,


    ich beschäftige mich mal wieder damit, bestimmen zu müssen wo in meiner Welt welches Klima herrscht und wo Flüsse verlaufen. Die meisten Grundlagen habe ich glaube ich drauf. Da gibt es aber natürlich trotzdem eine Menge was ich nicht verstehe. Etwas das mich sehr verwirrt ist z.B. warum das Land westlich der Anden trocken ist und das Ganze Wasser (vom Pazifik) auf der Ostseite des Gebirges abzuregnen scheint, während es bei den Rocky Mountains andersherum ist. Dort hat das westlich gelegene Land das feuchte Klima und der Osten ist trocken, auch wenn dort die großen Ströme der USA entspringen, die aber das Land erst einige hundert Kilometer weiter östlich "fruchtbar" machen.


    Etwas anderes ist folgendes: Warum "frisst" sich in Afrika der Regenwald von der Westseite bis zur Mitte des Kontinents, während dies bei Australien nicht der Fall ist, dort gibt es nur einen schmalen Korridor Feuchtklima an der Ostküste. Und wie kann die Sahara bis ans Meer so trocken sein?


    Ich verstehe nicht, was da jeweils die Gründe für sind, und wie ich das mit möglichst allgemeingültigen Regeln auf meine Welt übertragen kann. Ich würde mich sehr freuen wenn ihr eure Erklärungen, Erklärungsversuche und von euch eingesetzte Regeln mit mir bzw. dem Forum teilen würdet.


    Ich beziehe mich vor allem auf das Aussehen der folgenden beiden Karten:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/K%C3%B6ppen-Geiger_Climate_Classification_Map.png

    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Vegetationszonen.png


    Lange Rede, kurzer Sinn: Wie bestimmt man, wo welches Klima herrscht und auf welcher Seite eines Gebirges die Flüsse entspringen und von welcher Seite eines Kontinents der Regen wie weit ins Landesinnere getragen wird?


    Ich freue mich auf eure Antworten und bedanke mich schon mal für eure Mühe.

  • Ohne irgendeine Garantie für meine Äußerungen geben zu können, teile ich mal mein hängengebliebenes Geografiewissen, auf dessen Basis ich die Klimazonen bei Ikwawin eingeteilt habe:

    Der Passat ist im Äquatorbereich sehr entscheidend. Am Äquator (bzw an der ITC, die wandert übers Jahr mit der Sonne) steigt Luft auf, weil sie am wärmsten ist, dabei kühlt sie ab und es regnet (-> Regenwald). Von Norden und Süden strömt Luft nach. Die aufgestiegene Luft muss ja irgendwo hin und fließt dorthin, wo die nachströmende Luft herkommt - nach Norden und Süden. Da das Wasser jetzt aber natürlich schon abgeregnet ist, ist die Luft trocken und so entstehen die Wüsten an den Wendekreisen.

    Deshalb:

    Warum "frisst" sich in Afrika der Regenwald von der Westseite bis zur Mitte des Kontinents, während dies bei Australien nicht der Fall ist, dort gibt es nur einen schmalen Korridor Feuchtklima an der Ostküste. Und wie kann die Sahara bis ans Meer so trocken sein?

    Australien liegt nicht am Äquator, die Sahara ist so trocken, weil die Luft eben von Süden zurückströmt, die dorthin kommt und da ist eben nun mal kein Ozean (und sie ist eh abgeregnet).


    Weiterer wichtiger Punkt: Luft ist träge.

    Am Äquator dreht die Erde am schnellsten (Kugellogik und so).

    Das heißt die Luft dort ist auch am schnellsten. Wenn als die Luft zum Äquator strömt, ist sie relativ zum Erdboden langsamer (Wind von Osten), wenn sie wegströmt schneller (Wind von Westen).

    Etwas das mich sehr verwirrt ist z.B. warum das Land westlich der Anden trocken ist und das Ganze Wasser (vom Pazifik) auf der Ostseite des Gebirges abzuregnen scheint, während es bei den Rocky Mountains andersherum ist. Dort hat das westlich gelegene Land das feuchte Klima und der Osten ist trocken, auch wenn dort die großen Ströme der USA entspringen, die aber das Land erst einige hundert Kilometer weiter östlich "fruchtbar" machen.

    In Südamerika kommt die Luft, die zum Äquator strömt also von Osten, da ist viel Ozean. Die, die vom Äquator wegströmt ist eh trocken, siehe oben. Die Anden sind also dem feuchten Luftstrom im Weg. Die Rocky Mountains sind weit entfernt vom Äquator. Da strömt die Luft mal so, mal so, kommt also mitunter auch von Westen. Und dann zählt einfach, dass der Ozean im Westen dichter an den Rockys dran ist. Dort muss die Luft den Berg hochsteigen, kühlt ab und es regnet. Daraus speisen sich dann auch all die großen Flüsse.

    Dichter an der Ostküste gibt es ja auch Regen, nur das Landesinnere wird davon nicht so viel bekommen, da halt weit vom Meer weg und kein Passat, der den Regen dahin trägt.

    Afrika hat im Osten Gebirge, deshalb ist da kein Regenwald.


    Das wären jetzt meine Erklärungsansätze, wie gesagt kein Garant auf Richtigkeit.

  • Ich mag jetzt auch nicht mehr alles richtig im Kopf haben, aber meines Wissens ist es so:

    Die Winde wehen auf der ganzen Erde mehr oder weniger stark und regelmäßig aus Westen. Deswegen sind Westküsten tendenziell feuchter und gemäßigter als Ostküsten.

    Südamerika ist insofern eine "Ausnahme", als da der Humboldstrom direkt vor der Küste läuft und der kommt aus der Antarktis. D.h. das Wasser ist

    kalt, die Luft darüber ist relativ kalt und kalte Luft kann wenig Feuchtigkeit aufnehmen also auch wenig über der Atacama abregnen. Die Namib funktioniert übrigens genauso.


    Luft, die aufsteigt, bringt Regen, Luft die anbsinkt trocknet. Das liegt wieder an der Lufttemperatur, die sich mit der Höhe ändert. Deswegen gibt es hinter Gebirgen einen sogenannten Regenschatten. Auch am Äquator steigt die Luft auf. Deswegen sind da Regenwälder. An den Wendekreisen sinkt sie ab. Dort sind dann Wüsten (Sahara, Australien). Google mal nach "Innertropische Konvergenzzone".

  • Ohne jetzt ins Detail zu gehen hat Artifexian eine riesen-Serie dazu (speziell fürs Worldbuilding):


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    (ich glaub da geht's los)

  • Die Winde wehen auf der ganzen Erde mehr oder weniger stark und regelmäßig aus Westen. Deswegen sind Westküsten tendenziell feuchter und gemäßigter als Ostküsten.

    Da muss ich als Geograf und ehemaliger Meteorologiestudent leider widersprechen ;)

    Westwinde herrschen einzig in den gemäßigten Breiten vor.

    Das verlinkte Video ist gut, ich möchte aber nochmal ein paar Punkte zusammenfassen, die wichtig wären.

    1. Das Windsystem hängt ab von der Größe des Planeten, seiner Achsneigung und seiner Drehrichtung. Würde sich die Erde in die entgegengesetzte Richtung drehen, würden alle Wind exakt entgegengesetzt wehen.

    2. Von Norden nach Süden haben wir folgende Abfolge auf der Erde (grobe Einteilung)

    Nördl. Polarklima --> Polare Ostwinde --> z.B. Grönland
    Nördl. Subpolarklima --> Wechsel Polare Ostwinde (Winter)/gemäßigte Westwinde (Sommer) --> z.B. Alaska, Nordskandinavien
    Nördl. Gemäßigtes Klima --> Gemäßigte Westwinde --> z.B. Europa außer Nordskandinavien und Südeuropa
    Nördl. Subtropisches Klima ---> Wechsel gemäßigte Westwinde (Winter)/Nordostpassat (Sommer) --> z.B. Südeuropa, Teile Kaliforniens
    Nördl. Passatklima --> Nordostpassat --> z.B. Sahara

    Nördl. Tropisches Wechselklima --> Wechsel Nordostpassat (Winter)/Innertropische Konvergenz (Sommer) --> z.B. nördliche afrikanische Savanne

    Äquatorialklima --> Inntertropische Konverenz --> z.B. Amazonas, Afrikanischer Regenwald, Südostasiatischer Regenwald
    Südl. Tropisches Wechselklima --> Wechsel Südostpassat (Winter)/Innertropische Konvergenz (Sommer) --> z.B. südliche afrikanische Savanne
    Südliches Passatklima --> Südostpassat --> z.B. Kalahariwüste, Australische Wüste, nördliche Atacamawüste

    Südl. Subtropisches Klima --> Wechsel Gemäßigte Westwinde (Winter)/Südostpassat (Sommer) --> z.B. Südchile, SO Australiens, Norden Neuseelands, Südafrika
    Südl. Gemäßigtes Klima --> Gemäßigte Westwinde --> Patagonien, Süden Neuseelands
    Südl. Subpolarklima --> Wechsel Polare Ostwinde (Winter)/Gemäßigte Westwinde (Sommer) --> Feuerland, wenige Inseln wie Kerguelen, Nordspitze der

    Antarktischen Halbinsel

    Südl. Polarklima --> Polare Ostwinde --> Antarktis

    3. Klimatische Spezialfälle sind a) das hochozeanische Klima, das innerhalb seiner Klimazone deutlich kühler ist und übers Jahr fast immer ähnliche Temperaturen und Niederschläge aufweist, z.B. die westlichen Kanaren, die Azoren, Hawai'i, diverse Südseeinseln und auch die bereits erwähnten Kerguelen UND als zweiter Spezialfall b) das Hochgebirgsklima, das nur in ausgedehnten Hochgebirgen auftritt und wo innerhalb der Klimazone die Temperatur quasi nach unten verzerrt wird und die Niederschläge meist deutlich nach oben.


    4. Die Ostwinde der Passatzone sind sehr beständig, während die Westwinde sehr unbeständig sind. Während die NO- und SO-Passat eine Folge des dauerhaften Luftansaugens durch die Inntertropische Konvergenz sind, sind die Westwinde eine folge dynamischer Tiefdruckentwicklung an der sogenannten Polarfront, wo Polarluft und Subtropische Luft aufeinandertreffen und diese sogenannte Zyklogenese in Gang setzen. Auf der Südseite (Nordhalbkugel) bzw. Nordseite (Südhalbkugel) dieser Tiefdruckgebiete befindet sich die gemäßigte Klimazone, die durch die jeweilige Rotation der Tiefs (N-Halbkugel entgegen dem UZS) im Bereich des Westwindes liegt.


    5. Der Wechsel der Jahreszeiten erfolgt in Abhängigkeit vom Sonnenstand. Dadurch verschiebt sich die Innertropische Konvergenz im Sommer der jeweiligen Halbkugel in Richtung dieser Halbkugel, ist jedoch träge, sodass der maximal nördliche Stand erst einen Monat nach dem 21.06., der maximal südliche einen Monat nach dem 21.12. erreicht ist. Die Luft steigt an der Konvergenz auf, bildet ein gewaltiges Band aus Schauern und Gewittern, nach denen man quasi die Uhr stellen kann, da sie fast immer am Nachmittag auftreten. Deshalb sprechen wir im Äquatorialklima auch nicht von Jahreszeiten, sondern vom Tageszeitenklima. Dort hat die ITC quasi immer Einfluss und das Leben folgt dem Rhythmus von drückender Schwüle am Morgen und Mittag, Schauern und Gewittern am Nachmittag und einigermaßen erträglichen Abenden und Nächten nur durchbrochen vom Gebrüll der Affen und dem Gesang unzähliger exotischer Vögel. Der Wechsel der Jahreszeiten in der gemäßigten Zone kommt durch die Verschiebung UND Stärke der Polarfront zustande. Bsp. Europa: Die Polarwinde dringen im Winter weit nach Süden vor, weshalb es zu besonders lebhafter Tiefdruckbildung kommt. Daher sind an milden Tagen windiges, bisweilen stürmisches Wetter und Schauer an der Tagesordnung, während die echte Kälte nur dann Einzug hält, wenn die Polarwinde so weit nach Süden kommen, dass nur noch sie allein unser Wetter beeinflussen. Da diese Winde mit trockener Luft einhergehen, haben wir dann meist das typische Dauerfrostwetter mit strahlend blauem Himmel und -10°C am Mittag. Das, was wir im Winter eigentlich wollen, nämliche mäßige Kälte und Schneefall, der liegen bleibt, ist nur in einem schmalen Fenster zwischen diesen beiden Extremen, Westwind und Polarwind, möglich. Die besten Chancen bestanden im Tiefland dafür (bisher) immer Ende Januar bis Mitte Februar. Durch den Klimawandel schläft der Westwind jedoch zunehmend ein, da Polarwinde im Winter immer schwächer werden. Der Aus den Westwind resultierende Jetstream beginnt dadurch stark zu mäandern. Dadurch kann er im Wechsel Polare Luft weit nach Süden und subtropische Luft weit nach Norden katapultieren. Die Folge sind extreme Warmlufteinbrüche im Winter und extreme Kaltlufteinbrüche bereits im Oktober oder noch im Mai, was ernste Konsequenzen v.a. im Obst- und Weinbau haben kann.

    6. Wie die Temperaturen, v.a. aber die Niederschläge auf dem Planeten verteilt sind hängt nicht nur vom bereits genannten ab, sondern ganz wesentlich auch von der Land-Meer-Verteilung, von der Größe und Lage der Kontinente und von der Lage der Hochgebirge. Daraus resultieren nämlich nicht nur die Verschiebung der ITC, die in Asien am weitesten nach Norden kommt, weshalb Indien auch so berühmt für den Monsun ist, sondern auch die Lage der Meeresströmungen. Kalte Strömungen aus Polarregionen (Humboldtstrom) geben nämlich weit weniger Wasser an die Luft ab als warme Strömungen wie der Golfstrom.


    Das war ein bisschen viel. Aber ist vielleicht nochmal hilfreich ^^


    LG Olli

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