WB-Adventskalender 2011

Liebe Bastler, die Weltenbastler-Olympiade hat begonnen, das WBO-Tool ist vorbereitet. Bitte meldet euch schnell an. Viel Spaß dabei!
  • Kommt ganz auf das Erbrecht an. Es muss in dieser Welt ja nicht unbedingt das Salische Recht herrschen, das Frauen absolut ausschließt ;)


    Es gibt sehr wohl auch Erbrechte bei denen Frauen berücksichtigt werden. Ebenso könnte man einfach nein Erbrecht einführen in dem die Frau bevorzugt wird. Hängt als ganz davon ab, wie es beschlossen wurde.


    Aber interessante Texte bisher *nick*

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    Einige ineinander verwachsene Zweige bilden den Rahmen des vierten Türchens. Wer hindurchschlüpft, muss sich vorsichtig festhalten, denn das Türchen befindet sich auf einem alten knorrigen Baum. Von hier oben sieht man zwischen frischem Grün hindurch gut auf die blumenübersäte Ebene hinaus. Und dort vorne, dort bewegt sich was…



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    Der kleine Drache


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    Es war ein herrlicher Tag und Anjashin rannte über die weite Ebene, nur hier und da war ein Baum, der sich in den Himmel reckte. Und nur noch weiter im Norden gab es einen dichten, mit hunderten von zählenden Bäumen. Doch die Zehnjährige war noch nie da gewesen und man sagte sich, dass es in dem Wald spucken sollte. Doch das war dem kleinen Mädchen im Moment egal.
    Anjashin blieb schließlich an einen kleinen Baum stehen und atmete wie wild. Wie lange sie gelaufen war, wusste sie nicht. Doch sie mochte das Gefühl vor Erschöpfung beinahe zusammenzubrechen. Das breite Lächeln auf ihrem Gesicht konnte sie sich nicht verkneifen. Den Rückweg würde sie langsamer angehen. Einen Moment lang genoss sie die warme Sonne, die vom Himmel strahlte. Es würde bald Sommer werden, darauf freute sich Anjashin, und danach der Herbst und der Winter, wenn sie wieder Schneemänner bauen konnte und mit den Nachbarskinder eine wilde Schlacht austragen würde.
    Plötzlich drangen Laute an ihr Ohr, die nicht so recht ins Bild der Umgebung passen wollten. Ein Grunzen und Schnauben war zu vernehmen und das Mädchen runzelte mit der Stirn, während es sich einmal um sich selbst drehte, doch nichts erkannte, was für die merkwürdigen Geräusche verantwortlich sein könnte.
    Das Schnauben kam aus einer ganz bestimmten Richtung und Anjashin ging mutig in die Richtung, bis sie plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und dass anstarrte, was sich im hohen Gras versteckt hielt, verborgen im Schutz einer kleinen Mulde, die sich die Kreatur selbst gegraben haben musste.
    Anjashin betrachtete die großen Schwingen, und den langen Schwanz, der langsam hin und her zuckte. Das Wesen war so damit beschäftigt, sich eine Mulde zu graben, dass es die Anwesenheit des Mädchens überhaupt noch nicht bemerkt hatte.
    „Ein Drache“, flüsterte das Mädchen nur, doch die Kreatur hielt plötzlich inne. Dann drehte sie sich in einem Satz um und zeigte die Zähne und schnaubte dabei, während die Krallen Boden aufwühlten.
    Anstatt weg zu laufen, sah das Mädchen die Kreatur nur vollkommen fasziniert an und betrachtete sie genauer.
    „Ich tu dir nichts“, sagte Anjashin und kniete sich nieder. „Ich bin keine Gefahr für dich.“
    Der Drache sog die Luft scharf ein und schien an dem Mädchen Interesse zu zeigen. Langsam kam der Drache auf sie zu. Als sie dann noch ihre Hand ausstreckte, wurde der Drache langsam vorsichtig.
    „Du bist ein sehr hübscher Drache“, sagte Anjashin. „Auch wenn du der erste bist, den ich sehe.“
    „Wie kann ich dann ein hübscher Drache sein?“, drang es plötzlich aus der Kehle des Tieres und nun war es der kleine Mensch, der Angst hatte und vor Schreck nach hinten fiel. „Oh, tut mir Leid. Ich dachte man wüsste, dass wir eure Sprache beherrschen.“
    Anjashin sah den Drachen an und legte den Kopf schief. „Ein sprechender Drache.“
    „Ja“, sagte der Drache. „Sag mal, was machst du so weit von deiner Behausung entfernt?“
    „Das könnte ich dich auch fragen“, sagte Anjashin und lächelte. Sie kam wieder auf die Beine und beäugte den Drachen. Seine blaugrauen Schuppen schimmerten im Sonnenlicht „Warum gräbst du dir denn eine Grube?“
    „Damit in hinein passe“, sagte der Drache knapp.
    „Und warum?“, fragte Anjashin.
    Der Drache schüttelte mit den Kopf. „Kannst du dir das nicht denken?“
    Anjashin überlegte einen Moment, musste aber auch mit den Kopf schütteln. „Nein, tut mir leid. Ist dir kalt?“
    „Kalt?“, fragte der Drache und grunzte. „Wohl kaum. Ich will mich verstecken.“
    „Vor wem muss sich denn ein Drache verstecken?“, fragte Anjashin verwirrt.
    „Vor Drachen, was denkst du denn?“, antwortete dieser nur und begann wieder mit seiner Arbeit. Wie um dem Mädchen mitzuteilen, dass sie ihn alleine lassen sollte, bewarf er sie mit dem Sand, den er nach hinten warf.
    „He“, rief Anjashin. „Du bist nicht gerade nett.“
    „Ach“, sagte der Drache und drehte sich wieder um. „Du bist noch ein Jungwesen. Du wirst noch schnell lernen, dass die ganze Welt ziemlich 'nicht nett' ist.“
    Anjashin zuckte nur mit den Schultern. „Aber deswegen brauchst du nicht so gemein sein. Hat dir etwa jemand was getan?“
    Der Drache hielt inne und ein Schnauben drang aus dem Rachen des Wesens, was auch ein Seufzen hätte sein können. „Wenn du so fragst“, sagte der Drache und senkte den Blick. „ja, und deswegen grabe ich mir eine Mulde, um mich zu verstecken.“
    „Aber wieso?“, fragte Anjashin. „Hat dir jemand was angetan?“
    „Nein“, sagte der Drache und kam auf das Mädchen zu. „Aber ist dir nicht aufgefallen, dass ich ziemlich klein bin?“
    „Klein?“, fragte Anjashin und sah den Drachen an. „Für mich bist du ziemlich groß.“
    „Andere in meinem Alter sind beinahe doppelt so groß“, sagte der Drache nur und ließ den Kopf hängen. „Ich wurde aus meiner Brut verstoßen. Die wollen mich erst wieder aufnehmen, wenn ich 'erwachsen' bin.“
    „Ich will nicht erwachsen werden“, meinte Anjashin. „Mein Vater muss immer hart arbeiten und meine Mutter tut immer der Rücken weh. Wenn ich könnte, würde ich immer ein Kind bleiben.“
    Der Drache sah das kleine Mädchen an und nickte. „Ja, dass kann ich mir vorstellen. Aber ich kann nicht wieder zurück. Ich habe meine Familie verloren und nun bin ich alleine.“
    „Aber ich bin doch da“, sagte Anjashin und lächelte. „Und ich mag dich.“
    Der Drache schien zu lächeln. „Du bist lieb. Und ich fange an dich auch zu mögen, aber wir sind vollkommen unterschiedlich.“
    „Aber dennoch könnten wir Freunde werden, oder nicht?“, fragte Anjashin und lächelte, so als ob sie die Antwort schon wissen würde.
    „Wir könnten, doch deine Eltern wären besorgt und andere Drachen würden mich nur auslachen, dass ich meine Zeit mit einem Menschen verschwende, zudem noch mit einem Jungwesen.“
    Anjashin nickte und ging auf den Drachen zu. „Ist dir die Meinung der anderen immer noch wichtig, selbst wenn sie dich verjagt haben, weil du anders bist?“, fragte sie und blickte in eines der großen schwarzen Augen.
    „Ich bin ein Drache“, sagte dieser nur und wand den Blick ab. „Dadurch, dass ich die Brut verlassen musste bin ich ein Niemand. Ich werde mir einen guten Ruf wieder aufbauen müssen, wenn ich später einmal in der Brut etwas zu sagen haben will. Ich will nicht so enden, wie andere Drachen vor mir, die einsam starben und in ihrem langen Leben nichts erreicht haben.“
    „Ich verstehe“, sagte Anjashin und senkte den Blick. „Dann willst du dir ein Loch graben und nicht mein Freund sein. Weißt du, ich würde dich wirklich gerne als Freund haben. Du hast gesagt, dass ich einmal erfahren werde, dass die Welt nicht nett ist. Vielleicht kannst du mir helfen, dass mir so etwas nicht passiert.“
    Ein Grunzen war vom Drachen zu vernehmen und er sah das Mädchen an. „Wie heißt du, junger Mensch?“
    „Anjashin“, sagte das Mädchen.
    „Ich bin Sakil On“, sagte der Drache. „Aber nenne mich am besten einfach nur Sakil.“
    „In Ordnung“, meinte Anjashin.
    „Dein Angebot ist wahrlich verlockend, doch ich denke nicht, dass ich Erfolg haben würde.“
    „Warum denkst du das?“
    „Weil Menschen nun mal so sind, wie sie sind“, meinte der Drache, senkte dann aber den Kopf. „Genau wie wir. Vor langer Zeit haben sich Drachen gegenseitig bekämpft. Viele starben und es waren am Ende die Menschen, die uns zum Frieden zwangen, weil wir Leid auch unter euresgleichen verbreitet haben.
    Doch die Menschen bekriegen sich schon seit ewigen Zeiten, auch bevor wir in eure Welt kamen. Macht und Einfluss, zwei Dinge, wovon ihr nicht genug bekommen könnt. Ihr schreckt nicht mal davor zurück die heilige Magie zu nutzen, um euch gegenseitig umzubringen. Nein, ich kann dich nicht vor dem Leben beschützen, dafür müsste ich dich einsperren, oder dir das Leben rauben.“
    „Was du aber nicht tun wirst“, sagte Anjashin. „Was soll nun geschehen? Ich kann nicht einfach gehen und so tun, als wenn nichts geschehen wäre.“
    Der Drache sah Anjashin an und breitete seine Schwingen vorsichtig aus. „Ich gebe dir ein Versprechen.“
    „Welches?“, fragte das Mädchen.
    „Heute in zehn Jahren werde ich wieder hierher kommen, um einen Freund zu besuchen. Wenn das Schicksal so will, werde ich meinen Platz im Leben gefunden haben, so wie du.“
    „Dann wirst du dich nicht mehr verstecken?“, fragte Anjashin.
    „Nein“, sagte der Drache Sakil. „Du hast recht. Sich zu verstecken bringt nichts. Und jetzt, wo ich deinen Namen kenne, hast du einen Verbündeten. Genau wie ich.“
    „Was meinst du?“, fragte Anjashin, während sich der Drache aus der Mulde bewegte und sich den letzten Dreck von den Klauen schüttelte.
    „Solltest du jemals in Gefahr sein, so rufe meinen Namen. Wenn er laut genug ist, werde ich dich finden und dir helfen können. Und auch wenn du nur ein Mensch bist, so glaube ich, dass wir beide noch viel voneinander lernen können. Du besitzt eine ungewöhnliche Weisheit, die eines Kindes, oder eines besonderen Menschen. Die Zeit wird zeigen, inwiefern ich damit Recht habe.
    Wenn das Schicksal es will, werden wir uns in zehn Jahren wieder sehen, vielleicht in einer besseren Welt, wer weiß das schon.“
    Der Drache bewegte seine Schwingen auf und ab und Anjashin ging einen Schritt zurück. „Wie willst du mich denn hören? Ich bin doch nur ein kleines Mädchen.“
    Der Drache hielt einen Moment inne und betrachtete den kleinen Menschen. „Ich bin ein Drache. Wir haben eine besondere Gabe. Nun, da ich deinen Namen kenne sind wir auf einer Art und Weise verbunden, die es in eurer Welt nicht ein zweites Mal gibt. Unterschätze mich nicht. Ich werde das auch nicht mehr bei dir und deinesgleichen tun. Ich höre dich, darauf kannst du dich verlassen.“
    Mit einem Satz sprang der Drache schließlich in die Luft und gewann mit starken Flügelschlägen an Höhe. „Ruf meinen Namen, vergiss das nie.“
    Anjashin nickte. „Ja, dass werde ich“, sagte sie leise und blickte den Drachen hinterher, der scheinbar direkt in die Sonne flog.
    Als sich die junge Anjashin auf den Rückweg nach Hause machte, überlegte sie eine Weile, ob sie von der Begegnung mit dem Drachen erzählen sollte, doch sie entschied sich dagegen. Jeder Mensch brauchte ein Geheimnis und dies war ihres.
    Sie hatte einen Drachen als Freund, dass wusste sie nun, auch wenn er nicht der größte war. Sie mochte ihn und konnte das Wiedersehen kaum erwarten. Wie schnell die zehn Jahre wohl vergehen würden? Es würde eine Menge zu erzählen geben, davon war sie überzeugt. Und bei diesem Gedanken spiegelte sich erneut ein Lächeln in ihrem Gesicht.


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  • In solchen Geschichten ist es schwierig das Wort wiederholt zu ersetzen ohne das es krampfhaft klingt ... ich finde, dass geht noch voll in Ordnung.
    (Dagegen ist der spuckende Wald wohl der Rechtschreibprüfung von Word entgangen. *schmunzel*)


    ABER: ich finde meckern und Texte bekritteln hier im Adventskalender ist dooof.
    Der Inhalt sollte zählen und auch hier macht die Geschichte wieder Lust auf mehr .... ich will jetzt wissen wie es in 10 Jahren weiter geht.
    (oder auch warum der Drache so klein ist ... Fragen über Fragen, die wohl warten müssen ...)

  • @Ly:
    Mist, das mit dem Wald hatte ich beim ersten Durchlesen gesehen und wollte es noch ändern, aber heute vorm Posten ist es mir nicht nochmal aufgefallen. Aber ich find's einen netten Verschreiber, und als Weltenbastler kann man sich solche Bäume ja sogar mal basteln...^^

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    Zwei Jungen kauern geduckt hinter einem Busch in der Nähe des fünften Türchens, dessen weit offen stehende Torflügel in einen Innenhof führen. Drei, zwei, eins… zwei Stadtwachen patrouilleren vorbei. Die Jungen warten noch einen Moment, nicken sich dann zu und flitzen los…



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    Die Elfe


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    Ich war gerade neun und gehörte zu einer Gruppe von zwölf Jungen. Jeden Tag kroch ein anderer von uns unter die Treppe am Kerker um zu sehen, wer darin saß. Denn das war noch immer der beste Ort um zu erfahren, was vor sich ging. Erwachsene sagten immer, Kinder ginge es nichts an. Aber wir waren uns schon immer einig, dass wir wissen wollten, wem was vorgeworfen wurde. Außerdem landete hin und wieder einer der Diebe dort und es ergab sich die Gelegenheit ein paar Geheimnisse zu erfahren, die sie sonst für sich behielten. Aber in einem solchen Fall gab es immer wieder einen Handel zwischen ihnen und uns. Für Wissen überbrachten wir dann kleine Nachrichten.
    An diesem Tag war es meine Aufgabe und mein Freund Mitgen stand Wache. Die Männer der Stadtwache sahen es gar nicht gern, wenn wir uns am Kerker herum trieben. Vorsichtig kroch ich also unter die Treppe an das kleine Gitterfenster heran. Der Raum lag im Halbdunkel da und die Eisenringe an der Wand waren leer. Enttäuscht schnaubte ich und wollte gerade den Rückzug antreten, als ich Schritte nahe der Tür vernahm. Gespannt blieb ich liegen und wartete.
    Die Tür wurde von einem breiten, starken Mann geöffnet. Ihm folgte ein weiterer in der Uniform der Stadtwache. Er führte eine sich windende Frau mit sich, der die langen schwarzen Haare wirr ins Gesicht hingen. Ihre schimpfenden Worte konnte ich nicht verstehen. Ich drückte mich flach auf den Boden um nicht bemerkt zu werden. Mein Herz pochte heftig.
    Zwei der Metallringe schlossen sich um die dünnen Handgelenke der Gefangenen. Was sie wohl getan hatte? Die Männer verließen den Kerker und schlossen die Tür, gefolgt von ihren Beschimpfungen. Sobald die Schritte verklungen waren verstummte sie und hob den Kopf um zu sehen wo sie sich befand. „Sogredod!“ murrte sie, „das habe ich nicht verdient!“
    Langsam richtete ich mich auf um besser sehen zu können. In halb kniender Haltung verharrte ich. Das war eine fremde Sprache und diese Ohren, das war doch...
    Da hob sie angespannt den Kopf, blickte jedoch nicht in meine Richtung. „Gefällt dir was du siehst?“ fragte sie. Ihre Stimme war nicht viel lauter als ein Flüstern. Erschrocken zuckte ich zurück. Wie hatte sie mich bemerkt? „Du bist noch nie einer Elfe begegnet.“ Ihre Stimme klang ruhig und feststellend. Es war ganz so, als schien sie ihre Lage nicht im mindesten zu beunruhigen. Langsam schüttelte ich den Kopf. Sie konnte mich unmöglich sehen! „Dachte ich mir“, meinte sie, ohne den Blick in meine Richtung zu wenden.
    Mitgen kam aufgeregt zur Treppe gelaufen: „Wachmann!“ warnte er und verschwand durch das Tor zum Mühlenhof. Ich kroch schnell zurück und wollte gerade unter der Treppe hervor, als - „Warte!“ Ihre Stimme war kaum lauter als zuvor, dennoch konnte ich sie gut verstehen. „Wenn du dich jetzt bewegst, wird der Wachmann dich sehen.“ Vorsichtig blickte ich über die Schulter zurück. Das Hufgeklapper erklang nun direkt hinter mir. Ich konnte schon die Beine des Pferdes sehen. „Bleib ganz ruhig und atme langsam. Er wird dich nur sehen, wenn du dich bewegst.“
    Jetzt hatte sie den Kopf gedreht und sah mich aus goldfarbenen Augen an. Nichts an ihrem Gesicht zeigte auch nur die geringste Regung.
    Mit pochendem Herzen und vor Angst zitternd verharrte ich. Die Augen geschlossen und kaum dazu in der Lage ruhig zu atmen. Wenn mich der Wachmann fand, erfuhren meine Eltern was ich hier tat. Sicher würden sie mich dann strafen. Ich hörte wie der Mann vom Pferd stieg und ein anderer ihn grüßte. Dann ging er direkt an meinem Versteck vorbei. Ängstlich hielt ich die Luft an. „Ruhig, ruhig“, vernahm ich leise die Stimme der Elfe. Ich zitterte immer mehr und konnte kaum noch still halten. So bemerkte ich gar nicht, dass der Wachmann bereits weiter gegangen war. „Das war knapp“, lächelte die Elfe und ich sah mich selbst, in ihren goldenen Augen.
    Ich hatte schon von ihnen gehört, es gab genügend Geschichten über sie. Doch noch nie hatte ich eine Elfe mit eigenen Augen gesehen. „Warum habt ihr mir geholfen?“ fragte ich ohne darüber nachzudenken. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie frei im Raum stand. Die Eisenringe hingen leer an der Wand. „Die Wachen wären nur aufmerksam geworden,“ erklärte sie kurz. Dann betrachtete sie das kleine Fenster prüfend. Ich blinzelte irritiert.
    „Gib mir doch bitte diesen Stein dort,“ bat sie und deutete auf einen kleinen dunkelgrauen Stein, der neben mir lag. Ich griff danach und fragte mich, was sie mit diesem Stein wollte. Er würde ihr doch wohl kaum helfen heraus zu kommen? Außerdem wusste ich ja nicht mal, ob sie nicht doch gefährlich war. Andererseits hatte sie mir ja auch geholfen...
    Etwas ängstlich hielt ich ihr den Stein hin und sie nahm ihn. „Du solltest jetzt gehen, ehe man dich doch noch entdeckt.“ Gebannt von ihrer Erscheinung nickte ich, starrte sie noch einen Moment untätig an und kroch dann unter der Treppe hervor. Nachdem ich Mitgen im Mühlenhof gefunden hatte erzählte ich ihm fassungslos, was geschehen war. Er wollte mir erst nicht glauben, doch als am nächsten Morgen ein Gerücht die Runde machte, sah er mich bewundernd an. Die Elfe war tatsächlich entkommen.


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  • So, mit dem Lesen bin ich jetzt endlich hinterher gekommen. Paar Tage nicht, ich böser Kerl :pfeif: ;D


    Der Farbenvogel gefällt mir und die Geschichte mit der Elfe ist so kurz, dass man eigentlich mürrisch sein möchte, aber es ist ja eine Kurzgeschichte, und so richtig treffend. Ich mag sie alle :)

    Dieses Zitat braucht in meine Welt noch einen Platz: Spuck mir in die Suppe und ich schlage dir den Kopf ab


    In Ermangelung an geschlechtlichen Optionen, zogen meine Eltern mich als Jungen auf :lol:

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    Verwitterte Muster und Spiralen zieren den Türrahmen des sechsten Türchens, wer es passieren will, muss einen dichten Schleier von Efeuranken beiseite schieben. Ein weißbärtiger älterer Herr im roten Mantel hat sich soeben hindurchgekämpft und wischt eine Spinnwebe von seiner Nase. Er wirft einen schnellen Blick in sein goldenes Buch, nickt zufrieden, steckt es dann zurück in die Manteltasche neben das schwarze Buch, schultert seinen Sack und marschiert ins Dickicht hinein…



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    Das Geschenk


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    Kopfüber betrachtet sah die ganze Szenerie ein wenig lustig aus. Gelangweilt saß sie auf einem Baum am Rande einer kleinen Lichtung und ließ sich von einem Ast herab hängen. Sie sah, wie der Junge zögerlich die Lichtung betrat. Er war vielleicht fünfzehn Jahre alt. Oder er war fünfhundert. Jedenfalls sehr jung, verglichen mit den meisten Menschen die Sie bisher gesehen hatte. Leider wusste die Beobachterin nicht so genau wie alt ein Mensch wird, deshalb beließ sie es in ihren Gedanken bei einem „jung“. Das Mädchen, das bereits auf der Lichtung saß, war genauso jung und sogar für Sie war es offensichtlich, dass sich die beiden mochten.


    Etwas nervös trat der Junge von einem Fuß auf den Anderen, ehe er sich endlich dazu durchrang dem Mädchen das zu geben, was er die ganze Zeit hinter dem Rücken hielt. Es war ein kleines Päckchen, mit einem schlichten Schleifchen versehen. Neugierig beobachtete Sie, wie der Junge das Paket an das leicht errötende Mädchen weitergab. Um mehr zu sehen, beugte Sie sich weiter vor und benutzte ihren buschigen Schwanz als Gegengewicht um auf dem Ast besser balancieren zu können. Scheinbar war das Mädchen erfreut über das was in dem Paket war, denn sie umarmte den Jungen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Es war eine Halskette. Schlicht, aber scheinbar selbst gemacht. Der heimlichen Beobachterin der Szenerie gefiel die Halskette auch, aber wohl eher weil ein paar Nüsse in sie eingebaut waren und irgendwie hatte Sie ein wenig Hunger.


    Das Mädchen probierte die Halskette an und betrachtete sich in einem kleinen Handspiegel. Zu neugierig geworden beugte sich die Zuschauerin ein klein wenig zu weit vor und fiel von dem Ast herunter und den Beiden direkt vor die Füße. Für eine Schrecksekunde starrten Sie und das Mädchen sich an an, ehe die Verunfallte entschuldigend grinste und auf schnellstem Weg wieder zu dem Baum sprang von dem Sie gekullert war. Während Sie diesen wieder in Windeseile erklomm, hörte Sie das Mädchen hinter sich noch ihren Freund verwundert fragen: „Hat das Eichhörnchen gerade gegrinst?“


    -.-.-.-


    Im Zickzack rannte das Eichhörnchen den Stamm des Baumes hinauf bis in den Wipfel, um leichtfüßig über die Baumkronen tief in den Wald hinein zu hüpfen. Schließlich kam sie an einer weiteren kleinen Lichtung an auf der ein kleiner Schrein stand. Der Schrein war schon alt und verwaist, ein kleiner Baum ist auf ihm gewachsen und die Wurzeln hatten hier und da etwas von dem Stein weggesprengt. Hier fühlte Sie sich zu Hause, mehr als überall sonst im Wald. Um besser sprechen zu können richtete sie sich auf und streckte sich, änderte die Form bis Sie menschlich wirkte, ein Mädchen von vielleicht zehn Jahren mit vorwitzigen Zöpfen wo beim Eichhörnchen die Ohren waren, das nur noch durch den buschigen Schwanz, der langsam auch verschwand, seine Herkunft verriet. Dann ließ Sie sich bäuchlings auf den Boden plumpsen, stützte ihren Kopf auf eine Hand und stupste eine Blume an. „Du... Ich habe heute zwei Menschen gesehen. Der eine hat der anderen eine Halskette geschenkt“, erklärte Sie der Blume mit einem halb verwunderten, halb belustigten Ton und kicherte dabei. „Das genauso wie Menschen mir hier früher Geschenke gemacht haben.“ Sie deutete auf den Schrein.


    „Das liegt daran, weil Menschen vergessen.“, erklärte die Blume mit einer sanften, überraschend weise und erwachsen wirkenden Stimme. „Menschen vergessen vieles und deshalb haben sie gerne Dinge, die ihrer Erinnerung helfen. So ein Geschenk ist solch eine Hilfe. Die Halskette sollte wohl sagen 'Erinnere dich an mich, vergiss mich nicht!'“ „Wirklich? Ist das nicht unpraktisch?“, gluckste das jetzt menschliche Eichhörnchen. „Ein Mensch kann auf diese Weise auch schlimme Dinge vergessen, also hat es auch seine Vorteile. Es ist nun mal die Art, wie sie leben. Sie kommen in diese Existenz, vergessen vieles während sie hier sind und wenn sie diese Welt wieder verlassen werden sie oft vergessen.“ Interessiert hörte Sie zu ehe sie nachfragte. „Dann haben Menschen also Angst vergessen zu werden und geben deshalb etwas von sich her um weiter im Gedächtnis der anderen zu bleiben?“ Sie deutete auf den Schrein. „Heißt das, dass die Menschen mich einfach vergessen haben? Dass sie vergessen haben was ich vor über 500 Wintern versprochen habe?“ Die Pflanze nickte zur Bestätigung mit ihrer Blüte. „Das könnte sein. Das würde Menschen ähnlich sehen.“ „Menschen sind seltsam“ entschied sich das Eichhörnchen. Sie schüttelte den Kopf ehe Sie wieder schrumpfte und ein Fell ausbildete. Ihre Neugierde war geweckt und so entschied Sie sich, den Menschen einen weiteren Besuch abzustatten, vielleicht sogar als Mensch eine Weile unter ihnen unterwegs zu sein um ihre seltsame, ungewöhnliche Lebensweise besser kennen zu lernen. Vielleicht könnte sie die Menschen sogar wieder daran erinnern dass sie im Wald lebte. Über ein wenig mehr Besuch beim Schrein würde sie sich freuen, manchmal konnte es ein wenig einsam werden wenn man niemanden zum Reden hatte.


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    “Ah, die Weltenbastler, da seid ihr ja! Wusste ich doch, dass ich euch am Ende dieses Türchens finde!“
    Der Nikolaus schnauft zufrieden, zupft sich eine Klette vom Mantelsaum, setzt sich neben euch ins Gras und beginnt in seinem Sack zu suchen.
    „Ja, hier ist es! In meinem goldenen Buch steht, dass dieses Gedicht eigentlich für ein Adventskalendertürchen verfasst wurde, aber mangels Welteninhalt nicht genommen werden konnte. Deshalb, und…“, der Nikolaus grinst, „…natürlich weil ihr das ganze Jahr über artig wart, bekommt ihr es heute als Bonustext von mir persönlich überbracht.“ Er zieht ein kleines Päckchen hervor, dessen Geschenkpapier sich von selbst entfaltet:
    Ihr haltet ein Blatt in den Händen, auf dem in schönster Kalligraphieschrift mit vergoldeten Anfangslettern ein Gedicht zu lesen ist…



    Der Advent


    O wunderschön und glücklicher,
    O feierlich und seliger Advent,
    Wie sehr ich mir im Frieden wünsch,
    dass meinen Traum du sehr gut kennst.


    Lass die Waffen niederfallen,
    Erhebe dich zum Widerstand.
    Durch unser selig Menschenhand,
    solln unsre Friedenslüste wallen.


    Ist der Tag dann je gekommen
    und die Kriegslust ja bezwungen,
    Heiße ich die Stund' willkommen,
    hab sie ja so lang besungen.


    Und ist der Tag nun noch so fern,
    Ich möcht mich nicht der Lust erwehrn,
    Dass jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
    der Frieden steht für uns bereit.


    Deshalb vor allen schönen Dingen,
    möcht ich die Menschheit wohl besingen.
    Ich wünsch 'ne schöne Weihnachtszeit
    und denk wir sind schon ziemlich weit.


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  • Sehr schöne Texte. Das mit der Elfe und auch das mit dem "Eichhörnchen" verraten größere Geschichten dahinter, das klingt interessant. Und trotzdem sind sie auch so kurz stimmig. Sehr gut gemacht. :)


    Und ein Gedicht zusätzlich! Nikolausbonus! :thumbup:

    Ist doch nur meine Meinung. Ich find ja auch die Drachenlanze blöd, und Millionen Leute lieben die Bücher trotzdem.

  • Das Eichhörnchen ist klasse.
    Die meisten Geschichten bieten auch einen ordentlichen Ausblick, was wohl später noch passieren würde/könnte - ich mag das.



    Veria

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Wieder zwei schöne Geschichten, die Appetit auf mehr machen. :) Ich mag das Eichhörnchenmädchen - und auch die weise sprechende Blume.


    Und noch ein Bonusgedicht zum Nikolaus! Das ist doch schon schön vorweihnachtlich stimmungsvoll.


    *weihnachtskekse verteil*

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