[2b] Süddoofland - Heimatwelt in bescheuert

  • Der Kohlestrich


    Im Südwesten Süddooflands findet sich ein Gebiet, das Kohlestrich genannt wird. Vor nicht allzu langer Zeit wurde hier noch Kohle im Tagebau abgebaut und auch in Energie umgesetzt, mit entsprechenden Folgen für Landschaft und Luftqualität.


    Heute lohnt sich der Kohleabbau nicht mehr und die Kraftwerke sind ebenfalls stillgelegt. Die Kohlegruben sind teilweise zugeschüttet, teilweise mit Wasser gefüllt, die Landschaft neu bepflanzt. Einige alte Kohlebagger, riesige Maschinen, wurden zurückgelassen und sind heute verrostet und überwuchert. Auch einige der ehemaligen Kraftwerke stehen noch.


    Am nördlichen Rand des Kohlestrichs liegt Giftisch, eine Stadt deren Namen viele mit der vergifteten Umgebung in Verbindung bringen, die aber tatsächlich „Gabentisch“ bedeutet und sich auf den Reichtum durch Kohle bezieht.


    Wie man sich denken kann war Giftisch ursprünglich die Heimat vieler Leute, die im Tagebau beschäftigt waren. Viele davon waren Männer, die die ganze Woche arbeiteten, was dazu führte, dass Giftisch auch viele Bordelle hatte (von denen die meisten inzwischen auch geschlossen sind).

    Giftisch ist geprägt von brutalistischen Bauten, wie man sie eigentlich nirgendwo sonst in Süddoofland findet, und einigen Villen und Parks derer, die mit der Kohle reich geworden sind.

    Giftisch ist außerdem bekannt für seine erfolgreiche Fußballmannschaft, die Giftischen Elf.

    Ebenfalls ursprünglich ein Vergnügen für die Reichen ist der Zoo von Giftisch, der aber heute nicht nur bekannt für seine Größe sondern auch für seine (relativ) artgerechte Tierhaltung.

    Dass das über siebzig Jahre alte Walross Lord in Wahrheit ein Geist ist, gilt als Gerücht.


    Jugendbanden gibt es einige, die Kohlegräber existieren seit den Hochzeiten des Tagebaus und streifen bis heute durch die ehemaligen Abbaugebiete und bauen schräge Maschinen aus zurückgelassenem Equipment. Die Giftschpinnen (ja, mit sch) sind eine von vielen Jugend-Fußballmannschaften die noch sehr viel mehr tun, als Fußball zu spielen und die Gassenwarane sind eine schräge Mischung aus Trickbetrügern und Detektiven.


    Da der heutige Kohlestrich eine recht angenehme Seenlandschaft ist, finden sich auch einige Gruppen von Naturfreunden.

  • Hier eine grobe Karte von Süddoofland, basierend auf einem Ausschnitt aus einer ebenso groben Karte von Westtaurania.

    Die dicke rote Linie ist die Grenze zum Nachbarland, rosa Linien sind Grenzen zu anderen Bundesländern. Die Flecken entlang der Küste sind Inseln. Alles außerhalb von Süddoofland ist noch grober als der Rest, die Inselkette geht eigentlich noch ein Stück weiter, der Purz auch, et cetera.

  • Salzstein


    An der Küste aber östlich des Moorgebiets, teils auf dem Gebiet das heute zu Süddoofland gehört, teils im heutigen Sackheim lag einst das Fürstentum Salzstein. Durch Deichbau zwischen den Inseln und dem Festland gewann es zusätzliches Land und damit vor allem Fläche zum Abbau von Meersalz. Der Legende nach wurde Salzstein auf diesem Weg reich, bis in einer großen Flut im Mittelalter (also lange vor der Zeitlosen Dunkelheit) das gewonnene Land wieder verloren ging.


    Die Wahrheit ist, dass die Bewohner der Salzbaugebiete niemals reich wurden, da sie gezwungen waren das Salz zu Spottpreisen an den auf dem Festland ansässigen Fürsten zu verkaufen. Diese Armut soll auch der Grund sein, warum die Deiche nicht instandgehalten werden konnten und die Flut das Land so hart traf. Und man sagt, einige der damals versunkenen Dorfbewohner warteten noch heute auf eine Gelegenheit, Rache zu nehmen.


    Einer Legende nach strandete zwanzig Jahre nach der Flut ein Schiff aus Fleischburg im Gebiet des versunkenen Ortes Rungholt. An Bord war ein alter Soldat, der an der Durchsetzung des ungerechten Salzhandels beteiligt gewesen war. Als sie seine Anwesenheit spürten, stiegen die Knochen der Ertrunkenen aus dem Watt auf und zerrten den Soldaten von Bord, woraufhin er nie wieder gesehen wurde.


    (Inspiriert vom realen versunkenen Ort Rungholt und einem Comic aus „Hammerharte Horrorschocker“, der sich damit befasst.)


    Verwaltungstechnisch hat Salzstein heute keine Bedeutung mehr, das es, wie gesagt, teilweise zu Süddoofland und teilweise zu Sackheim gehört. Kulturell ist es vor allem von Bedeutung für die recht große doggermarkstämmige Gemeinde, die nach wie vor auf dem Gebiet existiert.

  • Das letzte war definitiv nicht bescheuert genug. Aber das war ja auch nur ganz knapp überhaupt noch Süddoofland. Gehen wir wieder ins Moorgebiet, das ist absurder.


    Klein-Schmetterlingsdorf


    In weiten Teilen des Moorgebietes gibt es die Tradition, dass jeder Bürger (die Überlieferung erwähnt keine Bürgerinnen), der in der letzten Stunde des Jahres ein Dorf betritt und es in der ersten Stunde des nächsten Jahres auf der gegenüberliegenden Seite wieder verlässt, dem Dorf einen neuen Namen geben darf. Rechtlich bindend war das wohl nie und heute werden alle so begründeten Umbenennungsanträge von den Behörden ignoriert.


    So existiert auch Klein-Schmetterlingsdorf nicht offiziell. Da die Umbenennung einer kleinen und recht jungen Siedlung in Klein-Schmetterlingsdorf aber zur letzten Jahrtausendwende stattfand und mit überklebten Ortseingangsschildern einherging, war sie zumindest eine lokale Zeitung eine kleine Erwähnung wert.

    Der Name kam gut an und wurde fortan gelegentlich für fiktive Lokalitäten verwendet, erst nur von örtlichen Autoren, später auch in Fernsehserien und Filmen. Welche Siedlung es war, die zu Klein-Schmetterlingsdorf wurde (beziehungsweise ja eigentlich nicht wurde), ist schwer zurückzuverfolgen, da der ursprüngliche Artikel nicht archiviert wurde. Kartenmacher verwenden den fiktiven Ort gerne um Urheberrecht zu sichern – wenn Klein-Schmetterlingsdorf in einer fremden Karte am selben Ort ist, dann wurde abgeschaut.


    Viele Süddoofländer halten Klein-Schmetterlingsdorf inzwischen für einen realen Ort. Und andere vermuten hinter seiner Nichtexistenz eine große Verschwörung.


    Hinter der ursprünglichen Umbenennung steckt übrigens mal wieder eine Gruppe von Jugendlichen, die Liga der Schmetterlingsfreunde (die nichts mit Schmetterlingen zu tun hat).

  • Orte


    Ich habe mir einfach mal meine Liste von Ortsnamen angesehen und die rausgesucht, die definitiv in Süddoofland liegen.


    Kleinstädte (oder auch große Dörfer):


    Unterklauheim (ganz klar eine Kleinstadt im süddoofländischen Teil des Purz)


    Fischkehle (stinkiges kleines Hafennest. Sehr steile enge Gassen, pittoreske Architektur, viele versteckte Hinterhöfe... und es regnet andauernd.)


    Geilfleisch (im Umland von Fleischburg)


    Tütermoor (Kleinstadt im Moorgebiet)


    Einsamkeit

    Schronik

    Emburg

    Walsam

    Nudelgrab

    Bloedelsheim

    Pferdeast


    Städte:


    Brejnfak an der Klatsche (muss in Süddoofland sein, denn woanders fließt die Klatsche ja nicht)


    Autschburg


    Brechstein (im süddoofländischen Teil von Salzstein)

  • Rundschaffen


    Rundschaffen ist offiziell die größte Stadt in Süddoofland, auch wenn das ein wenig umstritten ist, da Fleischburg flächenmäßig größer ist, wenn man alle Vororte dazu zählt. Rundschaffen war ein eigenständiges Fürstentum, regiert vom Prinzen von Rundschaffen, bis alle Adelstitel abgeschafft und die Fürstentümer in die Bundesländer eingegliedert wurden. Die Familie „Prinz von Rundschaffen“ gibt es aber noch und sie genießt zweifelhafte Halbprominenz.


    Rundschaffen ist heute bekannt für zwei Dinge: eine hohe Dichte an Milliardären und ein riesiges Messegelände.

    Die Milliardäre haben ihr eigenes Stadtviertel, das nur aus Villen, riesigen Gärten und Golfplätzen besteht. Die dortige Jugendgruppe, der Milliardärsclub, besteht aus den Kindern und Enkelkindern von Milliardären und ist bei den anderen Gruppen nicht sehr beliebt.


    Auf dem Messegelände finden regelmäßig große Messen statt. Darunter war auch eine Weltübergreifendausstellung, an der Aussteller aus dem ganzen Sonnensystem teilnahmen.

    Eugen Adalbert Prinz von Rundschaffen blamierte sich hier, als er gegen den Pavillon der Wespenmädchen vom Planeten X urinierte.


    Aus Rundschaffen stammt auch der (mittlerweile ehemalige) Kanzler Harald von den Tausendfüßern. Er lebte dort als gewöhnlicher Borkentausendfüßer, der als Maskottchen der Partei „die Tausendfüßer“ gehalten wurde. Als die Vertreter von Süddoofland ihn mit ins Parlament des Süddoofland-Bundes nahmen, wurde er aufgrund der seltsamen Eigenschaften des Parlamentsgebäudes ein vernunftbegabtes und sprachfähiges Wesen und aufgrund eines seltsamen Gesetzes ein Mitglied der Tausenfüßerfraktion. Einige Jahrzehnte später wurde er zum Kanzler gewählt und hatte zwei Amtszeiten. Heute lebt er wieder in Rundschaffen, ist einer der vielen Milliardäre und hat zweifelhafte Verbindungen zu noch zweifelhafteren Firmen, die noch zweifelhafteren Autokraten gehören. (Und ja, er hat Kinder, die zum Milliardärsclub gehören.)

  • Autschburg


    Autschburg ist die zweitgrößte Stadt des Moorgebiets nach Flülzenbülz. (Eventüll ist zwar größer, wird aber nicht komplett zum Moorgebiet gerechnet.)


    In früheren Zeiten war es aufgrund seiner zentralen Lage der Sitz von Fürsten, die weite Teile des Moorgebiets beherrschten. Bis heute ist es ein wichtiges Verwaltungszentrum und galt lange Zeit als „Beamtenstadt“, ehe sich während der Zeitlosen Dunkelheit auch Industrie dort ansiedelte. (Etwa die Herstellung der zuvor schon erwähnten Windkraftanlagen.)


    Die Stadt ist auf einer großen Fläche verteilt, mit größeren Landwitschafts- und Naturflächen zwischen den Straßen und daran gebauten Gebäuden.


    Der Stadtkern, heute größtenteils Fußgängerzone, ist von einer Stadtmauer umgeben, die nicht mehr überall intakt ist und an einigen Stellen heute als hochgelegener Weg dient. Von den Toren ist größtenteils nichts mehr übrig, nur die Säulen des Südtores stehen noch, geziert von den Statuen von Wächtern mit Helm, Schild und Speer.


    Diverse Behörden sind im früheren Schloss untergebracht. Andere bekannte Gebäude des Stadtkerns sind das Strigis-Gymnasium, die gläserne Markthalle, der Archivturm und das Historische Museum. Viele der älteren Gebäude, wie auch das Schloss, waren zusammen mit der Stadtmauer Teil der namensgebenden Burg von Autsch.

    Kaum bekannt ist, dass die Burg tatsächlich ein einzelnes Gebäude war, die Mauer also ursprünglich eine Burg- und keine Stadtmauer. Zwar sind die oberirdischen Verbindungen weitestgehend verschwunden, aber im Inneren einiger Mauerabschnitte, im ältesten Teil des Gymnasiums, im Archivturm und im alten Keller über dem das Museum gebaut wurde, gibt es noch Eingänge zu den Gewölben der Stadt.


    Autschburg ist die einzige Stadt im Moorgebiet, die über solche Gewölbe verfügt, weil ihr Stadtgebiet als einziges früh genug ausreichend entwässert wurde. Dennoch hat sich das Grundwasser die tiefsten Teile zurückgeholt, was nur einer der Gründe ist, warum die Gewölbe nicht mehr genutzt werden.


    Die Tunneleulen, eine Gruppe von Schülern des Strigis-Gymnasiums, die die Gewölbe erforschen (und das auch ganz offen berichten, ohne dass ihnen geglaubt wird), berichten von wandelnden Skeletten, Tentakelmonstern und einem Gewölbebewohner, der sich jeder direkter Beobachtung bisher entzogen hat.

  • Süüdoog


    Die zahlreichen Inseln vor der Küste Süddooflands sind wahlweise Naturschutzgebiete, Tourismushochburgen, Fischereizentren oder große Golfanlagen für Ärzte vom Festland. Süüdoog, die zweitgrößte Insel, ist alles davon und mehr.


    Der Name "Süüdoog" bedeutet ungefähr "südliches Auge", das muss aber einen Fehlübersetzung aus einem älteren Dialekt sein, liegt die Insel doch nördlich vom Festland. Wahrscheinlich bedeutete der ursprüngliche Name "Auge von Süddoofland" oder "Auge der Süddoofen".


    Süüdoog ist Luftkurort, Seebad, Fischereihafen und zum Teil Naturschutzgebiet. Es ist außerdem eine Stadt (die die ganze Insel umfasst) und gehört aus irgendeinem Grund zum Landkreis von Autschburg. Es verfügt über Hotels (darunter ein Kurhotel), Ferienhäuser und eine Jugendherberge, eine Inselbahn und einen kleinen Flugplatz. Hinzu kommen natürlich der Hafen und etwas Landwirtschaft (hauptsächlich Schafe).


    Obwohl es relativ wenige Einwohner gibt, hat es für ganze drei Jugendbanden gereicht, sicher auch weil diese regelmäßig durch die Kinder von Besuchern verstärkt werden. Die Strandpiraten eifern (meist nur im Spiel) den ursprünglichen Inselbewohnern nach und belagern nebenbei die lächerliche komplexen Sandburgen der anderen Banden, die Augenmöwen befassen sich vorwiegend mit Naturbeobachtung (und damit, die Strandpiraten zu ärgern) und die Gastgeber betreiben tatsächlich die Jugendherberge und die Inselbahn (die ehemaligen Mitgliedern, Eltern einiger derzeitiger Mitglieder, gehören).

    Außerdem macht der Milliardärsclub regelmäßig Ausflüge nach Süüdoog und lässt sich von den Strandpiraten symbolisch ausrauben.


    Im unter Naturschutz stehenden Wattenmeer um Süüdoog findet sich schon seit Jahrzehnten eine invasive Spezies, die Trichromauster. Obwohl sie von Naturschützern regelmäßig eingesammelt wird, breitet sich diese hartnäckige Muschel doch immer wieder aus, sehr zur Freude illegaler Perlentaucher, denn die Trichromauster kann kräftig gefärbte Perlen in rot, gelb oder blau produzieren.

    (Natürlich tauchen auch bei der legalen Muschelsammlung immer wieder Perlen auf, was auch die Motivation einiger "Naturschützer" sein dürfte.)


    Alle süddoofländischen Inseln wandern und verändern dabei ihre Form, weil Meeresströmungen Sand abtragen und hinzufügen. Aufgrund ihrer Größe ist Süüdoog eine der stabileren Inseln, verfügt aber auch über ein interessantes Phänomen. Ziemlich in der Mitte der Insel liegt ein durch die Süßwasserlinse gespeister See. Dieser wird derzeit jedes Jahr ein bisschen größer, ist in der Vergangenheit aber auch schon kleiner geworden und hat tasächlich auch für kurze Perioden gar nicht existiert (was vor Jahrhunderten noch zu Süßwassermangel und Menschenopfern führte). Das Auge öffnet und schließt sich, sagen die Inselbewohner. Die Gründe daür sind nicht bekannt, man nimmt aber an, dass sie vollkommen natürlich und erklärlich sind.


    [Warum befasse ich mich gerade jetzt mit diesen Inseln? Wegen eines Buches, das kürzlich erschienen ist ...]

  • Vorraunacht


    In Süddoofland und Umgebung wurden die Raunächte lange gefürchtet. Man erzählte über diese Zeit zwischen den Mondjahren, dass Geister umgingen, Feen Kinder entführten und Tiere zu sprechen anfingen.


    In der Vorraunacht bereitete man sich auf diese Zeit vor. Die ganze Familie traf sich um während der gefährlichen Nächte zusammen zu sein und Haushalte tauschten Vorräte aus, damit jeder alles hatte und nicht das Haus verlassen musste. Ein Raunachtsimmergrün, oft ein Odannenbaum, wurde aufgestellt um zu verhindern, dass die Seehunde durch magische Portale in die Häuser kamen (eine der ungewöhnlicheren Raunächtesagen).


    Heute glaubt natürlich in Süddoofland niemand mehr an die Gefahren der Raunächte. Die Vorraunacht als Tradition aber blieb erhalten. Familien treffen sich immer noch und aus dem Austauschen von Vorräten wurde ein gegenseitiges Beschenken. Kindern wird dabei gerne erzählt, dass ihre Geschenke vom Zauberer des Nordens gebracht wurden, einer Figur, die eigentlich aus einer ganz anderen Legende stammt.


    Auch den Raunachtsimmergrün gibt es noch, aber heute wird er geschmückt mit farbigen Glaskugeln und anderen Anhängern, Kerzen, Barockkäfern und manchmal Lametta.


    Von Einwanderern aus anderen Teilen Tauranias kommen weitere Traditionen, wie das Haus mit Haien zu schmücken, bedrohliche Schneemänner mit Narben zu bauen und kleine mit Rauschgold umhüllte Engelsfiguren aufzustellen.


    Viele der Jugendbanden haben natürlich im Laufe der Zeit ihre eigenen Traditionen entwickelt, wie das Umbauen der Heuballenburg in die ungefähre Form einer Odanne bei den Drei J oder das Singen des kompletten Wurstliedes im Schnee bei den Musketieren.

  • Apokries


    Aus der Zeit vor der Zeitlosen Dunkelheit (die ja im Süddoofland-Bund nur dreißig Jahre andauerte) als die Kirche des Einen Gottes noch einflussreich war, stammt die Tradition der Fastenzeit zum Ende des Winters. Dazu gehörte immer auch ein vorangehendes Fest, an dem die Überreste der Wintervorräte verspeist wurden, speziell die, die während der Fastenzeit nicht gegessen werden durften und verdorben wären.


    Nach Ende der Zeitlosen Dunkelheit mussten die Süddoofländer feststellen, dass die Kirche des Einen Gottes außerhalb nicht mehr existierte und ihr Platz von der Kirche des Höchsten Wesens eingenommen war. Da es sich dabei offensichtlich um dieselbe Gottheit handelte (ganz so einfach ist es tatsächlich nicht, aber das weiß in Süddoofland niemand), war das nicht wirklich ein Problem. Inzwischen ist auch im Süddoofland-Bund die Kirche des Höchsten Wesens dominant und um die Fastenzeit kümmert sich kaum noch jemand.


    Das Fest aber ist geblieben. Unter dem Namen Apokries (salakisch, grakanisch, hellenisch und/oder ostimperial für "Fleisch weg") wird es noch heute hauptsächlich in Grimmen und Barbarya gefeiert. Seit seinen Ursprüngen sind viel ältere Bräuche unterschiedlicher Herkunft in die Festlichkeiten eingeflossen, etwa Mummenschanz (also Verkleidung) oder Narrenfreiheit (komplette Redefreiheit) sowie Sündenerlass (die Kirche drückt bei allem ein Auge zu). Vieles davon ist heutzutage ohnehin vom Gesetz ganzjährig zugelassen, in den drei bis sieben Tagen des Apokries wird es lediglich besonders ausgelebt, oft unter Alkoholeinfluss.


    Typisch für Apokries sind Umzüge, Maskenbälle und Parodien von Gottesdiensten.


    Ironischerweise haben sich viele dieser Traditionen, gerade lokale Bräuche, mit der Zeit extrem versteift. So sind beim Feiern teilweise mehr Regeln zu beachten, als im sonstigen Alltag. Bei einigen Veranstaltungen ist genau vorgeschrieben, wann gelacht werden darf (oder muss), teilweise sogar in welchem Rhythmus. Bestimmte Verkleidungen sind vorgeschrieben und haben eine spezifische Bedeutung und während Abweichungen nicht offiziell unter Strafe stehen, gehört zu den Traditionen auch, Abweichlern üble Streiche zu spielen oder sich generell über sie lustig zu machen.

    Gerade die Narrenfreiheit wird auch gerne von sich entgegenstehenden politischen Gruppierungen genutzt, um sich gegenseitig zu beleidigen.


    In Süddoofland wird Apokries eher wenig gefeiert. Gerade im Moorgebiet gibt es höchsten mal Feiern für jüngere Kinder, ansonsten sieht man sowohl die Steifheit der offiziellen Veranstaltungen, als auch die zügellosen Saufpartys oft kritisch. (Was wiederum die Bewohner von Grimmen und Barbarya in der Regel als überheblich und beleidigend empfinden.)


    Nur im Kohlestrich, nahe der Grenze zu Grimmen, finden in einigen Städten offizielle Apokries-Veranstaltungen wie Umzüge und Narrenmessen (also falsche Gottesdienste) statt. Hier gibt es auch die einzigen Gruppen von Jugendlichen, die sich auf diese Zeit spezialisiert haben.


    Die Bleichen in Giftisch etwa schminken sich vor allem zu dieser Zeit (aber manchmal auch zu anderen Anlässen) weiß und tragen dazu bunte Kostüme. Während Apokries selbst veranstalten sie ihre eigenen nächtlichen Umzüge, die zu jeder anderen Zeit des Jahres als Ruhestörung gelten würden.


    In kleineren Nudelgrab (wo keine Nudeln begraben liegen sondern nach der Nadelmethode nach Kohle gegraben wurde) gibt es die Blutmasken, die die traditionellen hölzernen Monstermasken gerne mit roter Farbe beschmiert tragen, sich dazu dunkle Kleidung anziehen und während Apokries abends herumlaufen und Leute erschrecken. Zu ihren Traditionen gehört auch ein symbolisches Menschenopfer, bei dem sich das auserwählte Opfer auf einen Tisch legt und ihm ein roter Strich über den Hals gemalt wird.

    Das restliche Jahr über sind sie aber ziemlich harmlos.

  • Geschichte


    Die Geschichte von Süddoofland (und dem ganzen Süddoofland-Bund) ist … etwas rätselhaft. Das liegt daran, dass hier in der Zeitlosen Dunkelheit nur dreißig Jahre vergangen sind, während es in den umgebenden Ländern Jahrhunderte waren. Von außen sah Süddoofland aus wie erstarrt.


    In Süddoofland ist die jüngere Geschichte aber natürlich bekannt, aber es gibt Details über die die Süddoofländer nicht gerne reden. Ein Krieg, etwa dreißig Jahre vor der Dunkelheit, und die vorangehenden Ereignisse, sind ihnen zum Beispiel sehr peinlich.


    Der Krieg führte allerdings dazu, dass Süddoofland, Grimmen und Barbarya den Süddoofland-Bund gründeten, während Sackheim vom Zauberer Seromann beherrscht wurde, der vielleicht ein gefallener Engel war.

    Seromann förderte die Industrie, sowohl die Ausbeutung der örtlichen Rohstoffe, etwa der Metalle im Purz als auch die Wiederverwertung existierenden Materials. Das verstärkte sich noch während der Zeitlosen Dunkelheit, als die Einfuhr von Rohstoffen praktisch unmöglich wurde.

    Angesichts der industrialisierten Landschaft, der Diktatur und der unsicheren Arbeitsbedingungen flohen einige Bürger nach Süddoofland und Barbarya, was Seromann nach Möglichkeit zu unterbinden versuchte.


    Als sich Sackheim nach Ende der Zeitlosen Dunkelheit plötzlich wieder mit starken Nachbarn konfrontiert sah, schloss es sich schnell der Karal-Republik an und wurde damit auf dem Papier (und nur dort) demokratisch. Es folgte eine Reihe von Staatsoberhäuptern und Regierungschefs mit verschiedenen undurchsichtigen Titeln und Funktionen, während im Hintergrund weiterhin Seromann die Fäden zog.


    Etwa zehn Jahre nach Ende der Zeitlosen Dunkelheit zerfiel allerdings die Karal-Republik. Sackheim stand alleine da, Seromann war nigends mehr aufzufinden und die Regierung wurde durch Proteste unter Druck gesetzt. Als Folge schloss sich Sackheim schließlich dem Süddoofland-Bund an.


    In Süddoofland freuten ich darüber unter anderem die Bewohner des Purz, die endlich wieder ungehindert durch die Berge wandern konnten und vor allem die Hexen, die nun wieder Zugang zum sagenumwobenen Berg Klotz hatten.


    Natürlich glaubt heute niemand mehr, dass Seromann ein Zauberer war, geschweige denn ein Engel. Außer den Hexen vielleicht. Und dass er heute als "Sarunov" in Karal lebt, ist natürlich auch nur ein Gerücht.

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