Realitätsflucht? Die eigene Welt als Zufluchtsort

  • Stichwort Realitätsflucht. Habt ihr in eurer Welt einen Ort gebastelt, an den ihr flüchten würdet, wenn ihr könntet? Ein Ort, an dem es sich gut leben lässt, der Sicherheit bietet, genug zu essen, ein angenehmes Klima und was man sonst so braucht?


    Ich bisher nicht, denke aber darüber nach, das zu tun. Natürlich kann so ein Flucht-Ort auch eine eigene Welt ganz für sich sein, und nicht Teil der anderen "Hauptwelten".


    Muss für mich selbst jedenfalls auch mal überlegen, wie dieser Ort beschaffen sein sollte, wie groß er sein muss und was er beinhalten muss. Ob eher ein Raum, ein Haus mit Garten, ein Schiff, ein Wald oder was ganz anderes ... :)

  • Interessante Frage.
    Erinnert mich irgendwie an H.P. Lovecrafts "Traumlande", in denen manche Träumer - es wurden bis jetzt nur männliche genannt :meh: - Teile der Traumlande nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet haben. Daher gibt es z.B. eine Ortschaft in den Traumlanden, die an das irdische Cornwall erinnert, welche von dem mächtigsten der menschlichen Träumer, König Kuranes, erschaffen wurde, weil er Sehnsucht an die Orte seiner Kindheit hatte. Er selbst war in der "Wachen Welt" ein obdachloser Drogenabhängiger. Aber lassen wir das...


    Zurück zur Frage: Im Grunde sind meine Welten immer irgendwie eine Art Realitätsflucht. Sowohl Cimorra als auch Gaia dienen mir dazu, aber ja, es gibt Orte auf beiden Welten, die vielleicht eher als Zuflucht geeignet sind als andere. Aber auf Grund der Frage bin ich am überlegen, ob ich nicht vielleicht in jeder Welt ein Alter Ego deponieren und dieses mit einer passenden Zuflucht ausstatten sollte.


    Für Cimorra gibt es schon ein paar Fragmente in der Hinsicht, dass ich mal begonnen hatte eine Geschichte zu schreiben, welche aus der Sichtweise eines irdischen Träumers namens Marcus John Alexander Pembrooke geschrieben wurde, dessen Anfangsbuchstaben die gleichen sind, wie die meines Realnamens. Also auch eine Art Alter Ego. Bei diesem Geschichtsfragment stellt es sich heraus, dass M.J.A. Pembrooke auf Grund seines atlantischen Blutes eine Verbindung nach Cimorra hatte und dort als Tarun, der Seefahrer bekannt war. Ich habe die Geschichte deswegen nie weitergeschrieben, weil Teile davon arg konstruiert waren und zum anderen hatte ich zwischenzeitlich Cimorra dafür umgebaut gehabt und nun passen manche Dinge nicht mehr zusammen.
    Naja, egal. Aber Tarun ist eben ein Seefahrer ähnlich wie Sindbad. Entsprechend hat er auch ein Schiff. Und da Tarun irgendwie dann auch ein Alter Ego von mir ist, wäre dieses Schiff bestimmt auch ein netter Zufluchtsort und ideal zur Erkundung von Cimorra.


    Für Gaia fehlt mir noch etwas ähnliches. Mal schauen, was da noch kommt.

  • Auch ein interessanter Punkt. An das Thema Alter Ego hatte ich dabei gar nicht gedacht, aber das ist natürlich auch eine Frage, wer man denn dann wäre, würde man dort (in Gedanken) hin flüchten. Hm. :)


    Mein Alter Ego wäre dann wohl L.O.S., eine Lemroi*-Entdeckerin. Oder sie war es zumindest mal. Bin mir gerade nicht sicher ob das noch aktuell ist und ob ich den Namen noch mag. Ich denke, ich beantworte mir diese Frage auf Basis dessen, welche Form der Zufluchtsort hat, den ich entwickle. Ob der sich in Yrdanea befindet oder nur lose damit durch das Weltenfresser-Setting verbunden ist, weiß ich noch nicht.


    *ein Roboter also

  • Ja, hinter dem glitzernden Tor in der Sonne gibt es irgendwo einen Ort der völligen Glückseligkeit, bewohnt von Wesen, die den ganzen Tag lachen, fangen und verstecken spielen, Blumen pflücken, und von riesigen (mindestens 5 Meter so) goldenen ritterartigen Soldaten bewacht werden.
    Strukturell ist dieser Ort erst einmal eine Raumtasche mit flexiblen, gallertartigen Wänden, und der tatsächlich bewohnbare Bereich ist ein darin fliegendes, vielleicht mit einem Wohnkomplex vergleichbares Gebilde, 20-30 Schichten Wohnraum übereinander, worin sich das Leben abspielt. Es gibt einen Hafen für fliegende Schiffe, und auch einen für Fremde (Händler) betretbaren Bereich, aber dieser ist sehr klein, und man hat nicht die Möglichkeit, den den 'Eingeborenen' zur Verfügung stehenden Raum dort zu betreten. Ausnahmen können aber für ethisch-moralisch vollkommene Wesen gemacht werden.


    Da würde ich natürlich gern hingehen, wenn ich könnte, aber ich bin ja nicht ethisch-moralisch vollkommen... im nächsten Leben vielleicht ^-^

  • Hmm... Es gäbe sicher einige Orte in meiner Welt, an denen ich ein recht angenehmes Leben führen könnte, aber aus der realen Welt dorthin flüchten würde ich trotzdem nicht, besonders wenn das bedeuten würde, dass ich dafür Menschen zurücklassen müsste, die ich mag.
    Außerdem "wächst" die Welt mit den Erfahrungen, die ich in der Realität mache, so dass ich zumindest einen Teil meiner schöpferischen Fähigkeiten verlieren würde, selbst wenn ich in meiner Welt mit gottgleichen Kräften existieren würde.
    Als einen vorübergehenden Rückzugsort, an dem ich Urlaub machen könnte, kann ich mir meine Welt schon eher vorstellen, wobei sich da auch die Frage stellt, in welcher Gestalt ich dort existieren würde und ob ich dort z.B. (für die Dauer des Besuchs) magische Kräfte erlangen könnte.

    "Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen."
    - Douglas Adams, "Das Restaurant am Ende des Universums"

  • Also in meiner frühen Bastelzeit, als ich begann Vorya zu bereisen - da schon. Das war eine deutliche, notwendige Flucht ausder Realität. Ob ich das damals so reflektiert hätte weiß ich nicht, aber rückblickend war das so.
    Heutzutage wünsche ich mir oft ich könnte in meine Welt abtauchen, für ein paar Stunden, tatsächlich flüchten... aber es gelingt seltenst.

  • So ganz allgemein ist das Thema der Realitätsflucht in selbst erdachte Welten sicherlich ein schwieriges. In einer gewissen Weise spielt das bei diesem Hobby wahrscheinlich häufig eine Rolle, wobei Silaris keine paradiesische Welt ist. Wenn ich anfange, mich selbst zu analysieren, spielt sich die Realitätsflucht da vermutlich zumindest teilweise auch in der Form ab, dass es dort zwar schlimme Dinge gibt, deren Verlauf ich aber anders als in der Realität kontrollieren kann.
    Gibt es in Silaris besonders schöne Orte, die man als Rückzugsort wählen könnte. Ja, sicherlich. Auf Anhieb fällt mir aber kein Beispiel ein, das nicht auch etwas Bittersüßes hat, weil der Zufluchtsort innerhalb der Welt häufig entstanden ist, um Menschen nach schlimmen Erfahrungen einen geschützten Raum zu bieten, das am meisten bebastelte Beispiel dafür ist der Krankenhausgarten von Enes Tall, der neben dem Anbau von Lebensmitteln und Heilpflanzen auch noch als Versammlungsort für eine graswurzeldemokratische Bewegung dient.

  • Ich weiß gar nicht ob ich an so einem "absolut perfekten" Ort sein wollen würde. Also beispielsweise ein Ort, an dem es immer genau 23° sind. Wenn man eine Vorgeschichte/einen Hintergrund hat, die schlimm war, weiß man einen solchen Ort ansonsten ja auch viel mehr zu schätzen, als wenn man es nie anders kannte.


    Kann mich irgendwie nicht dran erinnern, das Weltenbasteln je für die Realitätsflucht genutzt zu haben, die einem generell bei solchen Fantasysthemen doch oft von Außenstehenden unterstellt wird. Dabei würde ich das Potential gerne mal ausloten. Gerade wenn es vielleicht nicht gelingt, eine Erinnerung an einen realen "guten Ort" aus der Vergangenheit wachzurufen, wenn es einem mal nicht gut geht, wäre es ja vielleicht hilfreich, dann so einen fiktiven Ort parat zu haben.


    Kann natürlich sein, dass das einfach nicht für jeden funktioniert. Ich stell mir das so vor wenn man abends vor lauter Sorgen und Gedanken nicht einschlafen kann, dann wäre es vielleicht schön, sich gezielt auf diese Weise ablenken zu können. Nicht auf Dauer, einfach nur für die Zeit des Einschlafens. Aber mir scheint, das erfordert erstmal Arbeit. :pfeif:

  • Für mich persönlich sind wohl die Reisegemeinschaften der Ianjik so ein "Ort".
    Sie führen zwar kein einfaches Leben. Aber irgendwie mag ich diesen Gedanken, stets zu Reisen, einfach zu gehen, wenn es einem dort wo man ist nicht mehr gefällt. Außerdem hat die Familienstruktur dort etwas, das mir Geborgenheit vermittelt.
    Und naja, was soll ich sagen, das essen stelle ich mir schon lecker vor. :D

  • Ich will nicht aus der Realität fliehen, sondern so auf sie einwirken, so weit ich das kann, dass die Flucht unnötig wird - und deshalb baue ich meine Welten so, dass sie Wege aufzeigen werden, wie das vielleicht gelingen könnte.

  • Das ist sicher auch ein interessanter Aspekt. Als ich neulich von einem Spaziergang nach Hause kam, dachte ich mir auch so - falls ich mir ein Haus oder eine Wohnung als Flucht-Ort virtuell bastle, in der ich mich gedanklich wohlfühle, wer weiß, vielleicht kann die auch irgendwann Wirklichkeit werden. :)


    Das ist natürlich viel kleiner und bescheidener (zugleich aber auch egoistischer) gedacht als der positive Weltenbau, den du betreibst, WeepingElf.

  • Nein, meine Welten dienen mir nicht als Fluchtort - sie sind lediglich ein Weg meine Kreativität zu kanalisieren.
    Mich weiter zu entwickeln, auch mich in Frage zu stellen. Meine Kreativität zu verbessern, denn darum geht es.
    Ich habe vor 10 Jahren ganz andere Welten erschaffen als jetzt.
    Das ist keine Flucht oder Abkehr von der Realität, sondern die Realität ergänzt meine Welten.

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