Warum beginnen alle eure Geschichten mit langwierigen Naturbeschreibungen

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  • Die meisten Geschichten von euch beginnen man langen Naturbetrachtungen oder Legenden. Bei einer Geschichte kann das Ganze ganz lustig sein, aber wenn man die meisten der Romane so anfangen, ist es eher abtörnend als antörnend, zumal wir nicht mehr in der Zeit der Romantik leben, sondern schon viel weiter sind.


    Ich habe das Gefühl, euer Lesesprektrum ist sehr klein. Es werden kaum moderne Romane gelesen, die komplett ohne Naturmetaphern auskommen.

  • Ich verstehe jetzt nicht so wirklich, was du meinst. Was ich so lese, ist eigentlich recht knapp an ausschweifenden Beschreibungen. Und ich habe keine Schwierigkeiten, etwas zum Lesen zu finden.
    Im Übrigen: Was ist ein moderner Roman und was nicht?
    Veria

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Ich finde es schon zu lang, zumal es sich wiederholt. Ich habe oft das Gefühl, die Geschichten sind uralt. Moderner Roman sind Korrekturen von Franzen und Middle Sex.

  • Vielleicht gibtst du mal ein Beispiel? Womöglich lesen wir völlig verschiedene Sachen.
    Veria

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Ich kenne weder Franzen noch Middle Sex, und was du da behauptest, ist absolut verallgemeinernd und außerdem, sorry, Blödsinn. Selbst wenn die Geschichten mit Naturbeschreibungen anfangen - wo ist das Problem? Viele hier schreiben Fantasy und keine Popliteratur, also Entschuldigung, daß meine Hauptdarsteller nicht masturbierend auf die Bühne stolpern oder was sonst noch "modern" ist.


    Rabenzeit 1 gibt's bei Amazon für den Kindle und als gedrucktes Buch im Buchhandel. Als epub bei mir.
    Und Glitzi 9 ist fertich.

  • Zitat

    Original von Adalbert
    Die meisten Geschichten von euch beginnen man langen Naturbetrachtungen oder Legenden.


    Da ich nicht kommerziell schreibe, kann ich mir das erlauben. Nebenbei kenne ich keine Geschichte von mir, auf die dies zuträfe. Zumindest das Lange. Ich nehme an, ein Satz am Anfang als Einleitung z.B. zum Wetter fällt nicht unter "lange".


    Zitat

    Bei einer Geschichte kann das Ganze ganz lustig sein, aber wenn man die meisten der Romane so anfangen, ist es eher abtörnend als antörnend,


    Welchen Roman konkret meinst Du? Ist der vielleicht sogar als Reisebeschreibung angelegt? Dann würde es eher stören, wenn diese Beschreibungen nicht drin wären.


    Zitat

    zumal wir nicht mehr in der Zeit der Romantik leben, sondern schon viel weiter sind.


    Sind wir das?


    Zitat

    Ich habe das Gefühl, euer Lesesprektrum ist sehr klein.


    Das halte ich für eine sehr gewagte Aussage.


    Zitat

    Es werden kaum moderne Romane gelesen, die komplett ohne Naturmetaphern auskommen.


    Was will uns der Dichter damit sagen?

  • Ich steh auf die "Naturmetaphern", ich finde es sogar sehr wichtig und schön, zu wissen, wo ich mich befinde. Und als besonders lang oder ausschweifend empfinde ich sie eher nicht. Die Beschreibungen von Herr der Ringe waren ausschweifend, das fand ich auch anstrengend. Aber das zu verallgemeinern ist einfach nur falsch.


    Rune

  • Abgesehen davon, dass ich noch nie eine lange Naturbeschreibung am Anfang eines Texts hatte, schließe ich mich den anderen an - deine Behauptung ist doch reichlich verallgemeinernd. Auf welche Texte stellst du denn konkret ab, kannst du Titel nennen?

  • Ja, wessen Texte hast du überhaupt gelesen?
    Meine beginnen, glaube ich, nie mit Naturbeschreibungen. Nicht, dass ich das schlecht fände, aber es ist einfach so, dass sie so nicht beginnen.
    Meinst du die Texte im Forum hier oder auf HPs oder war meinst du überhaupt?


    ???


    Ach ja, noch was: Nicht alle Geschichten und Texte, die hier gepostet sind, sind Romananfänge.

  • 1. Was verstehst du unter "Moderne Romane"? Wir leben schon seit etwa 20 bis 40 Jahren (wie man es betrachten will) in der "Postmoderne".


    2. Mit "Moderne" verbindet man in der Kunst immer nur das 20. Jhd., aber ich finde diese Beschränkung etwas kurzsichtig. Historisch gesehen beginnt die Moderne zu Ende des 18. Jhds: mit der zunehmenden Industialisierung und damit dem Aufkommen derselben Probleme, die auch im 20. Jhd. literarisch thematisiert wurden. Wenn der Literat mal über sein Tellerrändchen hinausschaut, muss er also merken, dass die Romantik mit ihrer Erschöpfung in Naturdarbietungen strenggenommen der Moderne zuzurechnen ist.


    3. Erwartest du etwa, dass wir wie in "Homo Faber" den mannigfaltigsten Dschungel einfach als Gemüse abtun? ;) Wir sind eben keine lakonischen Banausen wie Walter Faber, die ihrer Umwelt nichts abgewinnen können.


    4. Wir sind Weltenbastler. Naturbeschreibungen und Legenden dienen der Beschreibung unserer Welten. Die Welten wiederum sind die Kulisse, vor denen sich die Geschichten abspielen. Natur und Legenden in einer Geschichte kann man mögen oder nicht; aber sie pauschal als veraltet ("unmodern") abzustempeln, finde ich zu voreilig. Ich kenne einige Romane, in denen gerade durch solche Beschreibungen die Atmosphäre aufgebaut wird, die einem das Buch spannend und interessant erscheinen lässt.


    5. Weil man nicht "modern" SCHREIBT, heißt es nicht, dass man nicht "modern" LIEST. Der Schreibstil wird meistens der Welt angepasst, in dem eine Geschichte spielt. Etwas Altertümlichkeit KANN dazugehören, wenn sie angebracht ist (auch wenn es das natürlich nicht MUSS, da hast du schon Recht.)


    6. Ich betrachte Schreiben (besonders von Kurzgeschichten) als Übung, um meinen eigenen Schreibstil zu finden; ich maße mir mal an zu sagen, dass es den anderen Schreibern hier ähnlich geht. Das Experimentieren mit Wörtern und das Ausreizen von Grenzen gehört dazu.


    Insofern, danke für die Kritik ;)

  • Ich wüßte auch gern, welche Geschichten zu du meinst.


    Ich selbst finde LANGE Naturbeschreibungen am Anfang auch eher suboptimal - aber was lang ist und was nicht, ist ja doch recht subjektiv. Legenden am Anfang sind nicht das Verkehrteste.
    Aber um deine Behauptung, das die MEISTEN unserer Geschichten so beginnen, zu belegen, müsstest du jetzt doch schon mal ein paar aufzählen....


    Ich muß zugeben, ich habe noch nicht viele Geschichten geschrieben. Aber meistens fange ich doch entweder recht schnell mit einer Handlung an, oder schmeiße gern auch den Leser direkt in eine "Action-Handlung" und biete erst später ne Verschnaufpause mit Aufklärungen und/oder Rückblenden ...


    Dabei fällt mir auch irgendwie grad das Medium "Film" ein. Klar, Buch und Film sind zwar Paar Schuhe, doch in vielen Dingen funktionieren sie ähnlich.
    Und um in eine Sache einzuführen, bieten Filme meist eine "Totale" an - einen Überblick, damit der Zuschauer weiß, wo er sich befindet und was Sache ist. Eine gewisse Orientierung zu Anfang braucht auch der Leser - Ausnahmen bestätigen natürlich hier wie dort die Regel.
    Aber die Ausnahme zur Regel zu erheben ist der falsche Ansatz. Die Regel zu biegen oder zu brechen benötigt schon eine Begründung.

  • Das mit der Totale ist ein guter Punkt. Ich mag es als Leser eigentlich nicht, wenn ich am Anfang keine Ahnung habe, in was für einem Umfeld ich mich eigentlich bewege. Ein bißchen Info muß einfach her. Der Film hat es da recht einfach, denn auf den meisten Aufnahmen ist irgendetwas im Hintergrund zu erkennen (sind wir in einem Zimmer, im Freien, welche Tageszeit...).
    In meinen Geschichten versuche ich dann meistens, irgendwo im ersten Absatz einen Satz unterzukriegen, der zumindest eine grobe Ahnung von solchen Dingen gibt. Wenn man sich da ein bißchen Mühe gibt, kriegt man da auch mehrere Infos auf einmal unter. Aber zu viel sollte es nicht sein, denn dann muß erstmal Handlung her.
    Eine Geschichte, die auf einer erfundenen Welt spielt (egal welches Genre) wird grundätzlich etwas mehr Umgebungsbeschreibung enthalten. In einem "normalen" Roman kann man schreiben "Er fuhr mit dem Auto von Köln nach Bonn" und es wissen alle, was gemeint ist, was das in etwa für Städte sind etc. Wenn ich schreibe "Er ritt von Kallarn nach Langan" dann weiß keine Sau, was da los ist (und daß da eine Landesgrenze dazwischen ist ;) ). Irgendwo muß man die Infos eben unterbringen. Die Kunst ist es, dabei den Leser nicht zu erschlagen.


    Aber mir fällt gerade auch keine Geschichte ein, die mit einer wirklich ausführlichen Naturbeschreibung anfängt. Zumindest keine hier. Karl May hat sowas manchmal gemacht, aber das fällt für mich eigentlich schon eher unter "Markenzeichen" und nicht unter Regel.


    Zitat

    Ein schwerer Sturm peitschte den dichtströmenden Regen gegen die sich vor ihm beugenden Tannenwipfel des Hochwaldes; fingerstarke Wasserfäden flossen an den Riesenstämmen nieder und vereinigten sich an den Wurzeln zu erst kleinen, nach und nach aber immer größer werdenden Bächen, welche in zahllosen Wasserfällen von Fels zu Fels in die Tiefe stürzten, um unten in dem engen Thale von dem hochaufgeschwollenen Flusse aufgenommen zu werden. Es war Nacht geworden; von Minute zu Minute rollte ein zürnender Donner über die Tiefe hin, doch, so hell und grell der Blitz jedesmal dabei leuchtete, fiel der Regen so »korpulent« herab, wie der Westmann sich auszudrücken pflegt, daß man trotzdem kaum fünf Schritte weit zu sehen vermochte.


    Der rasende Sturm traf oben den Hochwald und die Felsenklippen; seine Macht jedoch reichte nicht bis in die Tiefe, wo die Riesentannen im nächtlichen Dunkel unbeweglich standen, aber es war da auch nicht still, denn die Wasser des Flusses rauschten und brausten so erregt zwischen den Ufern dahin, daß nur ein ungemein scharfes Ohr es hören konnte, daß zwei einsame Reiter flußabwärts geritten kamen; zu sehen waren sie nicht.

  • Selbst das ist nicht zu umfangreich! Es ist eine Beschreibung der Landschaft und der Szene, und das ist doch wohl absolut legitim! Abgesehen davon ist eine solche Beschreibung am Anfang ganz oft ein Spiegel der Ereignisse im Buch, lediglich auf ein Bild gebracht.


    Adalbert, das mit den Legenden hast du aber nachträglich hinzugefügt, oder? Damit hast du nämlich teilweise recht. Eine Geschichte, die mit dem Götterkrieg und der Verbannung des Dunklen Gottes (tm) anfängt, langweilt mich sofort zu Tode, und ganz vorbei ist es, wenn auf Seite 2 die Prophezeiung auftaucht. Damit ist die Spannung raus, bevor sie überhaupt aufgebaut werden konnte, denn die Prophezeiung sagt mir ja schon, wie es ausgeht. Warum soll ich mich dann noch durch 300+ Seiten quälen?


    Abgesehen davon interessieren mich Legenden erst, wenn ich mich schon mit Charakteren angefreundet habe und etwas über das Land wissen möchte, in dem sie sich aufhalten.


    Was aber das "Lesespektrum" mit dem zu tun hat, was wir schreiben, ist mir ein Rätsel. Du bist doch nicht ernsthaft der Meinung, daß wir hier alle in Blümchenkleidern sitzen, spitze Ohren basteln und Marion Zimmer Bradley rezitieren? Was hat die Romantik mit Fantasy zu tun? Was geht mich die "Moderne" an, wenn ich eine archaische Welt beschreiben will? Bitte erst nachdenken, bevor du etwas schreibst.


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  • Die Legenden standen tatsächlich schon gestern da, Teria. Was besagte Legenden betrifft, stimme ich dir auch ein wenig zu. Ich brauche keine Kurzfassung der Geschichte am Anfang, allerdings habe ich auch mal eine Fantasygeschichte gelesen, in der die anfängliche Legende gezielt durchbrochen wurde. Fand ich sehr interessant, obwohl ich es nur gelesen hab, weil mein Bruder es mit vorgehaltener Waffe von mir verlangt hat.
    Veria

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Zitat

    Original von Kiodan
    Die Legenden standen tatsächlich schon gestern da, Teria.


    Huch. ;D Da habe ich wohl etwas vorschnell in den Abwehrmodus geschaltet - was ich immer tue, sobald mir einer verbale Rundumschläge um die Ohren haut. Ändert aber nichts an meiner Meinung.


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    Und Glitzi 9 ist fertich.

  • Zitat

    Original von Teria
    wenn auf Seite 2 die Prophezeiung auftaucht. Damit ist die Spannung raus, bevor sie überhaupt aufgebaut werden konnte, denn die Prophezeiung sagt mir ja schon, wie es ausgeht.


    Dann hast du aber nicht meine Geschichten gelesen :diablo: (ist natürlich auf NL). Allerdings, als ich die "verarschte Prophezeihungsgeschichte" mal ins Netz gestellt hab, haben alle Leser (Fantasy Fans) drüber genörgelt, dass das Ende der Geschichte und der Prophezeihung nicht miteinander stimmten.


    Zum Thema "Endlose Landschaftsbeschreibungen am Anfang der Geschichte": Hab ich nicht, die endlose Beschreibungen schon (man muss ja auch sein Hauptchar mal beschreiben), aber nicht am Anfang.

  • Ich kann mich eigentlich Minne nur anschliessen. ;D


    Zitat


    Ändert aber nichts an meiner Meinung.


    OK - aber muss sie deshalb zweimal da stehen? ;)


    Zitat

    Was hat die Romantik mit Fantasy zu tun?


    Na sie haben schon ein bissl was miteinander zu tun. Sie greifen manchmal aehnliche Motive auf, und beziehen sich oft auf Natur und Reise. Davon abgesehen werden manche romantischen Schriftsteller offenbar als "Mitbegruender" der Phantastik gesehen, z.B. E.T.A. Hoffmann. Andererseits ist das halt auch mal 200 Jahre her und in der heutigen Phantastik gibts auch ganz andere Sachen ;)

    Roald Dahl, Revolting Rhymes, Little Red Riding Hood and the Wolf:
    The small girl smiles. One eyelid flickers. / She whips a pistol from her knickers. / She aims it at the creature's head / And bang bang bang, she shoots him dead.
    A few weeks later, in the wood, / I came across Miss Riding Hood. / But what a change! No cloak of red, / No silly hood upon her head.
    She said, "Hello, and do please note / My lovely furry wolfskin coat."

  • Ich habe mich in alle Geschichten auf der Seite versucht einzulesen und ich fand es höchst mühsam. Irgendetwas stört.


    Hier gute Einstiege


    Eines Tages kommt Mongrel, mein Mann, aus dem Keller nach in die Küche, wo ich gerade Brownies backe. Er richtet eine Pistole auf meinen Kopf und sagt mir, daß ich mich an den Tisch setzen soll. Also mache ich das auch. Dann erzählt er mir , dass alles Scheiße ist und wir beide genausogut tot sein könnten.
    aus Hinter dem Horizont geht's weiter von Dakota Hamilton



    Der Brief klebte an meiner Tür, als ich von der Arbeit nach Hause kam. ich hatte im Merlotte's die Schicht von Lunch bis zum frühen Abend gehabt, und da es fast Ende Dezember war, wurden die Tage bereits ziemlich früh dunkel. (Hier gibt es auch einige Beschreibungen, aber die Figur wird sofort eingeführt)


    Der Vampir, der mich liebte von Charlaine Harris.


    Bei Middlesex geht es nicht primär um Geschlechtsverkehr, sondern um einen Burschen, den man anfänglich für ein Mädchen hielt, sprich um die Identitätssuche. Höchst spannender Familienroman, am Anfang hätte er durchaus kürzen können und am Ende etwas ausführlicher sein können!

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