Karfreitagsspeedbasteln (# 108) am 15. April 2022 (Verhüllte Bilder)

  • Mit Schrecken sah ich, wie lange hier kein Speedbasteln war. Darum kündige ich für


    Karfreitag, den 15. April 2022


    das


    Hundertundachte Speedbasteln


    an.


    Da ich den Chat im Dashboard nicht mehr finde, können wir uns ab 19:00 Uhr im Discord absprechen und das Thema festlegen, um ab ca. 19:30 Uhr für eine Stunde zu basteln und die Ergebnisse hier im Thread zu posten. Nachreichen ist aber ausdrücklich erwünscht. Speedbastel-Anfängern sei gesagt, dass auch das Lesen und Kommentieren der Beiträge der anderen Bastler ebenfalls ausdrücklich dazugehört. Ihr braucht euch also nicht zurückhalten, wenn euch etwas auffällt oder ihr Fragen habt. Eigentlich gibt es immer etwas zu lernen.


    Das kommt zwar aus heiterem Himmel, ich hoffe aber, dass an dem stillen Feiertag einige die Muße zum Speedbasteln finden.

  • *vorhibbel*


    (Hahaha Feiertag ... hierzulande wird gearbeitet.)

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Und dann hibbel ich mal, ob ich das Kind vor 19:30 ins Bett kriege ... derzeit Badewanne. *nagelbeiss*

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Krieg gerade erst die Uhrzeit mit (my fault). :freak: :-/


    Bin leider wohl doch nicht dabei, gleich kochen wir erst. Irgendwie hatte ich mit einer späteren Zeit gerechnet. :schild:


    Euch aber viel Spaß!

  • Die Ruinen und Statuen von Kheslecht *


    In den Ausläufern des zentralen Gebirges finden sich das Ruinenfeld von Kheslecht. Niemand weiß mehr, wie alt die Ruinen sind und wer sie erbaut hat. Sollte es Inschriften gegeben haben, sind sie längst verwittert. Der Ort gilt als verflucht und unheimlich, weshalb die Untersuchung durch mittelstädtische Forscher bisher immer verhindert wurde.


    Doch finden sich Zeugnisse späterer Zeit in den Ruinen. Auf dem zentralen Platz etwa steht ein Kreis von Statuen um ein quaderförmiges Monument, dass mit Bildtafeln, deren Farbe nur noch schwach zu erkennen ist, geschmückt ist. Die Statuen stellen im Wechsel Zwerge und Elfen dar, wie sie auf der Träne der Götter heute nicht mehr bekannt sind. Die Zwerge tragen seltsame spitze Hauben und lange Gewänder, während die Elfen von Blattwerk umwuchert erscheinen.


    Eines Tages erreichte eine Expedition der Tiefen Zwerge den Platz.


    "Statuen von Zwergen?"


    "An der Oberfläche?"


    "Wo vom freien Himmel schon eine Stadt zerstört wurde?"


    "Wir können unsere Vettern, so seltsam sie aussehen, nicht den Unbilden der Oberfläche überlassen!"


    "Sie müssen in eine Höhle, geschützt von einer festen Decke, von Erdboden und Bewuchs, der herabstürzende Wolken, Steine und gefrorenes Wasser abfedern."


    "Aber es scheint wichtig zu sein, dass sie die Bilder bewachen."


    "Warum bauen wir nicht einen Schutz, wie die Oberflächlichen?"


    "Gebäude nennen sie das. Aber die sind nicht richtig konstruiert. Erde und Pflanzen fehlen."


    "Lasst uns daheim genau berichten und uns dort gründlich beraten."


    Nun begannen die Zwerge den Platz, die Statuen und das Monument zu vermessen und die Ruinen zu prüfen Dann verließen sie die Stätte. Wenige Monate später erreichte eine größere Oberflächen-Expedition der Zwerge den Platz. Sie trugen Steine aus den Ruinen zum Bauplatz und errichteten ein rundes, überwölbtes Gebäude mit nur einem niedrigen Zugang um die Statuen. Im nächsten Jahr kamen wieder Zwerge und bepflanzten das Gewölbe mit Sträuchern.


    Da die wenigen Bewohner der Region das nicht mitbekamen, war das aus dem Nichts erschienenen und schon überwucherte Gebäude eine Quelle des Schreckens für die Bewohner und sie begannen unheimliche Geschichten über die Statuen und Bilder zu erzählen, die sich selbst einen Schutz vor Blicken schufen. Die Verhüllten Bilder wurden ein beliebtes Element in Horrorgeschichten. Sie sollen sich nähern, wenn sie unbeobachtet sind, um ihr Opfer zu greifen. Je nach Geschichte werden dann die Opfer in die Bildtafel versetzt oder in die ferne Vergangenheit, wo sie die Stadt von Kheslecht gründen und bewohnen.


    *Der Name wird vielleicht noch geändert.

  • 20:04 - Das Kind schläft, Veria fängt an basteln.


    Alte Bilder im Schatten


    Bilder sind seit frühgeschichtlichen Zeiten wichtig. Man findet sie natürlich auf Papier, Leinwand und Holz, gelegentlich auch auf Glas oder aus magischem Licht. Früher, und zwar sehr viel früher, fand man sie auf Takat-Blättern, auf lehmbeschichteten Tafeln und natürlich auf Stein - und von letzteren sehen wir noch jetzt welche, denn unsere Vorfahren haben nicht wenige vor der Witterung geschützte Felsen verziert.

    Im nördlichsten Vatergebirge, wo das Gebirge schon fast ans Meer stößt, dort finden sich in den Padlara-Höhlen viele frühgeschichtliche Zeichnungen aus Ocker, Ruß und wahrscheinlich weiteren, weniger haltbaren Pigmenten.

    Erst vor wenigen Jahren wurde nach einem Erdrutsch eine bislang unbekannte Höhle entdeckt, und darin eine Reihe von beachtlich detailgetreuen überlebensgroßen Darstellungen von:

    ~ einem Pamaki-Jungtier, maximal zwei Wochen alt

    ~ einem weiblichen Ruhar-Jungtier, frisch geschlüpft noch mit Eizahn-Reihe an der Stirn

    ~ einem neugeschlüpften bis maximal dreimonatigem Omiang-Kind

    Diese Motivwahl ist natürlich alles andere als ungewöhnlich, es sind viele Darstellungen von Jungtieren und Kindern von Verwandelbaren bekannt. Außergewöhnlich ist einerseits, dass die Bilder so groß sind, andererseits auch die Ortswahl. Die Bilder befinden sich abseits vom Hauptraum der Höhle, nicht von der Feuerstelle aus zu sehen. Es muss sehr aufwändig gewesen sein, die Nische zu beleuchten - außer, natürlich, es waren damals bereits einzelne Personen in der Lage, Lichtzauber zu wirken, was in Anbetracht der verrußten Häuser noch einiges späterer Zeiten eine beachtliche Erkenntnis wäre.

    Aber zweifellos gab es zu allen Zeiten Ausnahmetalente, und nicht immer gaben sie ihr Wissen auch weiter.


    20:27 - Veria ist fertig, Veria postet jetzt.

    Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
    - Armin Maiwald

  • Verhüllte Bilder in Arastur:


    Die Arasturi verhüllen Bilder und auch andere Kunstwerke am Todestag des Kaisers Kondial.

    Dieser Brauch begann nach dem Tod von Kondial dem dreizehnten Kaiser Arasturs.


    Kondial war Kunstsammler und hatte das erste Museum Ånens begründet.

    Da die Arasturi glauben, dass die Seele eines Menschen nur dann weiterziehen kann, wenn man die Gegenstände vernichtet oder gut versteckt, die dieser Person zu Lebzeiten besonders wichtig waren, hat man nach dem Tod von Kondial alle Kunstwerke im Land mit bunten Tüchern zugehängt.

    Nach seinem Tod gab es eine Zeit der „Kaiserlosigkeit“ da Kondial selbst keine Erben hatte.

    In dieser Zeit wurde jeder seiner Todestage so begangen als wäre er erneut gestorben.

    Das hat sich dann bis zum jetzigen Zeitpunkt durchgesetzt, auch wenn einige Kaiser die Praxis des Verhüllens der Bilder verboten haben, wurde es dennoch weiter praktiziert.

    Teilweise wurde in diesen Zeiten dann auch ein Bild, eine Statue, ein Schmuckstück oder der gleichen in einem von der Straße nicht einsehbaren Zimmer an die Wand gehängt, nur um dann verhüllt zu werde.


    In einigen Gegenden in Arastur hält sich bis heute ein Sprichwort das sich am ehesten als „Das Bild für den toten Kaiser aufhängen“ übersetzen lässt. Was letztlich soviel bedeutet wie „etwas nur halbherzig tun oder etwas nur provisorisch machen“, vor allem wenn es um Dinge geht, die ohnehin nur Kurz funktionieren müssen oder die niemand sehen wird.


    In der Hauptstadt von Arastur gibt es seit etwa dreißig Jahren sogar Künstler die sich darauf spezialisiert haben Gemälde oder Statuen anzufertigen, die nur dem Zweck dienen an einem Tag im Jahr aufgehängt und dann mit Tüchern verhüllt zu werden.

    Diese Werkstücke sind dann oft sehr krude, nicht besonders sauber gearbeitet und eher auf Masse ausgelegt.


    In Gawenna wird dieser brauch ironisch auch als Möglichkeit abgestempelt mit dem eigenen Reichtum zu prahlen (Je mehr Bilder man hat um sie zu verhüllen, desto mehr Geld hat man vermutlich für solche „unsinnigen“ Anschaffungen)

  • Das Haus der Pinguine


    An der südlichen Spitze des Arlon-Kontinentes liegen die Brutgebiete mehrerer Pinguinarten, darunter Brillenpinguine, Kappinguine und Nadelpinguine. Die Eier dieser flugunfähigen Vögel gehörten schon immer zum Speiseplan der Einwohner.

    Als allerdings tauranische Siedler das Land an sich rissen, fanden sie schnell heraus, dass sich die Eier sehr ertragreich als Delikatesse in die alte Heimat verkaufen ließen. Besonders die Familien Zee und van Luipaard wurden durch den Eierverkauf reich. Nach einem kurzen Streit über die Nutzungsrechte einiger Brutgebiete schlossen sich die Familien durch Heirat zusammen und errichteten unweit der umstrittenen Gebiete die Villa Zee-Luipaard, in der sie fortan lebten.

    Da Pinguine aber nicht dumm sind, erkannten sie bald, dass ihre traditionellen Brutstätten nicht mehr sicher waren. Nach einigen Jahren der Nutzung waren die meisten Pinguine aus der Gegend verschwunden. Der Versuch, Pinguine in Gefangenschaft zu halten, führte zu nichts, da die Tiere kaum legten und sich überhaupt nicht fortpflanzten, sodass der Bestand schnell schrumpfte.

    Zee und van Luipaard mussten dieses Geschäft aufgeben, sie fanden neue Einnahmequellen weiter im Landesinneren und bald stand die Villa Zee-Luipaard leer.


    An der Villa und ihrer Einrichtung ist deutlich zu erkennen, dass die früheren Bewohner viel Hoffnung in die Pinguine gesetzt hatten. So ist schon die Eingangstür von zwei Pinguinstatuen gesäumt, die Pfosten aller Treppen sind zu Pinguinformen geschnitzt und die Schränke und Stühle haben Pinguinfüße.

    Vorhänge sind mit Pinguinmotiven bestickt, auf dem Dach dreht sich ein Wetterpinguin und vor dem Kamin (auf dessen Sims natürlich Porzellanpinguine stehen) liegt ein gewebter Teppich, der die abgezogene Haut eines gewaltigen Pinguins imitiert.


    Das auffälligste aber sind die Gemälde. Im ganzen Haus verteilt finden sich Abwandlungen berühmter Meisterwerke wie „Die Gemüseschmuggler“, „Der Ruf“ oder „Maskenball unter Brücken“, in denen die abgebildeten Personen durch Pinguine ersetzt sind.

    Auch in der Ahnengalerie sind alle Zees und van Luipaards als Pinguine dargestellt. Die Urheber dieser Bilder sind nicht namentlich bekannt.


    Als Generationen später nach mehreren massiven Rückzahlungen an die Eingeborenen und Beschlagnahmung von Grundstücken die nun weniger reichen Zee-Luipaards die Villa zum Hotel umfunktionierten, zeigte der seltsame Stil eine ungewöhnliche Wirkung. Gäste und Personal berichteten über ein leichtes Unwohlsein und eine wachsende Paranoia. Sie fühlten sich von den Augen der Pinguinabbildungen verfolgt und bald auch von den (nach Einrichtung eines Schutzgebietes langsam zurückkehrenden) echten Pinguinen.

    Hinzu kamen Alpträume und eine ungewöhnliche Häufung von Unfällen. So stolperte etwa ein Gast auf der Treppe und schwor, der über der Treppe hängende „Selbstporträt mit Ente“-Pinguin (der größere, der den Künstler Ernest Duwner ersetzt, nicht der kleinere, der die Rolle der Ente hat) habe ihn höhnisch angegrinst, genau wie im Traum in der vorigen Nacht.

    Ein einziges Mal gab es einen Todesfall als ein Zimmermädchen vom Dach sprang, nachdem es dort einen (harmlosen aber in seiner Anwesenheit rätselhaften) Bischofspinguin entdeckt hatte.


    Das Hotel verlor schnell Personal und Gäste und die Zee-Luipaards nahmen in ihrer Not den (nun natürlich illegalen) Handel mit Pinguineiern wieder auf.

    Als die Archäologin Dimakia Johal im Hotel nächtigte, um nach dem Pinguinei-Diamanten zu suchen, einem verschollenen Edelstein, den die Familie van Luipaard gerüchteweise besessen haben soll, stieß sie auf das geheime Lager illegal gesammelter Eier.

    Als die Zee-Luipaards versuchten, sie zum Schweigen zu bringen, wurde sie überraschend gerettet durch eine Reihe seltsamer Zufälle – ein Gemälde fiel im richtigen Moment von der Wand, ein Angreifer stolperte scheinbar grundlos auf einer Treppe und einer rutschte auf dem „Pinguinfell“ vor dem Kamin aus. Als die Wilderer Johal nach draußen verfolgten, verschwanden sie auf unbekannte Art an der nächtlichen Küste und wurden seitdem nicht mehr gesehen.


    Die neuen Besitzer haben das Hotel seitdem wieder eröffnet. Aus Respekt vor der Geschichte des Gebäudes haben sie die Gemälde nicht abgenommen, sie sind aber grundsätzlich verhüllt und dürfen nur für einen kurzen Blick enthüllt werden. Tatsächlich hat es keine Beschwerden über Unwohlsein, Paranoia oder Alpträume mehr gegeben.

    Nur in der Ahnengalerie kam es zu einem seltsamen Zwischenfall, als über Nacht sämtliche Bilder aufgeschlitzt wurden – scheinbar mit Schnäbeln.

  • Die Jahre 251 bis 258 n. GdDR. gingen in die Geschichte Galhadans als die „Schwarzen Jahre“ ein. In dieser Zeit verwaltete Administrator Midrian Kroupal, ein einst ehrenwertes Mitglied des Archivs und hochrangiger Vorsorger, den vakanten Thron Galhadans. Die eigentliche Herrscherin, Vivana Galbraid, war zum einen noch viel zu jung und zum anderen von dem wahren Magier Cohan versteckt wurden, nachdem Unbekannte eine Anschlag auf ihre junges Leben verübt hatten. Daher veranlasste der Volksrat, dass eben jener Administrator Kroupal den Thron in ihrer Abwesenheit besetzte. Es stellte sich allerdings heraus, das Kroupal nicht nur sehr ehrgeizig, sondern auch sehr fanatisch war. Die Konflikte mit der Theokratie Ætherea haben ihn zu einem eifrigen Mitglied der Erdaskirche werden lassen. Besonders einigen sehr radikalen Prediger*innen, welche alle anderen Glaubensrichtungen, Weltanschauungen und Philosophien als Häresie darstellten, war er sehr zugetan. Mit seinem Antritt als Verwalter des Reiches hatte er nun endlich auch die Macht und Ressourcen, diese Priester*innen und ihr Ziel, die Erdaskirche als alleinige Staatsreligion einzurichten, zu unterstützen.


    Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Einrichtung der „Gesellschaft der Eulen“. Diese Sondereinheit, bestehend aus eher zwielichtigen Gestalten, die für entsprechenden Lohn ihre eigenen Eltern verraten würden, hatte den Auftrag, mögliche Verräter*innen, verbotene Kulte und Verehrer*innen falscher Religionen ausfindig zu machen und, im besten Fall, auszumerzen. Mit der Gesellschaft der Eulen begannen sich die Finsternis über Galhadan zu ziehen. Gerade kleinere oder auch recht alte Religionsgruppen wurden in den ersten Pogromen blutig und mit Feuer und Schwert ausgelöscht. Gleiches galt auch für wahre Magier*innen, Wissenschaftler*innen, welche nicht für das mächtige Archiv arbeiteten oder auch arme Irre, die lediglich von Qualen der Seele und des Geistes gezeichnet wurden.

    Wer von den Eulen nicht ins Gefängnis gesteckt oder sofort getötet werden wollte, versteckte die Zeichen seines Glaubens: Statuen wurden in Lehm eingegossen, Götterbilder übermalt oder mit der Abbildung der Schöpfungsgöttin Erdas überklebt. Wichtige und heilige Schriften wurden, wenn sie in Papierform vorlagen, unter den Dielenböden versteckt oder in digitaler Form irgendwo in den Tiefen des Ghostwebs versteckt. Auf diese Art und Weise konnte viel Wissen vor den Schergen Kroupals gerettet werden.

    Gerade aber in den letzten zwei Jahren von Kroupals Tyrannei wurde das Morden der Eulen zufälliger und selbst wenn die Gläubigen ihre Reliquien, Artefakte, Bilder und Schriften versteckten, war es nicht sicher, dass sie die Hexenverfolgung überlebten. Als im Jahr 258 n.GdDR. die „Schwarze Garde“, der militante Arm der Eulen, die Slums der großen Stadt Parath niederbrannten, starben Hunderte, ja vielleicht sogar Tausende Unschuldige in den Flammen. Mit ihnen wurden auch viele verhüllte Reliquien vernichtet.


    Doch nicht jede von ihnen erlitt dieses Schicksal. Jene Schriften und Bildnisse, die geheimen Datengrüften im Ghostweb archiviert wurden, bleiben erhalten. Aber auch physikalische Reliquien konnten gerettet werden. Denn nach dem großen Feuer wurde das, was von den Slums übergeblieben ist, entfernt, um neuen Bauwerken Platz zu schaffen. Und bei diesen Aufräumarbeiten entdeckten die Arbeiter*innen immer wieder unter den Trümmern Verstecke, in denen die einstigen Bewohner die Zeichen ihres Glaubens verbargen. Einer der größten Schätze waren eine Vielzahl kleiner Kupferstatuen, welche die mannigfaltigen Göttinnen und Götter der „Vielfältigkeit“ darstellten und zu ihrem Schutz in Lehmziegeln versteckt wurden, sowie die Abbildung radakabbalistischer Riten auf Leinwänden, welche in gläsernen Röhren in der Erde vergraben wurden.

  • So, eine Stunde ist vorbei, das Speedbasteln, Teil 1 endet.


    Nachreichen, Lobse und Kommentare werden ausdrücklich gewünscht, nicht nur geduldet.

  • Die Verhüllten von Khayall

    Der Dritte Rhonkanische Erbfolgekrieg hatte neben den politischen Umwälzungen auch einen bedeutenden, wenn nicht noch bedeutenderen, Einfluss auf die Komoot [vorherrschende Religion] Ost-Naonnels, da mit dem Wechsel der weltlichen Macht zum Haus Jab in Ioralabad auch das Oberhaupt der Komoot in deren Herrschaftsbereich geriet. Schon Jahre zuvor, als sie die Herrschaft über Ioralabad erlangt hatte, hatte diese Familie gezeigt, wie ruchlos sie ihr Verständnis der Lieder durchzusetzen vermochte, indem sie sämtliche Statuen der Heiligen niedergerissen hatten. Sowohl in den Tempeln, als auch an der Prachtstraße und in jedem Gebäude der Stadt waren Statuen und Figuren zerschmettert worden, um dem Anspruch der Jab gerecht zu werden, die Religion rein geistig zu praktizieren. Mit der Kontrolle über ganz Rhonkan dehnte sich diese Vorgehensweise auch auf die anderen Stadtstaaten aus. Ndjaprs und Nazyrs alte Steinmetzkünste sind heute unwiederbringlich verloren. Doch in Khayall stehen heute überall sandgrau, aber kunstvoll verhüllte Statuen in den Straßen und auf den Plätzen. Dies verdankt die Stadt Jab Trafu Jab, dem jüngeren Bruder des Kaisers Jab Bhavan Jab. Er hatte als zweiter Ehemann des Nashab-Fürsten von Khayall Einfluss in beiden Städten und war als tiefreligiöser Liebhaber der Kunst bekannt. Er überzeugte seinen Bruder, die Bildnisse der Heiligen stehen zu lassen, so lange sie nicht direkt in religiöse Aktivitäten eingebunden würden. Zusätzlich wurden sie kurz darauf verhüllt, da sie in den Augen der Jab sonst die Bürger versuchen würden, den Heiligen nicht im Geiste sondern physisch zu begegnen. Nach den wenig später folgenden Vierten und Fünften Rhonkanischen Erbfolgekriegen lag die Macht zwar wieder in Khayall, doch die Tradition der verhüllten Statuen blieb bestehen.


    Puh... Kommt mir reichlich wirr und verschachtelt vor, aber meine Idee hat sich beim Schreiben auch irgendwie nicht richtig entscheiden können, was sie werden will... :pfeif:

  • Künstlerische Kuriositäten


    In der Nationalgalerie von Gilath kann man in der Abteilung für klassizistische Malerei das Werk „Die sterbende Heilige“ des Malers Kuvali bestaunen. Vor einem dunklen Hintergrund, in dem sich ein in Nacht gehüllter Fels erahnen lässt, kniet eine weibliche Gestalt am Boden. Ihren Kopf hat sie in den Nacken gelegt, der linke Arm hängt schlaff an der Seite des Körpers herab. Mit der rechten Hand hält sie locker den Griff eines Schwertes umfasst, das neben ihr wie eine Standarte im Boden aufgerichtet ist. Die Gestalt ist in eine dunkelgrüne Toga gehüllt. Ihre linke Brust ist frei und zeigt eine klaffende Wunde, aus der sich ein Blutstrom ergießt, der den unteren Teil des Bildes in leuchtendes Rot taucht. Auf dem Felsen im Hintergrund sitzt ein Falke, der einen Yrakzweig im Schnabel trägt.


    Stilistisch ist das Bild klar dem Klassizismus zuzuordnen, da es sich sowohl mit seinen klaren Linien als auch mit der Motivwahl, der in Gilath verehrten heiligen Krysea, auf antike Vorbilder bezieht. Obwohl sich das Werk, wie viele klassizistische Werke durch eine exzellente Technik, was Körperproportionen, Faltenwurf der Kleidung oder Zusammenspiel von Licht und Schatten betrifft, auszeichnet, verdankt es seinen Platz in der Nationalgalerie jedoch nicht allein seiner Qualität, sondern dem Umstand, dass es das einzige erhaltene Werk des durchaus fleißigen Kuvali darstellt.


    Zur Zeit der Konterrevolution, 390 nGdDR, erließ Nastor Pravant, Präsident des gilathischen Parlamentes und zugleich dessen Notstandsbevollmächtigter, eine Reihe restriktiver Dekrete, die die Rechte der Bürger einschränkten und so die Niederschlagung der monarchistischen Revolution ermöglichen sollten.


    Der brutale Zugriff der Polizei führte jedoch zunächst dazu, dass die Revolutionäre an Unterstützung gewannen und aus der zunächst noch überschaubaren Revolte in der Hauptstadt eine nationale Bewegung wurde.


    Nastor Pravant reagierte jedoch mit unverminderter Härte und so zerschlug sich nach der blutigen Niederschlagung von Protesten im Spät- und Nachsommer 391nGdDR, unter Historikern als gilathischer Blutsommer bekannt, die Revolutionsbewegung. Im Nachklang der Ereignisse verfügte Pravant, der sich weigerte seine vom Parlament verliehenen Vollmachten niederzulegen, dass sämtliche Symbole der monarchistischen Revolutionäre, wie unter anderem deren grün-rote Farbsymbolik, verboten und ihre Zurschaustellung aufs härteste zu bestrafen sei.


    Der damals schon anerkannte und als eigenwillige bekannte Künstler Kuvali empfand die staatliche Anordnung auch bei Gemälden auf rote und grüne Farben zu verzichten als absurd und weigerte sich ihr zu folgen. Vielmehr machte er sogar publik, dass er, als glühender Verfechter des Parlaments, sich nicht den Erlassen eines diktatorischen Autokraten, sondern nur den Gesetzen der Volksvertreter beugen würde und dass auch sein neuestes Werk, ein Fresko in der Kathedrale von Skipia in roten und grünen Farben erstrahlen würde.


    Kuvali wurde daraufhin festgenommen, kam jedoch schon nach wenigen Tage, wohl nach der Intervention einiger hochrangiger Gönner, wieder auf freien Fuß. Den Auftrag für das Fresko verlor er jedoch genauso wie andere gut bezahlte Auftragsarbeiten. Seine Freunde drängten ihn, sich dem Dekret zu beugen, doch Kulvali blieb stur und malte weiter rot-grün.


    Den Gipfel erreichte die Auseinandersetzung zwischen Pravant und Kuvali, als letzterer seine neuesten Werke, selbstverständlich wiederum mir großer Ankündigung, öffentlich ausstellte. Die Werke, die allesamt rot-grüne Elemente zeigten, verhüllte Kuvali mit Leinentüchern, wohl in der Hoffnung, damit eine Gesetzeslücke gefunden zu haben und damit vor einer Bestrafung sicher zu sein. Aber Nastor Pravants Geduld mit dem aufsässigen Künstler schien ein für alle mal erschöpft. Er ließ Kuvali verhaften und in einem Eilverfahren wegen Aufwiegelung zum Tode verurteilen. Kuvalis Werke wurden wo immer man ihrer habhaft werden konnte beschlagnahmt und vernichtet.


    Nastor Pravant blieb noch 3 Jahre als Notstandsbevollmächtigter an der Macht, bevor er einem Giftanschlag zum Opfer fiel. Von Kuvalis mutigem oder törichten Widerstand gegen den Tyrannen zeugt noch heute, die in rot und grün gehaltene Darstellung der heiligen Krysea, die (jetzt wieder unverhüllt) im Nationalmuseum von Gilath bestaunt werden kann.

    "Die Leichen der Euren werden genügen diese Ebene in Calislad, die Knochenebene, zu verwandeln. Ich sage euch noch einmal: geht!, hier und zwischen diesen Bäumen wartet nur der Tod auf euch.“

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